Gruppentherapie: MANILLA ROAD - "Playground Of The Damned"

26.08.2011 | 09:29

Die Epic-Metal-Legende MANILLA ROAD katapuliert sich auf Platz #3 in unserem Soundcheck mit ihrem neuen Werk. Und das, obwohl nicht die gesamte Kollegenschaft laut jubelt. Viel Spaß mit unserer Gruppentherapie!

 

 


Dass der epische Metal von MANILLA ROAD wunderbar polarisieren kann, ist bekannt. Insbesondere das neue Album birgt das Potenzial für sowohl euphorische als auch enttäuschte Meinungen. Die Songwriting-Qualitäten garantieren durchaus für einige starke Momente voller monumentaler Epik, die jedoch - und das muss man so deutlich sagen - im verwaschenen und eintönigen Schrammelsound-Gewand unterzugehen drohen. Was mir zudem definitiv fehlt auf der Spielwiese der Verdammten sind ein paar mehr Eruptionen im doch recht gleichförmigen Sound - irgendwann langweilt das verspielt-getragene Klangbild ziemlich, es fehlt an Abwechslung und Spannung. Ein paar zünftige Riffs einzubauen, wäre echt nicht schlecht gewesen. Grundsätzlich fällt das Gitarrenspiel ziemlich gediegen aus und rettet damit letztendlich die Platte wenigstens ein bisschen, aber das allein reicht eben auf Albumlänge nicht. Nach dem x-ten Song mit überwiegend verspielt vor sich hin dudelndem Klampfengegniedel hat man schlicht Bock auf ein bisschen Kraftfutter. Doch in der Hinsicht kommt nur wenig Erhebendes. (Jetzt muss ich vermutlich gar nicht mehr erwähnen, dass mir die recht knackige "Crystal Logic" die liebste von MANILLA ROAD ist, auch wenn ich zugegebenermaßen weit davon entfernt bin, alle Platten der Amis zu kennen.) Es würde mich aber wirklich mal interessieren, wie viel an Durchschlagskraft die an sich nicht schlechten Nummern durch einen weniger schrammligen Sound zulegen könnten. Aber der soll ja offenbar genau so klingen. Und dennoch, insbesondere der Drumsound ist wirklich grottenschlecht. Klingt wie mit Buntstiften auf 'nem Pappkarton rumgetrommelt. Und so kommen dann am Ende nicht mehr als etwas wohlwollende 7 Punkte dabei rum.

Note: 7,0/10
[Stephan Voigtländer]


Wie es mein Kollege Rüdiger Stehle bereits treffend auf den Punkt brachte (siehe Rezension), ist der neuste Streich der Epic-/Heavy-Metaller aus den Vereinigten Staaten ein rundum gelungenes Werk geworden. Dabei hatte ich das Glück, komplett unvoreingenommen an "Playground Of The Damned" herangehen zu können, da sich MANILLA ROAD jahrelang von meiner Bildfläche fern hielten. Aber womit trumpfen die Jungs anno 2011 eigentlich auf? Mit insgesamt acht Stücken, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und einer Artenvielfalt, wie sie nur wenige Bands heutzutage beherrschen. Man nehme mystische Elemente ('Jackhammer'), genügend Heaviness und Schwere ('Into The Maelstrom'), eine nicht zu verachtende Geschwindigkeit ('Abattoir De La Mort'), sowie reichlich Gefühl ('Fire Of Ashurbanipal'), Punkte also, die sich wie ein roter Faden über den gesamten Spielplatz ziehen. Nach den ersten Durchläufen des mittlerweile 15 (!) Studiowerkes bekommt man somit unweigerlich das innige Bedürfnis, auch ehemalige Schaffenswerke des Quartetts zu konsumieren und soviel MANILLA ROAD aufzusaugen, wie nur irgendwie möglich ist. Auf diesem Spielplatz der Verdammten haben sowohl Altfans, als auch Anhänger jüngeren Alters enormen Spaß. Dass dabei die typischen Markenzeichen der Truppe nicht außer Acht gelassen wurden, ist ebenso selbstverständlich wie die Tatsache, dass man sich auch im zehnten Jahr nach der Wiedervereinigung nach wie vor auf seine epischen Pappenheimer verlassen kann.

Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]
 

Alles Kult, oder was? Klar, MANILLA ROAD sind seit mittlerweile mehr als 30 Jahren aktiv und haben dank Alben wie "Crystal Logic" oder "The Deluge" eine feste Schar Anhänger des epischen Kauz Metal hinter sich gebracht. Wer auf die sehr eigene Stimme des Mark Shelton kann, wer es erhaben und regressiv mag, der macht hier wenig falsch. Denn "Playground Of The Damned" klingt nicht nur musikalisch nach 1983, sondern ist auch so produziert. Stephan hat die pappigen Drums schon angesprochen, der Bass ist auch nur bei höchster Konzentration auszumachen [wie meinen? - ML]und die Gitarren dürften auch saftiger aus den Boxen tropfen. Und das ist durchaus schade, wo gerade die zweite Hälfte des Werks sonst doch durchaus zu überzeugen wüsste. Ganz vorne dabei ist die abschließende Hymne 'Art Of War', die sogar im Pappmantel noch eine magische Wirkung versprüht. Toller Song. In der Güteklasse hätte ich aber gern mehr gehört, doch hat sich unter die acht Nummern ausgerechnet mit dem wenig aufregendem Titelsong auch noch ein Stinker verirrt. Auf ein Gesamturteil "gut" kann ich so natürlich nicht kommen. Fans dürfte das aber egal sein, weil sie spätestens bei 'Art Of War' glücklich kniend vor der Anlage verharren werden. Viel Spaß dabei!

Note: 6,5/10
[Peter Kubaschk]



Wer wie ein Politiker immer Angst hat etwas Angreifbares zu sagen, der sollte es bei "Playground Of The Damned" mit dem Statement: "Auf MANILLA ROAD ist Verlass!" bewenden lassen. Über alles andere kann man wohl trefflich streiten. Natürlich spielt die Truppe um Mark Shelton auch auf ihrem fünfzehnten Album zunächst mal eine eigenwillig-verschrobene Variante des Epic Metal uramerikanischer Prägung. Trademark Nummer Eins ist weiterhin das bluesig schnurrende, wohlig warme Gitarrenspiel des Meister persönlich, der vor allem durch seine singend klagenden Soli beeindruckt. Bekannt und von so manchem gefürchtet ist auch die Tatsache, dass der Gesang des guten Mark immer so klingt, als habe er zu dicke Mandeln und zwei Tampons in der Nase. Auf "Playground Of The Damned" kommt der Eindruck hinzu, er und sein Kompagnon Bryan Patrick seien fünf Minuten vor Beginn der Aufnahmen nach einer durchzechten Nacht aus dem Bett geschmissen worden. Die ersten drei Songs leiden doch arg unter dieser Schnarchnasigkeit, besonders beim käsigen Titelstück möchte man die beiden am liebsten packen und schütteln. Und in der Tat werden die Herren im weiteren Verlauf der Platte wacher und agiler, auch die spannenderen Kompositionen verstecken sich bis auf den SLOUGH FEG-mäßigen Opener 'Jackhammer' eher im hinteren Teil der Platte. Das ordentlich abrockende "Grindhouse' ist der Hallo-Wach-Kaffee, das schräg-coole, facettenreiche 'Abbatoir De La Morte' bildet einen angenehmen Kontrast zum eingängigen (aber auch etwas unscheinbaren) 'Fire Of Ashurbanipal'. Höhepunkt des Albums ist schließlich das endlich vollständig aufgewachte 'Brethren Of The Hammer', mit dem endlich mal das sehr hohe Niveau des unterm Strich klar besseren Vorgängers "Voyager" erreicht wird. Ja, und über den Drumsound werde ich nichts weiter sagen, der ist schlicht und ergreifend eine Frechheit. Fazit: "Playground Of The Damned" ist in der Summe ein gutes, aber kein überragendes Album geworden. Fans schlagen hier eh zu; Neueinsteiger greifen aber besser zu "Voyager" oder eben zu den großen Band-Klassikern der Jahre 1983 bis 1987.

Note: 7,5/10
[Martin van der Laan]


 


Kantig, mystisch und eigenständig sind einige Attribute, die den Sound der Epic-Metal-Legende MANILLA ROAD nach meinem Dafürhalten am besten charakterisieren. Und diese Eigenschaften finden sich auch auf dem brandneuen Output "Playground Of The Damned" in großem Maße. Die charismatischen, rauhen Vocals von Mark Shelton sorgen bei sehr melodisch geprägten Titeln wie 'Fire Of Ashurbanipal' und dem überragenden Schlusstitel 'Art Of War' mit seiner getragenen Epik für Gänsehaut-Feeling. Neben 'Abattoir De La Mort', das neben fett sägenden Riffs auch gefühlvolle Facetten gekonnt vereint, ist besonders 'Brethren Of The Hammer' als eines der Glanzstücke zu nennen. Der eingängige Refrain und die coole Gesangsleistung von Bryan "Hellroadie" Patrick tun ihr übriges, um das Stück als potenziellen künftigen Bandklassiker einzustufen. Walzende Midtempo-Stücke wie 'Into The Maelstrom' mit vergleichsweise tiefen Vocals von Hellroadie schlagen musikalisch gekonnt die Brücke zu alten Werken wie "Open The Gates" (1985) oder dem neueren "Atlantis Rising" (2001) . Die Gitarrenarbeit von Mark Shelton kommt auf "Playground Of The Damned" prächtig zur Geltung. Wie bereits beim Vorgängerwerk "Voyager" gibt es eine ganze Reihe grandiose gespielter Melodien auf der Zwölfsaitigen und eine Vielzahl sehr packender Gitarrensoli und der Shelton-typischen, unvergleichlichen Art. "Playground Of The Damned" ist eine tolle und höchst empfehlenswerte Scheibe für alle Fans von SLOUGH FEG, CIRITH UNGOL, BATTLEROAR und Co. Für MANILLA- Fans ist das Werk ohnehin ein absoluter Pflichtkauf, reiht es sich doch nur mit minimalen Abstrichen zwischen großen Klassikern wie "The Deluge" oder "Open The Gates" in Sachen Qualität ein.

Note: 9,0/10
[Martin Loga]

Redakteur:
Martin Loga
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