MANILLA ROAD - Playground Of The Damned
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2011
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Heavy Metal / Epic Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- High Roller Records / Shadow Kingdom Records
- Release:
- 15.07.2011
- Jackhammer
- Into The Maelstrom
- Playground Of The Damned
- Grindhouse
- Abattoir De La Mort
- Fire Of Ashurbanipal
- Brethren Of The Hammer
- Art Of War
Ein Album, mit dem es der Band gelingen wird, verprellte Altfans zu versöhnen und neue Anhänger zu gewinnen.
Kaum eine renommierte Größe des traditionellen Metal-Untergrunds spaltet die Gemüter seit jeher so sehr wie MANILLA ROAD aus Wichita. Die Epiker um Bandgründer Mark Shelton waren schon in den Achtzigern oft Gegenstand des Spotts der Presse, und doch ist es ihnen über die drei Jahrzehnte ihres musikalischen Schaffens gelungen, sich eine Fanbasis zu erspielen, die treu ist wie kaum eine zweite. Nach der Rückkehr zu Anfang des dritten Jahrtausends setzte sich diese Geschichte fort, denn auch Alben wie das Comeback "Atlantis Rising" oder zuletzt "Voyager" kamen nicht ohne teils harsche Kritik aus, die sich vornehmlich gegen die Produktion und insbesondere den Drumsound richtete, aber auch gegen die teils sperrigen Kompositionen des Hais und seiner Mannen.
Nun schreiben wir das Jahr 2011 und das Kansas-Quartett holt zum siebzehnten Albumschlag aus - die beiden Livealben mitgezählt. Das Werk hört auf den Namen "Playground Of The Damned" und ist in ein schickes, düsteres Artwork gehüllt, das Markus Vesper mit untotem Protagonisten und allerlei ROAD-Devotionalien hübsch ausstaffiert hat. Die Scheibe aufgelegt, fällt zunächst einmal mehr der scheppernde, eigenwillige Schlagzeugsound auf, den man Cory Christner verpasst hat. Nun, die Kritiker wollen ja etwas zu meckern haben, und dieses Manko wird sicher wieder dafür herhalten müssen, MANILLA ROAD auch heuer abwatschen zu dürfen.
Davon abgesehen lässt jedoch bereits der Opener 'Jackhammer' aufhorchen. Schon das herrliche Shelton-Gitarrenlead zum Einstieg macht klar, dass "THE 'ROAD" die Härte und Sperrigkeit der Vorgänger ein wenig zurück geschraubt hat und sich wieder mehr darauf besinnt, den Hörer in die Stimmung der Stücke hinein zu ziehen und mitzutragen. So treten fesselnde Hooklines sowohl im Gitarrenbereich als auch im Gesang der eineiigen Stimmzwillinge Mark Shelton und Bryan Patrick häufig in den Mittelpunkt. Beim etwas zähen Opener mit seinem pumpenden Bass noch hintergründiger, beim folgenden 'Into The Maelstrom' jedoch weit deutlicher. Wuchtig und dunkel im Einstieg, hart im Riffing und herrlich voluminös gesungen zeigt das Stück spannende Facetten des Bandsounds auf, die zuletzt nicht mehr allzu prägnant in Erscheinung traten.
Das Titelstück gibt sich atmosphärisch im angezogenen Trab, mit mehrstimmigem Gesang in der Bridge und eigenwilligen Slide-Elementen, während sich im Anschluss mit 'Grindhouse' eines der ganz großen Highlights der Scheibe präsentiert. In bester Tradition der alten Epen der Band bereitet ein herrlicher akustischer Einstieg und ein wunderschönes, leidenschaftliches Gitarrenlead die Stimmung vor, und zwischen 70er-Psychedelik und 80er-Epik erblüht ein großartiger Achtminüter, der beweist, dass man im Hause MANILLA ROAD nichts verlernt hat, wenn es darum geht, Epic Metal in Vollendung zu zelebrieren. Die ausufernden Instrumentalpassagen beweisen einmal mehr, was für ein Ausnahmemusiker Mark Shelton fraglos ist und wie vollendet ihn die Rhythmusabteilung dabei unterstützt. Das kriegen eitle Progger vielleicht klanglich vollendeter, aber bestimmt nicht fesselnder und emotionaler hin.
Wer nun meint, dass das Pulver langsam verschossen sein könnte, der sieht sich mächtig getäuscht, denn es geht erst richtig los. 'Abattoir De La Mort' belegt zwar mehr als deutlich, dass Herr Shelton einen seltsamen Geschmack in Sachen Schlagzeugklang hat, doch das schnelle, recht grimmige Stück knüpft mit seiner Thrash-Schlagseite, den teils sparsam eingefügten, typischen Shelton-Growls und den herrlichen epischen Aufhellungen sehr gelungen an den "Mystification"-Stil an und krönt diese Referenz mit überragenden Gesangsmomenten im Mittelstück und mit einem genialen Rockdrive im Anschluss. Eine kolossale Akustik-Krönung folgt mit dem wunderschönen, halb-balladesken 'Fire Of Ashurbanipal', das an musikalische Motive von "Atlantis Rising" anknüpft, bevor die Kansaner zum abschließenden Doppelschlag ausholen: Dieser enthält mit 'Brethren Of The Hammer' eine neue Bandhymne, die bei künftigen Konzerten sicher riesiges Mitsingpotential offenbaren wird und deren Refrain in eine Reihe mit 'Flaming Metal System' oder 'Necropolis' gestellt werden kann. Ihr Ende findet die Scheibe schließlich in dem weiteren siebenminütigen Epos 'The Art Of War', das nochmals alle Tugenden MANILLA ROADs in glänzender Weise in sich vereint: Schicksalhaftigkeit, Epik, Härte, Anmut und Sehnsucht!
Wenn wir nun zum Fazit schreiten, dann bleibt festzuhalten, dass überzeugte Kritiker der jüngeren MANILLA ROAD natürlich auch bei "Playground Of The Damned" die Haare in der Suppe finden werden. Allzu sehr hebt sich das Album weder stilistisch noch produktionstechnisch von den Vorgängern ab. Dennoch nutzt die Band mit diesem Album die Chance, ihre Fanbasis zu vergrößern. Durch die Reduktion der sperrigen, marternden Elemente und des harschen Gesangs, sowie durch die Ausweitung der anmutigen, fesselnden, melodischen Hooklines, wird es der Band nach meiner Einschätzung gelingen, ebenso einige verprellte Altfans zurück ins Boot zu holen, wie auch neue Fans zu erreichen, denen bislang die Sperrigkeit im Weg war. So gesehen ist "Playground ..." die bestmögliche Platte, die MANILLA ROAD zum jetzigen Zeitpunkt veröffentlichen konnte.
Anm.: Die CD-Version über Shadow Kingdom kommt erst am 12.08.2011.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle