Gruppentherapie: QORN - "Reiner Kornbrand"

04.04.2011 | 08:52

Ein durchwachsenes Debüt, das die Geschmacksnerven kitzelt. "Reiner Kornbrand" in der Gruppentherapie

Alkohol und Metal haben viel gemeinsam: Man liebt es oder man hasst es, man trinkt oder lässt es, man hört Metal oder eben nicht. Dazwischen gibt es eine ganze Reihe von Gelegenheitshörern oder -trinkern, die nicht wirklich Ahnung von dem haben, was sie tun, und somit häufig zur Belustigung der Party avancieren. Die hier Lesenden und Schreibenden sind sich mitunter darüber einig, dass zumindest die Nicht-Metaller ziemliche Pussys sind. In Alkoholiker-Kreisen (und das ist jetzt nicht auf Suchtis bezogen) ist man sich hingegen einig, dass alle Nicht-Trinker Pussys sind. Und weil häufig Frauen zu den Nicht-Trinkern zählen - damit haben wir wieder eine Gemeinsamkeit zum Metal gefunden - und man zumindest unter 18 nicht an jeden Alkohol herankommt - hier könnte man wieder Parallelen ziehen, schließlich sind manche Metal-Werke indiziert oder erst ab Volljährigkeit zu genießen - setzen die Macher von QORN gezielt auf Klischees und empfehlen ihr Werk "Reiner Kornbrand" nur Männern über 21. Ob dieser Hinweis berechtigt ist, fand die Powermetal.de-Redaktion in einem gemeinsam abgehaltenen Besäufnis, äh, ich meine: einer Gruppentherapie heraus.

 

Gehen wir zum Lachen in den Keller und trinken wir dort Terpentin? Nun, die Herren von QORN füllen ihr Destillat zwar in Blechbüchsen, die wie Terpentinersatz daher kommen, aber den Humor haben sie offenbar nicht im Keller deponiert. Denn wie anders könnte man sich erklären, dass die Werbekampagne zu ihrem Schnäpschen die Klischees vom Macho-Suffkopf-Metaller bedient wie kaum etwas zuvor? Ab 21 Jahren verträglich, nichts für Frauen und dazu noch unter Beschallung mit harter Musik destilliert? Hallelujah, das muss es ja sein, oder?

Da ich vermutlich genug Humor habe, den Blödsinn als gewollten Blödsinn zu verstehen, gibt es indes keinen Grund, sich über dieses kleine Klischeebad zu echauffieren. Dummerweise muss ich jedoch gestehen, dass ich auf Lemmys legendäre Interviewfrage nach dem "Feinschmecker?" vermutlich die Weichei-Antwort "Ja!" gegeben hätte und das disqualifiziert mich für QORN. Das ist nämlich was zum Saufen und nicht zum Feinschmecken. Das Verlangen, an einem Tumbler eine halbe Stunde lang zu nippen, um das Aroma zu genießen, ist bei QORN recht überschaubar. Hier heißt das Motto: "Nicht nippen, kippen!" oder auf gut Schwäbisch: "Nauf dá Kolbá, nei dá Zenká, morgá miáß mr Wasser drengá!".

Doch schreiten wir zur Verkostung an sich:

Nase: Korn und Wodka. Mit einem Hauch von Ethanol.
Zunge: Ethanol und Ethanol.
Gaumen: Ethanol und Wodka.
Abgang: Flüchtig und unscheinbar.

Fazit:
Im Hause QORN hat man(n) ein gutes Gespür für witziges Marketing, schickes Design und markige Sprüche. Damit könnte man sicher einige Fans in der Szene für harte Musik und ach so harte Saufgelage finden, wenn denn nur das Produkt an sich auch seinen Charme hätte. Den hat es aber nicht. Jedenfalls nicht für Feinschmecker und solche, die es werden wollen. Aber vielleicht taugt es ja, um die keimenden Bakterien im Rachen zu töten, wenn eine Erkältung naht. Oder zum Abbeizen der Fensterrahmen. Oder halt zum Saufen. Aber das tun wir ja nicht, gell?
Punkte: 4,0 / 10
[Finey McSmekker]

Hier haben wir es also, das Debüt-Gesöff von QORN. Konnte die Marke in der Vergangenheit noch keine vehementen Ausrufezeichen verzeichnen, versucht es ebenjene nun anno 2011, die Geschmäcker auf ihre Seite zu ziehen. Doch wie kommt es im menschlichen Gaumen an? Der Opener-Schluck haut einen geschmacklich noch nicht ganz vom Hocker, zieht er lediglich alle nur erdenklichen Nerven meines schnapserprobten Gesichtes zusammen. Die folgenden Versuche können diesen ersten eher bitteren Eindruck nur bestätigen. QORN-Fans werden hier sicherlich die eine oder andere positive Note herausziehen können, ich hingegen habe nach zwei Versuchen schon deutlich genug. Doch was ereignet sich da? Beim dritten Schluck merkt man eine deutliche Verbindung von QORN und FANTA/COLA/MEZZO MIX, was eventuell an der Zusammenführung der einzelnen Getränke liegt. Mit eben jener Zusammenstellung lässt sich QORN hier schon eher ertragen und kann das Ruder noch so gerade rumreißen, ehe dieses deftige Experiment noch Schiffbruch erleidet. Unterm Strich wäre QORN nur für hartgesottene Schnapsfanatiker das Wahre. Experimentierfreudige sollten hier den einen oder anderen Versuch einmal beginnen und ihre Gaumen für neue Geschmäcker bereit halten.
Punkte: 6,0/10
[Hilli Werren]

Ja, was haben die Kollegen denn? Geradewegs zur kommenden Festivalsaison präsentiert eine markige Firma ein hartes Pendant zum pinken "Ficken", das seit Jahr und Tag die Rudelplätze ungewaschener Langhaarträger infiltriert und überflutet. Dort, wo man mit dem rosig-fluffigen Likör das Herz der schlammbespritzten AMON-A-REITER-Tanga-Trägerin erobern kann, hat QORN nix zu suchen. Nein, QORN ist laut Marketing etwas für harte Männer, nicht für Mimosen, und so ist es dann auch. In der martialischen Blechdose angeliefert, erinnert das Gefäß der Weisen an den Kopf einer deutschen Stiehlhandgranate und qualifiziert sich damit als chemische Waffe für den Einsatz in der Zeltplatz-Metal-Bowle. Fix wird das explosive Gesöff enthauptet, in den Rachen geleert und mit einem männlichen *Gilp* hinuntergewürgt. Ja, das ist das Leben, ja, das lässt die Barthaare sprießen. Geschmack? Fehlanzeige, das Zeug brennt lediglich. Doch der männliche Mätaller weiß sich zu helfen und schüttet ganz entgegen jeglicher Mätalligkeit ein zweites Element in den Topf: Fanta "Mango" versüßt den Selbstversuch und gibt dem Nachmittag einen Grund zur Freude! In dieser gar erquicklichen, zunächst ganz und gar unmännlichen Kombination verbindet sich das harte, deutsche QORN-Gesöff mit den brasilianischen Rhythmen sambatanzender Strandschönheiten. Heraus kommt ein äußerst treffendes Getränk für den Metal-Sommer, ein Getränk, das dahin tritt, wo es richtig wehtut. Zumindest wenn man die Eier im Rachenraum trägt - aber dafür mit Titten. Hell yeah!
In Kombination mit Fanta "Mango": 8,0/10
[Dr. Rockinger]

Hm, ich soll nun also meine Meinung zu diesem "Reiner Kornbrand" abgeben? Da könnte ich ja genauso gut ein norwegisches Black-Metal-Demo besprechen. Denn so wie sich solche Scheiben eher selten in meinen CD-Player verirren, achte ich auch beim Hochprozentigen schon darauf, dass es meinen Geschmack trifft. Und dieser ist doch eher schottisch als norddeutsch geprägt. Aber ich gehöre auch nicht zur "Was der Bauer net kennt, trinkt er net"-Fraktion und lasse mich zu einem Probeschluck überreden. Dabei hätte ich durch die terpentinisch anmutende Verpackung schon gewarnt sein müssen. Ich trinke trotzdem und der erste Eindruck ist: "Lecker geht anders." Ich wage noch einen zweiten und dritten Schluck, und diese sind nimmer ganz so schlimm. Vielleicht haben sich meine Geschmacksnerven ja auch nur darauf eingestellt, dass sie mit viel Alkohol und wenig Geschmack rechnen müssen. Denn dass QORN mit jedem Schluck wächst - soweit möchte ich nicht gehen. Aber so vernichtend, wie das Urteil nach dem ersten Versuch ausgesehen hätte, ist es schlussendlich nicht. Man kann dieses Getränk durchaus zu sich nehmen - wie immer auf eigene Gefahr. Über Risiken und Nebenwirkungen ist mir zwar nix bekannt, aber das muss ja nicht heißen, dass es keine gibt.

Wie Meister Rockinger bereits angemerkt hat, kann man QORN auch ganz gut kombinieren. Mit Cola kann man bekanntlich (fast) alles mischen, aber in diesem besonderen Fall würde ich auch eher zu Fanta "Mango" raten. Auch Fanta "Mango" weiß solistisch nicht wirklich zu überzeugen, aber im Duett können ganz gut Synergieeffekte genutzt werden.

Ich fürchte aber, dass es bei QORN mittelfristig gar nicht auf den Geschmack ankommt. Denn wenn die Promotion-Maschinerie erstmal in Gang ist und man sich in der Szene einen Namen gemacht hat, dann wird der "Reine Kornbrand" auf Festivals in rauen Mengen fließen.
Punkte: 6,5/10
[Saufa Muasch]

Nun werde ich als Frau auch mal meine Meinung zum Debüt QORNs abgeben. Nachdem der Geruch so klar und neutral wie der Inhalt selbst ist, wage ich einen zaghaften Schluck. In kleinen Mengen dosiert, entfaltet sich weder auf der Zunge Geschmack, noch kitzelt es großartig im Gaumen. Doch was für Pussys? Ich probiere es mit einem größeren Schluck und - siehe da! - ein leicht lakritziges Aroma breitet sich auf meiner Zunge aus. Nun aber runter damit und tatsächlich tötet QORN sämtliche Bakterien in der Rachengegend und trainiert die Gesichtsmuskeln. Soweit zu gehen, Frauen und U-21-Jährige für dieses Getränk zu disqualifizieren, finde ich übertrieben. QORN haut nicht so stark rein wie erwartet, da hätte ich mehr Härte und Durchschlagskraft erwartet. Der "Reine Kornbrand" verursacht in angebrachten Mengen konsumiert vermutlich keinen Schädel am nächsten Morgen und weiß durchaus mit Qualität zu überzeugen. Leider sind klare Alkoholika überhaupt nicht mein Fall - es sei denn, denn, der KLEINE FEIGLING macht mir schöne Augen -, aber in Kombination mit Cola oder der von Dr. Rockinger empfohlenen Fanta "Mango" könnte ich mir durchaus vorstellen, das eine oder andere Gläschen mit QORN zu leeren.
Fazit: Fans dieser Geschmacksrichtung können mit "Reiner Kornbrand" nichts falsch machen, alle anderen sollten eine Zunge riskieren - zum Beispiel bei der kommenden Festivalsaison, bei der QORN sicher auf so manchem Festival zu finden sein dürfte!
Punkte: 6,0/10
[Promille-Pia Of Fire]

Redakteur:
Pia-Kim Schaper
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