Gruppentherapie: SATAN- "Life Sentence"

29.04.2013 | 08:56

SATAN sorgt für Jubelstürme und das nicht nur bei der Old-School-Fraktion. Hier die Gruppentherapie zum April-Sieger!





Dass SATAN eine der großen Legenden der NWoBHM ist, dürfte allgemein bekannt sein. Und Songs wie 'Oppression' oder 'Trial By Fire' haben Heerscharen von Fans in den frühen Achtzigern in den Wahn getrieben. Ich selbst habe SATAN aber erst viel, viel später für mich entdeckt und meine Begeisterung für "Court In The Act" war auch nie übermäßig. Ohne den dazugehörigen Zeitgeist ist es vielleicht doch bloss einfach ein sehr gutes Album. Doch schon der exzellente Auftritt beim Metal Assault II im letzten Jahr inklusive toller neuer Songs hat die Vorfreude auf "Life Sentence" geweckt. Und die wird auch ganz und gar nicht getrübt. Eingebettet in einem herrlich warmen Sound, der wunderbar nach den goldenen Achtzigern klingt ohne antiquiert zu wirken, hauen die Veteranen hier ein Werk heraus, das wenigstens auf dem Niveau des umjubelten Debüts aus dem Jahr 1983 ist. Angefangen beim rasanten 'Time To Die' bis zum abschließenden, sich grandios steigernden 'Another Universe' gibt es hier alles, was das Metaller-Herz begehren sollte: erstklassige Gitarrenarbeit, tollen Gesang, superbe Melodien und abwechslungsreiches Songwriting. Dass ich nach jedem ersten Durchlauf den Drang habe, gleich einen zweiten folgen zu lassen, ist ein untrügliches Zeichen für große Klasse.

Note: 9,0/10
[Peter Kubaschk]


Kennt ihr das, wenn ihr mal wieder dem Alkohol ein wenig zu sehr zugesprochen habt und ihr wacht am nächsten Tag auf, könnt euch aber um nichts in der Welt erinnern, was ihr die letzten 30 Stunden so getrieben habt? So ähnlich muss es den Briten von SATAN wohl auch gehen, allerdings liegen hier 30 Jahre zwischen wegnicken und aufwachen. Denn was die diversen Auftritte der Band in den vergangenen zwei Jahren bereits andeuteten, nagelt sich hier ungebremst in die Gehörmuscheln: SATAN ist zurück. Nein vielmehr: Sie knüpfen an frühere Tage an. Die Songs hämmern sich roh und ungestüm in die Hirnrinde wie beim von Peter erwähnten 'Time To Die', schweißen sich an anderer Stelle mit tollen Mitsingrefrains fest ('Siege Mentality') oder piesacken einen mit der Wucht eines nervösen zehn Kilogramm schweren Kolibris. Gerade diese Energie, die sonst nur Newcomer auszeichnet, packt einen sofort - neben der unfassbaren Stimme von Brian Ross, die kaum einen Tag gealtert scheint. Ein weiterer großer Pluspunkt ist auch die Produktion: Statt wie die Kollegen von HELL modern auf dicke Hose zu machen, ist hier alles recht spartanisch, auch wie aus den 80ern, aber ohne Staubkrümel.
Ob am Ende das Original oder der Anknüpfteppich toller ist, wird die Zeit zeigen. Denn die Hitdichte ist in meinen Ohren hier sogar etwas höher, auch wenn das vielleicht Frevel ist...

Note: 9,5/10
[Simon Volz]





Fünf Herren mittleren Alters ziehen aus, um der Welt zu zeigen, wie man diesen Heavy Metal, von dem alle reden, eigentlich spielt. Und SATAN machen das verdammt gut. Mit einer überbordenden Spielfreude, Gitarren, Gitarren und nochmals Gitarren, tollen Melodien und mehr Hummeln im Hintern als eine Blumenwiese von den Dimensionen der Wüste Gobi.
Auf "Life Sentence" stimmt einfach alles, vom tollen direkten Sound über die fantastischen Songs bis hin zu den Texten, die von Politik über Persönliches bis hin zu Fantastischem alles abdecken, was man so im Metal besingen kann. SATAN macht genau da weiter, wo dieses Line-Up mit "Court In the Act" aufgehört hat und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn "Life Sentence" nicht am Jahresende ganz weit oben auf dem Treppchen steht.

Note: 9,5/10
[Raphael Päbst]


SATAN habe ich das erste Mal auf dem Wacken 2004 gesehen. Unwissend wie ich war, fand ich diesen unglaublich truen Bandnamen ziemlich albern. Und ich wurde komplett weggeblasen, überwältigt von dieser schieren Spielfreude und den waghalsigen Gitarrenkünsten. Und lasst euch sagen: "Life Sentence" ist wirklich großartig geworden! Und das sage ich, der bei traditionellen Platten eher die Nase rümpft - nie hätte ich es erträumt einer klassischen Heavy Metal-Veröffentlichung eine höhere Note als Kollege Marcel zu vergeben. Alleine 'Twenty Twenty Five' geht als Klassiker durch. Auch der Folgetrack 'Cenotaph' macht keinen Halt und groovt nicht nur unerhört gut, sondern überrascht mit unerwarteten Wandlungen. Sicherlich, der Gesang könnte etwas mehr Biss vertragen, er fügt sich aber gut ins Gesamtbild ein. Hier können sich einige Soundchecksieger der letzten Monate eine dicke Scheibe abschneiden.
Vor einer höheren Note zögere ich dennoch, dafür kann mich "Life Sentence" auf Albumlänge dann doch nicht überzeugen. Den Soundchecksieg gönne ich SATAN aber voll und ganz.

Note: 8,0/10
[Jakob Ehmke]





Tja, da ist mal wieder ein Album einer alten NWoBHM-Band, das die Ureinwohner von Heavymetalhausen kollektiv jubeln und Höchstnoten en masse zücken lässt. Diese Alben, z.B. PERSIAN RISK - "Once A King" oder ANGEL WITCH - "As above, so below" finde ich zwar auch gut, zur Höchstnote fehlt mir da aber immer noch ein ganzes Stück. Dasselbe ist der Fall bei SATAN. Ich höre zunächst einmal mehr sehr gut gespielten und kurzweilig arrangierten traditionellen Heavy Metal, bei dem vor allem das Zusammenspiel der Gitarristen Steve Ramsey und Russ Tippins positiv heraussticht. Nun gehört aber zu einer sagenhaften Metal-Scheibe auch ein sagenhafter Metalsänger und den höre ich hier leider nicht. Im Vergleich zu einem Herrn Dickinson, Conklin, Kiske oder Conti (um mal einen jüngeren Kollegen zu nennen) sind Prägnanz und Volumen der satanischen Stimme ein wenig limitiert, die seltenen Kopfstimmen-Einlagen finde ich auch wenig überzeugend. Nach vollständigem Durchlauf der Scheibe kommt bei mir auch der Wunsch auf, SATAN würden mal ein wenig aus ihrem Stil ausgebrechen, wie es beispielsweise MANILLA ROAD auf ihrem letzten Album tun. Nun aber genug des Meckerns, denn richtig tolle Momente gibt es auf dem Album trotzdem. Zum Beispiel der (mir aber irgendwie sehr bekannt vorkommende) Refrain von 'Twenty Twenty Five' oder das hochmelodische 'Tears Of Blood' oder eben die insgesamt sehr hörenswerte, zackige Gitarrenarbeit. "Once A King" war eine 7,5, "As Above, So Below" eine 8,5, "Life Sentence liegt für mich dazwischen.

Note: 8,0/10
[Thomas Becker]


Was wurde "Life Sentence" im Vorfeld abgefeiert und als bestes Material seit drölfzig Jahren beschrieben. Zugegeben, die Durchschnittsnote manifestiert den enormen Status der NWoBHM-Recken und beeindruckt auch mich aufs Höchste. Doch all diese "Wieder-in-Originalbesetzungs"-Euphorie und Vorfreude sorgt dafür, dass meine Erwartungshaltung immens ist und diese leider nur zum Teil erfüllt wird. Zwar ist die Gitarrenarbeit sensationell, die Stücke gehen gut ins Ohr und viele Redakteure huldigen dieser Platte bestimmt wie Wayne und Garth damals dem Cooper-Alice. Doch ich wiederum tue mich an der Produktion sowie zwei, drei Stücken, namentlich 'Tears Of Blood', 'Personel Demons' und stellenweise 'Siege Mentality' zwischenzeitlich etwas schwer. Zu meiner Verteidigung war es ein unglaublich starker Monat mit vielen, überdurchschnittlichen Scheiben in der Mache, sodass SATAN sich in direkter Konkurrenz hinten anstellen müssen. Sei’s drum, herzlichen Glückwunsch zu dieser erstaunlichen, beeindruckenden Punktzahl. So etwas sieht man auch nicht alle Tage.


Note: 7,5/10
[Marcel Rapp]





Im Gegensatz zu Marcel ist es mir ziemlich wumpe, ob es hier einen Hype um wieder belebte Originalbesetzungen gibt oder nicht. "Life Sentence" ist mein Erstkontakt mit SATAN, von daher kann ich unbefangen meine Lauscher aufstellen und mich von der gnadenlos guten Arbeit der Briten überzeugen lassen. Die Begeisterung überkommt mich, sogleich das erste Riff ertönt. Ich denke mir: "Boah, wie geil ist das denn?" Und ich rechne nicht ernsthaft damit, dass es tatsächlich auf diesem Niveau weitergeht! Doch das ganze Album ist durchsetzt von diesen wunderbaren Gitarren, die so einiges locker in den Schatten stellen, was man in den letzten Monaten von der Eierschneider-Fraktion zu hören bekam. Das schlägt sich dann in nicht weniger als zehn verdammt starken Songs nieder, die sich unvermittelt in meine Gehörgänge fräsen und den CD-Player für einige Zeit blockieren. Es spricht außerdem für die Band, dass nicht nur ich SATAN-Neuling, sondern auch altgediente Fans das Album auf Augenhöhe mit "Court In The Act" sehen. Ganz egal, in welchem Jahrzehnt so ein Album erschienen ist oder erscheinen wird, gute Musik ist einfach zeitlos! Ich höre zwar schon die Töne der Fraktion, die findet, SATAN sei nicht mehr so stark wie 1983. Aber dem ist nicht so!

Note: 9,0/10
[Nils Macher]

Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 04/2013
Review von Holger Andrae

Redakteur:
Thomas Becker
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