SATAN - Life Sentence
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2013
Mehr über Satan
- Genre:
- NWoBHM
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Listenable
- Release:
- 29.04.2013
- Time To Die
- Twenty Twenty Five
- Cenotaph
- Siege Mentality
- Incantations
- Testimony
- Tears Of Blood
- Life Sentence
- Personel Demons
- Another Universe
Platte des Jahres!
Es gibt Alben, von denen man nicht einmal geträumt hat. Vor wenigen Jahren noch habe ich von "Mathematics" und von einem weiteren Rundling von und mit Jeff Ullmer geträumt, aber SATAN war für mich undenkbar. Erst der unfassbare Auftritt auf dem Keep-It-True-Festival 2011 hat leichte Hoffnungen geschürt. Als die Band dann weiterhin aktiv blieb und tatsächlich ein Albumtitel durch die digitale Gerüchtewelt schwebte, fing ich dann auch an, feuchte Träume zu bekommen. Und nun rotiert "Life Sentence" seit ein paar Wochen beinahe täglich bei mir. Und die Häufigkeit der Abspielens spiegelt nicht meine üblichen Zweifel an der nicht erwarteten Qualität des gebotenen Songmaterials wieder, sondern ist das Ergebnis der puren Euphorie, die diese Musik schon beim allerersten Rundlauf bei mir auslöst.
Allein das superbe Klangbild ist schon mehr als erfreulich. Hier wurde ein herrliches 80ies-Feeling durch den Einsatz von zeitgemäßer Tontechnik erzeugt. Alle Instrumente haben ihren nötigen Freiraum, nichts klingt überproduziert. Die Gitarren des wohl besten europäischen Duos der Metalszene spritzen ihre Riffs aus den Boxen, die Bassläufe von Mister English wummern treibende Tiefe dazu und der Drumsound von Sean Taylor ist erfrischend wuchtig. "In your face" nannte man das irgendwann einmal. Ich kann es nicht zutreffender formulieren. So hätte man sich auch ein SATAN-Album im direkten Anschluss an das Wunderwerk namens "Court In The Act" gewünscht.
Einzelne Songs auf "Life Sentence" hervorzuheben, würde bedeuten, andere Songs seien nicht toll. Das ist natürlich absoluter Unsinn, denn unter den zehn Nummern gibt es keinen, der nicht im Alleingang die unten stehende Note bekommen würde. Trotzdem komme ich nicht umhin, den Ungläubigen ein paar Anspieltipps mit auf den Weg zu geben. Den jüngeren Lesern empfehle ich einen Einstieg mit der extrem rasanten 'Cenotaph'. Mit diesem Titel bewegt man sich im Hause SATAN – ich könnte jetzt auch kurz:"Hölle" schreiben – auf beinahe thrashigen Pfaden, ohne dabei den Sinn für die Nötige Melodie zu vergessen. Obendrein singt der gute Brian Ross auf dieser Nummer wie ein junger Gott. Mit dem extrem melodischen 'Tears Of Blood' gibt es am anderen Ende der Härtskala einen weiteren Knüller. Wobei selbst diese Nummer noch sehr treibend daher kommt. Hier setzt der coole Chorus allerdings einen angenehm weichen Kontrapunkt zu den Versen. Wundervoll. Ähnlich verhält es sich mit 'Twenty Twenty Five'. Beinahe hitverdächtig, diese Nummer.
Etwas verschachtelter schlängelt sich da schon 'Incantations' in die Ohrmuscheln. Wunderbarerweise höre ich leichte Parallelen zu den Beschwörungsformeln aus den Guardian-Demo-Zeiten. Kniefallmusik. Da muss man gar nicht mehr schreiben. Diese cleane Solopassage mit fast bluesigem Flair ist so warm und wunderbar, da geht einem das Herz auf.
Meine beiden Songs für Jahrestreppchen heißen aber 'Testimony' und 'Another Universe'. Unterschiedlicher könnten sie kaum sein, denn während 'Testimony' eine blitzschnelle Abrissbirne mit Faustfaktor und Widerhaken im Chorus ist, verzaubert 'Another Universe' als Halbballade mit einem Aufbau, der magisch ist. Allein die akustische Einleitung dieser Nummer pellt jeder Gans das Gefieder vom Leib. Das ist eine Gesangsmelodie, meine jungen Freunde. Die Überleitung in den hackenden Teil dieses Sechs-Minuten-Killers kann dann natürlich auch mal eben alles. Sean Taylor scheint sein Kit zerlegen zu wollen und die Herren Ramsey und Tippins duellieren sich bis aufs Blut. Zumindest klingt es so.
Für mich unterstreicht dieses Album den Sonderstatus, den die Band schon damals inne hatte. Ich hoffe nur, dass sich die Qualität dieses Mal auch in Verkäufen niederschlägt, denn wenn nur eine einzige Reunion Bestand haben soll, dann ist es diese hier. Kauft dieses wunderbare Album und unterstützt eine der wichtigsten Bands unserer Lieblingsdroge.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae