Gruppentherapie: THE NEPTUNE POWER FEDERATION - Memoirs Of A Rat Queen

13.10.2019 | 18:59

Im Soundcheck dieses Semptembers merkte unser Chefredakteur bereits korrekt an: "Ein Monat voller Höhepunkte." So ist es also auch nicht nur der zehnte Platz, den THE NEPTUNE POWER FEDERATION belegt, sondern eine sehr gute Platzierung zwischen anderen - teils altgedienten - genialen Bands. Die Imperial Priestess zieht unsere Redaktion in den Bann, aber lest selbst.

Da hört man Monat für Monat die neuesten Veröffentlichungen und plötzlich kommt eine Band wie aus dem Nichts, die einen sofort in ihren Bann zieht. THE NEPTUNE POWER FEDERATION war für mich vor diesem Soundcheck also ein völlig unbeschriebenes Blatt. Mit acht Songs hinterlässt die australische Truppe aber schnell einen bleibenden Eindruck. 'Can You Dig?' - aber sowas von! Musikalisch ist "Memoirs Of A Rat Queen" ein herrlicher Streifzug in die Vergangenheit, während der Gesang zum Alleinstellungsmerkmal wird. Noch dazu ist das Album wie eine Ansammlung von kleinen Geschichten zu lesen, Kurzweiligkeit ist hier oberste Prämisse. Nervöse Füße und stetes Gezappel die Begleiterscheinungen.

Note: 8,5 / 10
[Nils Macher]

 

Mir geht es wie Nils. NEPTUNE wer? Dabei halte ich doch die Augen immer nach guten Combos mit Frontdame offen. Lese ich mir die Kommentare der Soundchecker durch, so verstehe ich alle ein bisschen. Ein "bockstarkes Rock-Album" ist das für einen, "auf Dauer zu anstrengend" für den anderen und "wer hier sitzen bleibt..." steht gegenüber "hypnotisierend". Das sind Gegensätze, die tatsächlich erst beim Hören Sinn machen. Ich versuch' es mal anders: Rock 'n' Roll und Metal sind schon lange Sache des bürgerlichen Mittelstands und das einzige, was solche Musik noch an Rebellion liefern kann, ist eventuell die gegen die eigenen Statuten. THE NEPTUNE POWER FEDERATION unternimmt hier viel, um aufzufallen und sich aufzulehnen. Optik und Image sind auf jeden Fall extravagant. "Ah, ja die mit diesem Leuchtgefieder, jupp, die waren doch groovy", auf diese Reaktionen zielt man. Musikalisch zeigt die Band auch, dass sie einerseites die Regeln des Rock beherrscht und damit andererseits in der Lage ist, auch immer mal wieder die Grenzen zu überschreiten. Vor allem das freche Mädel am Mikro macht dies auf überdrehte Art und Weise mit Freude, fast wie bei BENT KNEE. Sicher ist das für manchen zu viel, aber man kann es auch feiern. Und manchmal scheint es gar, als feiere die Band eine ganz spezielle Messe. Ich finde die Musik sehr eigenständig, sehr professionell und dabei immer noch lässig und gaga. Ich danke meinen Kollegen für den geilen Tip.

Note: 8,0 / 10
[Thomas Becker]

 

Man hätte annehmen können, dass wir hier eine polarisierende Band haben und sich das auch in der Gruppentherapie widerspiegelt. Doch weit gefehlt, auch ich stoße ins selbe Horn wie meine beiden Vorredner. THE NEPTUNE POWER FEDERATION - noch nie gehört, aber trotzdem von der Band sofort in einen geheimnisvollen Bann ziehen lassen. Das Gesamtkonzept finde ich faszinierend, Coverartwork, Bandfotos (siehe Interview von Nils) und das Bühnenoutfit der Imperial Priestess sind absolute Hingucker. Musikalisch rockt "Memoirs Of A Rat Queen" wie Hulle ohne dabei ausgelatschte Pfade erneut zu beschreiten. Man bedient sich bei ganz verschiedenen Schattierungen und mixt Okkult Rock (natürlich), Retrorockiges Georgel, Blues-Rock-Einschübe und vieles mehr. Die musikalische Vielfalt und der charismatische Gesang sorgen für echte Abwechslung und Ohrwurmcharakter. Ich habe jetzt auch mal in den Vorgänger "Neath A Shin Ei Sun" reingehört: Der Titeltrack kommt gleich mal als wunderbarer Schweinerock um die Ecke - das rockt sicher noch ein bisschen ungezügelter als auf dem aktuellen Werk, welches dafür insgesamt aber filigraner, vielseitiger und zwingender das Ohr umschmeichelt. Aber man erkennt, dass das nicht erst seit heute eine bemerkenswerte Formation ist. Eine interessante Entdeckung, die Lust darauf macht, sich mit dem bisherigen Wirken der Band zu beschäftigen, da gebe ich Daniel und seiner Einzelrezension recht. Und so bleiben wir hier in der Gruppentherapie in einem engen Notenkorridor und abseits vom schnöden Zahlenwerk auch inhaltlich bei einer ähnlichen Einschätzung. Da aber keiner hier lediglich "naja, ganz nett" postuliert, kann das sicher als Empfehlung angesehen werden.

Note: 9,0 / 10
[Stephan Voigtländer]

Redakteur:
Daniel Lindhorst

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