Artikel | HAMMER KING: Interview mit Titan Fox V

HAMMER KING: Interview mit Titan Fox V

22.03.2024 | 00:08

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Schlagzahl der HAMMER KING seinen Hammer kreisen lässt. Sechs Alben in neun Jahren, ein ausgiebiges Tourleben und darüber hinaus auch sehr gerne mit POWERMETAL.de in Kontakt. Nun steht mit "König und Kaiser" der neue Rundumschlag an und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, mit Frontmann Titan Fox V über die neue Platte, die Parallelen zu NEVERMORE und SAVATAGE und über Kaiserreiche im Allgemeinen zu sprechen. Spaß hat's gemacht!

Titan, wie ist die Stimmung bei HAMMER KING?
Hallo, es ist immer eine Freude, mit POWERMETAL.de zu sprechen! Vielen Dank für das Interview!
Uns geht es fantastisch. Wir sind sehr, sehr froh über das neue Album. Wir haben es in kurzer Zeit aufgenommen und dadurch ist es sehr frisch geblieben. Die Stimmung bei uns ist großartig, wir freuen uns auf die Tour mit WARKINGS! Alle Zeichen stehen auf Sturm!

Ihr habt eine enorme Schlagzahl eurer Alben, denn die kommende Scheibe ist bereits Rundling Nummer sechs. Was ist seit "Kingdemonium" bei euch passiert?
Seit "Kingdemonium" haben wir natürlich viel live gespielt. Wir hatten ja versprochen, 2023 kein neues Album zu machen, woran wir uns nur zum Teil gehalten haben. Wir haben eins aufgenommen, aber wir haben zumindest keins veröffentlicht.
Irgendwann im Frühsommer kam die Nachricht an uns, dass WARKINGS interessiert wäre, uns mit auf Tour zu nehmen – und ob wir daher bis Ende März ein Album veröffentlichen könnten. Wir haben dann sofort "ja" gesagt – es gab absolut überhaupt gar keinen einzigen neuen Song! Natürlich hatten wir ein Riesensammelsurium aus Brocken und Teilen. Wir haben diesmal in kleineren Gruppen gearbeitet – also mal Gino und ich, mal mit Dolph, mal mit Günt und dann zu dritt – und hierdurch waren wir sehr viel schneller. Durch diese große Geschwindigkeit, mit der wir uns durch diese Songs gearbeitet haben, blieb alles sehr frisch und wir hatten dann ganz schnell 15 tolle Titel zusammen. Einer flog dann raus, weil sich glücklicherweise keine Gesangsmelodie ergeben hat. Nun haben wir also zwölf Songs auf den verschiedenen Formaten vom Album.
Erstaunlicherweise gab es für uns trotz des knappen Zeitfensters überhaupt keinen Druck, sondern wir haben uns ganz naiv an der Musik erfreut und hatten einfach Lust, Songs zu schreiben. Ich glaube genau diese unbeschwerte Herangehensweise merkt man dem Album total an.

"König und Kaiser" heißt die neue Scheibe. Da stellen sich natürlich viele Fragen. Zum einen: Warum habt ihr euch diesmal für einen deutschsprachigen Albumtitel entschieden? Wenn ich beispielsweise an 'Hammerschlag' denke, seid ihr deutschen Titeln ohnehin nicht abgeneigt.
Wir haben eine merkwürdige Affinität zu deutschen Titeln. Ganz oft ist es so gewesen, dass aber nur der Titel Deutsch und der Rest des Songs Englisch war. Bei 'Hammerschlag' war das mit einer Zeile Ausnahme ja auch so. Damals hätten wir gerne das Album "Hammerschlag" genannt, aber Napalm war der Meinung, dass es wenig Sinn macht, als noch recht unbekannte Band ins größere Rampenlicht zu treten und ein englischsprachiges Album mit deutschem Titel zu veröffentlichen.
Der Song 'König und Kaiser' hat eine eher ungewöhnliche Geschichte: Wir hatten diese Musik, die für unsere Verhältnisse wahlweise zu langsam oder zu schnell war. Das heißt, die Gesangsmelodien haben alle nicht richtig gepasst und als ich plötzlich etwas gefunden hatte, hatte es einen deutschen Arbeitstext. Ich stand damit im Proberaum und wollte das noch schnell in Englisch ändern, bevor Dolph kommen würde, aber es klang schlagartig "kleiner", wenn ich Englisch sang. Also hab ich ihm den Song vorgespielt, wie er war, und Dolph war spontan der Meinung, dass es außergewöhnlich, aber extrem wirkungsvoll sei.
Und da das Wort 'Kaiser' drin vorkam, meinte er spontan, ich solle 'König und Kaiser' probieren, was fantastisch klang. Der Refrain endete in der englischen Zeile 'Infinite King', was der Arbeitstitel war, und plötzlich machten wir 'Hammer King' draus. Wir haben laut gelacht und wussten, das hier ist es, das muss so sein. Dann kam später noch der Tribune von WARKINGS als Gastsänger hinzu und wir haben von Joost van den Broek noch die wunderbaren Bläser fertigen lassen – also war der Song dann so herausragend für uns, dass wir wussten, dass es der Titeltrack sein soll. Napalm war sofort dabei! Also stand das Konzept.

Und bei solch einem Titel muss ich fragen, ob hinter "König und Kaiser" ein spezielles Konzept steckt oder werden einzelne Songs durch einen konzeptionellen roten Faden miteinander verknüpft?
Wir haben immer eine Art roten Faden, der sich durch die Platten zieht und ich werde öfter mal gefragt, ob wir Konzeptalben machen. Ich sage dann, dass unsere Alben eine Sammlung von Kurzgeschichten zu einem Thema sind, das heißt, wir hatten mit der "King Is Rising" ein Kriegs-Album, mit "Poseidon Will Carry Us Home" ein Seefahrer-Album und bei der "Hammer King" von 2021 ging es um den König selbst. "Kingdemonium" war ein finsteres Album, wo das Königreich angegriffen wurde und der König sich zur Wehr setzt und hier ist es eben so, dass der Hammer King nun zusätzlich das Amt des Kaisers innehat und nun raus in die Welt schreitet, um sie zu ergreifen, was sehr gut zu unserer Situation passt, denn wir gehen eben im März auf Tournee und möchten neue Fans gewinnen.
Es ist also ein offenes, in die Ferne strebendes Thema und die Songs passen natürlich dazu. Da gibt es 'War Hammer', der natürlich zur kriegerischen Seite gehört, 'Divided We Shall Fall' als tatsächlich gültiger Appell an die Menschen, sich darauf zu konzentrieren, dass man gemeinsam mehr schafft, als wenn jeder für sich alleine versucht zu stehen.

Was macht für dich persönlich einen guten König und Kaiser - oder besser: Herrscher - aus?
Ja, das ist eine sehr gute Frage! Wir haben ja nun mal keinen und was man über Könige und Kaiser gehört hat, waren die in der Geschichte auch nicht immer ganz zimperlich. Ist es generell angenehm, wenn jemand herrscht? Ich bin ein großer Befürworter der Freiheit, aber ich weiß eben auch, dass Freiheit und Beliebigkeit gerne verwechselt werden. Vielleicht ist der gute König oder der gute Kaiser derjenige, der den Menschen so viel Rückhalt und vielleicht auch ein kleines wenig Führung gibt, dass sie befreit leben können. Einer, der wie ein guter Vater sagt "schau mal, das da macht keinen Sinn, macht doch mal lieber so" – und dann darf das Kind wieder alleine laufen.
Natürlich ist der HAMMER KING der beste Herrscher, aber wer hat schon solch einen Hammer!

Das stimmt. "Kingdemonium" ist noch nicht allzu alt und man könnte meinen, dass "König und Kaiser" nahtlos in den Vorgänger übergeht. Doch worin bestehen deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen beiden Alben?
Oh, ich glaube tatsächlich, dass diese beiden Alben recht unterschiedlich sind. "Kingdemonium" war ein relativ düsteres Werk und ich glaube, die Melodieführung war phasenweise für unsere Verhältnisse relativ introvertiert. Das heißt, sie war nicht unbedingt konzipiert, komplett live gespielt zu werden. Wir haben auch tatsächlich nicht so viele davon regelmäßig live gespielt.
Das neue Album hingegen ist das komplette Gegenteil: Wir haben aktuell in einer gedachten 75-Minuten-Setlist mindestens sechs neue Titel drin und ich glaube, sie werden alle funktionieren. Sie haben dieses ursprüngliche, ich nenne es gerne "naive" Element. Es sind Songs, die sich beim ersten Mal live hören sofort erschließen und dich ergreifen. Demzufolge glaube ich, dass das eine sehr farbenfrohe und auch leichtfüßige Platte geworden ist und dabei das doch wesentlich härtere Element, das "Kingdemonium" damals hatte, beibehalten hat.

'Kingdom Of Hammers And Kings' ist ein richtig toller Track. Wie sieht denn dein persönliches Königreich des Hammers aus?
Vielen Dank, das freut mich sehr! Das wird den Günt vor allem sehr freuen – er ist ein sehr großer Fan dieses Songs. Es ist einer unserer rhythmischsten Tracks, der Groove im Intro von Drums, Bass und Gitarren in Kombination mit dem Chor ist etwas, das es bei uns bisher in der Form definitiv noch nicht gab. Es ist aktuell beim Proben einer meiner Lieblingssongs.
Ich denke natürlich das perfekte Königreich ist das 'Kingdom Of The Hammer King'. Im Zeichen des Hammers gibt es klasse Musik, tolles Essen, Frieden und natürlich wunderbare Frauen. Generell sind alle Menschen intelligent und es gibt reichlich Gold in der Schatzkammer, denn wo wenig Geld ist, herrscht Armut, und das ist immer problematisch.

Musikalisch ist 'Hailed By The Hammer' ein wenig untypisch, da der Track erst nach dem dritten, vierten Mal zündet. Dann geht es aber gut ab. Wie weit repräsentiert die erste Single die gesamte Scheibe?
Oh, das ist interessant! Ich kann es natürlich nicht beurteilen, denn ich kenne alle Songs natürlich in- und auswendig. Wir haben 'Hailed By The Hammer' als einen der heaviesten Songs des neuen Albums bewusst auf die Opener-Position gesetzt, denn wir wollten einen sehr direkten Anfang. Für mich ist es ein wenig das HAMMER KINGsche Äquivalent zu NEVERMOREs "This Godless Endeavor" bzw. deren Opener 'Born'. Damals dachte manch einer vermutlich, die falsche CD im Player zu haben. Für unsere Verhältnisse ist es ein wenig so. Trotzdem ist der Track gewohnt polarisierend und plakativ. Wir wollten einfach zeigen, dass dieses Album keine Zeit verschwendet und direkt Vollgas gibt, vom ersten bis zum vorletzten Titel.

'Gates Of Atlantia' schließt die Platte sehr geschmackvoll ab. Ein Ausblick auf das nächste, siebte Album, ein Konzeptalbum über Atlantia zu machen und jetzt schon die Tore geöffnet zu haben?
Und der letzte Titel ist dann eben der episch-ausladende Abschluss, wie wir das traditionell gerne haben. Ein Konzeptalbum über Atlantia – du gibst mir eine gute Idee! Ich sage ja immer, dass Konzeptalben eine sehr schwierige Sache sind. Es ist doch ein ganz großer Zufall, wenn der musikalisch perfekte Ablauf von Liedern dann auch textlich der perfekte Ablauf der Lieder ist. Als geglücktes Beispiel ist natürlich immer "Operation: Mindcrime" zu nennen, da passt wirklich alles, aber bei selbst bei Götteralben wie "Streets" von SAVATAGE ist es so, dass ich mir am Anfang doch etwas mehr harte Songs gewünscht hätte. Aber wer weiß, das ist trotzdem eine tolle Idee – mal sehen, ob etwas passiert!

Ich freue mich als Inspiration zu dienen. Ihr habt mit Charles von POWERWOLF zusammengearbeitet. Was genau macht die Arbeit mit ihm in seinem Studio Greywolf so besonders?
Ich glaube, niemand hat so lange mit HAMMER KING zu tun, wie Charles. Wir haben bisher sechs Alben zusammen aufgenommen, drei in seinem alten Studio und nun bereits drei in seinem neuen Studio. Wir haben das alte Studio sehr gemocht, aber das Neue ist einfach noch einen Tacken besser. Der Raum klingt großartig, vor allem für die Drums und die Vocals. Der Raum fühlt sich unglaublich gut an und funktioniert auch für die Choraufnahmen prima.
Die Arbeit mit Charles selbst ist brutal gut. Er ist halt auch einfach ein Freund – und ein Kerl, der teilweise zehn Stunden konzentriert und entspannt am Pult sitzt und wirklich alles hört. Er hat ein fantastisches Ohr für die nötige Präzision beim Aufnehmen. Wenn er sagt, dass ein Take nicht funktioniert, dann kannst du darauf vertrauen und dann machst du den eben neu. Charles ist ein enger Vertrauter der Band und die Zusammenarbeit mit ihm im Studio ist gleichermaßen anspruchsvoll und ein seelischer Wellnessurlaub. Auf die Art produzieren er und ich entspannt zusammen. Immer wieder gerne.

Ich freue mich sehr auf den Frühling: Es wird wärmer, die Blumen blühen und ihr seid mit WARKINGS sowie wechselnden Support-Acts auf Tour. Auf was können sich Fans einstellen und was wird ab Mai bei HAMMER KING passieren?
Wir freuen uns total auf die Tour! Das war exakt unsere Wunsch-Tour!
Es war sehr viel zu tun in den letzten Monaten: Wir haben das Album aufgenommen, Mix und Master abgenommen, haben drei Videos gedreht, parallel dazu Fotos gemacht, geprobt und die Technik upgedatet. Es gibt viel zu planen. Dolph wird nicht bei allen Shows spielen, daher wird Ivo Shandor von LORD VIGO bei einigen Terminen dabei sein und da wir mit beiden Drummern proben, proben wir im Moment doppelt so viel wie üblich.
Wir haben ein totales Verlangen live zu spielen in einem Nightliner durch die Länder zu fahren, andere Städte zu erleben, jeden Tag einfach Musik zu machen. Daher liegt der Fokus im Moment nur auf der Tour. Natürlich stehen im Kalender auch Termine für hinterher – wir freuen uns unheimlich auf das "Rock Harz"-Festival zurückzukehren, was ein Lieblingsfestival von uns ist. Wir werden danach definitiv nicht sofort neue Songs schreiben, sondern erst mal so viel wie möglich spielen. Wir sind jetzt bei Extra-Tours unter Vertrag und haben Aussicht auf wesentlich mehr Shows. Das ist das, worauf wir uns seit Jahren freuen!

Ihr habt euch 2015 gegründet. Eigentlich müsste man für 2025 passend zum runden Geburtstag ein Feuerwerk zünden. Ist seitens HAMMER KING denn schon etwas in Planung?
Ohlala! Das war bisher noch gar nicht in unserem Fokus, aber es ist eine großartige Sache! Du hast recht, ich bin ein Freund von Livealben – vielleicht sollten wir eines machen, was man nach sechs Alben sicherlich auch machen darf. Oder ein fettes Package, wo eine Liveshow von uns drauf ist und gleichermaßen alle raren Songs, die es jemals gegeben hat. 'Leather Indians (Of Steel)' von der ersten Platte, 'Our Fathers' Fathers' von "King Is Rising", 'Meatus Majestatis' von der "Poseidon" und so weiter. Von der "Rising" gibt es sogar einen Leftover-Track, den bisher niemand gehört hat, 'The Hammer Is Forever'. Aber es gibt noch weitere Titel, die wir in dieser Saison geschrieben haben. Es wäre also auf jeden Fall eine interessante Idee. Lass uns schauen, was der König vorhat.

Titan, es war mir wie immer eine große Freude. Alles erdenklich Gute mit "König und Kaiser". Was möchtest du euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Ich danke ganz herzlich für das Interview und es ist ja kein Geheimnis, dass POWERMETAL.de für uns immer eine richtige Heimat darstellt, da wir seit den allerersten Tagen Dauerleser sind und uns letztlich eine lange Geschichte miteinander verbindet. Ich hoffe, wir sehen uns auf der Tour – God bless the King, may the King bless all of you!

Fotocredits: Anne Swallow (Bandpic 1 und 2) und Christian Palm (Bandpic 3 und 4)