HEXENBRETT: Diese Band ist nicht das, was sie zu sein scheint.

07.01.2025 | 14:25

"Es ist eine Mischung aus Achterbahn und Geisterbahn." Besser lässt sich diese Musik kaum beschreiben.

Der Name obskur, der Klang einzigartig. Gerade noch rechtzeitig, um sich in die Jahresbestenlisten zu spielen, erschien im Dezember das zweite Album "Dritte Beschwörung: Dem Teufel eine Tochter" der Okkult-Metaller HEXENBRETT. Wir haben uns mit Josto Feratur in Verbindung gesetzt, um zumindest einen kleinen Teil des Nebels um das anonyme Künstlerduo zu lichten.


Josto, ich nehme an, jeder Künstler hat eine andere Beziehung zu jeder Platte. Was macht die "Dritte Beschwörung" für dich besonders?

Guten Abend und danke für dein Interesse an unserer Arbeit. Ich denke, die Essenz des Charakters von DTET ["Dem Teufel eine Tochter", Untertitel des Albums - NM] ist die Arbeit, die wir in dieses Album gesteckt haben. Bis jetzt war dies bei weitem die anspruchsvollste Platte, die wir herausgebracht haben - vom Schreiben über die Proben bis hin zum Aufnahmeprozess. Wir haben eine Menge Blut, Schweiß und Tränen hineingesteckt, aber es hat sich definitiv ausgezahlt. Dies ist die bisher stärkste TTERBNEXEH-Platte [Die Erklärung zu dieser speziellen Schreibweise des Bandnamens folgt weiter unten. - Anm. d. Red.] und die am meisten destillierte Darstellung von "The Sound Of The Bloody Iris".

Eure "Beschwörungen" sind durchnummeriert. Habt ihr eine Vision für den gesamten Katalog, wenn ihr z.B. mit HEXENBRETT fertig sein wollt?

Nein, das ist nicht kalkuliert oder geplant oder so. Die Dinge passieren einfach so, wie sie passieren - bis jetzt waren unsere Hauptveröffentlichungen "Beschwörungen", aber wir können nicht sagen, ob das fortgesetzt wird oder nicht. Die Zukunft wird es zeigen.

Offensichtlich sind Horrorfilme ein großer Einfluss. Ist das der Ursprung deiner Ideen für die Musik von HEXENBRETT?

Ganz genau. Horror, Giallo, Film Noir und Poliziottesco sind wichtige Genres, wenn es darum geht, was uns am meisten beeinflusst. Es gibt aber auch klassische Horrorliteratur und Comics, die sehr wichtig sind, wenn es darum geht, den "Sound Of The Bloody Iris" einzufangen.

Die Bandbreite der Stile, der musikalischen Nuancen ist noch größer als auf "Zweite Beschwörung". Seid ihr mutiger geworden, was das Songwriting angeht?

Ich danke dir. Das hoffen wir, ja. Das ist das Hauptziel. Die Technik ist nicht wichtig, was zählt, ist die Fähigkeit, Emotionen zu erzeugen und zu kontrollieren. Das schafft DTET definitiv, es ist eine Mischung aus Achterbahn und Geisterbahn.

Bei den heutigen gefühlt hundert Veröffentlichungen pro Woche ist es schwer, eine Band zu finden, die einen einzigartigen Sound hat. Ich denke, HEXENBRETT hat genau das. War es schwierig, euren Sound zu finden?

Vielen Dank, das freut uns sehr zu hören. Ich denke, wir haben nie nach einem einzigartigen Sound gesucht, es ist einfach passiert. Wir haben mit einfachen, aber effektiven Songs angefangen, die sich dann irgendwie in diese seltsame und gruselige Kakophonie verwandelt haben. Ich weiß nicht, ob wir das geschafft hätten, wenn wir es aktiv versucht hätten.

Auf der neuen Platte gibt es einige gute Old-School-Heavy-Metal-Gitarren zu hören. Ich nehme an, Shermann, Denner oder LaRocque gehören zu deinen Gitarrenhelden?

Frühe Einflüsse, was das Gitarrenspiel angeht, sind die großen Shrapnel-Gitarristen wie Jason Becker, Tony MacAlpine und Paul Gilbert, aber auch Ace Frehley, Adrian Smith und Dave Murray. Andy LaRocque habe ich erst später entdeckt und MERCYFUL FATE als Ganzes hat mich sicherlich auch beeinflusst. Insgesamt sind wir sehr aufgeschlossen, wenn es um unterschiedliche Musik und Gitarrenstile geht.

Das Artwork wurde wieder einmal von Solo Macello gemacht. Wie wichtig ist die visuelle Präsentation (Artwork, CD- oder Vinyl-Verpackung) für HEXENBRETT?

Das ist sehr wichtig und es war auch sehr schwer, den perfekten Künstler zu finden. Ursprünglich wollten wir für diese Veröffentlichung mit Warren-Publishing-Legenden wie Sanjulian oder Vic Prezio arbeiten. Unsere E-Mails wurden leider nie beantwortet, also haben wir uns erneut mit Solo Macello in Verbindung gesetzt und er hat dieses wunderschöne und eindringliche Porträt geschaffen - das perfekte Artwork für diese Sammlung von Songs.

Wenn das Budget keine Rolle spielen würde, wie würde eure Live-Produktion aussehen?

Es würde Bands wie KING DIAMOND oder ALICE COOPER wie Amateure aussehen lassen. Es wäre ein beeindruckendes Erlebnis, bei dem die Grenze zwischen Band und Publikum durch übertriebene Bühnenbilder verwischt würde, ein immersives Erlebnis. Vielleicht eines Tages...

Ihr seid keine Deutschen, singt aber unter anderem auch auf Deutsch. Was ist der Grund dafür?

Es gibt wieder keinen wirklichen Grund, die Musik verlangte es einfach. Deutsch klingt sehr rau und ist ein perfekter Kontrast zu den meisten Songs, die wir schreiben.

Ich fand es interessant, dass sich einige Leute durch den Titel eurer zweiten Veröffentlichung ("Ein Kind zu töten") beleidigt fühlten. Kam das überraschend? Ist es richtig, dass der Titel von einem spanischen Horrorfilm stammt?

Dessen sind wir uns bewusst, und es war für uns sehr überraschend, ja. Wir wollten auf jeden Fall provozieren, aber wir haben nicht mit solchen Reaktionen gerechnet. Der Titel ist eine Anspielung auf das Bild von Narciso Ibáñez Serrador aus dem Jahr 1976, aber er hat seine eigene Bedeutung. Die Reaktionen darauf haben uns auch gezeigt, dass es unter uns eine ganze Menge toter Kinder gibt.

"Dem Teufel eine Tochter" ist auch aus einem Film (1976, u.a. mit Christopher Lee), glaube ich?

Das stimmt, aber der englische Originaltitel ist nur lose ins Deutsche übersetzt.

Es gibt einige Interviews, in denen du die Band als TTERBNEXEH bezeichnest - kannst du das bitte erklären?

Das ist eine Anspielung auf das Lynchsche Universum und speziell auf die "Schwarze Hütte". Diese Band ist nicht das, was sie zu sein scheint.

 

Photo-Credit: Band

Redakteur:
Nils Macher

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