ILLDISPOSED: Interview mit Jakob

01.01.1970 | 01:00

Schwere Frage, ob es nun einfach Lustlosigkeit, Desinteresse oder doch ein etwas weiter fortgeschrittener Zustand des Alkoholkonsums gewesen ist, aber irgendwie waren Jakob von ILLDISPOSED bei unserem Frage-Antwort-Spielchen nicht viele sinnbringende Kommentare zu entlocken. Vielmehr versuchte sich der Däne mehr schlecht als recht als Komiker und ließ sich die Informationen förmlich mit Gewalt aus der Nase ziehen. Schade eigentlich, denn musikalisch haben ILLSIDPOSED mit ihrem aktuellen Silberling "1-800 Vindication" eine ganze Menge mehr zu sagen:



Björn:
Hallo Jakob, wie geht's dir?

Jakob:
Sehr gut, sehe ich nicht gut aus?

Björn:
Oh ja, natürlich! Nun, was soll ich sagen, ihr seid nach drei Jahren endlich wieder mit einem neuen Album am Start. Wie fühlt sich diese 'Rückkehr' an?

Jakob:
Ebenfalls sehr gut, denn wir haben sehr lange warten müssen, nicht nur, was den Release betrifft, sondern auch die Erwartungen, welche die Fans an uns stellen.

Björn:
Drei Jahre sind aber dennoch eine recht lange Zeit, wenn man mal bedenkt, dass viele Bands jedes Jahr mit neuem Stoff glänzen. Warum genau habt ihr denn jetzt ein wenig länger benötigt?

Jakob:
Weil wir die ganze Zeit nur abgehangen haben und mächtig betrunken waren. Es hat sich also nichts verändert, haha!

Björn:
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die neue Platte direkt an das letzte Album "Kokaiinum" anschließen zu lassen? Die Reaktionen waren doch seinerzeit wirklich allerorts gut.

Jakob:
Hm, meinst du? Ich finde, dass "Kokaiinum" unser bisher schlechtestes Album gewesen ist.

Björn:
Nun, das finde ich nicht, gerade eben wegen der angesprochenen Resonanz, aber gut. Wie sind eigentlich die Reaktionen zu eurem neuen Album ausgefallen?

Jakob:
Gut! Ich glaube, wir haben den Papagei abgeschossen, haha!

Björn:
Ihr seid schon sehr lange in der internationalen Death-Metal-Szene dabei. Euer Debüt stammt ja schon aus 1992. Aber in der ganzen Zeit habt ihr es nie nach ganz oben geschafft, hast du eine Idee, warum das so ist?

Jakob:
Weil wir die ganze Zeit über sehr betrunken waren und uns um nichts gekümmert haben!

Björn:
Soweit ich weiß, haben eure letzten Veröffentlichungen allesamt positive Kritiken einheimsen können. Nervt es da nicht ein bisschen, dass solche Bands wie SIX FEET UNDER, denen ihr stilistisch ja mal sehr nahe wart, eine ganze Menge mehr verkaufen als ILLDISPOSED?

Jakob:
Gibt es tatsächlich Bands, die mehr verkaufen als wir? Oh, das wusste ich ja gar nicht.

Björn:
Ach so, dann schafft ihr also mit diesem Album den lang ersehnten Durchbruch, oder?

Jakob:
Auf jeden Fall, genau so wie bei jedem unserer bisherigen Alben. Doch dieses Mal denke ich echt, dass wir es schaffen werden.

Björn:
Okay, dann schildere doch mal mit deinen eigenen Worten, warum die Fans "1-800 Vindication" kaufen sollen.

Jakob:
Einerseits, weil es groovt wie die Hölle und andererseits, weil es mächtig saugt.

Björn:
Hat der Begriff Vindication (Rechtfertigung) denn eine besondere Bedeutung für euch, dass ihr ihn als Titel gewählt habt?

Jakob:
Das bedeutet soviel wie, "wir sind nach unserem letzten großen Fehler 'Kokaiinum' wieder zurück im Geschäft". Und 1-800 ist einfach nur eine dumme amerikanische Telefon-Hotline.

Björn:
Aha. Ich erzähle dir jetzt einmal, was passiert ist, als ich das Album zum ersten Mal gehört habe. Es hat mich direkt gepackt und von der ersten Sekunde an fühlte ich einen Drang, ordentlich abzubangen. Du sagtest ja schon, es groovt mächtig, und das tut es in der Tat, so dass ich hier wirklich am Schreibtisch gebangt habe. War das euer Ziel?

Jakob:
Oh Mann, vielen Dank, das ist ein wirklich tolles Kompliment. Du musst dringend zu einer unserer Shows kommen und dir den Arsch mal so richtig durchschütteln lassen!

Björn:
Ihr habt einige coole Songtitel, so wie zum Beispiel 'Now We're History' oder 'I Believe In Me'. Wovon handeln diese Stücke?

Jakob:
'Now We're History' handelt vom Missbrauch von Kokain. Weißt du, der Titel sagt einfach aus, dass wir mit diesem Thema durch sind – aber wir sind es irgendwie doch nicht. Vielleicht beim nächsten Mal. Ich weiß aber sonst auch nicht viel über die Texte, die entstehen nämlich in Bo's Universum.

Björn:
Wie lautet denn in lyrischer Hinsicht die generelle Überschrift zu eurem neuen Album?

Jakob:
Das alltägliche Leben.

Björn:
Bevor ihr die Scheibe überhaupt aufgenommen habt, ist etwas sehr Wichtiges geschehen. Ihr habt einen Vertrag bei Roadrunner Records unterschrieben. Wie fühlt sich das an, bei einem der größten Indie-Labels für harte Musik untergekommen zu sein?

Jakob:
Was bedeutet Indie? Wir kommen nicht aus Indien. Aber es ist schon eine gute Sache, bei einem solchen Label zu sein. Wir haben in der Vergangenheit einfach mit zu vielen Arschlöchern kämpfen müssen.

Björn:
Und wie ist der Kontakt zustande gekommen? Das sollte ja gar nicht mal so einfach gewesen sein, besonders weil ihr jetzt längere Zeit von der Bildfläche verschwunden wart.

Jakob:
Ein Talentscout von Roadrunner ist an uns herangetreten. Es war also gar nicht so kompliziert.

Björn:
Ihr wart zuvor eine ganze Weile bei Die Hard Music, eigentlich sogar eure ganze Laufbahn lang. Konnten sie euch nicht mehr weiterbringen, oder warum seid ihr schließlich gegangen?

Jakob:
They suck and they have always sucked! Wir waren einfach zu faul, um uns wegzubewegen. Die Hard haben nie etwas für uns getan – außer uns den Arsch zu lecken!

Björn:
Dann sind eure Erwartungen an euer neues Label sicher ganz anders. Wie sehen diese denn aus?

Jakob:
Wir erwarten schon, dass sie ein paar Alben mehr verkaufen als Die Hard. Das sollte aber auch nicht besonders schwer sein.

Björn:
Aber es sollte trotzdem schwer sein, euch bei Roadrunner zu behaupten, denn mit SOULFLY, MACHINE HEAD und SLIPKNOT – nur um mal einige Beispiele zu nennen – haben sie einige ganz große Bands, die auch die entsprechende Priorität besitzen. Wie schätzt du in diesem Sinne euren eigenen Status ein?

Jakob:
Wir haben eine hohe Priorität! Das ist ja auch das Gute an Roadrunner, sie vergessen uns nicht, nur weil wir eine Horde dänischer Huren sind. Sie passen wirklich gut auf uns auf!

Björn:
Im Juni hattet ihr die Gelegenheit, auf dem Rock Hard Festival in Gelsenkirchen zu spielen, und obwohl ihr eigentlich nur als Ersatz für MALEVOLENT CREATION engagiert worden seid, hattet ihr die Menge recht schnell auf eurer Seite. Wie hast du die Show vor einigen Monaten empfunden?

Jakob:
Es war großartig. Gelsenkirchen ist ein echt schöner Ort. Wir waren zwar nur eine Ersatzband, aber ich möchte mal stark bezweifeln, dass MALEVOLENT CREATION eine solche Show hätten spielen können, wie wir sie gespielt haben.

Björn:
War dieser Gig unter den gegebenen Rahmenbedingungen denn nicht schwieriger als ein normales Konzert? Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Leute sich mehr auf MALEVOLENT CREATION gefreut hätten.

Jakob:
Hm, das denke ich nicht. We just sucked like always!

Björn:
Wann habt ihr denn Bescheid bekommen, dass ihr diese Show spielen sollt?

Jakob:
14 Tage vorher rief mich ein Mitarbeiter vom Rock Hard an und fragte mich, ob wir bereit seien – keine schwierige Frage!

Björn:
Waren die Aufnahmen zu "1-800 Vindication" denn schon beendet, als ihr in Gelsenkirchen auf die Bühne gestiegen seid?

Jakob:
Nein, ich glaube nicht, ich kann mich aber auch nicht mehr so genau erinnern.

Björn:
Wie sieht es denn jetzt mit weiteren Liveshows aus? Wann kommt ihr zurück nach Deutschland?

Jakob:
So schnell wie möglich! Es wird wohl am Ende des Jahres oder zu Beginn von 2005 der Fall sein!

Björn:
Plant ihr eine Headliner-Tour?

Jakob:
Ja, auf jeden Fall. Wir sind doch keine verdammte Support-Band wie etwa HATESPHERE.

Björn:
Und was können wir sonst noch so von euch erwarten?

Jakob:
In den nächsten Monaten könnt ihr auf jeden Fall eine Tournee durch Europa, und wenn möglich auch durch Japan und Australien, erwarten. Und irgendwann in den nächsten Jahren kommt dann sicher auch wieder ein neues Album von ILLDISPOSED.

Björn:
Irgendwelche letzten Worte?

Jakob:
Fisse!

Redakteur:
Björn Backes

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