INNERWISH: Interview mit Schlagzeuger Fragiskos Samoilis

23.05.2016 | 12:04

Dass sich die Griechen besonders gut auf hymnischen Power Metal verstehen, wissen wir nicht erst seit FIREWIND. Auch INNERWISH beweist seit nunmehr gut 20 Jahren, dass sich melodische Gitarren und große Refrains im Schatten der Akropolis dauerhafter Beliebtheit erfreuen. Für den aktuellen Longplayer "InnerWish" konnte sich das Sextett dabei die Unterstützung des schwedischen Labels Ulterium Records sichern, das sich bereits mit Newcomern wie WAKEN EYES in den vergangenen Jahren einen Namen in der Szene machen konnte. Wir schnappten uns daher Schlagzeuger Fragiskos Samoilis, um ihn zur aktuellen Scheibe, der schwierigen Phase seit dem letzten Lonplayer "No Turning Back" und den Zukunftsplänen der Band zu befragen.

 

Hallo Fragiskos und erst einmal danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Eure aktuelle Scheibe "InnerWish" ist jetzt ja schon seit ein paar Wochen im Handel erhältlich. Wie kommt die Platte denn bisher bei den Fans an?

Hallo Tobias, bevor wir zu deiner Frage kommen, würde ich mich gerne dafür bedanken, dass wir uns auf powermetal.de mit diesem Interview präsentieren dürfen! Was das Album angeht, so sind wir bisher ziemlich begeistert und vor allem überrascht darüber, wie positiv "InnerWish" bisher angenommen wird. Sowohl von den Fans, als auch von der Presse gab es bisher überwiegen Lob für das Album. Während der Arbeiten im Studio ist es immer schwierig einzuschätzen, wie gut das Material nun wirklich ist, an dem man gerade arbeitet. Ganz besonders, wenn man von Anfang an dabei ist und die Songs während der Aufnahmen immer und immer wieder hört. Aber bisher scheint die Scheibe den Leuten zu gefallen, was mich natürlich glücklich und vor allem auch stolz macht.

Du bist ja erst im Jahr 2010 als Schlagzeuger zur Band gestoßen. Wie schwer war es für dich, deinen Platz in einer Gruppe von Musikern zu finden, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit gut 15 Jahren zusammen gearbeitet hatten?

Um ganz ehrlich zu sein, es war am Anfang extrem schwierig, denn die Jungs haben ihre eigene Art zu arbeiten und sich um die Angelegenheiten der Band zu kümmern. Lass es mich so ausdrücken: Ich war vorher an andere "Taktiken" gewöhnt. Aber als neues Mitglied in einer Band mit einer solch langen Geschichte, sowohl in Griechenland als auch in Europa, musste ich mich einfach anpassen. Mit der Zeit ist mir das auch recht gut gelungen, immerhin vertrauen mir die Jungs inzwischen doch einige wichtige Aufgaben an.

Als du zur Band hinzu kamst, machte INNERWISH ja auch eine sehr schwierige Phase durch. Im Jahr 2011 verließ euer Sänger Babis Alexandropoulos die Band und es dauert fast zwei Jahre, bis ihr einen Ersatz finden konntet. Wie schwierig gestaltete sich die Suche nach einem neuen Frontmann, und gab es auch Momente, in denen du darüber nachgedacht hast, einfach aufzuhören?

Ans Aufhören habe ich nie gedacht! Die Band lag zwar erst einmal auf Eis und wir haben nicht viel gemacht, allerdings ist es auch nicht gerade einfach, an neuem Material zu arbeiten, ohne einen Sänger zu haben. Ohne Gesang kann man zwar durchaus an Melodien und Gitarren-Riffs arbeiten, aber wie gut eine Idee wirklich ist, hört man erst wenn der Gesang am Ende dazu kommt. Also haben wir erst einmal alles liegen lassen und uns auf die Suche nach einem neuen Frontmann konzentriert. Witzigerweise war es am Ende dann gar nicht so kompliziert, denn als George in den Proberaum kam, dauert es nur wenige Minuten, bis er uns voll und ganz überzeugt hatte. Außerdem war er auch von Babis empfohlen worden, sodass wir von Anfang an bei ihm ein gutes Gefühl hatten. Zwar haben wir uns auch noch andere Sänger angehört, doch am Ende war uns klar, dass nur George den Posten besetzen konnte und ich denke, dass uns seine Leistung auf dem neuen Album vollkommen recht gibt.

Im letzten Jahr konntet ihr euch dann endlich ins Studio begeben, um "InnerWish" aufzunehmen. Wieviel Einfluss hast du eigentlich als Schlagzeuger auf das Songwriting? Ich stelle es mir recht schwer vor, mit einem perkussiven Instrument Ideen für einen Song zu entwicklen.

Eigene Ideen zu entwickeln ist in der Tat nicht gerade einfach, allerdings ist das ja nicht der einzige Weg, um dem Songwriting seinen Stempel aufzudrücken. Ich glaube, dass ich den größten Einfluss schlussendlich durch meine musikalischen Vorlieben hatte. Ich höre selbst nicht nur Power Metal, sondern fühle mich auch im Melodic Death, Dark oder sogar Thrash Metal zuhause. So habe ich dann auch versucht, einige Einflüsse aus diesen Genres im Sound von INNERWISH unterzubringen. Kombiniert mit dem Sound der Band ergab das dann eine neue Richtung, die sich auch die Jungs nach der längeren Pause gewünscht hatten. Alles in allem war es also eine perfekte Situation für die Band und mich persönlich.

Textlich fühlt sich die Platte fast wie ein Konzeptalbum an, zumindest war das mein Eindruck bei den ersten Hördurchläufen der Scheibe. Wer schreibt denn bei euch die Texte, und verfolgt ihr ein generelles textliches Konzept?

Also ein Konzeptalbum ist "InnerWish" nicht, aber wir haben schon auf ein generelles textliches Gesamtbild geachtet. Die Texte und Konzepte stammen dabei sogar großteils aus meiner Feder, wobei drei Songs von den anderen Jungs verfasst wurden. So hat Manolis den Text zu 'Cross The Line' beigesteuert, während Thimios bei 'Tame The Seven Seas' und 'Needles In My Mind'  beteiligt war.
Generell schreibe ich aber am liebsten über das Leben an sich und über die Menschheit in ihrer Gesamtheit. Thematisch geht es dabei meist um die Probleme, mit denen wir uns herumschlagen müssen, sowohl die globalen, als auch die alltäglichen. In 'Sins Of The Past' geht es zum Beispiel um die Jugend, während sich 'Broken' mit dem Thema Suizid auseinandersetzt. An anderen Stellen geht es eher um globale Probleme wie die Manipulation der Massen ('Machines Of Fear'), Selbstkritik ('Needles In My Mind', 'My World On Fire' und 'Zero Ground') oder um die generelle Situation, in der sich unser Land und viele andere europäische Länder aktuell befinden ('Roll The Dice'). Am Ende möchte ich eigentlich nur meine eigenen Gefühle und Ängste mit den Texten zum Ausdruck bringen und dabei alles möglichst realistisch betrachten. Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass sich das Album textlich um den Menschen dreht, also um dich, mich und uns alle. Wir raufen uns entweder zusammen, oder gehen alleine unter ....

Für das Artwork der Scheibe habt ihr mit Felipe Machado Franco zusammengearbeitet, der vielen sicher durch seine atemberaubenden Arbeiten für BLIND GUARDIAN oder ICED EARTH bekannt sein dürfte. Wie habt ihr den Kontakt zu Felipe hergestellt und wie lief die Zusammenarbeit mit ihm ab?

Ich bin selbst ein riesiger Fan von BLIND GUARDIAN und liebe die Arbeiten, die Felipe für sie gemacht hat. Als es dann um die Suche nach einem Künstler für das Cover des neuen Albums ging, kam mir natürlich sein Name in den Sinn, denn wir suchten jemand wirklich Herausragendes. Wir haben uns dann zwar auch noch mit einigen anderen Künstler unterhalten, aber Felipe war von Anfang an unser Favorit. Schlussendlich war es Emil, der Besitzer unseres Labels, der den Kontakt zu ihm hergestellt hat. Eigentlich hätte Felipe sogar bereits das Artwork für den Vorgänger "No Turning Back" entwerfen sollen, damals kam die Zusammenarbeit aber aus diversen Gründen nicht zustande. Im Jahr 2011 habe ich ihn dann in den Niederlanden getroffen, als wir auf dem Brainstorm Festival gespielt haben, und konnte mit ihm die Details eines gemeinsamen Projektes klären, sodass es dann dieses mal geklappt hat. Ich liebe seine Arbeiten wirklich und ich glaube, dass er die Idee der persönlichen Erlösung beim Artwork von "InnerWish" großartig umgesetzt hat.

Wer sind denn deine persönlichen Idole als Schagzeuger? Bevorzugst du eher technisch anspruchsvolle Drummer wie Mike Portnoy, oder doch eher unauffällige Schlagzeuger, die sich selbst voll und ganz in den Dienst des Songs stellen?

Einer meiner absoluten Favoriten in diesem Bereich ist Gene Hoglan, wobei ich allerdings auch Schlagzeuger aus den verschiedensten Musikrichtungen wie Neil Peart, Cozy Powell, Gavin Harrison, Mario Duplantier oder Jason Rullo bewundere. Natürlich gibt es darunter auch technisch herausragende Musiker, aber um erhlich zu sein, interessiert mich dieser Aspekt nicht so wirklich. Oft tendieren solche Schlagzeuger nämlich dazu, die verrücktesten Sachen zu spielen, die zwar an sich beeindruckend sind, gleichzeitig aber auch dem eigentlichen Song eher im Weg stehen. Versteh mich da bitte nicht falsch, ich bewundere natürlich solche versierten Drummer, aber für die Band ist so etwas meistens nicht förderlich. Daher konzentriere ich mich eher darauf, mit meinen Fähigkeiten den Song zu unterstützen, denn am Ende ist so eine Band ja keine One-Man-Show. Ab und an ist es natürlich auch mal schön, verrückte Sachen auszuprobieren und die Hörer in Staunen zu versetzten, wichtiger ist aber immer das Feeling, das die Musik beim Hörer erzeugen soll.

Ihr arbeitet ja aktuell mit Ulterium Records zusammen, die sich in den letzten Jahren gerade im Power-Metal-Sektor einen Namen gemacht haben. Wie ist die Zusammenarbeit zustande gekommen?

Die genaue Geschichte hierzu kenne ich nicht, denn als INNERWISH bei Ulterium Records unterschrieben hat, war ich noch garnicht dabei. Was ich aber aus den Erfahrungen der letzten Jahre sagen kann ist, dass wir mit Ulterium Records das passende Label für uns gefunden haben. Wenn du mich fragst, ist es einfach eine großartige Firma, die alles versucht, um ihre Künstler so gut es geht in allen Bereichen zu unterstützen. Gleichzeitig haben sie auch einige wirklich starke Releases in den letzten Jahren herausgebracht, was auf lange Sicht dazu führen wird, dass das Label in der Zukunft sogar noch größer wird. Den entscheidenden Unterschied macht dabei der Besitzer des Labels, Emil, aus, der an allererster Stelle ein Musikfan ist und eben nicht nur die geschäftliche Seite der ganzen Geschichte sieht.

Jetzt wo das Album auf dem Markt ist: Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Gibt es vielleicht sogar Pläne für eine Tour, die euch auch nach Deutschland bringen wird?

Wir wollen so viele Gigs spielen, wie möglich, denn wir stehen wirklich voll und ganz hinter der neuen Scheibe! Zwei Shows in den Niederlanden stehen dabei schon fest und werden am 23. und 24. April stattfinden, aber wir würden auch sehr gerne endlich mal in Deutschland spielen, egal ob auf einem Festival oder in einem Club. Aber das liegt natürlich nicht allein in unseren Händen, denn man benötigt für so etwas ja auch einen Promoter vor Ort. Also, falls jemand Kontakte oder Vorschläge hat, immer her damit. (lacht)

Fragiskos, damit sind wir auch am Ende unserer Zeit angekommen. Vielen Dank für diesen Einblick hinter die Kulissen von INNERWISH! Die letzten Worte gehören natürlich dir.

Ich möchte mich erst einmal bei jedem bedanken, der sich die Zeit genommen hat, in unser neues Album reinzuhören. Ich hoffe, dass wir mit unserer Musik die Leute ein wenig aus ihrem Alltag herausreißen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern können. Außerdem leben wir in schwierigen und dunklen Zeiten, daher respektiert euren Nächsten! Vielen Dank euch allen für den Support über die letzten Jahre hinweg, und ich hoffe, dass wir uns bald bei einem Konzert in eurer Nähe begegnen! (lacht)

Redakteur:
Tobias Dahs

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