In der Gruppentherapie: REDEMPTION - "Snowfall On Judgement Day"

01.10.2009 | 11:43

In einem überragenden Monat spricht Platz drei für ein starkes Album. Die Redaktion ist sich in der Bewertung zu REDEMPTIONS viertem Album "Snowfall On Judgement Day", das am 25. September via InsideOut erschienen ist, auch weitgehend einig.

Auf ihrem mittlerweile dritten Album mit Sangesgott Ray Alder, dem vierten insgesamt, bietet die Band genau das, was der Fan erhofft: REDEMPTION pur. Das stilistische Konzept, das auf den beiden Vorgängern entwickelt worden ist, wird nicht verlassen. Das klingt negativ? Mitnichten, das ist höchstes Lob! REDEMPTION sind keine experimentelle Band, sondern einfach Prog Metal auf höchstem Niveau, die Synthese aus modernen FATES WARNING (nicht zuletzt wegen Alders Stimme) und SYMPHONY X. Jeder Song ist ein kleines Juwel, das mit Recht sicherlich viele Freunde finden wird. Zwar schafft es die Band wieder nicht, ihren Übersong 'Sapphire' vom Zweitwerk zu toppen, aber 'Love Kills Us All/Life In One Day' geht in die Richtung. Musikalisch gibt es nichts anzukreiden, Ray ist sowieso einer der besten Sänger der ganzen Progwelt, so dass das Duett mit James "DT" LaBrie nicht notwendig gewesen wäre, und die Gitarren sind so prägnant, dass das Metal den Prog oft überstrahlt. Zu meckern gibt es nichts, weswegen das Werk auf den Einkaufszettel des qualitätsbewussten Metallers gehört. Schön.

Note: 9,0/10
[Frank Jaeger]

Indiz oder Wahnsinnsüberraschung? 'Another Day Dies' mit Besuchergeträller von DREAM THEATERs James LaBrie ist der schmächtigste Song des aktuellen REDEMPTION-Albums; in einem Kampf mit 'Walls' und seinem erlesenen Refrain hielte er nicht lange durch. K.-o.-Schlag nach ungefähr einer Minute. Ebenfalls unbezwingbare Gegner wären 'Peel', 'Leviathan Rising', 'Black And White World' und 'Love Kills Us All/Life In One Day', die gefahrlos neben die beste Bandplatte, "The Fullness Of Time", gestellt werden können und an die Qualitätsobergrenze des – Widerspruch hin, Wahrheit her – Old School Progressive Metal stoßen. Im Mittelteil von "Snowfall On Judgement Day" hingegen lässt das Niveau etwas nach. Ray Alder bringt nur noch neunzig Prozent seiner Fähigkeiten in die Gesangslinien ein, und in diesen Momenten drängelt sich die Tatsache in den Vordergrund, dass Nicolas van Dyk bei allem Format auch nur ausgiebig in Althergebrachtem und bereits Erprobtem wildert. Aber obwohl die Klasse der gebrachten Musik letztlich an den FATES WARNING-Sänger gekoppelt ist: Man kann die in dieser Sparte üblichen vielen Noten auch mit dem Esprit eines Sparkassenangestellten montags kurz nach Arbeitsbeginn in die Welt langweilen. Als Beweis, dass REDEMPTION daran kein Interesse haben, genügt die hinreißende Gitarrenmelodie in 'Black And White World'. Diese Sphäre bleibt für emotionslose Instrumentenroboter unerreichbar.

Note: 8,0/10

[Oliver Schneider]

Die Band hat bei mir einen schweren Start gehabt, da ich damals mit riesengroßen Erwartungen an den Erstling herangegangen bin. Die Besetzung war einfach zu viel versprechend, um nicht einen absoluten Überflieger abzuliefern. Leider hat der völlig sterile Klang des Rundlings immer verhindert, die erwartete Euphorie bei mir auszulösen. Die beiden Nachfolger hingegen konnten dieses Manko ausmerzen, hatten aber immer einen gewisse Neigung in Richtung Kopflastigkeit. Klar, ich mag das alles sehr gern hören, bin aber nicht völlig begeistert. Beim superb eingebetteten Neuwerk ist das anders. Schon der erste Durchlauf offenbart ein warmes Klangbild, einen Ray Alder, der erneut mit einer unglaublichen Gesangsleistung fasziniert, und Songs, die teilweise sogar hängen bleiben. Lasst euch nicht von der anfänglich etwas zähen Einstiegsnummer in die Irre führen, auf "Snowfall On Judgement Day" wimmelt es nur so von Ohrwürmern. Natürlich gibt es ebenso an allen Ecken längere Instrumentalpassagen, die aber in den meisten Fällen so ausgetüftelt klingen, dass man sie schnell nachvollziehen kann. Warum man in 'Another Day Dies' auf einen prominenten Gast namens James LaBrie zurückgreift, will sich mir nicht erschließen, denn dieser Titel ist trotz seiner Klasse ein Lowlight des Albums. Wegen des Gesangs. Denn James kann Ray zu keiner Sekunde das Wasser reichen. Da muss man nur kurz in 'Walls' oder das hoch melodische 'What Will You Say' hineinhören, um das abzunicken. Und nach der musikalischen Glanztat 'Love Kills Us All/Life In One Day' beweist man ganz leichtfüßig, dass zehn Minuten Musik herrlich kurzweilig sein können.

Note: 9,0/10
[Holger Andrae]

REDEMPTION - das ist keine "One-Man-Show", bei der sich alles nur um den gefühlvollen Gesang von Ray Alder dreht. Hier haben wir es vielmehr mit wunderbar eingängigem und nicht zu verschachteltem Prog Metal zu tun, bei dem der Fokus ganz klar auf den Songs liegt. Überflüssiges Gefrickel nur um des Frickelns willen gibt es nicht. Das Album ist insgesamt für Prog-Verhältnisse eher heftig ausgefallen, und das steht ihm ausgesprochen gut zu Gesicht. Und Ray Alders Gesangsleistung lässt sich natürlich nur als erstklassig bezeichnen, da fällt der Gastauftritt von James LaBrie gar nicht auf. Ein paar überraschende Momente mehr, und aus "Snowfall On Judgement Day" wäre statt einem rundum gelungenen Album ein überzeugendes musikalisches Kleinod geworden. Auf der einen Seite ist es sehr positiv, dass REDEMPTION nicht zu vertrackt zu Werke gehen, auf der anderen Seite fehlt mal ein wirklicher Aha-Effekt, eine richtig geniale Idee oder einfach ein paar große Melodien mehr (wie beim hervorragenden finalen 'Love Kills Us All/Life In One Day'). So reicht es zu sehr guten acht Zählern und der Erkenntnis, dass es in punkto Gesang den zweiten großen Namen hier eigentlich gar nicht gebraucht hätte.

Note: 8,0/10
[Stephan Voigtländer]

REDEMPTION stehen für cleveren Progressive Metal, der durch die Balance zwischen kraftvollen Instrumentalpassagen und ausgezeichneten Melodien zum einen vergleichsweise leicht zugänglich ist, gleichzeitig aber für ein langes Hörvergnügen sorgt. Der jüngste Output "Snowfall On Judgement Day" untermauert diese Wahrnehmung meines Erachtens nachdrücklich. Denn REDEMPTION übertreffen sich mit ihrem neuen Album selbst. Ray Alder liefert eine ausgezeichnete Performance ab, und die Kompositionen offenbaren viele Ohrwürmer, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Gerade das letzte Stück 'Love Kills Us All/Life In One Day' ist hier zu nennen. Instrumental ist "Snowfall On Judgement Day" mit seinen teilweise ungewohnt harten Passagen, aber auch leichtfüßig arrangierten ruhigeren Momenten (beispielsweise bei den E-Piano-Einsätzen) ohnehin über alle Zweifel erhaben. Das Fazit ist eindeutig: beide Daumen nach oben! Macht summa summarum wohlverdiente achteinhalb Zähler mit starker Tendenz in Richtung neun Punkte.

Note: 8,5/10
[Martin Loga]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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