Interview mit Luca Turilli (LT's RHAPSODY), Teil 3

18.07.2012 | 22:12

Dritter Teil des Interviewmarathons mit Luca Turilli, wo wir die Vergangenheit anhand der bisherigen zehn RHAPSODY (OF FIRE)-Alben noch einmal aus Lucas Sicht beleuchten.

Luca Turilli

Luca, 15 Jahre und zehn Studioalben (Anm. TB: Nur wenn man die EP "The Cold Embrace of Fear" mitzählt) mit RHAPSODY (OF FIRE). Gestattest Du uns einen Rückblick auf diese Zeit? Was waren die Höhepunkte, was die Tiefpunkte?

Okay, über die negativen Erlebnisse müssen wir nicht mehr sprechen, ich denke das weiß jeder und ich bin froh, dass dies alles vorbei ist (Anm. TB:  In der Zeit 2006-2009 Rechtstreit um den Namen RHAPSODY, Rechtstreit mit dem Management Magic Circle, Absage der Südamerika-Tour und zwischenzeitliche Einstellung des Bandbetriebs).

 

Verständlich, dann erzähl uns über die positiven Zeiten!

 

Ein besonderer Moment war sicher am Anfang unserer Karriere. Als wir unser erstes Demo aufgenommen hatten, das ja schon viele dieser ungewöhnlichen, orchestralen Parts enthielt, wussten wir nicht, wie dies unsere Plattenfirma aufnehmen wird. Das war damals LMP (Limb Music Products) von Ralf Schnoor, ein sehr bekannter Talent-Scout zu damaliger Zeit. Aber die Reaktionen waren begeisternd und man hat uns gesagt, dass man da wirklich etwas Großes und Erfolgreiches draus machen kann. Das hat natürlich jede Menge Aufregung bei uns verursacht, es war jede Menge positive Energie da und wir waren voller Tatendrang. Definitiv ein besonderer Moment in unserer Karriere.

Ein zweiter Höhepunkt war dann, als wir von Christopher Lee die Zusage für eine Kollaboration bekommen haben. Für uns als Kinofreaks ist da ein Traum in Erfüllung gegangen, wenn einer der berühmtesten Schauspieler aller Zeiten auf unseren Alben erscheint.

 

Was ist denn Deine liebster Filmsoundtrack?

 

Ahh, da gib es viel zu viele. Aktuell warte ich grade darauf, dass mal wieder etwas kommt, das mich wirklich berührt, in letzter Zeit ist es auf dem Sektor etwas mau, aber klar, ich mag z.B "Gladiator" oder "Pirates Of The Caribbean" oder alles von Danny Elfman ("Spiderman", "Batman"). Der Soundtrack zum ersten "Batman"-Film (1989) war meine erste Soundtrack-CD, die ich gekauft hatte, mit der habe ich die Filmmusik entdeckt.  Aber aus all diesen Komponisten einen auswählen, oh, je, es sind ein viele zu viele, die ich da liebe... Genrell gehe ich immer ins Kino, wenn es irgendwie geht. Ich achte hier eher auf den grafische Wirkung des Films, ich mag die ganzen Special Effekte, also mehr das Visuelle und die Kunst, die mit den heutigen digitalen Möglichkeiten kreiert werden kann. Die Story ist hier für mich eher nebensächlich, hahaha...Ein gutes Beispiel ist "Transformers III". Für diese Szene wie dieser Wolkenkratzer in Chicago in sich zusammenfällt allein würde ich schon fünfmal ins Kino gehen!

 

Luca ist bei dem Thema voll in seinem Element und zeigt eine fast kindliche Faszination für seine Kinoleidenschaft. Er weist aber darauf hin, dass  es ein Fan von Videospielen ist, die mittlerweile fast wie echte Filme aussehen und darüber hinaus einen großen Markt für Musiker darstellen, in dem sich etliche sehr gute Komponisten tummeln.

 

Luca, kannst Du zum Abschluß unseres Gesprächs noch einmal ein kurzes Statement zu jedem RHAPSODY-Album abgeben?

 

Na, klar, let's go:

 

Mit RHAPSODY:

"LegendaCover Legendary Talesry Tales" (1997):

Oh, wie waren zu der Zeit so arglos, verrückte, junge Kerle, die auf das Musikbusiness losgelassen wurden. Wir hatten keine Ahnung von gar nichts und erwarteten Dinge, die es gar nicht gab. Du musst bedenken, bevor es losging, haben wir grad mal sechs Gigs in unserer Heimatstadt Trieste gespielt und dann kam "Legendary Tales" und alles wurde anders. Es war eine sehr seltsame "Kontraposition der Situationen", wenn ich das mal so ausdrücken darf.  Wir waren einfach absolut naive Greenhorns und einige Zeit später spielte wir im Vorprogramm von STRATOVARIUS.


 

Cover Symphony I "Symphony of Enchanted Lands" (1998):

Nach dem Erfolg von "Legendary Tales" hat die Plattenfirma noch mehr in uns investiert, und mit diesem Album war es uns zum ersten Mal wirklich möglich musikalisch zu definieren, was wir machen wollten.

 

 

 

 

Cover Dawn"Dawn of Victory" (2000):
Dieses Album markierte einen Punkt, bei dem wir es vorzogen, nach den massiven cinematischen Elementen der ersten beiden Alben mehr in Richtung Metal zu gehen. Es ist mehr Metal!

 

 

 

 

 

Cover  Rain"Rain of a Thousand Flames" (2001):
Der zentrale Track ist hier 'Queen Of The Dark Horizons'. Der Track enthält ein Cover aus einem Horrorfim von Dario Argento ('Phenomena') und markiert für mich insofern einen weiteren künstlerischen Höhepunkt, als daß er mir erlaubte, mit den Künstlern in Kontakt zu treten, die die Soundtracks dieser Horrorfilme komponieren. Es war mir eine Ehre, mit diesen Leuten zusammen zu arbeiten.

 

 

 

Cover-Power dragonflame"Power Of The Dragonflame" (2002):
Dieses Album ist quasi die perfekte Zusammenfassung dessen, was wir bis dahin gemacht haben und für mich eine gelungene Synthese aus den ersten drei Alben.

 

 

 

 

 

Cover Symphony ii"Symphony Of Enchanted Lands-II"(2004):
Das war quasi die erste Wiedergeburt RHAPSODYs nach Streitereien mit der ersten Plattenfirma (es ist das erste Album für Magic Circle/Steamhammer). Es war die erste richtige "big budget"-Produktion mit einem richtigen Orchester und natürlich mit Chrstopher Lee, deswegen bedeutet mir das Album natürlich sehr viel.

 

 

 

 

Mit RHAPSODY OF FIRE:

 

Cover Triumph"Triumph Or Agony" (2006):
Dieses Album ist unserer langsamstes Album mit vielen Midtempo-Parts, das in erster Linie auf die Stimme von Fabio zugeschnitten wurde.

 

 

 

 

cover frozen"The Frozen Tears Of Angels" (2010):
Hier waren wir absolut beeinflusst von CRIMSON GLORY (Anm. TB: Das Booklet ist voller Lobpreisungen für die Epic-Metal-Legende rund um den verstorbenen Sänger MIDNIGHT). Es ist eher gitarrenorientiert und hier hatte ich selber größeren Einfluß auf das Songwriting. Zudem ist es die zweite Wiedergeburt von RHAPSODY OF FIRE und ein großes Dankeschön an Nuclear Blast, die zu Zeiten, in denen niemand etwas mehr von uns wissen wollte, dieses Album rausbringen wollten und es und wirklich gepusht haben. Auch deshalb hat das Album eine große Bedeutung für uns!

 

Cover Frozen"From Chaos To Eternity" (2011):
Der würdige Abschluß der Saga.

 

 

 

 

 

 

Vielen Dank an Luca Turilli, der sich im Interview wahnsinnig freundlich und bodenständig gegeben hat. Wer nach so langer Zeit im Business noch mit einer solchen Dankbarkeit Interviews gibt und seine Faszination für Musik und Film so kindlich authentisch rüberbringen kann, verdient die vollste Unterstützung. Go for RHAPSODY, go for Alessandro Conti, go for for "Ascending To Infinity" NOW!

 

 

Redakteur:
Thomas Becker

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