Interview mit RABENWOLF

19.08.2009 | 15:18

"Das Rad ist nicht mehr neu erfindbar, aber vielleicht ist es neu zusammenbaubar." RABENWOLF sind eine aufstrebende Pagan-Folk-Metal-Band aus Stade bei Hamburg. In unserem Interview reden sie über ihre Anfänge, die Bedeutung ihrer Musik und über ganz besonderes Merchandise.

Pia-Kim Schaper:
Stellt euch zunächst bitte kurz vor: Wer sind RABENWOLF?

RABENWOLF:
RABENWOLF, das sind acht Menschen aus dem Großraum Stade und Lüneburg, die seit etwa einem Jahr gemeinsam einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen, gemeinsam Musik zu machen: Skirmir und Vargur spielen Gitarre, Strommson ist Sänger, Váli an den Drums, Allsvartur Bassist, Hati ist Keyboarder und zweiter Shouter, Árdis Cellistin, Skadia spielt Flöte und macht Backgroundvocals. Wir alle kennen uns schon lange privat - über Konzerte oder durch Band-Connections aus dem Internet.

Pia-Kim Schaper:
Wo kann man sich eine Kostprobe eurer Musik holen?

RABENWOLF:
Zurzeit existieren leider nur einige Mitschnitte einer Audiospur im Internet. Diese sind auf allen einschlägigen Seiten wie MySpace, last.fm oder youtube.com zu finden. Sie entstanden im letzten Jahr bei einer Videoaufnahme unseres ersten Konzertes. Dort ist weder der Sound gut abgemischt, noch befinden wir uns in voller Besetzung. Allerdings war es eine ganz bewusste Entscheidung, diese dennoch zu veröffentlichen, um Interessierten wenigstens einen kleinen Eindruck von uns vermitteln zu können. Wir arbeiten derzeit fieberhaft und in Eigenregie an einem kleinen Demo, welches wir noch in diesem Jahr veröffentlichen wollen. Dafür legt sich vor allem unser Bassist Allsvartur sehr ins Zeug.

Pia-Kim Schaper:
Wie seid ihr dazu gekommen, eine Band zu gründen?

RABENWOLF:
Wahrscheinlich haben wir das mit der gleichen Intention gemacht, weshalb viele neue Bands entstehen: Aus Liebe zur Musik und aus Lust, nicht nur zu konsumieren, sondern auch Neues und Eigenes zu schaffen. Wir alle spielen bereits schon viel länger unsere Instrumente, als RABENWOLF besteht und wer selbst regelmäßig zu etwas "Klangerzeugendem" greift, kennt wahrscheinlich den inneren Trieb, eigene Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Das schwierige dabei ist, Mitstreiter zu finden, mit denen man menschlich und musikalisch auf einer Wellenlänge ist. Gerade hierin liegt der eigentliche Reiz von RABENWOLF. Wir blicken einzeln auf unterschiedlich große Band- und Auftrittserfahrungen zurück und haben unterschiedlichste musikalische Backgrounds, bei denen wir uns bemühen, sie in unsere Musik einfließen zu lassen.
Die Geschichte von RABENWOLF begann im Jahre 2007: Váli, Skirmir und Vargur fanden sich zusammen und aus anfänglich unverfänglichen Jam-Sessions wurde schließlich die Grundidee für das Projekt geboren. Nach und nach fanden sich dann weitere Mitglieder an, bis Skadia im September 2008 als letztes Mitglied unser Oktett komplettierte.

Pia-Kim Schaper:
Wie kamt ihr auf euren Bandnamen und welche Bedeutung hat er für euch?

RABENWOLF:
Váli gab dem neu geborenen Musikprojekt den Namen Skollvaldr (Sonnenwolf). Nach einigem Hin und Her kam vor allem von Stormmson der Einwand, dass dieser Name sowohl schwer auszusprechen, als auch schwer zu merken sei. Zu dieser Zeit wurde bereits an dem Song 'Rabenwolf' gearbeitet, welcher der Feder Vális entsprang. Auf Stormmsons Anregung hin wurde abgestimmt und der in unseren Ohren viel griffiger klingende Name als neuer Bandname übernommen. Er steht für uns als eine Art Verbindung zu den nordischen Sagen und Mythen (in welchen Raben und Wölfe als Tiere Odins eine große Rolle spielen), soll aber dennoch zeigen, dass wir uns nicht allein dem Nachsingen alter Geschichten verschrieben haben, sondern Neues schaffen wollen. Der Rabenwolf ist ein fantastisches Wesen, welches die Attribute beider Tiere miteinander verbindet: Wut und Kraft, Listigkeit und Wissen, Geschmeidigkeit und Eleganz. Und genau auf diese Weise wollen wir Altes, Bestehendes mit Neuem verbinden.

Pia-Kim Schaper:
Wie würdet ihr eure Musikrichtung bezeichnen und was fasziniert euch daran?

RABENWOLF:
Wir bezeichnen unsere Musikrichtung als PaganFolk Metal. Der Begriff "Pagan" steht hierbei lediglich für die verschiedenen heidnischen Einflüsse, welche sich in unseren Texten wiederfinden lassen. "Folk" selbst ist in der heutigen Musikkultur ein weitgefasster Begriff und kann Einflüsse unterschiedlichster Länder andeuten. Hierbei ist aber vor allem unsere Verwendung von akustischen Instrumenten gemeint. Die Faszination an dieser Musikrichtung liegt wohl in der Verbindung der Gegensätze: Harte Gitarren, extremer, peitschender Gesang contra weichen Instrumenten und  Backing Vocals - entweder im Wechsel oder aber miteinander verwoben. Die Songs sind nicht typisch gestrickt, sondern verfügen über eine Vielzahl von Facetten, Wendungen und Brüchen. Genau dies lässt uns eine riesige Spannbreite an künstlerischer Freiheit, in der wir uns gemeinsam austoben und ausprobieren können.

Pia-Kim Schaper:
Welche Bedeutung haben Lyrics für euch? Was wollt ihr mit euren Lyrics ausdrücken?

RABENWOLF:
Wir wollen mit unseren Texten alte Geschichten neu erzählen und ihnen ein musikalisches Gewand geben. Es reizt uns aber auch, neue Erzählungen zu erdenken und Situationen auszumalen. Hierbei sollte immer bedacht werden, dass mit Sprache wunderbar gespielt werden kann. Stilmittel wie Reime, Vergleiche, Wiederholungen, Übertreibungen oder gar das Herunterbrechen auf wenige, kraftvolle Worte verleihen Texten in Zusammenhang mit Musik starke Emotionen. Und genau das ist das Ziel unserer Musik und damit der Texte: Das Vermitteln von Gefühlen wie Wut, Hass, Freude und Spaß.

Pia-Kim Schaper:
Wo seht ihr eure musikalischen Wurzeln?

RABENWOLF:
So viele Mitglieder wir sind und so viele unterschiedliche Instrumente wir haben, so vielfältig sind die musikalischen Wurzeln, die jeden einzelnen von uns geprägt haben. Sie alle aufzuzählen, würde sicherlich den Rahmen sprengen. Alte Musik, Klassik, Folk unterschiedlicher Strömungen, Old School und Progressive Rock, moderner Rock und Metal der verschiedensten Richtungen der letzten 25 Jahre seien einfach einmal als grob umrissene Beispiele genannt. Jedes Mitglied tendiert schlussendlich verschieden stark in die jeweiligen Richtungen.

Pia-Kim Schaper:
Welche musikalischen Einflüsse (Lieblingsbands etc.) gibt es innerhalb der Band?

RABENWOLF:
Auch hier klaffen die Geschmäcker bei acht Personen weit auseinander und lassen sich kaum auf einen Nenner bringen. Der Eine liebt Folk Metal, während die Andere eher zu zeitgenössischer Klassik tendiert und der Dritte doch progressiven Rock oder Elektro bevorzugt. Wenn man selbst Musik macht, ist es unheimlich wichtig, musikalisch über den eigenen Tellerrand zu blicken und seine Nase in alle Winde zu recken. Das Rad ist nicht mehr neu erfindbar, aber vielleicht ist es neu zusammenbaubar.

 

 

Pia-Kim Schaper:
Was beeinflusst euch, wenn ihr Lieder schreibt?

RABENWOLF:
Wir werden vor allem von unserer unmittelbaren Umgebung beeinflusst. So vielleicht von Geschichten, die wir irgendwo gelesen oder gehört oder von Situationen, die uns emotional berührt oder beeinflusst haben. Bei Musik sind es vor allem Gefühle, die einen leiten. Was empfindet man in der gegenwärtigen Situation, was möchte man mit der Komposition zum Ausdruck bringen? Es gibt auch in den alltäglichsten Situationen Anreize und Ideen, etwas zu schaffen.

Pia-Kim Schaper:
Plant ihr, in naher Zukunft ein Album aufzunehmen?

RABENWOLF:
Eine komplette, professionelle Album-Aufnahme kostet sehr viel Geld und liegt für uns deshalb noch in ziemlicher Ferne. Wie aber bereits schon erwähnt arbeiten wir zurzeit fleißig an einem selbstproduzierten Demo, das noch in diesem Jahr erscheinen soll.

Pia-Kim Schaper:
Was war bisher euer schönstes Erlebnis als Band, was euer schrecklichstes?

RABENWOLF:
Im Mai 2009 durften wir das erste Mal auf einem Festival spielen, dem Metal Bash. Das Wetter war großartig und vor der Bühne waren trotz der frühen Uhrzeit viele Leute. Es war einfach ein wunderbares und unbeschreibliches Gefühl und Erlebnis, gemeinsam mit den Zuschauern abzufeiern und zu spüren, wie der Funke unserer Musik auf das Publikum überspringt. Das schrecklichste Erlebnis war wohl bei unserem letzten Auftritt beim Waldbrand Festival, wo der komplette Soundcheck schief ging, uns ein Kabel durchbrannte, es ewig dauerte, bis es gefunden war und irgendwie alles vollkommen chaotisch endete. An diesem Punkt haben wir gemerkt: Wir müssen noch sehr viel Erfahrung sammeln.

Pia-Kim Schaper:
Als Merchandise verkauft ihr Wickinger-Wollmützen. Was ist der Hintergrund dieser Mützen und wer hatte diese doch recht ausgefallene Idee?

RABENWOLF:
Die Idee war ein witziger Zufall und entsprang einer Wette zwischen unserem Fotografen Wolle (Wolfgang Kühnle - Anm. d. Verf.) und seiner Mutter. Diese meinte, nachdem sie irgendwo eine ähnliche Mütze gesehen hatte, dass sie so etwas selbst viel besser stricken könne und setzte die Idee auch sofort in die Tat um. Nach kurzer Zeit waren neun Mützen produziert, welche wir vor unserem Gig im März in Stade geschenkt bekamen. Wir waren total überrascht und absolut begeistert. Ursprünglich sollten eigentlich nur noch zehn weitere folgen, die wir als Extra zu den ersten zehn Bestellungen unserer Shirts dazugeben wollten, aber mittlerweile hat sie bereits ca. 50 Stück gemacht. Die Resonanz für die Mützen ist riesig und sie kommen bei jedem einfach gut an. Wir sind wahnsinnig dankbar und unglaublich stolz, dass wir ein solch geniales Fan-Accessoire unser Eigen nennen dürfen und können der Foto-Wolle-Mama an dieser Stelle einfach nur dafür danken. Die Arbeit und Mühe, die sie da hineinsteckt, ist kaum in Worte zu fassen.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

Login

Neu registrieren