KEEP IT TRUE: Interview mit Oliver Weinsheimer

21.12.2007 | 10:23

"Wenn ich die Qualität des KEEP IT TRUE nicht mehr halten könnte, dann würde ich es lieber sofort aufgeben, als dass ich mit einem mittelmäßigen Festival dahinsieche."


Das KEEP IT TRUE-Festival (KIT) in Lauda-Königshofen wurde im Sommer 2003 von Oliver Weinsheimer und Tarek Maghary (MAJESTY) ins Leben gerufen. Von Anfang an war das Festival als Underground-Event im Spektrum des klassischen Heavy Metal ausgerichtet, das oftmals außergewöhnliche und nur selten zu sehende Bands nach Tauberfranken holt. Am 4. und 5. April 2008 geht das KEEP IT TRUE in die mittlerweile zehnte Auflage. Und die hochkarätige Besetzung des Festivals liest sich wie die Crème de la Crème der klassischen Metalszene. Unter anderem HEATHEN, MANILLA ROAD, JAG PANZER, HELSTAR, DOOMSWORD und ATTACKER werden im April 2008 auf dem schon lange ausverkauften Jubiläumsfestival Headbanger-Herzen höher schlagen lassen. Anfang Dezember führte ich mit Veranstalter Oliver Weinsheimer, der mit unbändiger Energie für hochkarätige Bandbesetzungen des KEEP IT TRUE-Festivals sorgt, ein ausgiebiges Interview. Ein Muss für Old-School-Fans. Los geht's!

P.S: Das Foto zeigt von links nach rechts: Martin Walkyier (SKYCLAD, SABBAT), Oliver Weinsheimer sowie Produzent Andy Sneap (SABBAT).


Martin:
Hallo Oli! Wie geht es dir?

Oli:
Im Moment ist es beruflich bei mir stressig, aber sonst ist alles okay.

Martin:
Das große KEEP IT TRUE-Jubiläumsfestival steht regelrecht vor der Haustür und die Bands für die elfte Auflage im November 2008 stehen bis auf den Co-Headliner, den du noch nicht bekannt gegeben hast, schon fest. Mich würde interessieren, wie viel Zeit es in etwa Anspruch nimmt, das KIT-Festival zu organisieren und beispielsweise die E-Mail-Korrespondenz mit Bands zu führen. Wenn du das mal überschlagen würdest: Wie viel Zeit nimmt das Festival in Anspruch?

Oli:
Das ist irgendwie schwer zu sagen. Im Endeffekt beschäftigt mich das Festival, obwohl es "nur" zwei Mal im Jahr stattfindet, das ganze Jahr über. Von meiner Arbeit aus kann ich da zum Glück einen Großteil erledigen und wenn ich nach Hause komme, dann organisiere ich da auch noch ein bisschen. Aber im Endeffekt ist da in Sachen Bands und Festivalorganisation ununterbrochen was zu tun. Und direkt vor dem Festival ist das Ganze natürlich noch etwas extremer. Aber nachdem ich da eine gewisse Routine habe, hat sich das schon etwas vereinfacht.

Martin:
Aber gerade so in der Hochphase des Festivals kostet dich das KIT doch schon sehr viel Zeit, oder?

Oli:
Ja, auf jeden Fall. Im Endeffekt haben wir da auch nicht weniger zu tun als ein großes Open-Air-Festival. Zumindest, was die Bands anbelangt. Wir haben ja auf dem KIT auch nicht weniger Bands als auf dem Bang Your Head zum Beispiel. Und gerade, was die Logistik anbetrifft, müssen wir da genauso viel mit den Bands kommunizieren wie auch ein großes Festival. Und da das Ganze halt alles in der Freizeit passiert, ist das alles etwas intensiver als bei jemandem, der das hauptberuflich macht.

Martin:
Unterstützt dich eigentlich Tarek [Maghary] auch dabei, Bands für das KIT zu buchen und mit den Bands in Kontakt zu treten oder besteht sein Part mehr oder weniger "nur" darin, das Equipment, das heißt PA und ähnliches, zur Verfügung zu stellen?

Oli:
Also die Band-Geschichten, die mache ich alle komplett selbst. Und Tarek macht eher die Sachen wie die Logistik vor Ort, also in Lauda-Königshofen, und die ganzen Vorbereitungen. Aber die ganze Bandplanung- und Organisation, das mache ich zu 99 Prozent.

Martin:
Da bleibt ja dann der Löwenanteil der Organisation an dir hängen, oder?

Oli:
Mehr oder weniger (lacht). Aber ich meine, ich habe die Band-Connections und ich kenne die Gruppen teilweise schon seit Jahren. Es wäre ja Blödsinn, wenn ich das nicht irgendwie nutzen würde. Tarek ist zwar genauso in das KIT involviert wie ich, aber er hat halt nicht so die Connections zu den Bands wie ich. Von daher würde es keinen Sinn machen, wenn er sich darin involvieren würde. Und je mehr Köche da mitmachen desto ... du kennst ja den Spruch.

Martin:
"Viele Köche verderben den Brei".

Oli:
Und deswegen mache ich das halt allein. Bei vielen Bands frage ich da nicht bei Tarek nach, ob wir diese oder jene Band auf dem KIT bringen sollen. Ich mache das halt einfach. Aus reinem Gewissen, wie ich es für richtig halte. Viele Sachen sind sowieso Bauchentscheidungen. Und es funktioniert. Warum sollte man da was ändern?

Martin:
Du bringst immer wieder unglaublich geile Bands nach Tauberfranken! Ich staune immer wieder darüber, welche Band du mobilisieren kannst, in Lauda-Königshofen zu spielen.

Oli:
Es bedarf da halt immer wieder sehr viel Recherche. Es ist auch immer etwas Glück dabei. Vom Timing her muss es halt auch passen. Bei manchen Bands funktioniert das nicht gleich auf Anhieb. Da muss man etwas Geduld haben und den Auftritt halt für später planen. Aber ich hänge mich da immer ran und ich gebe nicht auf. Ich lasse mich da nicht so schnell abwiegeln. Und diese Beharrlichkeit, die zahlt sich dann im Endeffekt auch aus. Und wir haben halt Bands auf dem KIT, die kein anderer hat. Und das ist eben der große Vorteil des KEEP IT TRUE. Diese Exklusivität macht viel vom Charme des Festivals aus.

Wir haben das Glück, dass wir da so "reingerutscht" sind. Wir haben unser eigenes Festival aufgebaut. Ich bin froh, dass wir das so gemacht haben. Es wäre schwer, so ein Festival wie das KEEP IT TRUE in der Art und Weise neu zu machen. Wir haben uns in diesem Bereich etabliert. Am Anfang musste ich die Bands oft überreden und bequatschen. Inzwischen bewerben sich Bands, von denen ich nie im Leben daran gedacht hätte, dass die sich bei mir melden würden. Da hat sich schon einiges verändert im Laufe der ersten neuen KEEP IT TRUE-Festivals.

Martin:
Also bei Interviews, da haben mir immer wieder diverse Underground-Bands bestätigt, dass sie selbst in den USA schon vom KEEP IT TRUE-Festival gehört hätten.

Oli:
Das ist halt der Vorteil, weil wir unsere Bands halt sehr gut behandeln und es ist nicht so, dass wir die Band in irgendwelchen "Klitschen" unterbringen und dass die Bands dort nichts Gescheites zu Essen bekommen oder so etwas. Jede Band wird von uns fair behandelt. Wir haben da eigentlich noch nie Probleme gehabt. Und im Endeffekt gehen wir mit den Bands meistens als Freunde auseinander. Und eine bessere Werbung, die gibt es ja nicht. Wenn eine Band einer anderen erzählt: "Wir haben dort gespielt und es war super" - das ist halt die beste Werbung für ein Festival, die es geben kann. Und wenn eine Band nicht abgezockt wird, das bringt so viel, das kann man überhaupt nicht glauben.

Die Mundpropaganda, die geht auch in den USA herum. Ich kriege wöchentlich x Bewerbungen von irgendwelchen US-Bands, die hier auf dem KIT spielen wollen. Da sind auch oft irgendwelche Hardcore oder Black-Metal-Bands, die sich halt nicht damit befassen, was das KEEP IT TRUE für ein Festival ist. Es ist halt so, dass viele Bands dabei sind, die stilistisch nicht zum KIT passen. Auch bei den kleineren Underground-Bands ist es so, dass man nicht alle Bands bringen kann. Man muss das halt gut dosieren. Beim KEEP IT TRUE gibt es eine Mischung aus alten Helden, Reunions, alten Bands aus den Achtzigern, die auch heute noch unterwegs sind und Newcomern. Das macht das Festival aus. Ich möchte halt das KIT nicht in eine Richtung ausschlagen lassen. Sondern es muss immer diese Mischung da sein. Wenn ich nur die "alten Säcke" bringen würde, das wäre ja auch nicht im Sinne des Erfinders. Denn ohne Nachwuchs geht auch der Underground zugrunde. Und so haben halt auch viele Underground-Bands die Möglichkeit, sich in der Szene festzusetzen. Wenn man jetzt zum Beispiel POWERVICE betrachtet und was für einen Sprung diese Band nach dem Festival hingelegt hat. Oder auch Bands wie CAULDRON, PORTRAIT oder ENFORCER. Ohne das Festival hätten diese Bands vielleicht doch nicht so eine Aufmerksamkeit bekommen. Und darauf bin ich auch etwas stolz, dass wir die Möglichkeit haben, auf diese Art und Weise Bands zu helfen.

Martin:
Ihr leistet im Prinzip einen Beitrag zur Nachwuchsförderung.

Oli:
Ja, mehr oder weniger. Deswegen will ich immer Nachwuchsbands dabei haben. Ich versuche da auch immer, früh dran zu sein. Bis jetzt klappt es hervorragend. Man hat natürlich auch manche Band dabei, bei der es nicht klappt. Aber ich gehe lieber auch mal ein Risiko ein, als dass ich dann im Nachhinein sagen würde: "Scheiße, ich habe es nicht gemacht."

Martin:
Wie viel Überzeugungsarbeit musst du denn bei alten Bands wie zum Beispiel ARTILLERY, EVIL oder RAZOR leisten?

Oli:
Bei EVIL war es so, dass sie auf dem neunten KIT als Ersatz für TOXIK spielen sollten. Aber sie mussten dann absagen, weil sich der Drummer das Handgelenk gebrochen hatte. Ich hatte den Kontakt zur Band über einen Mitarbeiter vom SNAKEPIT-Magazin hergestellt und just zu dem Zeitpunkt hatte sich die Band wieder reaktiviert. Da hat wieder ein Zahnrädchen in das andere gegriffen. Es war Glück und Zufall. Auf dem zehnten KIT war dann kein Platz mehr frei, also dachte ich, dann bringen wir sie halt beim elften KIT. Die Band war sofort Feuer und Flamme und da gab es auch keine großen Diskussionen.

ARTILLERY sollten ja schon beim achten KIT spielen, aber da hatte der Sänger nicht mitgemacht. Wir sind aber in Kontakt geblieben. Irgendwann rief mich dann der Gitarrist wieder mal an und meinte: "Wie sieht es aus, können wir den Gig nachholen?". Und da sage ich natürlich nicht nein. Am Anfang war es schwierig, Überzeugungsarbeit bei den Bands zu leisten. BROCAS HELM beim ersten KEEP IT TRUE davon zu überzeugen, diese Show zu spielen, das hatte Wochen, wenn nicht sogar Monate gedauert. Ich rief zig Mal bei Jim Schumacher an und ich leistete immer wieder Überzeugungsarbeit. Damals hatte ich so einen Aufruf gestartet, dass die Fans Jim Schumacher E-Mails schreiben sollen, damit die Band auf das KIT kommt. Und das hatte die Band dann schließlich überzeugt zu kommen.

Martin:
Ich wünschte nur, dass man BROCAS HELM davon überzeugten könnte, zeitnah ein neues Album aufzunehmen und nicht erst in zwei Jahrzehnten. :-)

Oli:
Ahhh ... das ist bei der Band ein Problem, weil die eher im fünf- bis zehn-Jahres-Rhythmus arbeiten, glaube ich. BROCAS HELM spielen ja momentan in Griechenland und sie spielen keinen neuen Song. In der aktuellen Setlist finden sich eben die Lieder, die sie immer gespielt haben. Aber sie haben es nicht fertig gebracht, was Neues auf die Beine zu stellen. Aber ich denke auch nicht, dass da so schnell wieder was passieren wird.

Martin:
Beim dritten KIT hatten ja STORMWITCH gespielt. Beim vierten Festival sah man dich dann mit einem Shirt mit der Aufschrift "I survived booking STORMWITCH" herumlaufen. Was war denn der Hintergrund dieser Aussage? War es derart nervenaufreibend, diese Band zu buchen?

Oli:
Es lag weniger an der Band an sich als vielmehr an der Managerin. Sie war/ist die Freundin von Andi Mück [Sänger - Anm. d. Verf.]. Es gab auch bandintern damals schon große Spannungen. Das läuft halt dort alles recht diktatorisch ab. Man sieht das ja auch daran, dass das Line-up etwa alle drei Wochen mal durchgewechselt wird. Es waren da so einige Ungereimtheiten, bei denen man sich einfach denkt: Mensch Leute, wir sind nicht mehr in den Achtzigern! Diesen Kram mit den Starallüren, das brauchen wir heute einfach nicht mehr.

Martin:
FLOTSAM AND JETSAM hatten ja ihren Auftritt beim siebten KIT abgesagt. Nun ist die Band aber für das elfte KIT bestätigt worden. Wie kam es dazu?

Oli:
Im Endeffekt ist das blöd gelaufen, weil die Band es damals mit dem Termin verpeilt hat. Sänger Eric A. K. konnte zu dem Zeitpunkt nicht aus den USA weg, weil er seinen Helikopter-Flugschein machen musste [Eric A. K. ist offenbar als Hubschrauber-Pilot für Feuerwehreinsatzkräfte tätig. - Anm. d. Verf.].

Ich bin ein großer FLOTSAM AND JETSAM-Fan, besonders von den ersten beiden Platten. Ich habe ihnen halt klargemacht: Okay, ich habe noch etwas bei euch gut. Spielt jetzt beim KEEP IT TRUE XI und spielt eine richtige Old-School-Show. Im Endeffekt wollen das die Leute hören. Und so kam das eben zustande. Der Booker ist auch ein guter Freund von mir und ich habe mir gedacht: Okay, ich gebe der Band noch eine zweite Chance. Es gab ja auch keinen Ärger oder Streit mit FLOTSAM AND JETSAM. Die Band liegt mir so am Herzen, dass ich den Auftritt doch nachholen wollte. Aber ich habe dann auch gesagt: "Mach bloß keinen neuen Pilotenschein im November 2008! Das wäre sehr ungünstig!". Wir haben da jetzt alles abgecheckt und ich hoffe, dass alles gut geht.

Martin:
Und Dave Carlo von RAZOR soll bloß keine zweite Diplomarbeit schreiben, sonst werde ich sauer!

Oli:
Ähm, RAZOR sind bisher nicht bestätigt. Sie sind ja bisher auf keinem Billing drauf. Es ist zwar so, dass wir da noch verhandeln, aber es ist noch nichts sicher. Wir wollen zwar den Gig nachholen, aber wann und wo das passieren wird, das steht noch nicht fest.

Martin:
Der Auftritt von RAZOR auf dem zwölften KIT als potenzieller Co-Headliner ist noch in der Schwebe?

Oli:
Es ist nicht sicher. Da müssen wir abwarten. In Kanada malen die Mühlen etwas langsamer. Obwohl sie Speed Metal machen.

Martin:
An welchen Bands warst du in der Vergangenheit schon dran, die du besonders gerne auf das KEEP IT TRUE gebracht hättest, aber wo es im Endeffekt eben doch nicht klappte?

Oli:
Das waren ganz eindeutig CIRITH UNGOL. Ich habe mit jedem Musiker gesprochen, der jemals in der Band war. Bis natürlich auf Jerry Fogle [Gitarrist - Anm. d. Verf.], der ja leider verstorben ist. Den Einzigen, den ich nicht an die Strippe bekommen habe, das war Sänger Tim Baker. An ihm liegt es ja, dass das nicht zustande kommt. Das Maximale, zu dem ich vordringen konnte, das war sein Sohn Matt. Aber er konnte mir auch nicht weiterhelfen. Anscheinend weigert sich Tim Baker standhaft, ein Konzert zu machen. Und ohne Tim Baker macht das überhaupt keinen Sinn. Im Endeffekt steht und fällt eine CIRITH UNGOL-Show mit ihm. Wenn ich jetzt eine CIRITH UNGOL-Show mit den Originalmusikern und einem anderen Sänger machen würde, dann würde der ganze Mythos in sich zusammenbrechen.

Martin:
Die andere Frage wäre ja, ob Tim Baker heute überhaupt noch so singen kann wie damals.

Oli:
Das kann man halt nicht einschätzen. Keiner von uns hat ihn jemals live gesehen. Es gibt da ein komisches Video von CIRITH UNGOL von einer 1991er Show auf Youtube zu sehen, aber ansonsten: Es hat ja keiner mit ihm geredet in den letzten Jahren. Man weiß nicht, wie er gesundheitlich drauf ist. Da kann man nur raten, was bei ihm abgeht. Rob Garven meinte, dass er ein recht kauziger Mensch sein soll. Sie haben sich beim Split von CIRITH UNGOL 1992 offenbar so verstritten, dass Tim Baker die Sache offenbar für immer ruhen lassen will und nichts mehr damit zu tun haben möchte. Man kann das halt nicht erzwingen.

Martin:
In den vier Jahren, in denen du das KEEP IT TRUE-Festival nun gemacht hast und stetig vorangetrieben hast, da hat sich doch bestimmt so einiges an lustigen und kuriosen Geschichten hinter der Bühne ereignet. Gab es da einige Anekdoten, die sehr kurios und witzig sind?

Oli:
Also so viel passiert da eigentlich nicht, da die Musiker, die auf dem KIT auftreten, meist etwas älter sind (lacht). Und dementsprechend sind sie auch etwas anständiger. Beim ersten KIT waren BROCAS HELM in einem Landgasthof untergebracht. Direkt neben dem Grundstück befindet sich ein Bach. Jim Schumacher ist da erst mal mit seiner Bassgitarre in die Pampa gelaufen, hat sich dann mitten in den Bach gestellt und hat Bass gespielt! Das sind natürlich Bilder, die man nie vergisst.

Die schönste Szene in der ganze KEEP IT TRUE-Geschichte war für mich die folgende: beim fünften KEEP IT TRUE spielten am Freitag ANVIL und am Samstag RAVEN. Die beiden Gallagher-Brüder und Lips sind schon seit über etwa zwanzig Jahren gut befreundet, aber sie haben noch nie zusammen auf dem selben Festival gespielt und sie hatten sich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen gehabt. Ich habe seinerzeit die Gallagher-Brüder zur Warm-Up-Show gefahren, auf der ANVIL spielten. Ich habe sie zu Lips gebracht und sie sind sich mit Tränen in den Augen in die Arme gefallen. Und das sind ja gestandene Männer. Es sind ja auch Idole von mir. Wenn man dann sieht, dass man so etwas zustande gebracht hat, das war schon sensationell. Das war dann wieder so eine Situation, bei der man dann weiß, warum man dieses Festival veranstaltet. Aber so an spektakulären Ereignissen oder Skandalen, da wüsste ich jetzt nichts, was ich erzählten könnte. Da ist keiner der Musiker bisher aus der Reihe gefallen.

Martin:
Ich nenne dir jetzt mal fünf Bands, von denen ich annehme, dass sie viele KEEP IT TRUE-Festivalbesucher sicherlich gerne auf ihrem Lieblingsfestival sehen würden. Du sagst mir dann bitte, ob ein Auftritt realistisch oder angedacht ist und wie du die Chancen eines Auftritts überhaupt einschätzt.

SLAUTER XSTROYES

Oli:
Die wären natürlich schon interessant. Die Frage ist natürlich, ob die das machen würden. Ich weiß, dass ein Grieche diese Band live bringen will. Aber es kommt bei so einer Band immer darauf an, wie das mit dem Geld aussieht. Grad bei solchen Bands ist es so, dass die jetzt nicht wirklich zusätzlich Zuschauer anziehen würden. Ich würde sie irgendwie einbauen, aber ich könnte ihnen nicht so viel an Gage zahlen, wie wenn sie eine Headliner-Position spielen würden. Da kommt es wirklich drauf an, wie man das finanziert. Das ist bei jeder Band anders. Interessant wären SLAUTER XSTROYES schon. Ich sag mal so: Ausschließen möchte ich es nicht, aber ich kann auch nicht sagen, dass wir sie nach Lauda-Königshofen holen werden.

OBSESSION

Oli:
Die sind natürlich auch interessant. Das Problem könnte hier ein Michael Vescera sein [Sänger - Anm. d. Verf.]. Für jede Arbeit, die er macht, lässt er sich gut bezahlen. Dadurch, dass wir fünf Musiker aus den USA einfliegen lassen müssten sowie eine fette Gage löhnen müssten - die sie sicherlich haben wollten – wird es schwierig werden. Als Headliner oder Co-Headliner könnte ich OBSESSION wohl nicht mehr ansetzen. Sicherlich irgendwo im oberen Mittelfeld des Billings. Da kommt es auch wieder darauf an, wie es mit dem Geld aussieht. OBSESSION gefallen mir sehr gut. Sie würden auch hervorragend auf das KEEP IT TRUE passen. Aber es ist eine Frage der Finanzierung.

Martin:
Tja, dann wird ähnliches wohl auch für WATCHTOWER gelten, die bestimmt bei vielen Leuten ganz weit oben auf der Wunschliste stehen.

Oli:
Also WATCHTOWER versuche ich schon seit Jahren auf das KIT zu bringen. Das Problem bei WATCHTOWER ist weniger das Geld, sondern vielmehr mangelndes Interesse. Die scheinen keine Zeit und keinen Bock zu haben. Ron Jarzombek [Gitarrist - Anm. d. Verf.] will davon überhaupt nichts hören. Jason McMaster [Sänger - Anm. d. Verf.] hat keine Zeit, da er ständig mit seinen anderen Bands unterwegs ist. Doug Keyser [Bass - Anm. d. Verf.] antwortet überhaupt nicht mehr. Wie gesagt, wenn WATCHTOWER bereit dafür wären, dann würde ich die Band sofort auf das KIT bringen. Es liegt an der Band, dass da halt einfach nichts geht. Die Band selbst hat gesagt, dass sie keine Auftritte spielen wollen, ehe das nächste Studioalbum veröffentlicht ist.

Martin:
Oh je! "Mathematics"! Darauf warten wir ja schon seit einem Jahrzehnt!

Oli:
Genau. Das wird wahrscheinlich in diesem Leben nicht mehr herauskommen. Von daher sehe ich die Chancen eher nicht so gut. Aber ich würde sie sofort machen, da WATCHTOWER zu meinen Lieblingsbands zählen. Das sind halt so Sachen, die man nicht erzwingen kann.

Martin:
Also eine Band, die ich liebend gerne mal live auf dem KEEP IT TRUE sehen würde, das sind CULPRIT. Meinst du, dass da mal etwas gehen könnte?

Oli:
Also ich weiß, dass sie vor einem Jahr in Seattle im Original Line-up gespielt haben. Mit Jeff L'Heureux als Sänger. Wie die Situation derzeit ist, weiß ich nicht. Ich habe gehört, dass einzelne Musiker der Band starke Drogenprobleme haben. Das müsste man halt ausloten. CULPRIT ist auf jeden Fall eine Band, die ich im Hinterkopf habe. Aber wie und wann das passieren wird, weiß ich eben nicht.

Man mag es kaum glauben, aber im Moment ist ein Überangebot an Bands da. Ich muss das halt sorgfältig verteilen. Ich kann nicht nur gewisse Kultbands bringen, die dann im oberen Mittelfeld platziert sind, sondern ich muss das dann halt ausgleichen mit Newcomern. Und ich brauche auch Headlinerbands, die mehr Leute ziehen. Ich kann nicht nur Kultbands bringen. Ich muss das dann halt irgendwie ausgleichen, damit ich nicht nur Bands im oberen Mittelfeld habe. CULPRIT wären auf alle Fälle interessant.

Martin:
Wie sieht es mit den Belgiern ACID aus?

Oli:
Mit ACID wird es definitiv nicht klappen. Ich arbeite schon seit Anbeginn des KIT daran. Mit der Sängerin Kate habe ich einen recht regen Kontakt gehabt. Aber es funktioniert leider nicht. Als letzte Chance hatte ich für das zehnte KIT mit den Jungs von METAL INQUISITOR abgesprochen. dass sie einen oder zwei Songs von ACID einüben und dass Kate anreist und die Stücke singt. Aber auch das hat sie abgelehnt. Ich habe in dieser Hinsicht alles Menschenmögliche versucht. Aber in diesem Leben wird da nichts mehr passieren. Belgier sind in dieser Hinsicht irgendwie etwas seltsam. Die kriegen den Arsch einfach nicht hoch. Bei OSTROGOTH und CYCLONE ist es dasselbe Problem. Es sind seltsamerweise immer die Belgier. Ich weiß nicht, woran das liegt.

Martin:
Und der Co-Headliner für das elfte KIT am 15.11.2008, steht der so gut wie fest?

Oli:
Es bedarf noch einiger Verhandlungen. Ich hoffe, dass wir den bis zum Start des Vorverkaufs für das elfte KIT-Festival am 01.01.2008 bekannt geben können. Aber bei Underground-Bands, die nicht oft spielen, ist es halt schwierig. Wie ich schon am Anfang gesagt habe: Es bedarf vieler Gespräche und ich versuche alles, damit wir den Co-Headliner bis zum 01.01.2008 bekannt geben können. Aber so lange da noch nichts unter Dach und Fach ist, möchte ich da noch keinen Namen nennen.

Martin:
Das kleine KEEP IT TRUE-Festival im Herbst fand ja am 03.11.2007 zum letzten Mal in Dittigheim statt. Und das große Jubiläumsfestival im April 2008 (KIT X) findet dann letztmalig in Lauda-Königshofen statt, wenn ich das richtig verstanden habe.

Oli:
Nein. Das große KEEP IT TRUE-Festival wird weiterhin immer in Lauda-Königshofen bleiben. Für das zehnte KIT, das zwei Tage dauern wird, haben wir es so geplant, dass die Leute, die organisationsmäßig sonst in Dittigheim sind, am Freitag in der Halle sein werden. Und den Samstag machen wir so wie bisher. Wir werden mal sehen, wie es läuft. Ob wir es beim zwölften KIT auch so machen werden, wissen wir noch nicht. Ob dann künftig die Warm-Up-Show und das KEEP IT TRUE beide in Lauda-Königshofen stattfinden oder ob die Warm-Up-Show in Dittigheim sein wird, wissen wir noch nicht. Wenn es gut laufen sollte, dann wird künftig beides stets beim großen KIT in Lauda-Königshofen stattfinden. Im Endeffekt wäre es weniger Aufwand, weil wir zum Beispiel nur einmal die Anlage und die Boxen aufstellen müssen und nicht dauernd hin und her düsen müssen. Denn das ist schon ein ziemlicher Stress.

Das kleine KIT im November haben wir jetzt von der Sporthalle in Dittigheim auf den größeren Soundpark Ost nach Würzburg verlegt. Es ist einfach so, dass sich so viele Leute bei uns darüber beklagen, dass sie gerne kommen würden, aber keine Karte mehr bekommen konnten. Und der Soundpark Ost hat halt eine Kapazität von 1.000 Leuten. Das ist ein extrem alter Laden aus den Achtzigern. Da hatten OVERKILL auf ihrer ersten Tour und SLAYER auf der "Reign In Blood"-Tour gespielt. Darin atmet man wirklich die Achtziger-Luft. Wenn alles gut geht, werden wir im November stets dort sein, damit wir mehr Karten verkaufen können. Weil die Nachfrage auch so groß ist.

Solange uns die Stadt in die Sporthalle in Lauda-Königshofen hineinlässt, werden wir auch dort bleiben. Ich will da nicht raus. Das ist halt die alte Tradition, dass das große KIT im April dort stattfindet. Das KEEP IT TRUE soll ja auch nicht größer werden. Es soll so bleiben wie es ist.

Martin:
Ich finde es klasse, dass du das ganz klar so zum Ausdruck bringst.

Oli:
Ich bin mir zu hundert Prozent der Sachlage bewusst, dass wenn das KEEP IT TRUE-Festival größer würde, der ganze Reiz des Festivals kaputt geht.

Martin:
Denn dann müsstest du kommerziellere Bands bringen, die man sonst überall sehen kann.

Oli:
Das KIT ist am oberen Limit angekommen, obwohl ich sagen muss, dass wir für die zehnte Auflage des KIT locker 500 bis 800 Karten mehr hätten verkaufen können. Obwohl wir 2.000 Stück verkauft haben. Aber wir müssen halt irgendwann einen Riegel vorschieben.

Martin:
Für das neunte KEEP IT TRUE hat der Künstler Dimitar Nikolov das Layout der T-Shirts entworfen. Dieser Krieger, der "Tyrant" wie er genannt wird, bekommt der auch einen Namen? Er ist ja jetzt das KIT-Maskottchen.

Oli:
Bis jetzt haben wir uns noch keinen Namen überlegt. Wir hatten mal diesen Wikinger...

Martin:
Genau! Der war auch sehr cool. Den vom vierten KIT. Den hat sich jetzt DESTRUCTOR-Frontmann Dave Overkill auf den Oberarm tätowieren lassen.

Oli:
Genau, genau! Also da war ich auch sehr verblüfft, als ich das gesehen habe (lacht). Einen Namen haben wir noch nicht für den "Tyrant". Das ist halt der KIT-Tyrant. Die Geburtsstunde war eben der Moment, als JAG PANZER und TITAN FORCE gebucht waren. Da dachte ich, dass wir das Festival dann auch "Reign Of The Tyrant" nennen. Denn Harry Conklin hat es einfach verdient, so gewürdigt zu werden. Denn kommerziell hat er nie sonderlichen Erfolg gehabt, aber bei uns soll er zumindest eine Krönung erfahren. Mir kam die Idee, dass man ein schönes Artwork mit einer Art Maskottchen entwickeln lässt. Und nachdem Dimitar Nikolov das so super gemacht hat, haben wir uns dazu entschlossen, dass er in Zukunft immer die Plakate malen soll.

Martin:
Wie hast du den Kontakt zu diesem Künstler hergestellt? Hast du bei ihm angefragt oder ist er dir empfohlen worden?

Oli:
Er hat die Cover für die AMULANCE -CD "The Rage Within And The Aftermath Within" sowie für die aktuelle Scheibe von STEEL ASSASSIN entworfen. Und die finde ich beide hammermäßig. Und der Chef von StormSpell Records, die AMULANCE wiederveröffentlichten, hat mir den Kontakt zu Dimitar vermittelt. Er ist Bulgare. Ich habe ihm meine Vorstellungen geschildert und bereits der erste Entwurf, den er gefertigt hat, war genial. Aber als ich das Endprodukt gesehen habe, da war ich schon platt, muss ich sagen. Er wird für das KIT nun immer das Covermotiv nach unseren Vorstellungen malen. Und das kann sich zu einer schönen Tradition entwickeln. So wie der Eddie bei IRON MAIDEN.

Martin:
Beim sechsten KIT, als RIOT spielten, da gestattete es die Band nicht, dass die Show gefilmt werden darf. Von daher fehlt auch der Mitschnitt auf der KIT-DVD, was recht schade ist. Wäre ein solcher Umstand für dich in Zukunft ein Grund, eine solche Band nicht beim KIT spielen zu lassen?

Oli:
Bei RIOT war es eine Art Sonderfall. Zunächst sagte man uns zu, dass wir die Show filmen dürfen. Ansonsten hätten wir ja die Kameras ausgeschaltet. Aber die sind wie die Gedopten auf der Bühne herumgerannt und sie wollten stellenweise den Leuten die Kameras aus den Händen hauen. Das war vorher nicht so abgesprochen. Kurzfristig fiel der Band ein, dass sie doch nicht gefilmt werden wollen. Wenn eine Band nicht gefilmt werden möchte und ich die dennoch dabei haben will, dann ist das für mich kein Hinderungsgrund. Für mich geht es vorrangig um die Live-Performance.

Martin:
Nun eine Frage ganz anderer Art: Du organisierst das KEEP IT TRUE in deiner Freizeit. Was machst du denn hauptberuflich?

Oli:
Ich bin Mitarbeiter der Rechnungsabteilung eines Schrauben- und Werkzeuggroßhandels.

Martin:
Verrate mir doch bitte deine fünf absoluten Lieblingsscheiben.

Oli:
MANOWAR - "Into Glory Ride"
CONAN-Soundtrack
FATES WARNING - "Awaken The Guardian"
AGENT STEEL - "Skeptics Apocalypse"
CLOVEN HOOF - "Cloven Hoof"

Martin:
Welche Musiker fandest abseits der Bühne des KIT am sympathischsten?

Oli:
Also Katon W. De Pena von HIRAX ist so lange mit von der Partie, er hat keine Starallüren und er ist sehr im Underground verwurzelt. Er ist von Kopf bis Fuß ein totaler Metalhead und dabei immer ehrlich geblieben. Da könnten sich wirklich viele Leute eine Scheibe abschneiden. Er ist für mich der sympathischste Musiker, der bisher beim KIT aufgetreten ist. Aber auch Ross The Boss war sehr nett. Unangenehme Leute waren da bisher noch nicht so dabei. Nur mit RIOT, da war nicht so gut Kirschen essen. Auch der Deathmaster von DOOMSWORD war sehr nett. Und der Pile Driver, also Gord Kirchin - der ist der liebste und netteste Mensch, den du dir vorstellen kannst. Man mag es kaum glauben. Man merkt halt, dass diese Musiker alle etwas älter und etwas weiser sind und nicht ihren jugendlichen Ruhm beim KIT ausleben wollen.

Martin:
Also hat noch keiner den "Grünen Baum" in Dittigheim zerlegt? [Etliche Musiker, die beim KIT aufgetreten sind, waren dort schon untergebracht. - Anm. d. Verf.].

Oli:
Nicht wirklich. Lediglich einer der TANKARD-Musiker hatte offenbar aus Versehen eine Scheibe zerdeppert. Der TANKARD-Drummer hat übrigens mit Sicherheit den Preis für den betrunkensten Schlagzeuger aller Zeiten gewonnen. Dass er sich während des Gigs auf seinem Schlagzeughocker halten konnte, das war schon eine Kunst für sich.

Martin:
Ja, Oli. Jetzt haben wir wirklich lange und ausgiebig geplaudert. Ich danke dir recht herzlich für dieses Interview.

Oli:
Ich habe zu danken.

Martin:
Ich wünsche dir alles Gute und ich hoffe, dass es auch weiterhin sehr gute Bands auf dem KIT zu sehen gibt.

Oli:
Die Planungen für das zwölfte KEEP IT TRUE laufen bereits auf Hochtouren und ich kann dir versprechen, dass da keine Trendwende in Sicht ist. Manchmal befürchte ich zwar auch, dass mir die interessanten Bands ausgehen könnten, aber genau das Gegenteil ist er Fall. Ich habe mir geschworen, dass, wenn ich die Qualität des KIT nicht mehr halten könnte, das Festival lieber sofort aufgeben würde, als dass ich mit einem mittelmäßigen Festival "dahinsieche". Im Moment besteht da jedoch keinerlei Gefahr.

Wenn das mal keine guten Neuigkeiten sind!

Redakteur:
Martin Loga

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