KIJU: Interview mit Vitto Squadrilli

01.01.1970 | 01:00

Ein noch recht unbekannter Thrash Metal-Act aus Italien sind die Jungs von KIJU, die im Frühjahr diesen Jahres ihr erstes Langeisen "Nothing To Play For" eingetütet haben und damit ihren Bekanntheitsgrad bestimmt verbessern können. Sänger Vitto Squadrilli stand mir Rede und Antwort.


Stephan:
Bitte erzähl mir, wie und warum KIJU gegründet wurden.

Vitto:
KIJU wurde 1995 ins Leben gerufen und spielte damals irgendetwas zwischen SOUNDGARDEN und FAITH NO MORE. Das änderte sich dann ein wenig, als ich 1997 dazu kam. Warum? Es gibt nichts besseres als KIJU's jetzigen Sound.

Stephan:
"Nothing To Play For" ist eure erste Platte. Habt ihr überwiegend positive Resonanzen darauf erhalten?

Vitto:
Gewiss, wir haben viele positive Reviews erhalten, so wie deines. Ich glaube, das Album ist sehr gut geworden. Es ist ordentlich produziert und arrangiert und voller Stärke. Wir haben gute Reviews von Magazinen aus China, USA, Ungarn, Rumänien, Malaysia, Tschechische Republik, Ukraine und natürlich aus ganz Europa bekommen.

Stephan:
Was war für dich euer bisher beeindruckendster Livegig? Seid ihr schon außerhalb von Italien aufgetreten?

Vitto:
Nun, die beste Show, an die ich mich erinnern kann, war im Nordosten der Slowakei. Kleine Bühne, kleiner Club, nicht gerade umwerfender Sound – aber die Leute dort waren super. Sie brauchten die Musik und wollten sich von unserer Soundwand zerstören lassen. Großartig! Sie haben die Show wirklich genossen.
Im September werden wir in der Schweiz und Deutschland auftreten und im Oktober geht's nach Österreich und Ungarn. Es ist langweilig immer nur im eigenen Land zu spielen. Wir versuchen im Dezember eine Tour durch Mitteleuropa zu organisieren. Bitte, helft uns!

Stephan:
Dein Gesang erinnert mich an Burton C. Bell von FEAR FACTORY. Gehört er zu der Art von Sänger, mit dem du dich gern vergleichen lässt? Welche Sänger haben dich beeinflusst, als du angefangen hast selbst zum Mikro zu greifen?

Vitto:
Beim ersten Song des Albums (der Titeltrack - d. Verf.) ist der Sound des Gesangs ähnlich dem von FEAR FACTORY. In meiner persönlichen Wertschätzung kommt allerdings zu allererst Philip Anselmo und danach die anderen. Burton C. Bell ist ein guter Sänger, hat aber im Grunde nicht allzu viel mit dem PANTERA-Sänger oder auch Max Cavalera gemeinsam. Weißt du, wer TOOL sind? (Aber freilich! – d. Verf.) Sie haben den besten Sänger der letzten Jahre, aber unglücklicherweise bin ich nicht wie er.

Stephan:
Teilst du dich beim Gesang etwa fifty-fifty mit Cafa (KIJU-Bassist - d. Verf.) rein oder bist du der Hauptsänger in der Band?

Vitto:
Ich übernehme den größten Teil der Vocals, denn er ist schon mit seinem Bass ziemlich beschäftigt. Im Studio macht er allerdings mehr in dieser Richtung als live. Aber ohne ihn könnte ich nicht überleben. Ich kann versichern, dass er einer der besten Sänger ist, den ich jemals gehört habe.

Stephan:
Ihr spielt Thrash Metal ohne dabei zu old-schoolig oder traditionell zu klingen. Versucht ihr bewusst nicht altbacken herüberzukommen oder kommt das ganz von selbst und interessiert euch nicht besonders?

Vitto:
Ich weiß es wirklich nicht. Wahrscheinlich sind wir von verschiedenen Sachen beeinflusst – dem alten Thrash, neue Dinge, die auf den Markt kommen und einer Menge melodischer Musik. Aber es ist schön so etwas von dir zu hören, danke. Wir lieben z.B. BIOHAZARD, die in der Metalszene in letzter Zeit vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Sie sind nicht nur Hardcore, sie sind Metal.

Stephan:
Wer ist eigentlich alles am Songwriting beteiligt?

Vitto:
Wir sind eine Band und wir arbeiten alle an den Songs. Deshalb sind einige Songs komplett anders als die restlichen. Wir entscheiden einfach gemeinsam, wie wir die Idee eines Einzelnen verarbeiten können.

Stephan:
Arbeitet ihr schon an Material für die nächste Scheibe?

Vitto:
Wir haben schon ein komplettes neues Album geschrieben. Das Problem ist einen guten Deal zu finden und gute Gründe dafür das neue Album erscheinen zu lassen. Wir wollen es unbedingt aufnehmen.

Stephan:
Ist es wichtig für euch, dass eine neue Scheibe sich von ihrem Vorgänger unterscheidet oder denkt ihr über Weiterentwicklung nicht nach?

Vitto:
Entwicklung ist etwas, was in dir drin ist, das du aber manchmal nicht sofort sehen kannst. Aber du kannst es fühlen, du weißt, dass du reifer als früher geworden bist. Du verstehst besser, was du hören willst. Wir spielen bloß die Musik und entweder sie gefällt dir oder du findest sie scheiße.

Stephan:
Würdest du sagen, dass ihr auch von NuMetal-Bands wie KORN beeinflusst seid?

Vitto:
KORN haben früher sehr gute Songs geschrieben und sie haben einen guten Sound, der die gesamte Musikszene im zweiten Teil der Neunziger beeinflusst hat. Also, vielleicht schon, warum nicht...

Stephan:
Wenn du nun mit etwas Distanz auf den Entstehungsprozess von "Nothing To Play For" zurückblickst, was habt ihr in deinen Augen sehr gut hingekriegt und was sind Dinge, die ihr auf eurer zweiten Platte besser machen müsst?

Vitto:
Nach einer Woche beginnt man zu merken, dass man ein paar Fehler gemacht hat und denkt: "was ist das für ein Bullshit". Nach einem Monat bist du dann aber richtig zufrieden mit dem Album. Wir sind sehr stolz auf "Nothing To Play For", denn wir haben gute Arbeit abgeliefert.

Stephan:
Steckt eine besondere Bedeutung hinter dem Bandnamen KIJU? Ist es vielleicht die Kurzform von "Kill you"?

Vitto:
Nein, "Kill You" kam später. Das war nur ein Joke um das Intro von 'Out Of Control' vom Song abzutrennen. (Das heißt nämlich 'Ki(ll) Ju' - d. Verf.) Ich finde, dass der Name KIJU einfach gut klingt.

Stephan:
Wie seid ihr an den Deal mit dem slowakischen Label Metal Age herangekommen? Über den klassischen Weg, indem ihr ihnen ein Demotape oder –CD ins Büro geschickt habt?

Vitto:
Wir haben einen Anruf von ihnen erhalten, nachdem wir lange Zeit nur Bullshit von vielen Leuten aus Italien und anderen Ländern zu hören gekriegt haben.
Das (Metal Age – d. Verf.) sind gute Leute. Das Label ist zwar noch ziemlich klein, aber es wächst Tag für Tag. Ich beantworte deine Fragen aus einem Internet Cafe in Prag. Diese Gegend hier wird ganz sicher die neue Grenze für die europäische Metalszene werden.

Stephan:
Hast du früher bereits in Bands gespielt bzw. spielst du momentan noch in anderen Bands?

Vitto:
Ich versuche jemanden zu finden, der mit mir Pop Music spielen und mehr Alben als BRITNEY SPEARS verkaufen will. Aber leider glaubt keiner an dieses Projekt.

Stephan:
Was sind deine Lieblingsbands in Italien?

Vitto:
Besucht einfach mal http://www.browbeat.net , http://www.lastgreenfield.com , http://www.gf93.com und http://www.envisionstyle.com .
Die Musiker in Italien sind großartig, was für die Plattenfirmen und alles andere allerdings nicht unbedingt gilt...

Stephan:
Was ist deiner größter Traum, KIJU betreffend?

Vitto:
Mit der Musik zu überleben und 250 Shows pro Jahr zu spielen.

Stephan:
Vielen Dank für das Beantworten meiner Fragen. Wenn du den deutschen Metalheads noch irgendetwas zu sagen hast, so zögere er nicht.

Vitto:
Wir werden am 6. September in Lübeck spielen. Schaut einfach mal auf unsere Webseite http://www.kiju.it und checkt unsere Tourdaten.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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