KMFDM: Interview mit Sascha Konietzko

01.08.2007 | 13:03

Mit "Tohuvabohu" erscheint am 24. August das neue Album des Industrialrock-Urgesteins KMFDM. Seit 23 Jahren machen KMFDM Musik und haben dabei vor allem in den USA große Erfolge gefeiert, was nun mit "Tohuvabohu" etwas ausgeweitet werden soll. Ich plauderte also ein wenig mit dem Bandgründer Sascha Konietzko über das Album und die Band.

Christina:
Fangen wir doch mal mit dem Artwork an. Wie läuft da die Zusammenarbeit mit Brute! ab? Sagt ihr vorher genau, was ihr euch vorstellt oder lässt er sich da eher von der Musik inspirieren?

Sascha:
Brute! arbeitet unabhängig davon an seinen Sachen. Wenn ich dann etwas für ein Cover suche, frage ich ihn, was er so Neues hat und suche mir etwas aus. Es gibt da keinen direkten Zusammenhang.

Christina:
Man hört, dass ihr eine feste Band seid. Der Stil der Alben ist einheitlicher als zuvor. Harmoniert ihr innerhalb der Band so, wie es musikalisch rüberkommt?

Sascha:
Ja, aber die Harmonie basiert im Grunde genommen darauf, dass wir eine gemeinsame Wellenlänge haben und nicht darauf, dass wir ständig Zeit miteinander verbringen. Wir machen ja keine gemeinsamen Jamsessions wie manche anderen Bands. Wir arbeiten auf eine sehr modulare Art und sind auch fast nie in einem Raum. Für die Aufnahmen haben wir auch drei verschiedene Studios, von denen jedes speziell für seinen Zweck maßgeschneidert ist. In einem nehmen wir Gitarre, Bass und Schlagzeug auf, in dem zweiten Computersounds und das dritte ist für den Gesang und das Abmischen. In der Regel arbeitet jeder für sich. Das wird dann zum Beispiel einmal in der Woche zusammengetragen und ich bastele die Ergebnisse dann zusammen.

Christina:
Mit 'Los Ninos Del Parque' ist nun nach dem französischen 'Mini Mini Mini' ein spanischer Song auf dem Album. Und in 'Tohuvabohu' benutzt ihr ja auch Latein. Was bedeutet für euch die Verwendung verschiedener Sprachen außer Englisch und Deutsch?

Sascha:
Das war zunächst kein Teil des Konzepts, sondern kam im Prozess der Aufnahmen. Aber Vielsprachlichkeit war bei KMFDM ja schon immer vorhanden, da wir ja auch einmal eine indonesische Sängerin hatten, die auch manchmal ein bisschen Indonesisch gesungen hat. Mit verschiedenen Sprachen kann man den Boden der Verständigung erweitern und mehr Leute erreichen. Es könnte zum Beispiel sein, dass wir gerade mit 'Los Ninos del Parque' vor allem Menschen aus dem spanischen Kulturkreis hier erreichen und es eine neue Clubsensation wird. Darauf hatten wir es aber nicht speziell angelegt. Das sind alles eher Nebenaspekte.

Christina:
Für 'Superpower' habt ihr ja das Fan-Phone eingerichtet. Wie war die Resonanz darauf und war es schwer die Samples auszuwählen?

Sascha:
Die Resonanz war überwältigend. Nach drei bis vier Tagen hatten wir über 400 Nachrichten auf dem Band. Insgesamt war das Fan Phone um die zehn Tage geschaltet und am Ende hatten wir über 1200 Messages. Die Auswahl war nicht so schwer, denn wir wollten für den Song individuelle Ausdrücke von KMFDM-Fans sammeln und keine geplanten Sprüche. Bei KMFDM ist die Interaktion mit den Fans ja sehr wichtig. Wir werden die Messages auch demnächst ins Netz stellen, als Zeitdokument auf unserer Website. Ich glaube, sowas hat auch noch nie eine andere Band vorher gemacht.

Christina:
Wie kommt ihr überhaupt auf die Samples? Zum Beispiel bei 'Saft und Kraft'. Sucht ihr gezielt danach oder seht/hört ihr irgendetwas und lasst euch dann davon spontan inspirieren?

Sascha:
Bei 'Saft und Kraft' gibt es ja eigentlich nur ein Sample. Walter Ulbricht, wie er sich über die BEATLES auslässt. Mittlerweile machen war jedoch fast alle Samples selber, es sei denn es handelt sich um "Personen von öffentlichem Interesse", da wir mit Samples ja auch schon einige schlechte Erfahrungen hatten. Better safe than sorry.

Christina:
Was würdest du sonst noch gerne über die Platte sagen? Was ist für dich sozusagen des Pudels Kern?

Sascha:
Im Grunde ist das Lustige, dass es gar keinen gibt. Wir haben sehr frei und ohne Druck und Zwang von außen an der Platte gearbeitet. Dabei durfte sich auch jeder frei einbringen. Wir haben gedacht, jetzt soll sich zum Beispiel mal unser Trommler hinsetzen und sich ein Stück überlegen. Wir wollten ganz frei einfach neue Sachen probieren und neue Horizonte erschließen.

Christina:
Habt ihr denn schon Pläne für eine Tour, besonders für Deutschland?

Sascha:
Eine Tour ist jetzt erstmal nicht geplant. Bisher lief das ja immer so, dass sich Albumaufnahmen und Tour abgewechselt und wir kaum etwas anderes gemacht haben. Deswegen legen wir vorerst eine kleine Pause ein, da ja auch der Umzug nach Europa ansteht. In den USA haben wir in den 18 Jahren, die wir dort waren, eigentlich alles ausgeschöpft. Jetzt wollen wir uns in Europa etwas mehr etablieren. Unter anderem durch vermehrte Auftritte.

Christina:
Danke für das Gespräch und alles Gute weiterhin!

Redakteur:
Christina Andras

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