KNIGHT AREA: Interview mit Joop Klazinga

01.01.1970 | 01:00

Mit “The Sun Also Rises” haben die Gebrüder Gerben und Joop Klazinga und ihr Projekt KNIGHT AREA ein erstklassiges progressives Rock-Album aufgenommen, das sich sogar mit Genregrößen wie ARENA oder IQ messen kann. Grund genug, um einige Fragen durch die Datenleitung zu jagen. Joop stand Rede und Antwort.

Peter:
Zuerst einmal Gratulation zu eurem hervorragenden Album. Stell doch KNIGHT AREA bitte einmal vor.

Joop:
KNIGHT AREA ist ein Projekt von mir und meinem Bruder Gerben. Wir kommen aus den Niederlanden. Wir haben im Jahr 2000 angefangen mit den Aufnahmen und das Album dann 2003 fertiggestellt. Gerben hat den größten Teil der Musik geschrieben, während ich die meisten Texte beigesteuert habe. Gerben spielt Keyboard und Schlagzeug, ich spiele Flöte. Für "The Sun Also Rises" haben wir zehn Gastmusiker angeheuert, um die anderen Instrumente und den Gesang einzuspielen.

Peter:
Was ist das lyrische Konzept von "The Sun Also Rises"?

Joop:
Es ist eine Geschichte über einen jungen Mann (eigentlich ist es über Gerben) auf der Suche nach seiner Identität. Ja, ja, ich weiß, dass ist nicht wirklich neu. Die meiste Zeit steckt er in Schwierigkeiten, aber am Ende findet er seinen Weg.
Dazu kommt, dass die Brüder ihren Vater im vergangenen Jahr verloren. Das Album ist also Dad Kazinga gewidmet, dem 'Krieger, der den verheerenden Alzheimer-Kampf verlor'. Während der Aufnahmen ist auch noch der Sohn eines unserer Gitarristen gestorben. 'A New Day At Last (For Ferry)' haben wir ihm gewidmet. Gerben hat sogar einen Teil des Songs während der Beerdigung auf dem Klavier gespielt. Das Album und die Texte sind deshalb auch alle über Leben und Tod, Hoffnung und Angst, Freude und Hoffnungslosigkeit. Mit dem Albumtitel wollten wir ausdrücken, dass Musik auch Wunden heilen kann.

Peter:
Ihr habt drei Jahre an diesem Album gearbeitet. Seid ihr Perfektionisten oder warum hat es so lange gedauert, bis ihr das Album endlich veröffentlicht habt?

Joop:
Ja, wir sind wirklich Perfektionisten. Zumindest, wenn es um Musik geht. Gerben komponiert Musik nur, wenn er sich danach fühlt. Oder besser gesagt, wenn er die Inspiration dazu hat. Zudem haben wir beide auch reguläre Jobs und wenn man abhängig ist von anderen Musikern, die freiwillig auf deinem Album spielen, kannst du sie nicht hetzen. Sie haben es gerne und freiwillig gemacht und sie lieben das Album.
Wir haben auch alles selbst gemacht: Recordings, Produktion und Mastering, da wir unser eigenes Studio besitzen. Das Einzige, was wir nicht selber gemacht haben, war das Artwork. Matthias Noren (http://www.progart.com), der bekannte schwedische Prog-Art-Künstler hat für uns einen phantastischen Job erledigt.

Peter:
Euer Album erinnert mich ein wenig an ARENAs "The Visitor". Haben die neuen Prog-Bands den gleichen Einfluss auf euch wie alte Bands à la GENESIS oder CAMEL?

Joop:
Nun, "The Visitor" ist nicht gerade das schlechteste Album, das ich kenne. Das ist auf jeden Fall ein riesiges Kompliment für uns. Danke!
Aber es ist eine schwierige Frage. Ich kann nicht sagen, dass diese oder jene Band unsere große Inspiration ist. Klar, als ich 16 Jahre alt war, sah ich GENESIS mit Peter Gabriel auf der "The Lamb Lies Down On Broadway"-Tour in Amsterdam. Diese Show hatte schon einen großen Einfluss auf mich, aber es gibt vielleicht mehr als 100 Einflüsse. Ich zum Beispiel liebe die alten deutschen Bands wie ANYONES DAUGHTER, NOVALIS und ELOY, während Gerben mehr auf Bands wie EVERON, PAIN OF SALVATION oder THRESHOLD steht. Daran merkt man, dass er zehn Jahre jünger ist als ich, hahaha.

Peter:
Können wir eine Fortsetzung von "The Sun Also Rises" erwarten oder ist KNIGHT AREA ein einmaliges Projekt?

Joop:
Das Album ist ein einmaliges Projekt, aber KNIGHT AREA nicht. Es wird definitiv noch mehr von KNIGHT AREA geben, aber es ist jetzt natürlich noch zu früh, um irgendwas Genaueres dazu zu sagen.

Peter:
Und was kann man sonst noch von Joop und Gerben Klazinga erwarten?

Joop:
Live auftreten wäre großartig, ein neues Album in den nächsten Jahren veröffentlichen und Gerben spielt zudem noch in einer Band namens SANGAMO. Sie wollen ebenfalls ein Album einspielen.

Peter:
Gibt es denn bereits irgendwelche Tourpläne?

Joop:
Wir haben vor ein paar Wochen eine Band zusammengestellt, mit der wir auf Tour gehen können. Wir spielen mit zwei Keyboardern und zwei Gitarristen. Wenn es also Bands gibt, die noch einen Support-Act brauchen oder Festivals bzw. Booking-Agenturen Interesse haben, sollen sie uns eine E-Mail an info@knightarea.com schicken.

Peter:
Wie ist der Stellenwert von Prog Rock in den Niederlanden?

Joop:
In den Niederlanden gibt es eine Menge Fans von Metal und Prog Rock. Die Konzerte von Bands wie IQ, ARENA, STEVE HACKETT, THE FLOWER KINGS oder SPOCK'S BEARD sind immer ausverkauft. Aber ich denke, das ist in Deutschland ähnlich. (Na ja, nicht ganz…. d. Verf.)
In Bezug auf progressive Bands sind wir nicht so außergewöhnlich wie z.B. Schweden, aber ich würde auf jeden Fall empfehlen, mal Bands wie AYREON, KAYAK oder SUN CAGED – eine wirklich fantastische Prog-Metal-Band im Stile von DREAM THEATER – anzuhören.

Peter:
Was denkst Du über die holländische Rock-Szene und den Erfolg von Bands wie WITHIN TEMPTATION?

Joop:
Das ist eine interessante Frage. WITHIN TEMPTATION sind wirklich sehr erfolgreich. Einer der Gitarristen, der auf "The Sun Also Rises" gespielt hat, war einmal bei ihnen. Ich kenne auch Sharon den Adel, ihre Sängerin. Sie wohnt nur fünf Kilometer von unserem Studio entfernt. Sie hat mal eine Probe bei Gerbens Band SANGAMO eingesungen, um zu sehen, ob ihre Stimme zu dem Material passt, aber es klang nicht wirklich gut. Einen Monat später haben wir gehört, dass sie bei WITHIN TEMPTATION eingestiegen ist und das war rückblickend eine sehr weise Entscheidung. Ihr Bassist ist, nebenbei bemerkt, der Sohn eines Freundes von mir. Die holländische Szene ist sehr klein.
Ansonsten ist vor allem Arjen Lucassen mit AYREON ein bekanntes, holländisches Gesicht in der Prog-Szene. Und dann haben wir noch THE GATHERING, und Thijs van Leer's FOCUS haben sich auch reformiert.

Peter:
Was wäre dein Line-up in einer All-Star-Prog-Band?

Joop:
Vocals : Yogi Lang (RPWL.)
Guitar : John Mitchell (ARENA)
Keyboards : Tony Banks (GENESIS)
Bass guitar : John Jowitt (IQ/JADIS)
Drums : Mattias Olsson (ANGLAGARD)

Peter:
Und wie sähe das Billing auf einem Prog-Festival aus?

Joop:
EVERON, THRESHOLD, STEVE HACKETT, ARENA, ANGLAGARD und natürlich KNIGHT AREA (hahahaha…).

Redakteur:
Peter Kubaschk

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