KORN: Interview mit Fieldy

18.10.2010 | 12:20

Vor dem Konzert in der Columbiahalle Berlin stand KORN-Bassist Fieldy Rede und Antwort und lud sogar ins Allerheiligste der Band ein: Den Tourbus. Dabei sprach er nicht nur über KORN und das neue Album, sondern stellte auch sein neues Projekt STILLWELL vor, das zwar noch in den Kinderschuhen steckt, er aber für sehr vielversprechend hält.

Mit ihrem aktuellen Album "III – Remember Who You Are" wussten KORN, zu überraschen. Der im Juli erschienene Longplayer schlägt wieder in dieselbe Kerbe wie das selbstbetitelte Debüt und der Nachfolger "Life Is Peachy". Back to the roots, wie Fans und Kritiker sagen? "Sie liegen völlig richtig, das ist es, was wir wollten. Wir nahmen unsere Inspiration vom ersten KORN-Album und versuchten, wieder so zu klingen",  kommentiert Bassist Fieldy.

Coversongs enthält der neue Output jedoch nicht, hatten KORN in der Vergangenheit doch gern PINK FLOYD oder METALLICA interpretiert. Haben diese Bands eine Art Vorbildfunktion für die KORN-Musiker? "METALLICA ist eine meiner Lieblingsbands, aber denke nicht, dass sie wirklich gut sind. PINK FLOYD sind zu eigenartig und individuell, um cool zu sein. Aber ich glaube, METALLICA beeinflusst mich eher und PINK FLOYD beeinflussen Munky. Beide Bands fungieren aber mehr als Inspiration, denn ich glaube nicht, dass wir jemals so gut sein können." Auf die Frage nach seinen persönlichen Lieblingsbands antwortet Fieldy mit einem Lächeln: "METALLICA und PINK FLOYD."

Er fügt hinzu: "Ich mag STILLWELL." Womit wir beim neuen Projekt des Bassisten wären. Bei STILLWELL bedient Fieldy allerdings die Gitarre, den Bass überlässt er Ess Spider. Am Schlagzeug sitzt Wuv von P.O.D., Sänger der Combo ist Q, der die Musik des Quartetts als Street Metal bezeichnet. Sieht so aus, als würde wieder ein neues Genre aus KORN-Kreisen heraus geboren werden.  Auf sein Hip-Hop-Projekt FIELDY'S DREAM angesprochen, reagiert der Bassist allerdings genervt: "Diese Sache ist mir total peinlich. Vergeudet eure Zeit nicht damit, es ist schrecklich."

Doch auch seiner Hauptband KORN verschafft er zumindest privat kein Gehör. "Ich höre mir keine Musik an, denn ich mache Musik. Von der Sekunde an, in der ich meine Augen öffne, bis ich wieder ins Bett gehe, mache ich Musik. Ich habe keine Zeit, dann auch noch Musik zu hören, zumindest nicht im Moment." KORN beschäftigt den Bassisten nicht nur von morgens bis abends, sondern bedeutet ihm auch sehr viel – schließlich hat er sich die Unterschriften seiner Mitmusiker tätowieren lassen. Doch ganz so romantisch ist es dann doch nicht. "Ich muss eine Familie ernähren. Die Band zahlt meine Rechnungen. Es macht zwar Spaß, Musiker zu sein, aber es ist auch ein Job.  Hätte ich das nicht, wäre ich arbeitslos. Ich muss vier Kinder großziehen und meine Frau unterstützen. Ich werde immer älter und wüsste nicht, womit ich sonst mein Geld verdienen sollte."

Auf seine Kinder angesprochen, taut der kräftige Mann plötzlich auf. "Mein jüngstes Kind ist neun Monate alt, mein ältestes 14 Jahre. Mein einer Sohn ist drei Jahre alt und er hält uns ganz schön auf Trab.  Es heißt zwar, die ersten zwei Jahre sind die schwierigsten, aber das müsste man auf drei Jahre ausweiten.  Wenn Kinder erst mal drei Jahre alt sind, wollen sie alles erforschen und ausprobieren." Zurück zur Musik. KORN wird gemeinhin als Nu Metal bezeichnet. "Das interessiert mich nicht." Aber wie schreibt man das eigentlich? Nu oder New? Die deutsche Schreibweise Nu Metal gefällt Fieldy. "That's good!" Seine Beschreibung dieser Musikrichtung fällt einfach aus: "KORN ist Nu Metal!" Geht das genauer? "Die Art, wie Metal sich verändert hat und zu was es wurde. Es ist heavier geworden. JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und DIO spielen für mich Heavy Metal. Wir sind nicht schneller als sie, aber heavier."

In der Vergangenheit haben KORN viel experimentiert und auch ihre Fans mit einbezogen: Zum Beispiel rief die Band einen Wettbewerb aus, in dem ihre Anhänger das Coverartwork von "Issues" gestalten sollten. "Vielleicht machen wir so etwas wieder, aber wir haben gerade ein Album veröffentlicht. Über das, was kommt, denken wir noch nicht nach." Auch das Experiment Instrumententausch wie bei 'Earache My Eye' könnte wiederholt werden. "Wir wollten das mal ausprobieren, weil jeder in der Band so ziemlich alle Instrumente spielen kann. Jonathan (Davis, Sänger; Anm. d. Autors) ist ein sehr guter Schlagzeuger und ich spiele gern Gitarre."

Auch ein Unplugged-Album ist in der Diskographie KORNs zu finden. "Das war wirklich großartig! Es hat uns als Musiker gefordert. Diese CD sollten die Leute antesten. Wir haben im Prinzip neue Lieder geschaffen, weil wir alles neu arrangieren mussten. Ich mag den Sound ohne elektrische Gitarren. Die rhythmischen Gitarrenparts treten viel stärker in den Vordergrund. Am Ende ist es viel besser geworden, als wir es uns jemals hätten vorstellen können." Ob Jonathan Davis bei dieser Experimentierfreude tatsächlich ein Lied für Tokio Hotel geschrieben hat, kann Fieldy jedoch nicht beantworten. "Ich weiß es nicht. Ich bin es nicht gewesen."

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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