KORPIKLAANI: Interview mit Jarkko Aaltonen

10.04.2024 | 21:34

Ein paar Tage hatte "Rankarumpu" bereits Zeit, sich in unseren Köpfen festzusetzen. Da haben die Finnen von KORPIKLAANI ihren Fans einmal mehr ein wunderbares Stück Folk Metal der besonderen Sorte kredenzt und für die neue Platte einige Besonderheiten am Start. Wir sprachen mit Jarkko, dem langjährigen Bassisten der Lahti-Truppe, über die Atmosphäre, finnische Saunen und die kommenden Partys auf den Bühnen dieser Welt. Here we go:

Jarkko, ein neues KORPIKLAANI-Album ist draußen und ich danke euch, dass du uns die Gelegenheit gibst, darüber zu sprechen. Die Stimmung könnte bei KORPIKLAANI nicht besser sein, oder?
Uns geht es gut, und es ist schön zu sehen, wie sich das Musikgeschäft nach dem Covid-Fall allmählich wieder normalisiert. Wir waren im Februar/März in Großbritannien auf Tour und gehen als nächstes auf Album-Release-Tour in den USA. Die Stimmung im KORPIKLAANI-Lager ist sehr gut!

Seit der Veröffentlichung von "Jylhä" gab es einen Wechsel auf der Geigenposition. Warum hat Tuomas die Band verlassen und wie kam die Zusammenarbeit mit Olli zustande? Wir kennen ihn doch noch von TURISAS, oder?
Ich denke, dass Tuomas, als Covid anfing, Europa zu erobern, nach und nach merkte, dass das Tourleben nichts für ihn war. Das ist völlig verständlich, wir respektieren seine Entscheidung und Tuomas ist immer noch ein guter Freund für uns. Olli hat schon einige Gigs für uns gespielt, als unser ständiger Geiger nicht konnte, also kannten wir ihn schon vorher.  Er ist bereits ein erfahrener Tournee-Musiker und ein absoluter Profi, also wollten wir natürlich, dass er Geige spielt.

Weiter mit fröhlichen Dingen: Mit 'Gotta Go Home' habt ihr mir den tristen Herbst ziemlich aufgehellt und mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Was war der Grund für die Erstellung eines Covers von BONEY M. und warum hat es der Song trotzdem nicht auf das Album geschafft?
Du weißt ja, dass wir jedes Mal, wenn wir ein Album aufnehmen, versuchen, einen Coversong in unser Paket aufzunehmen. Beim "Noita"-Album war es 'Jouni Jouni' und beim "Jylhä"-Album war es 'Ennen'. Also haben wir uns dieses Mal für 'Gotta Go Home' entschieden. Die Version ist nicht auf dem Album enthalten, weil sie nicht zur Einheit des Albums gepasst hätte.

Mein Finnisch ist ein bisschen eingerostet, aber was bedeutet der Titel eures neuen Albums "Rankarumpu"? Und erzählt das Album damit eine übergreifende Geschichte?
Es ist kein Themenalbum, aber es ist in instabilen Zeiten in Europa entstanden, so dass alles, womit wir in den letzten drei Jahren konfrontiert waren, die Produktion beeinflusst hat - Pandemie und Krieg. Unsere Musik für dieses Album ist geradliniger, schneller und schmissiger als bei den älteren Alben. Rankarumpu ist ein bisschen schwierig zu übersetzen, aber um es klar zu sagen, bedeutet es eine Trommel, die zwar abgenutzt und schlecht ist, aber immer noch sehr kraftvoll.

Auf mich macht das Album einen etwas schnelleren, energischeren Eindruck als z.B. "Kulkija" und erinnert mich an die früheren KORPIKLAANI-Alben. Liege ich damit richtig? Wie ist es dazu gekommen, dass das Tempo wieder angezogen wird?
Unser Primus Jonne hat eine unglaubliche Fähigkeit, von Album zu Album neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu finden. Normalerweise geschieht das durch ein neues Instrument, das er sich gekauft hat und von dem er wirklich begeistert ist. Dieses Mal war es eine Jackson Rhoads-Gitarre und die ersten Demos, die wir bekamen, waren die schnellen Thrash-Songs des Albums! Olli hat auch Songs für das neue Album komponiert, was großartig ist.

Das Album fängt mit 'Kotomaa' sehr atmosphärisch an. Würdet ihr euch als sehr heimatverbunden bezeichnen? Was charakterisiert Finnland aus eurer Sicht?
Wir sind alle über 40 Jahre alt und keiner von uns ist jemals aus Finnland weggezogen, also denke ich, dass jeder von uns diesen Ort mag. Hauptsächlich kommt die ganze Band vom Land und ich denke, wir sehen uns immer noch auf diese Weise. Was charakterisiert Finnland? Ich denke, es ist die frische Luft, die saubere Natur und das Wohlbefinden.

Ich liebe dieses Land. 'Saunaan' hat mir als erster Appetitanreger sehr gut gefallen. Inwieweit steht der Song stellvertretend für das gesamte "Rankarumpu"-Album? Wie oft gehst du eigentlich in die Sauna?
Ich würde sagen, der wichtigste Saunatag ist der Samstag! Aber wenn die Leute Urlaub haben, können wir 4-5 Tage pro Woche in die Sauna gehen! Ich sehe uns als eine Band, die normalerweise viele verschiedene Arten von Songs auf einem Album hat. Es kann Thrash sein, Balladen usw. Wie ich schon sagte, ist das Album insgesamt schneller und geradliniger als die letzten paar Alben. Trotzdem kann ich ehrlich sagen, dass es unser bisher bestes Album ist.

'Tapa Sen Kun Kerkeet' klingt dafür sehr radikal, zumindest vom Titel her. Töte es, wenn du kannst. Was wollt ihr damit ausdrücken?
Der Song handelt davon, wie wahnsinnig Krieg ist und dass es im Krieg keine Gewinner gibt. Töten oder getötet werden - für was? Der Song ist ein Ausdruck über den Irrsinn des Krieges.

Wahre Worte! Janne Saksa hat wieder einmal für einen großartigen Sound gesorgt. Ist er der Beste, wenn es darum geht, die Idee und das klangliche Konzept hinter KORPIKLAANI einzufangen? Was macht die Zusammenarbeit mit ihm so besonders?
Es ist wirklich einfach, mit Janne zu arbeiten, und er weiß, wie er mit der Band umzugehen hat. Als wir zum ersten Mal an ihn herantraten, um unser "Kulkija"-Album aufzunehmen, schaffte er es, alles genau so einzufangen, wie wir es wollten. Wir wollten einen natürlichen Sound und nicht zu sehr überproduzierte Musik. Er hat die Idee wirklich gut umgesetzt; es wurde nicht zu viel bearbeitet oder geändert, aber es klingt, als würden echte Menschen echte Instrumente spielen.

Im Gegensatz zu den anderen KORPIKLAANI-Alben habt ihr für "Rankarumpu" ein eher untypisches Artwork. Warum habt ihr euch diesmal nicht für eine von der Natur inspirierte Zeichnung entschieden und was bedeutet das Symbol in der Mitte?
Jonne hatte diese Idee mit dieser zerlumpten Schamanentrommel und schickte die Idee an unseren langjährigen Albumdesigner Jan Yrlund. Sie arbeiten schon so lange zusammen, dass er weiß, was Jonnes Vision ist. Das Symbol in der Mitte ist das KORPIKLAANI-Schamanen-Logo, das man fast auf allen Artworks und sogar auf den Shirts findet.

Wir werden euch bald auf der Bühne sehen. Erst seid ihr mit ALESTORM und HEIDEVOLK in Großbritannien, dann mit VISIONS OF ATLANTIS und ILLUMISHADE in den Staaten und Ende des Jahres auch hier in Deutschland mit IN EXTREMO und RAUHBEIN. Worauf können sich die Fans des beliebten Humppa gefasst machen? Und was unterscheidet eurer Meinung nach den amerikanischen Metal-Fan von dem europäischen? Was meint ihr dazu?
Ich denke, die Pause wegen Covid hat uns veranlasst, uns mehr anzustrengen, und ich glaube, dass das Publikum energiegeladene und hungrige KORPIKLAANI sehen wird. Auch die Fans, die Samuli und Olli noch nicht auf der Bühne gesehen haben, werden überrascht sein - ich glaube, das ist die beste KORPIKLAANI-Besetzung, die wir je hatten. Ich möchte nicht darüber nachdenken, was amerikanische und europäische Metal-Fans unterscheidet, aber ich weiß, dass sie beide ähnliche Dinge mögen - gute Musik und eine freundliche Atmosphäre.

Ihr werdet immer mit Folk Metal in Verbindung gebracht, obwohl ich denke, dass ihr im Laufe der Jahre zumindest euer eigenes Genre mitgestaltet habt. Wie stehst du zu dieser Verbindung zum Folk Metal?
Ich denke, wir waren von Anfang an Folk Metal, wir sind es jetzt und werden es immer sein. Ich sehe, dass das handwerkliche Können bei Folkinstrumenten ziemlich hoch ist, und es ist nicht nur ein Gewürz, das man auf die Metal-Musik legt, sondern es ist ein Teil des Rückgrats einer Band.

Jarkko, danke dir. Alles Gute!
Danke, wir sehen uns auf Tourneen, genießt es und habt Spaß! Prost!

 

Fotocredits: Peero Lakanen (1. Bandfoto) und Jake Owens (2. Bandfoto)

Redakteur:
Marcel Rapp

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