LALU: Interview mit Vivien Lalu

30.10.2013 | 00:19

Vivien Lalu versammelt Mike LePond, Jordan Rudess, Virgil Donati und Simone Mularoni auf seinem neuen LALU-Album.

An sich ist eine Progmetal-Scheibe mit diversen Gastmusikern keine Neuerfindung des Rades, im Fall des Franzosen Vivien LALU ist dieses Vorhaben aber wunderbar geglückt und der Filmmusik-Komponist hat uns Rede und Antwort gestanden.

Powermetal.de: Du hast ein tolles Lineup bei den Aufnahmen zu "Atomic Ark" gehabt. Wie hast du deine Mitmusiker ausgewählt?

Vivien Lalu: Danke! Einige Musiker, die auf dem vorherigen Album gespielt haben, waren nicht verfügbar, als ich mit dem neuen begann. Also habe ich die Besetzung von Grund auf verändert, nach Bauchgefühl. Es gab also keine wirklichen Auswahlkriterien, sondern es ging eher darum, wer Zeit für mich hatte. Natürlich spielt mein Geschmack dabei eine Rolle!

Und wie war es mit den vielen Gastmusikern, die du für dich gewinnen konntest?

Ich kannte Virgil Donati schon zehn Jahre bevor ich mit "Atomic Ark" begonnen habe, also habe ich ihn natürlich gefragt als Ryan aufgrund seiner Tour mit Devin Townsend absagen musste. Martin LeMar, MEKONG DELTA) hat schon auf meinem Debütalbum gesungen und Simone (DGM) wurde mir von einem früheren Gitarristen empfohlen. Mike LePond habe ich ganz einfach über das Internet kontaktiert und er mochte meine Musik. SYMPHONY X ist für mich eine große Inspiration - so war es natürlich eine große Ehre, ihn dabei zu haben. Die anderen Gastmusiker konnte ich verpflichten, weil ich sie bereis kannte oder irgendwie Kontakt hatte. Facebook sei Dank. Glücklicherweise hat sich jeder Wunsch meinerseits realisieren lassen.

Hast du die Songs zuerst geschrieben, oder erst nachdem die beteiligten Musiker feststanden?

Ich habe zuerst die Songs geschrieben. Anders wäre es auch gar nicht gegangen, denn ich musste den Musikern ja das Material vorspielen können bevor sie zusagen. Also habe ich Demos des gesamten Albums eingespielt und jedem Musiker gezeigt, was zu spielen war. Außerdem gewähre ich jedem Musiker etwas Freiraum, um ein Bandfeeling zu erschaffen. Dazu kommt, dass ich nicht gerne den Diktator mime. Manchmal bin ich regelrecht überrascht, wie die finale Version eines Songs im Vergleich zum ursprünglichen Demo klingt. Was ich hingegen nicht ändere, sind meine Gitarrenriffs. Riffs sind für mich das Wichtigste, sogar noch wichtiger als Keyboards!

Woher kommen deine musikalischen Einflüsse?

Meine Eltern haben in den 70ern in einer Progrock-Band gespielt. Mein Vater hat gesungen und Gitarre gespielt, meine Mutter Keyboard. Folglich bin ich auch mit deren Musik aufgewachsen, habe die Platten meines Vaters gehört etc. Das waren Sachen wie YES, GENESIS, KANSAS, CAMEL und so weiter. Darüber hinaus hatten viele Death- oder Thrash-Bands Einfluss auf mich, "Rust In Peace" ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingsalben. Und natürlich gibt es da noch DREAM THEATER, SYMPHONY X und DEVIN TOWNSEND. Einen wirklich großen Einfluss hatten aber Videospiele auf mich. Früher habe ich die Soundtracks aufgenommen, ich kenne immer noch viele Sachen von Megadrive. oder Super-Nintendo-Spielen auswendig. Ich habe das Gefühl, dass diese Musik in den 90ern oftmals "progressiver" war als Progressive Metal.

Wie lange hast du für das Songwriting zu "Atomic Ark" gebraucht?

Nicht länger als zwei Monate. Das Schreiben der Songs geht immer am leichtesten von der Hand. Schwieriger ist es, die anderen Musiker zu integrieren. Also die Songs zu arrangieren, editieren, mixen und mastern. Die ganze Produktion ist der harte Teil. Der Großteil der Arbeit wartet auf mich zwischen dem Augenblick, in dem ich den Song geschrieben habe und dem Moment, wo ich ihn auf CD brenne.

Du bist musikalisch sehr vielseitig. Inwiefern beeinflusst dich denn deine Arbeit als Soundtrack-Komponist?

Schon sehr, aber ich kann mich meistens ganz gut zurückhalten. Beim Track 'Bast' gibt es diese Stelle mit Streichern, aber ich wollte kein ganzes Orchester vom Band spielen lassen. Das Album sollte ja nicht wie ein Hollywood-Soundtrack klingen. "Atomic Ark" ist immer noch Progmetal. Also habe ich es beim Keyboard belassen. Es kann aber gut sein, dass ich beim nächsten Album einen anderen Ansatz wähle und es organischer, cineastischer klingen lassen möchte. Wer weiß? Irgendwann würde ich schon gerne mit einem echten Orchester arbeiten, denn diese Seite in mir wächst stetig.

Der letzte Song auf dem Album ist ein Longtrack namens 'Revelations'. Wolltest du von Beginn an diese epische Nummer aufnehmen?

Eine interessante Frage! Unterbewusst wollte ich vermutlich wieder so einen langen Song aufnehmen, weil ich schon auf dem ersten LALU-Album einen hatte und mir dachte, dass die Fans das mögen würden. Zeitweise wollte ich daraus mehrere Songs machen, was aber nicht funktioniert hat. Also habe ich es bei dem Longtack belassen, und wenn der Song jemandem nicht gefällt, gibt es immer noch die Skip-Taste.

Darüber hinaus bewegt sich der Song mehr als die anderen Nummern weg vom Progmetal, stammt das klassische Klavier am Anfang von Jordan Rudess?

Die Idee stammt von mir, aber Jordan hat daraus dieses wahnsinnig schöne Intro gemacht. So lang war es nämlich eigentlich nicht, aber ich hätte seine Interpretation des Teils niemals verändern können. Deswegen ist die Version auf der CD auch exakt so, wie Jordan es eingespielt hat. Letztendlich freue ich mich sehr über die Emotionen, die er durch sein Spiel transportiert. Um ehrlich zu sein, ist das für mich einer der schönsten Augenblicke des gesamten Albums.

Redakteur:
Nils Macher

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