LIFELESS: Interview mit der Band

22.06.2013 | 15:18

Das Traditions-Death-Kommando LIFELESS aus Dortmund gehört zu den Aufsteigern der deutschen Todesblei-Szene und hat mit "Godconstruct" ein neues starkes Album abgeliefert, das Fans und Presse gleichermaßen begeistert hat. Da liegt es nahe, die Jungs aus NRW auch um ein Gespräch zu bitten.

 

Schön, dass ihr Zeit für ein Interview mit uns gefunden habt. Habt ihr seit dem Release von "Godconstruct" wieder mehr zu tun oder läuft alles in entspannten Bahnen? Was treibt ihr gerade so?
Hallo zusammen und danke für dieses Interview. Seit dem Release von "Godconstruct" haben wir auf jeden Fall viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, als jemals zuvor. Aber das Label macht auch super Werbung und der Vertrieb und die PR-Agentur sind auch echte Arbeitstiere. Alles top von dieser Seite also. Gig-Anfragen haben auch zugenommen, wobei wir ein wenig enttäuscht sind, dass wir es dieses Jahr - trotz guter Kritiken und einem starken Album im Rücken - auf kein größeres Festival geschafft haben. Aber gut, vielleicht nächstes Jahr.
Im Moment schreiben wir an Songs fürs nächste Album, denn es sollen auf keinen Fall wieder fünf Jahre ins Land ziehen, ha, ha.
Wieso hat es nach dem Release eurer ersten Scheibe eigentlich so lange gedauert bis das aktuelle Album rauskam?
Ach, irgendwie kam alles anders als geplant. Das Songwriting ging Anfangs sogar recht schnell von der Hand. Dann hatten wir einen Wechsel am Bass. 2009 trat John McEntee an uns heran und wollte das Album auf seinem Label Ibex Moon Records wiederveröffentlichen, was ja auch geschah. Das hat natürlich das neue Album dann auch wieder nach hinten geschoben. Und dann hatten wir auch noch einen Personalwechsel an der Gitarre, was die Aufnahmen wiederum ein wenig ausbremste. Naja, ehe man sich versieht sind fünf Jahre rum. Aber wir waren trotzdem immer irgendwie im Gespräch und haben auch viel live gespielt. Und es kam ja auch eine Split-Single CHAPEL OF DISEASE raus. Das war ja auch nochmal ein kleines Lebenszeichen.
Wie lange hat konkret der Entstehungsprozess des Albums gedauert und was hat man am meisten Zeit in Anspruch genommen? Songs schreiben, das Aufnehmen oder das Mixen und Mastern?
Nun, der Songwriting-Prozess hat schon lange gedauert, weil bei der Zeitspanne eben immer neue Stücke dazu kamen. Es hat auch ewig gedauert die Songs dann in allen Details fertigzustellen. Manche Lyrics beispielsweise wurden erst kurz vor den Gesangsaufnahmen fertig und einige Leadparts wurden erst im Studio komponiert. Das ist eigentlich nicht gerade optimal und wird beim nächsten Album auf jeden Fall anders laufen. Wir werden auch eine richtige Vorproduktion machen, um möglichst viele Fehler im Vorfeld auszumerzen. Das Aufnehmen hat sich auch relativ lang hingezogen. Mix und Master gingen dagegen recht schnell. Danke an dieser Stelle nochmal an unseren Producer Martin Bondzio von der Anubis-Klangwerkstatt. Der hat sich echt reingehängt.

Was hat es mit dem Albumtitel "Godconstruct" auf sich? Es geht dabei um das überkommene Gottes Konzept der klassischen Religionen oder steckt etwas anderes dahinter?

Es geht vordergründig schon um Religion, denn sie ist ein wichtiger und treibender Teil dieses Konstrukts. Aber nicht nur. Es geht um unsere Welt, unsere Gesellschaft. Den Geisteszustand der Menschheit und um spirituelle Revolution. Weißt du, wir leben in so einer Art Matrix. Die Welt um uns ist letztlich nur ein Konstrukt. Wir haben sie erschaffen. Sie ist nicht gottgegeben und beruht auch nicht auf den Gesetzten der Natur. Sie ist unser Werk. Das heißt wir könnten sie auch ändern. Das tun wir allerdings nicht, denn es wird uns ständig suggeriert, dass wir das gar nicht können. Diejenigen, die nämlich den größten Nutzen aus einer Welt ziehen, die so ist wie die unsere – die größten Soziopathen, Egomanen und Misanthropen, die die Welt hervorbringt – haben nämlich keinerlei Interesse an einem Bewusstseinswandel der Masse. Denn das würde sie ihre Macht kosten. Leider ist dieser globale Bewusstseinswandel aber dringend nötig, um uns und den Planeten vor der Auslöschung zu bewahren. Darum geht es im Groben. Wir leben in einem Konstrukt, das daraus entsteht, dass wir das menschliche Ego und die Materie anbeten (sollen) und deshalb in dieser Bewusstseinsmatrix gefangen bleiben. Weiß du, es geht in der Weltpolitik nie um Geld, Gott oder Ressourcen. Das, worum es eigentlich immer nur geht, ist der Krieg um unsere Köpfe. Diese Dinge sind nur Mittel zum Zweck und werden geschickt genutzt, um unser geistiges Gefängnis aufrecht zu erhalten.

Wie waren die bisherigen Reaktionen auf die neue Platte?

Sehr gut! Die Platte wird eigentlich durch die Bank gelobt und abgefeiert. Freut uns
total, denn als Musiker hast du nach den Aufnahmen einfach keinen Abstand mehr dazu. Ich wusste am Schluss echt nicht mehr, ob das Album jetzt stark oder eher schwach ist. Gut, wenn man dann merkt, dass es bei den Leuten ankommt.

Inzwischen seid ihr ja auch Teil der FDA Rekotz Familie und langsam kriegt man das Gefühl, dass alle wichtigen deutschen Old-School-Death-Bands dort unter Vertrag stehen. Wie kam eure Zusammenarbeit mit dem Label zu Stande?

Ich hatte schon vor geraumer Zeit mal Kontakt zu Rico. Allerdings kam damals nix zustande. Nach dem Re-Release des ersten Albums über Ibex Moon haben wir sehr schnell gemerkt, dass da auf dem europäischen Markt nix passiert. Das war uns aber wichtig. Also nahm ich nochmal Kontakt zu Rico auf und fragte, ob er nicht Bock hätte das nächste Album rauszubringen. Wir hätten zwar noch die Option auf zwei weitere Alben auf Ibex Moon gehabt, aber wie sich jetzt herausstellt, war das genau die richtige Entscheidung. Rico ist ein echter Fan und mit viel Herzblut dabei. Wir sind echt froh über diese Entscheidung.

Im Vorfeld von "Godconstruct" gab es zuerst ja eine Split-Single mit den Jungs von CHAPEL OF DISEASE. War die Zusammenarbeit rein geschäftlich wegen der Label-Verbindung oder verbindet euch auch eine persönliche Freundschaft mit den Jungs?
Wir kannten die Jungs vorher nicht persönlich. Rico hatte die Idee für die Split als Werbung für die Alben beider Bands. Wir fanden die Idee super. Mittlerweile haben wir die Jungs aber auch persönlich kennen gelernt. Waren ja mit ihnen und DESERTED FEAR drei Tage unterwegs. Ein super Haufen. Hat echt Spaß gemacht.
Momentan sprechen ja immer mehr Metaller von der aktuellen Old-School-Death-Metal-Welle. Bands wie zum Beispiel SKELETAL REMAINS, VENENUM oder auch SULPHUR AEON erhalten mehr und mehr Aufmerksamkeit. Beschäftigt ihr euch mit den neuen Bands und wenn ja, welche Gruppen aus dem Untergrund könnt ihr empfehlen?
Ja, die Szene ist echt stark im Moment und es macht tierisch Spaß Teil davon zu sein. Bin gespannt wie sich alles entwickelt in den nächsten Jahren und was für tolle Alben noch auf uns zukommen. Wir haben natürlich Kontakt zu vielen der gerade angesagten Bands und finden die musikalisch auch selber meistens sehr geil. Man ist eben selber Fan. Das ist ja das besondere an der Szene. Fans, die musizieren, sich ab und zu auf gemeinsamen Gigs treffen und es ordentlich krachen lassen. So soll es sein. Empfehlenswert aus NRW sind auf jeden Fall RECKLESS MANSLAUGHTER, SUFFOCATED ART (die Zweitband von Drummer Daniel und Gitarrist Jan) und SELFDEVOURED.
Was steht bei euch für die zweite Jahreshälfte eigentlich noch so auf der Agenda? Welche Festivals und Hallen wollt ihr beackern und stehen uns vielleicht noch eine weitere Split oder ähnliches ins Haus?
Nun, wir spielen in der zweiten Jahreshälfte noch einige Gigs in Magdeburg, Münster, Düsseldorf und was sich sonst noch so ergibt. Wer Lust hat uns zu buchen, kann gerne mit uns Kontakt aufnehmen. Ansonsten planen wir eine Veröffentlichung Anfang nächsten Jahres, um die Wartezeit auf das nächste Album zu verkürzen. Kann da aber jetzt noch nix genaueres zu sagen.
Vielen Dank für das Interview! Habt ihr noch etwas auf dem Herzen, dass ihr loswerden wollt beziehungsweise dass ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?
Vielen Dank für den Support! Sehen uns auf einer Bühne in eurer Nähe!

Redakteur:
Adrian Wagner

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