LORD WEIRD SLOUGH FEG, THE: Interview mit Mike Scalzi

14.09.2007 | 13:39

SLOUGH FEG: "Das Musikgeschäft beeinflusst dich nur in dem Maße, in dem du zulässt, dass es dich beeinflusst."

SLOUGH FEG haben gerade ihr mittlerweile sechstes Studioalbum "Hardworlder" veröffentlicht. Und das wartet mit einem ganzen Bündel sehr starker Songs auf. Grund genug, einmal bei Sänger und Gitarrist Mike Scalzi einzuhaken. Und herauszufinden, was es denn mit dem 'Frankfurt-Hahn Airport Blues' auf sich hat. Here we go:


Martin:
Hi Mike! Gibt es bei eurem neuen Studioalbum "Hardworlder" ein übergeordnetes textliches Konzept?

Mike Scalzi:
Nein, das Album ist kein Konzeptalbum. Es ist einfach ein Bündel von Liedern, die wir geschrieben und aufgenommen haben. Mehr nicht. Dieses Mal gibt es kein Konzeptalbum. Aber ich denke schon, dass die Songs Themen reflektieren, die auf allen SLOUGH FEG-Alben zu finden sind: Science-Fiction, Wahnsinn, Leid und so weiter.

Martin:
Ihr habt auf "Hardworlder" einen Coversong mit dem Titel 'Dearg Doom' eingespielt. Er stammt im Original von einer irischen Band namens HORSELIPS. Das Lied ist cool, aber ich habe von dieser Band noch nie etwas gehört. Was kannst du uns über diesen Song erzählen? Muss ein "durchschnittlicher" Metalfan HORSELIPS kennen?

Mike Scalzi:
Nein, es gibt wirklich nicht viele Metalheads, die diese Band kennen. Und es gibt auch keinen Grund, dass man sie kennen muss. HORSELIPS sind keine Metalband und vielen Metalfans würde ihre Musik wahrscheinlich nicht gefallen. Über das Lied selbst gibt es nicht so viel zu sagen. Außer, dass 'Dearg Doom' von einem irischen Dämon handelt. Von daher ist dies ein guter Coversong für uns. Ich liebe diesen Track und ich mag auch den Text sehr. Und, da der Titel ziemlich unbekannt ist, dachte ich: Warum sollte man ihn nicht covern?

Martin:
Das Albumcover von "Hardworlder" sieht echt klasse aus! Welche Idee steckt denn hinter dem Cover? Was kannst du uns über den Künstler James E. Lyle erzählen, der es designt hat?

Mike Scalzi:
Die Idee zu diesem Cover hatte ich. Es soll "Gully Foil", den Hauptcharakter des Buches "The Stars My Destination" von Alfred Bester darstellen. Dieses Buch wurde 1953 geschrieben und es ist mein Lieblingsroman im Bereich Science-Fiction. Das Buch wurde ursprünglich unter dem Titel "Tiger!Tiger!" veröffentlicht.

Martin:
Mike, wie komponiert ihr denn neue Songs? Schreibt ihr die Lieder gemeinsam? In welcher Stimmung musst du sein, um solch großartige Lieder zu schreiben, wie wir sie auf eurem neuen Album hören kann?

Mike Scalzi:
Normalerweise muss ich schon in einer positiven Stimmung sein, um komponieren zu können. Aber nicht immer. Meistens fange ich mit eingängigen Riffs und Melodien an, die ich entwickelt habe. Dann treffe ich mit meinen Bandkollegen zusammen und wir sehen dann, wie das Ganze sich mit Bass, Schlagzeug und den Gitarrenharmonien anhört. Für gewöhnlich habe ich einige Passagen, so einige Verse und den Chorus. Die meisten Arbeitsschritte, um die Lieder zu arrangieren, finden aber in unserem Proberaum mit der ganzen Band statt. Da haben wir schon eine ziemliche Routine entwickelt. Ich bringe meine Gitarrenparts in den Proberaum mit und die anderen drei jammen zu diesen Passagen, was immer ihnen gefällt. Und dann, manchmal dauert das mehrere Monate, in denen wir Teile des Stücks immer wieder umarrangiert haben, wird ein Lied daraus. Normalerweise habe ich eine Gesangsmelodie im Hinterkopf. Aber die ist noch nicht sehr ausgereift, bis ich dann die Riffs hinzufüge.

Martin:
Besonders die Gitarrenarbeit und besonders dein Zusammenspiel mit Gitarrist Angelo "Don" Tringali ist fantastisch geworden. Wie viele Stunden spielst du denn am Tag in etwa?

Mike Scalzi:
Ich mache mir da keine Zeitvorgabe. Und ich übe auch nicht wirklich. Es ist sogar so, dass ich mir selbst nicht sicher bin, ob sich mein Gitarrenspiel zum dem, was ich als 16-jähriger so spielen konnte, verbessert hat!! [Na, na! Der gute Mike stapelt aber ganz schön tief! – Anm. d. Verf.] Ich habe damals ordentlich in die Saiten gehauen. Danach habe ich mich nur noch darauf konzentriert, Riffs zu schreiben. Ich denke, dass Angelo ein wenig mehr übt, als ich es tue.

Martin:
Hast du eigentlich von MANILLA ROAD-Sänger und Gitarrist Mark Shelton schon irgendein Feedback zu eurer Coverversion von 'Street Jammer' bekommen?

Mike Scalzi:
Bisher noch nicht. Vor etwa einem Jahr sagte ich ihm, dass ich 'Street Jammer' covern möchte. Das hat ihm sehr gefallen. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, im unser neues Album zu schicken. Aber das sollte ich jetzt bald tun.

Martin:
Welche Geschichte steckt denn hinter eurem 'Frankfurt-Hahn Airport Blues'? Konnte euer Flieger in die Staaten nicht abheben und musstet ihr im Flughafengebäude schlafen, oder was? Erzähl mir doch bitte etwas darüber.

Mike Scalzi:
Oh, so ein Mist! Wir steckten im November 2005, nachdem wir auf dem KEEP IT TRUE-Festival gespielt hatten, auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn fest. Unser Flieger war verspätet und wir flogen dadurch praktisch von der Passagierliste. Die buchen dich bei "Ryan Air" nicht in den nächsten Flieger um. Denn wenn der auch voll ist, dann müssten die ja andere Reisende praktisch rauswerfen. Von daher lassen die dich einfach sitzen, bis endlich eines ihrer Flugzeuge kommt, das nicht voll ausgebucht ist. In unserem Fall dauerte das vierundzwanzig Stunden!!! Wir saßen also auf dem Boden des Flughafengebäudes nach einem extrem anstrengenden Konzert-Trip (und der Boden hat keinen Teppichbelag in Frankfurt-Hahn). Wir hatten in fünf verschiedenen Ländern innerhalb von fünf Tagen gespielt. Und dann mussten wir da 24 Stunden herumsitzen. Wir versuchten, etwas zu schlafen. Aber es gelang uns nicht. Einige Fans, die auf dem KEEP IT TRUE-Festival waren, kamen zu uns und wollten von uns Autogramme haben. Sie hatten bereits ihre Flugtickets. Aber wir hatten immer noch keine. Schließlich haben wir ihnen einige unserer CDs gegeben und einige Autogramme am Boden sitzend gegeben. Das war echt die Hölle.

Martin:
In welchem Land hast du eigentlich das verrückteste und enthusiastischste Publikum bei einem SLOUGH FEG-Konzert ausfindig gemacht?

Mike Scalzi:
In Griechenland! Wir haben da bisher nur ein Mal gespielt, aber es war der Wahnsinn.

Martin:
Vor wenigen Tagen habe ich ein Interview mit Lips von ANVIL geführt. Die Band verkauft heutzutage nicht mehr so viele Scheiben wie früher. Lips zeigte sich dabei recht verärgert und enttäuscht über seine frühere Plattenfirma, da sie den Großteil des Erlöses aus CD-Verkäufen kassiert. Daher verkaufen und vermarkten sie jetzt das neue ANVIL-Studioalbum im Eigenvertrieb. Was meinst du, Mike: Brauchen kleine Metalbands ein Plattenlabel? Welche Vorteile bringt das?

Mike Scalzi:
Das ist eine gute Frage! In der Plattenindustrie ändern sich sehr viele Dinge, da gibt es keine Frage. Für SLOUGH FEG ist es gut, einen Plattenvertrag zu haben, denke ich. Denn wir touren sehr viel und ich will nicht noch die ganze Promotionarbeit am Hals haben, um zu versuchen Platten absetzen zu können. Wir könnten die Sachen schon aufnehmen und selbst pressen lassen. Aber dann müssten wir unsere Musik auch alleine vermarkten und verkaufen, und das wäre recht schwer. Ich müsste Anzeigen in Zeitschriften und dergleichen aufgeben und noch viel mehr mit dem Internetzeugs hantieren. Darauf habe ich keine Lust. Wir müssten über unsere Internetseite noch mehr CDs verkaufen. Und, nachdem heute viele Leute Musik aus dem Internet herunterladen, würden wir da ohnehin nicht viele CDs absetzen können. Also: Wenn jemand diese Arbeit für mich gerne erledigen würde, dann würde ich das diese Person machen lassen. Obwohl wir nicht sonderlich viel Geld mit den CDs verdienen. Ich konzentriere mich lieber darauf, Musik zu komponieren und live aufzutreten, als die ganze Zeit vor dem PC zu sitzen und geschäftliche Dinge, die mit der Band zu tun haben, erledigen zu müssen.

Martin:
Jetzt mal angenommen, ein Fan würde dich darum bitten, ihm/ihr fünf überragende Rock- oder Hard-Rock-Alben zu empfehlen. Welche würdest du herausgreifen und weshalb?

Mike Scalzi:
Ich würde "Sabbath Bloody Sabbat" von BLACK SABBATH empfehlen, weil es mein absolutes Lieblingsalbum ist. Und es erzählt natürlich eine Geschichte, die von der Hölle bis zum Himmel reicht. Meiner Meinung nach ist es das beste Album aus den 1970ern.

Dann würde ich noch "Killers" von IRON MAIDEN auswählen, weil ich denke, dass es den wahren Spirit des Rock'n'Roll transportiert. Paul DiAnno ist vielleicht sogar mein absoluter Lieblingssänger.

Als nächstes würde ich THIN LIZZY – "Black Rose" empfehlen.

Dann wäre da noch "New Dark Age" von SOLSTICE, weil es einfach das beste Album ist, das in den 1990ern herauskam. Und SOLSTICE sind eine Underground-Band, von der ich hoffe, dass sie niemals in Vergessenheit geraten. "New Dark Age", dieses Album enthält alles, was auf einem epischen Metalalbum drauf sein sollte. Und, ehrlich gesagt, war es schwer, epische Musik nach der Veröffentlichung von "New Dark Age" zu schreiben und nicht durch dieses Album beeinflusst zu sein. Einfach weil diese Scheibe sehr viel dieser Elemente enthält.

Und zu guter letzt würde ich noch QUEEN – "II" herausgreifen, weil es einfach ein großartiges Album ist, das leider in Vergessenheit gerät. Es zeigt auch, wie stark der Sound von QUEEN nach Metal klang, als die Band damals anfing.

Martin:
Wann werden SLOUGH FEG endlich wieder in Deutschland touren?

Mike Scalzi:
Vielleicht im Frühjahr 2008. Wir werden einige Auftritte in Griechenland, Italien und England haben. Und vielleicht werden wir auch in Deutschland Station machen, sofern wir da eine gute Show spielen können. Mir kommt es so vor, als ob in Deutschland im Moment sehr viel in Sachen Festivals läuft. Wir haben nicht gerade viele größere Clubshows in Deutschland in den letzten Jahren gespielt, weil anscheinend bei euch viele Fans generell darauf warten, dass man auf Festivals spielt. Ich war in Europa schon einige Jahre nicht mehr, von daher wird es schön sein, wieder bei euch zu spielen. Ich habe viele großartige Freunde in Deutschland. Einige meiner besten weltweit.

Martin:
Mike, wir nähern uns dem Ende des Interviews. Was möchtest du hier noch loswerden? Hast du eine Message an die Fans von SLOUGH FEG und an die Leser unseres Webzines?

Mike Scalzi:
Nun, haltet die Augen offen nach einem neuen Studioalbum von uns, das hoffentlich innerhalb eines Jahres erscheinen wird. Ich habe viele neue Ideen und ich bin schon ganz unruhig und ich will wieder ins Studio. Hoffentlich in etwa vier oder fünf Monaten. Ich denke, dass ich immer Platten aufnehmen werde, egal ob die sich verkaufen oder nicht, solange jemand da ist, der sie von uns veröffentlicht. Ich bin fast schon süchtig danach, Musik zu schreiben und aufzunehmen. Und Geld spielt in diesem Zusammenhang sicher keine Rolle. Es ist bei mir einfach so, dass ich immer davon geträumt habe, Platten zu machen. Insgesamt schon sechs Scheiben aufgenommen zu haben, das ist schon ein Traum für mich, der wahr wurde. Aber ich hätte mir nie vorgestellt, dass das Aufnehmen neuer Alben so ablaufen würde, wie es heute der Fall ist. Mit dem Herunterladen von Musik und diesem ganzen Zeug. Vielleicht wird es bald ja so sein, dass man später nur noch als Band einen Song aufnimmt, der dann von den Musikfans aus dem Internet gleich am PC angehört wird. Wenn das geschieht, dann werde ich keine Probleme damit haben, mich dem anzupassen. Das muss ja nicht die Musik der Bands verändern. Das Musikgeschäft beeinflusst dich nur in dem Maße, in dem du zulässt, dass es dich beeinflusst. So lange es irgendein Medium gibt, auf dem ich meine Musik aufnehmen kann, so lange werde ich welche aufnehmen und einen Weg finden, diese an die Leute zu bringen, die sie hören wollen. Das ist alles was zählt!

[Ein beeindruckendes Schlusswort, das zeigt, was für ein großer Metal-Enthusiast Mike Scalzi ist. - Der Verfasser]

Redakteur:
Martin Loga

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