Listening Session U.D.O. und PRIMAL FEAR

05.06.2023 | 14:02

Das Label Atomic Fire kann im Sommer gleich mit zwei hochkarätigen Heavy-Metal-Bands, beziehungsweise deren neuen Scheiben, aufwarten. Da macht es doch Sinn, die Presse ins Boot, beziehungsweise in den Schwarzwald zu holen, um die neuen CDs von U.D.O. und PRIMAL FEAR vorzustellen. Auch POWERMETAL.de war anwesend und konnte sowohl die neuen Alben hören als auch den jeweils anschließenden Pressekonferenzen beiwohnen.

Diese Listening-Session feiert gleich mehrere Premieren. Zum einen ist es das erste Mal, dass das Label Atomic Fire eine solche Veranstaltung anbietet (das Team um Markus Wosgien war bisher für Nuclear Blast tätig und sorgte bis 2019 stets für solche Events in Donzdorf). Zum anderen wird als Location ein Lokal mit angeschlossener Brauerei mitten im Schwarzwald gewählt. Man bleibt zwar in Baden-Württemberg, vom gewohnten Donzdorf jedoch ist es eine ganze Ecke entfernt. Und wenn man sowieso schon weder Kosten noch Mühen scheut, dann ist es durchaus sinnvoll, eine Doppelveranstaltung daraus zu machen. Und so findet sich sowohl am Freitag, den 19.05.2023, als auch am Samstag, den 20.05.2023, eine Schar nationaler und internationaler Pressevertreter der metallischen Zunft in Hamberg bei Pforzheim ein, um den beiden anstehenden Veröffentlichungen von U.D.O. und PRIMAL FEAR zu lauschen. Akustisch werden die beiden Alben jeweils in einem Privatkino vorgestellt, was zugegeben für ein sehr interessantes Ambiente sorgt. Wie man es von den Promotern Wosgien und Adelsberger gewohnt ist, steht für etwaige Notizen entsprechendes Schreibgerät zur Verfügung.

Los geht es also am Freitag mit U.D.O. Zur Begrüßung gibt es (natürlich) ein heimisches Bier der dort hergestellten Marke Calva Nigra aus der Hamberger Brauwerkstatt, bevor zunächst die internationale Presse die Möglichkeit bekommt, das Album zu hören und anschließend einer Pressekonferenz beizuwohnen. Im Anschluss sind wir deutschsprachigen Kollegen an der Reihe, was die Kommunikation untereinander und mit den Bands sehr erleichtert. Von der Band selbst sind Udo Dirkschneider und sein Sohn Sven (Drums) sowie Gitarrist Andrey Smirnov anwesend. Das neue Album "Touchdown" enthält insgesamt 13 Songs, von denen so ziemlich jeder Einzelne ins Schwarze trifft. Ob typische ACCEPT-Trademarks, oder auch mal eine Biker-Hymne, bis hin zu Thrash-Einflüssen hat das Album eine Menge zu bieten. Insgesamt, so der erste Eindruck, bekommen wir mit "Touchdown" ein ziemlich modern gestaltetes Album präsentiert, das weder auf gewohnte Songqualität noch auf den Blick über den Tellerrand verzichtet. Beim Titeltrack hat man dieses Mal sogar geschickt eine Violine platziert, die dem Song eine ganz eigene Klangfarbe verleiht. Was man vergeblich sucht, ist eine Ballade. Allerdings ist auch niemand von den Anwesenden einschließlich meiner Wenigkeit der Meinung, diese zu vermissen. "Touchdown" strotzt vor Energie und übertrifft das ohnehin schon ziemlich gute Vorgängeralbum.

Auf der folgenden Pressekonferenz zeigen sich Vater und Sohn Dirkschneider sichtlich gelöst und berichten humorvoll vom Songwriting, den Aufnahmesessions und auch über den Einstieg des alten ACCEPT-Weggefährten Peter Baltes in die Band. Baltes half ursprünglich nur als Ersatz an den vier Saiten aus. Als es aber darum ging, einen festen neuen Bassisten in die Band zu holen, brachte er sich laut Udo Dirkschneider selbst ins Gespräch und trat der Band bei. Am Songwriting zu "Touchdown" sei er jedoch noch nicht wirklich beteiligt gewesen, da die Songs bei seinem Bandbeitritt bereits fertig waren.

Am Samstag, den 20.05.2023, erfolgt der geplante Schichtwechsel. U.D.O. macht sich auf zum Flughafen, denn am Abend steht eine Show in Wien auf dem Programm. Die Lokalmatadoren von PRIMAL FEAR sind in Hamberg durch die Musiker Ralf Scheepers, Alex Beyrodt, Tom Naumann sowie den gesundheitlich angeschlagenen Mat Sinner vertreten. Nach der Begrüßung geht es erneut ins Kino, um "Code Red" entsprechend vorzustellen. Ein Blick auf das Artwork zeigt, dass die Band in dieser Sache keine Kompromisse macht, der Adler ist und bleibt das Markenzeichen.

Musikalisch geht es los mit 'Another Hero'. Der Opener wird auch die erste Single des Albums sein, das dazu gehörige Video wird uns Journalisten im Anschluss auch exklusiv vorgestellt, der Clip ist erst kurz vor Beginn dieser Veranstaltung fertig geworden. 'Another Hero' steigt mit einem typischen PRIMAL FEAR-Riff ein, ohne Vorgeplänkel kommt man hier zur Sache. Eine der Stärken dieses Songs und auch von einigen anderen Tracks auf dem Album sind die melodischen und innovativen Gesangsmelodien und Refrains, die den Metal-Fan einfach faszinieren müssen. Der Gesamteindruck ist dann auch durchweg positiv. Zwar sind auf "Code Red" ein paar typische PRIMAL FEAR-Songs vertreten, die im ersten Durchlauf noch kein Hitpotential offenbaren. Doch mit 'Cancel Culture' und mit dem wahrhaft epischen 'Their Gods Have Failed' setzen die Schwaben schlicht und einfach neue Maßstäbe im Heavy Metal. Mit 'Bring That Noise' vereint man alle Heavy-Metal-Attitüden zu einem Kunstwerk, für mich schlichtweg einer der besten Metalsongs der letzten Jahre.

Die anschließende Pressekonferenz findet auf der dafür umfunktionierten und mit einem Bierausschank angereicherten Garageneinfahrt statt. Federführend auch für den angeschlagenen Mat Sinner übernimmt hauptsächlich Ralf Scheepers das Wort. Was durchaus Sinn macht, denn auf "Code Red" hat er auch in Sachen Kompositionen und Lyrics mehr beigetragen als zuvor. In Sachen Lyrics, so Scheepers, geht man mehrfach auf die aktuellen Situationen in unserer Gesellschaft ein, greift aber auch auf fiktive Stories zurück. Insgesamt hat PRIMAL FEAR die Pandemiezeit auch dazu genutzt, sich weiterzuentwickeln, was unter anderem das technische Equipment angeht.

Wie auch schon beim U.D.O.-Album "Touchdown" fällt auch bei "Code Red" auf, mit wie viel Elan und kreativer Energie die Bands die jeweiligen Projekte angegangen sind. Insofern dürfen wir gespannt sein, wie die Alben insgesamt von der Heavy-Metal-Gemeinde angenommen werden, wenn sie Ende August bzw. Anfang September veröffentlicht werden.


Photo Credit U.D.O.: Martin Hausler

Photo Credit PRIMAL FEAR: Alex Kuehr

Redakteur:
Frank Wilkens

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