MANOWAR: Interview mit Joey DeMaio, Eric Adams

01.01.1970 | 01:00

Im Anschluss an die Listening Session gaben MANOWAR noch eine kleine Pressekonferenz, da Einzelinterviews bei ca. 50 geladenen Journalisten zu lange gedauert hätten.


Joey DeMaio:
Ich möchte Markus Staiger von Nuclear Blast, den Chef unserer Plattenfirma entschuldigen. Als er gehört hat, dass MANOWAR in dieses Studio hier gehen, bekam er einen Herzanfall und ist nun im Krankenhaus. Ich bedaure es, dass er heute Abend nicht hier sein kann, denn er ist eine erstaunliche Person, die bereits bei zwei Alben in der Lage war, es mit MANOWAR auszuhalten. Wir würden das gerne auf ein drittes ausweiten, aber... wir wünschen ihm alles Glück auf der Welt, denn es ist kein leichter Job, mit uns Geschäfte zu machen.
Ich heiße euch alle herzlich willkommen und danke euch, dass ihr heute Abend gekommen seid. Es ist großartig, dass ihr hier seid. Es ist ein wenig ungewöhnlich, dass wir Rough Mixes vorspielen, und wenn ihr es wirklich mochtet, was ihr gehört habt, dann sind wir sehr geschmeichelt. Es sind wirklich alles Rough Mixes, aber wir sind sehr, sehr stolz auf die Arbeit, die wir uns gemacht haben. Es hat sehr lange gedauert, aber das nunmal so und ich denke, dass ihr alle unseren guten Ruf kennt. Wir wollen Perfektion und daher denke ich, dass dies eine gute Sache ist. Man wird sie zwar nie erreichen, aber so lange man es in seinem Herzen hat, sein Bestes zu geben, ist das für uns Grund genug jeden Tag aufzuwachen.
Es ist interessant, dass heutzutage jedes Arschloch und sein Bruder meinen, das Recht zu haben, ihre Meinungen über manche Dinge zu äußern, wozu sie wirklich kein Recht haben. Aber wir leben in einer freien Welt, also müssen wir so etwas erlauben. Ich liebe manche dieser Fanbriefe und Emails, die ich bekomme, sie sind sehr witzig, wie zum Beispiel: "Joey, schreib doch mal schnell ein paar Songs, stell sie zusammen und gib uns so schnell wie möglich ein neues Album!" Ich wünschte wir könnten so sein, aber was wir tun, kommt aus dem Herzen und aus der Seele. Es ist Wirklichkeit. Wir denken, was wir tun, ist Magie. Und es ist Magie für unsere Fans. Das sind auch die Leute, auf die wir hören. Und glaubt mir: Niemandem tut es mehr leid, als uns, dass die Leute auf die Musik warten müssen, aber großartige Songs kommen aus unserem Inneren heraus und man weiß nie, wann das passiert. Wir haben viel Arbeit in diese Platte gesteckt und wir freuen uns darauf, dass ihr sie bald in voller Länge anhören könnt. Während wir die letzten zwei Jahre nicht auf Tour waren, sind wir nicht die ganze Zeit auf unserem Arsch gesessen, wir haben drei verschiedene DVDs ("Hell On Earth" 1 - 3) zusammengestellt, eigentlich sogar vier, wenn man Brasilien dazuzählt, wo wir unser erstes Konzert in voller Länge im Dolby 5.1 Format aufgezeichnet haben. Auch wird gerade ein Buch über MANOWAR geschrieben. Es werden in den nächsten paar Jahren einige Sachen erscheinen. Und ich sage euch eines: Wir werden nicht aufhören zu touren, wir werden nicht aufhören zu spielen und ich habe mein Versprechen einzuhalten: es wird ein neues Studio Album geben, und zwar nächstes Jahr.

So, und jetzt könnt ihr Fragen stellen. Unser Leben sei ein offenes Buch. Nichts ist heilig und nichts ist geheim.

Presse:
Wie viele Songs habt ihr für das Album aufgenommen und habt ihr Bonustrack für andere Märkte als Europa geplant?

Joey:
Nein. Auf dem Album sind 10 Songs. 10 Songs, auf die wir sehr stolz sind.

Presse:
Warum macht ihr den Mix in Belgien?
Joey:
Gute Frage. Wir sehen uns als Pioniere. Wir waren die erste Metal Band die digital aufgenommen hat, wir waren die erste Band die ihr eigenes Home Studio hatte, nachdem das Equipment transportierbar wurde. Und dieses Studio bietet uns die Möglichkeit eine Super Audio CD zu produzieren, das ist ein Format bei der sich die Musik genau so anhört wie sie produziert wurde. Und Ronald Prent ist unserer Meinung nach der beste Engineer, den es gibt. Und dadurch, dass wir ihn wählten, wählten wir auch dieses Studio, da er es bevorzugt hier zu arbeiten. Wir wollten den bestmöglichen Sound für diese CD. Außerdem ist Belgien ein toller Platz.

Presse:
Wie lange hat es gedauert, die Songs zu komponieren?

Joey:
Nun, es ist etwas lustig, aber ich denke, dass der Prozess nie zu Ende ist. Alles was du machst, alles was du erlebst, gehört zum Prozess des Komponierens. Wenn du Autogramme gibt's, Videos drehst usw. das fließt alles in die Musik ein. Der ganze Prozess ist wie Geld auf die Bank zu bringen und nun ist es an der Zeit abzuheben um es in das neue Album einfließen zu lassen.

Presse:
Wieso habt ihr einen Song wie "Nessun Dorma" gemacht?

Joey:
Nun, es ist eines der bekanntesten Klassik Stücke. Und als wir 1999 das zweite Mal das "Gods Of Metal" Festival geheadlined haben, wollten wir etwas ganz besonderes für die italienischen Fans machen. Und wir dachten, warum sollten wir nicht etwas radikales machen, ein Stück Oper, etwas an das man sich immer erinnert. Wo wir schon bei Festivals sind. Wir werden dieses Jahr das "Gods Of Metal" in Italien und das Lorca Festival in Spanien headlinen. Auch planen wir gerade eine Welttournee die noch dieses Jahr beginnen soll.

Presse:
Wenn ihr Songs schreibt, denkt ihr dann schon daran wie man diese Stücke live spielen kann?

Joey:
Wir sind eine Band die nichts im Studio machen würde, was sie nicht auch live umsetzen kann. Als wir "Nessun Dorma" in Italien spielten, haben wir die Musik vom Band laufen lassen, weil es unmöglich ist, für einen Song ein komplettes Orchester auf die Bühne zu bringen. Ich weiß, dass es heutzutage IN ist, Alben zu machen, die sehr orchestral sind. Live spielen diese Bands mit Hilfe der Bandmaschine und Sequenzern. Ich denke, dass das lächerlich ist. Bei einem oder zwei Songs finde ich das auch okay, aber doch nicht das ganze Konzert. Eine Band sollte das was sie im Studio gemacht hat auch live spielen können. Wir haben lange darüber nachgedacht. Ein Fan sollte live das selbe erleben können, wie beim Anhören des Albums, wenn er es live nicht sogar besser findet. Das ist das, was ich mir wünsche.

Presse:
MANOWAR sind ja als die Metal-Warriors bekannt. Fürchtest du, dass der Metal an dem New Metal Kram kaputtgeht?

Joey:
Meinst du die Hundekacke-Musik bei der die Leute bellen? Ist es das was du meinst? Nun, ich denke dass sich niemand vor Musik, die so ist (trommelt Neo Takt auf den Tisch), fürchten muss. Nun, die Leute sagen, Metal würde sterben. Das ist so lächerlich ! Das wäre, wie wenn man sagt, dass klassische Musik oder Jazz sterben würden. Heavy Metal ist das was es ist. Heavy Metal ist Leben, es ist die großartigste Musik auf der Erde.

Presse:
Ich hätte eine Frage an Eric. Wie war es für dich als du das erste mal "Nessun Dorma" gesungen hast.

Eric:
Nun, es war viel Arbeit. Ich habe viel geplant, viel geübt und viel angehört. Ich bin in viele Opern gegangen. Wir wollten dass es eine Überraschung wird. So konnten wir es im Vorfeld auch nicht live vor einem größeren Publikum spielen. Und wenn ich ehrlich bin, hatte ich beim ersten Mal Schmetterlinge im Bauch. Es war ja das erste Mal dass ein Metal Sänger versucht, ein Opern Stück zu singen. Ich habe meine Augen geschlossen, um mich besser auf den Song zu konzentrieren. Und als ich mitten im Song die Augen öffnete, sah ich die vielen Feuerzeuge und ich wusste, dass es klappte. Ich wusste, dass ich einen tollen Job abgeliefert hatte. Und als wir es im Studio aufnahmen, hatte ich wieder dieses Gefühl. Ich bin stolz darauf, es gemacht zu haben.

Presse:
Hast du speziellen Unterricht dafür genommen?

Eric:
Nun, ich komme aus einer harten Schule. Ich habe gelernt, dass ich das, was ich machen will, selbst mache. Ich habe mir viele Opern angesehen und habe die Sänger beobachtet, ihre Atemtechnik und dann habe ich es gemacht.

Presse:
Hat die Technik des Operngesangs Auswirkungen auf den Gesang bei den anderen Stücken gehabt?

Eric:
Nein, jedes Stück hat seinen eigenen Charakter und das Operstück hat einen anderen Charakter als die restlichen Stücke. Bei einem Song beginne ich mit Growling. Ein anderer Song startet mit einer sanften Stimme, ein anderer Song wird immer rauer und rauer. Jedes Stück hat seinen eigenen Charakter.

Presse:
Warum wird uns die Musik hier in Belgien vorgestellt?

Joey:
Nun, wir dachten es wäre ein geeigneter Platz dafür, nachdem wir hier ja auch den Endmix machen. Wir dachten es wäre eine gute Idee, die Leute haben lange genug darauf gewartet.

Presse:
Mögt ihr Belgien?

Joey:
Belgien ist das erste Land, in dem wir gelandet sind. So sind wir hier schon viele Male gewesen. Karl hat 2 oder 3 Kinder hier - von der letzten Tour (allgemeines Gelächter).

Presse:
Welche Songs werden auf der Single noch vertreten sein?

Joey:
Nun, es werden zwei Songs vom Gods Of Metal Festival drauf sein. Diese kann man auf seinem PC auch als Video ansehen. So kann man die Songs sehen und hören. Die Songs sind "March Of Revenge" und "Carry On".

Presse:
Meinst du, dass durch die vielen Live Alben die Motivation sinkt, euch live anzusehen ?

Joey:
Nun, ich habe neulich aus Japan eine E-Mail erhalten, in der uns aufgezählt wurde, welche Songs wir noch nicht live aufgenommen haben. Diese war mit der Frage verbunden, wo denn der Rest bleibe. Und ich glaube, dass das eines der größten Komplimente ist, das man bekommen kann. Auf ein Doppel Live Album passen leider nicht mehr Songs, so kamen wir nicht drum herum ein zweites zu machen. Es ist war eine großartige Erfahrung und wir werden bald wieder eines machen. Ich denke es ist etwas für die Fans, es hält einen Moment in ihrem Leben fest, ein Konzert auf dem sie waren. Es gibt jedem die Chance zu sagen, hier war ich. Genauso wie bei den DVDs. Es ist wie wenn du ein Video über deine Familie drehst. Das sind Momente im Leben, an die du dich immer erinnerst.

Presse:
Worin siehst du die Unterschiede zwischen den neuen Songs und euren alten Werken?

Joey:
Es ist so lustig. Von den Leuten, die unsere neuen Songs gehört haben, hatte jeder eine komplett andere Meinung. Der eine sagte: Ihr seit wieder zu "Battle Hymns" zurückgegangen. Ein anderer erkannte "Into Glory Ride". Ich denke, dass ist ein Kompliment. Wir haben nie vergessen welches unsere ersten Alben waren. Ich denke die MANOWAR Discographie ist ein Buch und jede CD ist ein Kapitel. Wir stehen treu zu dem was in dem Buch ist. Es braucht einfach mehr als mit einem Schwert in einem Magazin abgelichtet zu sein um ein Metal-Warrior zu sein. Du musst dein Leben dafür geben. Du musst es für deine Fans geben. Und das haben wir gemacht. In guten und in schlechten Zeiten. Die Fans haben uns zu den KINGS OF METAL gemacht, ihnen verdanken wir alles.

Presse:
Was war für euch das Schwierigste am neuen Album.

Joey:
Das ist eine schwierige Frage. Es ist nicht, wie wenn du live spielst und das Licht schlecht ist und du dann versuchst den Sound gut zu machen, damit wenigstens etwas in Ordnung ist. Das wäre wie wenn du eine gut klingende Platte hast, aber die Songs scheiße sind. Wir werden niemals der Theorie folgen, dass ein Album, welches 80 Minuten geht auch großartig ist. Wenn du in ein Restaurant gehst und das Essen beschissen ist und du dann zum Manager gehst und dich beschwerst. Und er sagt dir dann: "wir bringen dir nochmal 10, dann magst du es". Das macht für mich keinen Sinn. Wir versuchen einfach das Beste aus den Songs und aus der Produktion herauszuholen.

Presse:
Wie lange werdet ihr noch in Belgien sein?

Joey:
Bis die Platte zu unserer vollständigen Zufriedenheit fertig ist.

Presse:
Habt ihr auch noch ein Leben neben MANOWAR?

Joey:
Es ist schon etwas witzig. Wenn ich höre worüber die Leute reden... Ich mach mich nicht über andere Bands oder Menschen lustig. Es ist mir egal was jemand anderes macht. Ich interessiere mich nur für MANOWAR und die MANOWAR Fans. Es ist wie wenn man eine Nonne, ein Priester oder ein Arzt ist. Ich meine, ein Arzt arbeitet vielleicht 12 Stunden in einem Krankenhaus. Aber wenn er raus zu seinem Auto geht und jemanden bluten sieht, dann ist er immer noch ein Arzt, er muss ihm helfen. Und das ist die Art wie wir das tun, was wir tun. Wenn du dieses Leben wählst, wenn du diese Art Musik wählst, dann weißt du, dass du eine Menge Kämpfe ausfechten und Hindernisse überwinden musst. Diese Musik ist keine kommerzielle Musik wie Radio-Music, Dance-Music und all die andere Scheiße, die die Leute von den Plattenfirmen mögen. Wenn du weißt, dass du gegen all die Sachen da draußen kämpfst, dann macht dich das reich und glücklich. Du schlägst einen harten Weg ein und hast dadurch wenig Zeit für andere Dinge. Für uns ist aber nicht so, als wenn wir etwas aufgegeben hätten. Das ist genau das, was wir tun wollen. Das hat es möglich gemacht in einer Blechdose zu leben, die auf Rädern die Straße hinunterfährt. Es macht für uns keinen Unterschied, ob wir oben sind und Geld verdienen oder unten sind und gefickt werden. Wir können überleben. Wir haben alles verkauft um Mikrophone und Gitarren zu kaufen, damit wir spielen können. Niemand wird uns aufhalten und niemand wird uns vorschreiben was wir zu tun haben und welche Musik wir spielen sollten. Wir tun, was wir tun, aus unserem Herzen heraus. Für die, die das mögen: Wir lieben Euch. Für die, die das nicht mögen: Wir hoffen sie sterben.

Presse:
Du hast das neue BLUDGEON Album produziert. Was fandest du an ihnen so toll und wie verbindest du das mit deiner Karriere.

Joey:
Nun, in jedermanns Karriere kommt eine Zeit, da sieht dich jemand und der kann dich nicht ablehnen. Bevor wir unser erstes Album machten sah Bob Currie uns , er sah Ross und mich spielen. Dabei hatten wir keine Drums, wir hatten nichts, wir hatten nur unsere Gitarren, da sagte er uns, ich kann euch nicht ablehnen, ich muss es tun. Es ist brillant, es ist toll. Ich weiß, dass es nicht kommerziell ist, aber ich muss es tun. Und als ich die Band BLUDGEON sah, als ich diese 5 Jungs spielen sah, konnte ich es gar nicht glauben. Es ist wie es bei MANOWAR war. Sie leben im selben Haus, sie arbeiten am selben Platz. Und sie sind eine brillante Fucking Heavy Metal Band. Ich weiß nicht ob sie jemals eine Platte verkaufen oder die größte Metal Band der Welt werden. Aber ich verspreche euch, dass sie eine großartige Band sind. Ich musste die Platte einfach produzieren. Nun, ich hoffe, ihr mögt die Musik. Die Mitglieder von MANOWAR haben bei diesem Projekt mitgeholfen. Das wird nicht die einzige Platte sein, die demnächst auf unserem Magic Circle Music-Label erscheint. Es wird eine harte, anstrengende aber auch tolle Zeit für uns. Und ich verspreche euch eine Menge Metal, Spaß, Good Vibes und eine Menge gute Konzerte. Und von uns an euch alle, eine Menge Liebe eine Menge Respekt für all die Jahre und Tränen. Wir danken euch aus tiefstem Herzen und wir meinen das wirklich so.

Redakteur:
Ulrike Weihrauch

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