MANUS MORTIS: Interview mit Alex Wolf
04.06.2024 | 12:43Als alles zerstörende Death-Metal-Walze hat mich "Shores Of Hell" komplett überzeugt und den Namen MANUS MORTIS auf meine persönliche Landkarte geholt. Dabei ist die Truppe schon seit 2001 aktiv, doch erst jetzt erscheint das Full-Length-Debüt mit voller Wucht. So überzeugen nicht nur die spielfreudige Geradlinigkeit, sondern auch Sound, Homogenität und Kompromisslosigkeit, mit denen die Jungs um Frontmann, Sänger und Bassist Alex hier agieren. Genug Gründe also, um dieser Band ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
Alex, wie geht es die? Wie ist die Stimmung im MANUS MORTIS-Lager?
Die könnte nicht besser sein! Das Release war vor ausverkauftem Haus ein voller Erfolg. Positives Feedback aus allen Lagern und wir spielen endlich wieder live!
2001 in Murrhardt bei Backnang gegründet, erscheint nun 23 Jahre später euer Debüt. Weshalb hat es so lange gedauert? Was hat die Dampfwalze ins Stocken gebracht?
Als Debüt würden wir "Shores Of Hell" nicht bezeichnen. Wir hatten ja zuvor schon eine EP und ein, naja, sagen wir, etwas kurzes Album mit 7 Songs veröffentlicht. "Shores Of Hell" ist aber unsere erste Veröffentlichung, mit der wir vollauf zufrieden sind und die unseren Spirit und unseren Sound 1 zu 1 wiedergibt. Dazu hat die Live-Produktion enorm beigetragen. Deshalb klingt das Album aus unserer Sicht auch so stimmig. Die Qualität der Songs ist uns unheimlich wichtig. Wir sind nicht darauf getrimmt Musik für die Massen zu produzieren. Bei uns wird jeder Song noch in gemeinschaftlicher Proberaumarbeit gemeinsam geschrieben und vollendet. Das braucht eben Zeit.
Ehrlicherweise kamen mir in den letzten Monaten nicht viele Death-Metal-Alben in den Sinn, die so homogen und stimmig klangen. "Shores Of Hell" erinnert mich stark an BOLT THROWER bzw. MEMORIAM, aber auch BENEDICTION und OBITUARY. Habe ich andere Einflüsse vergessen?
Wir haben bei MANUS MORTIS alle einen gemeinsamen Nenner und das ist Metal der alten Schule, wobei jeder von uns seine persönlichen Faves hat. Bei dem Song 'The Shores Of Hell' z. B. hört man auch ein wenig KREATOR raus, was zu Armins (Git. – Anm. d. Red.) absoluten Lieblingsbands zählt. Außerdem bringe ich öfter auch mal moderneren Input und arrangiere die Hooks. Alte SEPULTURA ("Beneath The Remains", "Arise") und PESTILENCE würde ich auch zu unseren Einflüssen zählen und eine Prise Black Metal wie bei 'Gonzalez' oder 'Doomed To Perish'. Wir wollen aber die Einflüsse zu unserem eigenen MANUS MORTIS-Style mixen, ohne unsere Vorbilder zu kopieren. Deine Auswahl an Bands passt ganz gut.
Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten zu "Shores Of Hell" herangetreten und verfolgt euer Debüt ein übergeordnetes Thema, einen konzeptionellen, roten Faden?
Wir wollten vor allem ein authentisches Album aufnehmen, dass unseren Live-Sound so gut wie möglich wiedergibt. So viel wie nötig und so wenig möglich, um ein möglichst ehrliches Ergebnis zu erzielen. In zwei Sessions haben wir bei uns im Proberaum ca. 30 Takes je Song aufgenommen, von denen es dann jeweils einer aufs Album geschafft hat. Thematisch erklärt sich unser Album von selbst!
Dieses Artwork passt fantastisch zum erbarmungslosen, aber abwechslungsreichen Todesstahl auf der Platte. Wer hat es entworfen und schreit es nicht förmlich nach einer Vinyl-Veröffentlichung?
Wir haben den Künstler in den eigenen Reihen. Rouven, unser Gitarrist und Gründungsmitglied, entwirft grundsätzlich alle unsere Artworks. Alex setzt diese dann meist digital um und kümmert sich um Layout und Print. Wir sind eben eine DIY-Band. Vinyl kommt…
Stark! Wer oder was ist denn mit 'Gonzalez' gemeint?
Schnell und unberechenbar! Gonzalez ist halt die schnellste Maus von Mexico, ein Held unserer Kindheit und schon nach zwei Minuten am Ziel, wofür andere fünf Minuten brauchen. Übrigens der älteste Song der Platte, geschrieben 2001.
Ihr habt mit 'Void' ein sehr geschmackvolles Instrumental auf die Scheibe gepackt, eine Art Ruhephase, bevor der Sturm des Todesbleis wieder losgeht. Wie entstand die Idee und wie steht ihr zu Instrumentaltracks generell?
'Void' ist das Outro auf der A-Seite der Platte und muss quasi zwingend mit 'Scourge' davor gehört werden. Das Thema von 'Void' wird dann beim letzten Track nochmals aufgenommen und erweitert. Daraus entsteht dann das Outro der B-Seite, welches aus 'Doomed To Perish' hervorgeht. Wir fanden Instrumentaltracks als Auflockerung schon immer geil. Außerdem lassen sich wunderbar Ideen verarbeiten, welche es nie bis zu einem Song geschafft haben. Gibt viele tolle Beispiele, aber grundsätzlich sollte bei einer Death-Metal-Platte natürlich gegrunzt werden bis der Arzt kommt!
Vor allem der Rausschmeißer 'If It Ends Tomorrow' hat es mir angetan. Was würdet ihr denn machen, wenn die Welt morgen untergehen würde?
Wahrscheinlich den Song spielen…der Vollständigkeit halber.
Ihr betitelt euer Album nach den Ufern der Hölle. Wie stellt ihr euch persönlich die Hölle denn vor und welche Hintergrundbeschallung wird wohl laufen?
Wir glauben nicht an die Hölle, sondern an die kosmische Neuausrichtung des Chaos nach der längst überfälligen Ausrottung der Menschheit!
Seid ihr noch in anderen Bands aktiv oder gilt euer musikalischer Fokus ausschließlich MANUS MORTIS?
Nein, alle Mitglieder widmen sich aktuell ausschließlich MANUS MORTIS.
Das Album erschien Ende März – was wird 2024 noch für die Band bereithalten? Sind Auftritte geplant?
Einige noch in 2024 und wir planen kräftig für 2025!
Ich hoffe, es dauert keine abermaligen 23 Jahre, bis die nächste Langrille erscheint. Wie stehen da die Chancen, früher neues Material zu hören?
In 23 Jahren sind einige von uns über 70, mal schauen, ob wir das dann noch machen. Ich geh stark davon aus!
Alex, vielen Dank für Rede und Antwort. Ich wünsche euch mit diesem Satansbraten alles Gute und hoffe euch bald auf den Bühnen dieser Republik zu sehen. Was möchtest du euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Wir möchten uns aus tiefstem Herzen für die Treue und den Support unserer Fans bedanken. Wir hätten niemals mit einem ausverkauften Releasekonzert gerechnet. Ihr seid die Besten!
Fotocredits: Daniel Selke Fotografie
- Redakteur:
- Marcel Rapp