MENCOUCH: Interview mit der Band
28.05.2013 | 19:04MENCOUCH ist ein hoffnungsvoller und mittlerweile ambitionierter Newccomer aus Berlin. Wir sprachen mit der Band vor der Releaseshow ihres Albums "All What's Left".
März 2012: Frau K. hat bei Emergenza eine Band entdeckt und möchte, dass sie bei POWERMETAL.de präsentiert wird. Also wird sich das Demomaterial angehört, man trifft sich mit den Jungs und unterhält sich nett. MENCOUCH ist der Name des äußerst sympathischen Haufens, doch bei der Nachbetrachtung des Abends wird deutlich, dass es für einen Bericht auf POWERMETAL.de wohl doch noch nicht reicht, denn Gefälligkeitsjournalismus gibt es bei uns nicht. Durchaus hohe Ambitionen stehen einem noch nicht sehr ausgeprägtem Willen und einem etwas zu hohen Maß an - nun ja - Träumerei gegenüber. Material über das sich zu berichten lohnt, gibt es nicht, da man auch nach knapp zehn Jahren noch nicht über mäßig produziertes Demomaterial hinausgekommen ist und so wird das Kapitel MENCOUCH schließlich zu den Akten gelegt, mit dem Gedanken, dass die Jungs es bei aller Sympathie wohl einfach nicht packen werden.
März 2013: Wie aus dem Nichts kommt die Nachricht, dass die fünf Berliner - mittlerweile mit neuem Bassisten - ihr erstes Album veröffentlichen werden. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit das neue Material anzuhören, um zu sehen, was sich im Camp der Band getan hat. Und siehe da: "All What's Left" ist ein richtig gutes Crossover-Werk, das durchaus Aufmerksamkeit verdient hat. Und so verabreden wir uns ein zweites Mal mit Büchy, Born & Co. vor dem Record-Release-Konzert im Berliner Rockhaus, wo die fünf Musiker deutlich machen, dass dies nicht ein kurzes Aufflackern an Leidenschaft ist, sondern es einen echten Quantensprung gab.
Natürlich ist die erste und wichtigste Frage, was denn passiert ist, das aus dem verträumten Haufen eine wirklich ambitionierte Truppe geworden ist. "In erster Linie haben wir uns einfach endlich einmal zusammengerissen.", eröffnet Gitarrist Born. "Wir hatten schon immer das Ziel eine CD aufzunehmen und in unseren Händen zu halten, haben aber immer ein wenig die Kosten und das Risiko gescheut bzw. hatten schlicht das Geld dafür nicht. Und im letzten August/September haben wir dann gesagt, dass wir das jetzt endlich hinbekommen wollen und haben dann das Geld dafür in die Hand genommen.", ergänzt der zweite Gitarrist Limprechtson. Doch das Engagement geht sehr weit darüber hinaus, endlich eine CD aufgenommen zu haben. So hat Born mit Urban Art Support eine Kombination aus Musikschule & Label gegründet, die sich um die Belange der Band kümmert, dazu hat man jetzt einen ständigen Fotografen, Roadies, einen Soundmann, das ganze Programm eben. Und auch in puncto Touring hat man die richtigen Schlüsse gezogen. Konnte man anno 2012 noch den Eindruck gewinnen, die Band warte auf Gigs und durfte die Klagen hören, wie schwer es ist, einen Gig außerhalb von Berlin/Brandenburg zu bekommen, so stehen heute schon die ersten Gigs für die kommende Tour im August/September fest mit Terminen in Bremen, Köln und Hannover. "Das ist einfach das Ergebnis von harter Arbeit.", erzählt Sänger Büchy und ergänzt: "Ich habe über Wochen und Monate beinahe jede Woche fast 300 Clubs angeschrieben und bin ihnen permanent auf die Nerven gegangen, bis sich einige endlich mal unser Material angehört und geantwortet haben. Irgendwann sind dann die ersten Zusagen gekommen, was natürlich total motiviert, um immer weiter zu machen."
Doch auch ein paar externe Einflüsse sind hier wichtig: "Dass wir mit Alex einen neuen Bassisten haben, hat sicher auch ungemein geholfen.", erzählt Born. "Er sieht nicht nur hervorragend aus, sondern spielt auch toll und hat uns sowohl im Studio wie auch auf der Bühne noch einmal einen echten Kick gegeben." Und Büchy ergänzt: "Dazu kommen all die Leute, die uns jetzt helfen und denen wir uns natürlich auch verbunden und ein wenig verpflichtet fühlen. Sie investieren eine Menge ihrer Zeit und Energie, um uns zu unterstützen und das wollen wir natürlich auch entsprechend zurückzahlen. Es motiviert auch ungemein, dass sie alle an uns glauben und uns in unserer Sache unterstützen." Die Sache MENCOUCH endet dabei nicht mit der CD und ein paar Gigs, sondern man arbeitet akribisch daran ein echtes Liveerlebnis zu kreieren. "Ja, wir wollen nicht einfach nur auf der Bühne stehen, sondern arbeiten gerade eine Bühnenshow aus, die mehr als nur ein Backdrop beinhaltet und die wir so oft wie möglich auch dem Publikum bieten wollen."
Musikalisch gibt es einen liebenswert antiquiert-modernen Crossover-Sound, der seine Wurzeln deutlich in den Neunzigern hat. "Ja, das ist einfach die Musik, mit der wir alle groß geworden sind.", erzählt Limprechtson und ergänzt: "Es ist jetzt nicht so, dass wir das irgendwie vorsätzlich machen, das ist schlicht die Musik, die aus uns herauskommt, wenn wir Songs schreiben. Wir können und wollen unsere Einflüsse da nicht verheimlichen." Das sehr freundlich gemeinte Wort 'antiquiert', stößt bei der Band dann auch durchaus auf Zustimmung. "In einem Antiquariat kann man durchaus eine Menge Geld lassen, von daher sehe ich den Begriff absolut als Kompliment.", meint beispielsweise Büchy. "Zudem hast du damit ja auch einfach Recht, denn der Sound ist ja wirklich nicht mehr hip, aber das spielt für uns natürlich keine Rolle."
Dabei ist "All What's Left" gar kein Spiegelbild des MENCOUCH-Sounds anno 2013, denn die Songs haben zum Teil schon beinahe zehn Jahre auf dem Buckel. "Als wir ins Studio gegangen sind, wollten wir eigentlich erst eine EP aufnehmen, die dann nur aus Nummern bestanden hätte, die wir in den letzten Jahren geschrieben haben, einfach weil das auch kostengünstiger gewesen wäre.", erzählt Limprechtson. "Aber dann wäre es wieder nur so eine halbgare Sache gewesen und wir wollten endlich Nägel mit Köpfen machen und haben dann noch neue Songs aufgenommen und dazu gepackt." Dass man als Hörer nicht auf Anhieb hören kann, welche Nummer schon einige Jahre auf dem Buckel hat und welche just geschrieben wurde, zeigt, dass es keine großen Bruch im abwechslungsreichen Material gibt und sich auch die stilistische Ausrichtung nie komplett verschoben hat.
Was die Zukunft bringen soll, ist für das Quintett auch klar: "Wir wollen so viel wie möglich live spielen und so vielen Leuten wie möglich unsere Musik näher bringen. Uns allen ist klar, dass das nur mit viel Arbeit funktionieren kann, aber wir haben in den letzten Monaten nicht die nächste Stufe genommen, sondern sind eine ganze Leiter hochgerast und haben jetzt richtig Blut geleckt.", findet Büchy das passende Schlußwort.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk