MNEMIC: Interview mit Guillaume Bideau

30.12.2009 | 17:09

"Sons Of The System" heißt der neue Brecher aus dem Hause MNEMIC, bei dem die Band die alten Zutaten zu einem neuen Sound zusammensetzt. Moderner Metal im Spannungsfeld von Bands wie FEAR FACTORY oder THREAT SIGNAL, bei dem griffige Melodien vorherrschen und der dabei immer das nötige Aggressivitätslevel hält. Wir sprachen mit Sänger Guillaume Bideau.


Die Gründe für die Modifikationen im Bandsound zu finden, fällt Guillaume nicht leicht. "Ich denke, in erster Linie haben wir uns einfach die Zeit genommen, die wir gebraucht haben, um 100%-ig mit den Songs zufrieden zu sein. Bei "Passenger" war die Band beim Komponieren reichlich unter Druck, diesmal haben wir alles in Ruhe am Stück komponiert. Dazu kommt, dass wir diesmal nicht mit so vielen verschiedenen Leuten zusammengearbeitet haben. Bei "Passenger" haben einfach zu viele Leute reingeredet, während diesmal nur unser Freund Tue Madsen dabei war. Er ist schon so etwas wie unser sechstes Bandmitglied. Er kennt MNEMIC ganz genau und wenn wir mit neuen Sachen experimentieren, ist er der richtige Mann, um uns zu unterstützen. Und zu guter letzt haben sich auch unsere Einflüsse ein bisschen geändert, die vor allem nicht mehr so metallisch sind. Ich denke, das alles hat letztendlich zu dem von dir angesprochenen Facelifting geführt." Dabei führt dieses Facelifting dazu, dass "Sons Of The System" nicht wirklich in Schubladen passt. Dass man damit gegebenenfalls zwischen den Stühlen sitzt, fürchtet Guillaume nicht. "Du hast Recht, das Album ist catchy, aggressiv, melodisch, auch mal progressiv und durchaus modern. Aber sollte damit nicht jeder, der Metal hört, sich das Album anhören können? Wir hatten zumindest keine Zielgruppe im Hinterkopf, als wir das Album aufgenommen haben. Wir haben nur die Musik aufgenommen, die wir selbst hören wollen. Wenn es jemand mag, ist es cool. Wenn nicht, ist das auch okay." Und wenn die Kollgen mit dem Vorwurf kommen, die Produktion sei zu kalt und zu steril, kann Guillaume auch nur mit den Schultern zucken. "Von den vorherigen Alben kann man das vielleicht sagen, aber "Sons Of The System" wurde wieder deutlich mehr im natürlichen Rock'n'Roll-Stil aufgenommen. Alle Sounds auf dem Schlagzeug sind natürlich und wir haben viele unterschiedliche Setups für Bass und Gitarre benutzt. Alles ist sehr viel natürlicher. Und ich finde auch, dass man das deutlich hört. Aber es stimmt natürlich, dass die modernen Tools zwei Seiten haben. Man kann Musik schneller und günstiger aufnehmen, aber es erlaubt halt auch talentfreien Musikern Produkte so lange zu überarbeiten, bis man sie veröffentlichen kann."


Die daraus resultierende Veröffentlichungsflut ist eines der Probleme der Musikindustrie. Neben den illegalen Downloads und der wirtschaftlichen Regression. Guillaume sieht das dennoch gelassen. "Natürlich sind das für die Musikindustrie schwierige Zeiten, aber das ist halt die Entwicklung der Zeit. Wir alle müssen damit klarkommen. Es gibt unglaublich viel Potential für die Musikindustrie, auch in der Zukunft. Und Musik wird man mit all diesen Problemen auch nicht töten können. Musik wird immer existieren. Und die Cleversten werden einen Weg finden, ihre Musik besser zu promoten als andere Bands. Die Dinge ändern sich eben." Geändert hat sich auch die Kultur des sozialen Miteinanders. Mit Twitter, MySpace und Facebook hat jeder Hunderte von Freunden und doch sind viele Menschen einsamer als je zuvor. "Da gebe ich dir absolut Recht. Es ist natürlich leicht sozial zu sein hinter deinem Computer. Für viele Menschen ist es ein guter Weg, um zu existieren. Oder wenigstens virtuell zu existieren. Da chattet jemand in London mit einem Typen in Tokio, aber beide kennen nicht mal ihre Nachbarn. Das ist schon sehr schade. Dabei gibt es doch nichts Besseres als deine Lieblingsband mit ein paar Freunden und ein paar Franziskanern zu erleben."

Redakteur:
Peter Kubaschk

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