MOURNING CARESS: Interview mit Gerrit Mohr
04.03.2008 | 18:15MOURNING CARESS sind eine auf melodischen Death Metal spezialisierte Kapelle aus Münster, die kürzlich ihr zweites Langeisen "Inner Exile" rausgehauen hat. Sänger Gerrit Mohr bezieht im folgenden Interview sehr ausführlich Stellung und äußert sich vor allem ehrlich zu den Einschätzungen der Pressevertreter sowie den Umständen der langen Zeitdauer, die zwischen diesem und dem letzten Album ins Land ging. Here we go...
Stephan:
Seit ein paar Tagen ist eure neue Scheibe "Inner Exile" draußen. Habt ihr schon Feedback von euren Fans bekommen und wie sind die Reaktionen? Gibt es Unterschiede zu den Reviews seitens der Presse?
Gerrit:
Bisher haben wir zum größten Teil eigentlich nur Feedback von der Presse erhalten, da die Leute da draußen sich das Teil ja erstmal in Ruhe zu Gemüte führen müssen. Die Pressereaktionen bisher sind sehr, sehr interessant. Es ist alles dabei: Die Bescheinigung eine bärenstarke Platte abgeliefert zu haben, dann auch die Behauptung das Niveau des Vorgängers "Imbalance" nicht erreicht aber dennoch eine gute Platte am Start zu haben, oder auch komplette Verrisse, die kommen allerdings hauptsächlich aus England, was aber in der Natur der Sache liegt, haha. Also, ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, das alles und jeder uns mit Lob zuschüttet. Besonders mein Gesang scheint hier und da einigen Pressevertretern nicht zu passen, was mich ein wenig überrascht. Sie meinen, ich klinge für eine Metal-Band nicht hart, derbe genug und irgendwie zerbrechlich etc. Und genau das ist aber meiner Meinung nach, was den Reiz ausmacht. Der Gesang ist super authentisch, ungekünstelt und spiegelt die Verzweiflung in den Texten, den Songs passend wider. Nun ja, wie gesagt, sehr interessant das Ganze. Dennoch können wir mehr als froh mit dem bisher Erreichten sein und am Wichtigsten ist halt, Klischee hin oder her, dass wir zufrieden sind und das sind wir nun mal. Die Songs zeigen MOURNING CARESS anno 2008. Kompakte, eingängige Songs, tolle Melodien und viel Herzblut.
Stephan:
Bitte erzähl kurz, was euch mit der Band so alles widerfahren ist, seit euer Debütalbum "Imbalance" im Jahr 2002 herausgekommen ist. Warum hat es letztendlich sechs Jahre gedauert, bis der Nachfolger in die Läden kam?
Gerrit:
Der Grund lag zum großen Teil an der mangelnden Kreativität. Wir haben nach VÖ unseres Debüts "Imbalance" 2-3 Jahre verzweifelt versucht neue Songs zu schreiben, die es mit den Songs unserer ersten Platte aufnehmen können. Da kam wenig bis gar nichts, was aber auch daran lag, dass unser damaliger Gitarrist nicht mehr wirklich Lust auf Metal hatte. Es hat sehr lange gedauert bis es beiden Seiten klar wurde. Ein Line-up-Wechsel kam für uns eigentlich nicht in Frage, aber irgendwann hat es "klick" gemacht und wir standen vor der Entscheidung: Split oder neuer Gitarrist, der heiß auf Metal ist. Wir entschieden uns bekanntlich für Letzteres. Wir verstehen uns noch immer super mit unserem alten Gitarristen Florian Erhart und er ist glaube ich auch froh nun sein eigenes Ding durchzuziehen. 2-3 Songs bzw. Songfragmente auf "Inner Exile" stammen sogar aus seiner Feder, die Parts wurden ein wenig "verhärtet" und so passte das auch wieder. Unser neuer Mann an der Gitarre war dann ein alter Bekannter: Florian Albers, der auch schon auf so manchen Gigs ausgeholfen hatte und früher bei WARHEAD zockte. Er passt perfekt in die Combo und hat uns echt wieder auf den rechten Weg gebracht.
Stephan:
Warum kam es zur Trennung von Arise Records, nachdem "Imbalance" veröffentlicht wurde?
Gerrit:
Arise hatten einfach zu hohe Erwartungen an die Band und umgekehrt. Das hat nach dem VÖ von "Imbalance" einfach vorne und hinten nicht mehr gepasst. Ich glaube, sie waren mit unserem Musikstil ein wenig überfordert, es sind halt ausgewiesene Fachleute für Power Metal und wir waren ein Versuch, der unter dem Strich nicht geklappt hat. Aber es sind alles sehr nette Kerle bei Arise, denen wir sehr viel zu verdanken haben.
Stephan:
Würdest du mir zustimmen, dass ihr stilistisch eine leichte Kurskorrektur hin zu einer härteren Ausrichtung vorgenommen habt und wie kam es dazu?
Gerrit:
Mmh, zum einen kann ich dir da zustimmen, zum anderen wieder nicht, haha. Die Songs, bei denen es auf "Inner Exile" zur Sache geht, sind heavier als jemals zuvor, korrekt. Es gibt aber auch Stücke, die getrost als die rockigsten und "ruhigsten" Stücke des bisherigen Schaffens durchgehen. Wir haben sozusagen die Extreme ein bisschen weiter ausgelotet. Wir setzen uns keine Grenzen und spielen das, worauf wir Bock haben ohne dabei jedoch das Ziel aus den Augen zu verlieren: Einen Song zu schreiben, der knallt, mitreißt, mitgegröhlt werden kann und bewegt. Der Song an sich steht immer ganz klar im Mittelpunkt.
Stephan:
Für wie viele Alben habt ihr bei Restrain Records unterschrieben und wie beurteilst du die Zusammenarbeit bisher?
Gerrit:
Für zwei Alben. Die Zusammenarbeit bisher läuft gut, ich kenne Ido, den Labelchef, schon seit einigen Jahren, und wir können uns alles ohne Wenn und Aber direkt sagen. Das ist super. Leider sind unerwarteter Weise erhebliche Probleme mit dem deutschen Vertrieb aufgetreten, was dazu führt, dass "Inner Exile" wohl erst ab Mitte März in den Shops (ausgenommen Mailorder) erhältlich sein wird. Das ist natürlich verdammt ärgerlich. Aber wie auch schon bei Arise haben wir Restrain zu danken, da sie uns eine Chance geben.
Stephan:
Hattet ihr vorher schon andere Angebote für "Inner Exile", oder waren Restrain die ersten, die euch einen Deal angeboten haben?
Gerrit:
Restrain waren mehr oder weniger die Ersten. Ich glaube, viele Labels hatten einfach Angst eine Band zu signen, die sich zwischen den Alben mal eben 5, 6 Jahre Zeit lässt, haha. Das können wir nur allzu gut nachvollziehen, aber jetzt wird alles anders! Hoffentlich, haha.
Stephan:
In welchen Ländern wird euer Album eigentlich erhältlich sein?
Gerrit:
In Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, England und in den restlichen Ländern dann als Import.
Stephan:
Gibt es eine Art textlichen Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs des neuen Albums und gibt es evtl. sogar eine Verbindung zu dem gelungenen Frontcover?
Gerrit:
Ein textlicher roter Faden zieht sich durch alle Songs. Es geht um die Schwierigkeiten des Lebens. Man ist oft fertig, verzweifelt, glaubt keinen Ausweg zu finden und hat einfach nur Angst vor dem, was da noch kommen mag. Das alles wird verarbeitet und ich nehme mir sehr viel Zeit für die Texte. Sie sind mir genauso wichtig wie die Musik. Es muss alles stimmig sein. Es soll den Zuhörer berühren und zeigen, man ist nicht allein. Die Texte sind auf den ersten Blick sehr düster, sehr negativ, aber es gibt auch genug Stellen, die Mut machen und einen Ausweg zeigen. Das Cover passt hervorragend zu den Lyrics und wurde auch erst entworfen, nachdem die Texte fertig waren. Also ja, es besteht eine Verbindung.
Stephan:
Da das aktuelle Album schon eine Weile fertig war, bevor es nun auch in die Läden gestellt wurde, liegt die Vermutung nahe, dass ihr bereits neue Songs geschrieben habt. Wenn dem so ist, in welche Richtung gehen diese und wann plant ihr ungefähr, mit einem neuen Album herauszukommen?
Gerrit:
Yep, wir sind momentan fleißig dabei neue Songs zu schreiben und hoffen in zwei Jahren das nächste Alben veröffentlichen zu können. Ich habe momentan das Gefühl, dass wir noch melodiöser werden à la 'Nothing Is Lost', aber das kann sich auch schnell ändern. Es gibt bereits einige Demo-Songs, die ganz schön auf die Zwölf zielen.
Stephan:
Haben die Mitglieder von MOURNING CARESS noch andere Spielwiesen oder ist diese Band euer einziges Betätigungsfeld?
Gerrit:
Unser Gitarrist Benedikt spielt noch bei den MELANCHOHOLICS, ansonsten gibt es nur eine Band für uns alle und das ist MOURNING CARESS.
Stephan:
Ist eine Tour zu dem Album geplant und wenn ja, soll euch die Reise auch in andere Länder führen?
Gerrit:
Natürlich reizt das Ausland immer, nur ist es sehr schwer umsetzbar, da alle von uns einen Fulltime-Job haben. Mehr als verlängerte Wochenenden für jeweils 3-4 Clubshows und Festivals hier und da sind erstmal nicht drin. Aber wir wollen so oft es nur geht auf der Bühne stehen.
Stephan:
Mit welcher Band, die schon länger nicht mehr hier auf Tour war, würdet ihr gern einmal die Bühne teilen?
Gerrit:
Ich würde mich freuen, wenn wir mal wieder einige Shows mit DARK AGE aus Hamburg spielen könnten, die haben ja gerade auch eine neue Platte draußen und passen eigentlich ganz gut zu uns.
Stephan:
Wo siehst du MOURNING CARESS in fünf Jahren, wenn es nach dir geht?
Gerrit:
Hoffentlich haben wir bis dahin unsere vierte Platte im Sack und sind noch genauso heiß auf die Mucke wie wir es jetzt gerade sind. Es macht einfach Spaß und ich hoffe, es hält noch sehr lange an.
Stephan:
Wenn du noch eine Nachricht an die Leser von POWERMETAL.de hinterlassen möchtest, dann kannst du dich jetzt austoben.
Gerrit:
Danke fürs Lesen dieser Zeilen und das Interesse an MOURNING CARESS. Checkt unser neues Album "Inner Exile" und besucht uns auf http://www.mourningcaress.com und oder http://www.myspace.com/mourningcaress
Es ist ein tolles Gefühl wieder unter den Lebenden zu sein!
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer