MUNARHEIM: Interview mit Bandgründer Sebastian Braun

26.08.2014 | 14:11

Auf der Nachwuchsbühne des diesjährigen Metalfests Loreley machte die Coburger Band MUNARHEIM mit einem bemerkenswerten Programm auf sich aufmerksam. Ihre Musik enthält sowohl düstere Black-Metal-Passagen als auch klassische und folkloristische Elemente. Das melodiös-eingängige Gesamtarrangement war Einladung genug, sich die Band einmal genauer anzuschauen. Für eine Reihe neugieriger Fragen hat sich Bandgründer und Komponist Sebastian Braun zur Verfügung gestellt.

Erika:
Ich habe euch auf dem Metalfest Loreley gesehen und fühlte mich von eurer Musik gleich angesprochen. Die Mischung aus düsterem Metalgesang und klassischen Arrangements mit zarten Akustikinstrumenten gefällt mir besonders gut. Wie hat die Geschichte von MUNARHEIM begonnen? Wer hat sich hier zusammengefunden? Stellt die Band bitte kurz vor!

Sebastian:
Pascal und ich gründeten die Band 2007. Damals war das Ganze auch noch ein reines Spaßprojekt. Aber der Anspruch an uns selbst, niveauvolle Musik zu machen und sich selbst darin zu verwirklichen, entwickelte sich sehr schnell. So stießen Stück für Stück weitere Mitglieder hinzu um unsere Musik auch live präsentieren zu können.

Wolf - Schlagzeug (kennengelernt durch befreundete Band)
Helge – E-Gitarre (kennengelernt durch befreundete Band)
Juli – Bass (alter Schulkollege)
Theresa – Akustikgitarre (Verlobte von Wolf)
Ramona – Flöte (Schwester von Theresa)
Christoph – E-Gitarre (Arbeitskollege)

Erika:
Wie seid ihr zu eurem Namen gekommen und welche Bedeutung hat MUNARHEIM?

Sebastian:
'Munarheim' kommt aus dem altisländischen. Wer also wissen möchte was es bedeutet, der möchte mal in einigen Wörterbüchern recherchieren. Man kann ja nicht alles verraten.

Erika:
Wie hat es sich ergeben, dass ihr diese Art von Metal ausgewählt habt, in der klassische Elemente verarbeitet werden?

Sebastian:
Geplant war dies anfangs noch gar nicht. Unsere ersten Demostücke sind ja noch rein akustisch. Bedingt durch mein Musikwissenschaftsstudium war es uns möglich, unserer Musik weitere Elemente hinzuzufügen und ihr so einen ganz anderen Charakter zu verleihen. Die Ausdrucksmöglichkeiten sind so extrem vielseitig. Von epischen Passagen in vollem Bombast bis hin zu kleinen fragilen, unheimlichen Elementen, lässt sich so alles realisieren. Auch den Metalanteil haben wir erst später hinzugefügt, wobei dies eher daran lag, dass es anfangs technisch von unserer Seite aus nicht möglich war. Wir haben also schon eine ganze Zeit gebraucht, bis MUNARHEIM endlich so klang, wie es das heute tut. Auf unserem zweiten Album werden wir der Musik wieder einige neue Elemente hinzufügen, die es auf unserem ersten Album noch nicht gab. Wir wollen uns ja auch nicht wiederholen, sondern weiter entwickeln.

Erika:
Ich habe eurer Homepage entnommen, dass du eine klassische Ausbildung genossen hat? Welche Ausbildung ist das konkret?

Sebastian:
Ich habe in Kiel Musikwissenschaft studiert. Wie der Name schon sagt, ein vorwiegend wissenschaftliches Studium. Viel Werkanalyse, Kontrapunkt, Harmonielehre, Musikgeschichte etc… Das fließt natürlich immer bewusst und auch unbewusst in die eigenen Kompositionen ein und bietet ebenso unerschöpfliche Quellen an Inspiration.

Erika:
Welche musikalischen Vorerfahrungen bringen die anderen Bandmitglieder mit?

Sebastian:
Fast alle spielen schon seit mehreren Jahren in anderen Bands und haben teilweise auch ganz klassisch Unterricht gehabt und geben nun, wie z.B. unser Schlagzeuger, auch selbst Unterricht.

Erika:
Gibt es musikalische Vorbilder, Bands, an denen ihr euch stilistisch orientiert habt?

Sebastian:
Man könnte u.a. sicherlich EMPYRIUM, DIMMU BORGIR, DORNENREICH, SUMMONING oder ALCEST nennen. Jedoch sind auch hier die Einflüsse eher unterbewusst. Wir schreiben keine Lieder mit der Absicht "Das muss jetzt so super wie bei XY klingen... am besten genauso“. Wir haben aber auch schon völlig andere Vergleiche gehört, auf die wir nie gekommen wären. Jeder nimmt die Musik eben doch anders war.

Erika:
Eure Musik hat mystische und romantische Züge und wirkt damit etwas vergangenheitsbezogen. Warum habt ihr euch für diese Art von Lyrik entschieden? Was wollt ihr mit euren Texten zum Ausdruck bringen?

Sebastian:
Die Texte drehen sich um innere Sehnsüchte, Naturromantik und Gesellschaftskritik. Sie sind sowohl von Lyrik und Prosa aus der Romantik, als auch von zeitgenössischen Themen inspiriert, die in ein bildhaft naturromantisches Gewand gehüllt und verarbeitet werden. Emotionale Momente, die uns die Natur, die Fantasie und das Leben an sich jeden Tag aufs Neue schenken, sollen belebt werden, sollen zum Träumen und Nachdenken anregen. Wir haben uns auf unserem Album "Nacht und Stürme werden Licht“ für Texte entschieden, die aus der Romantik inspiriert sind, da sich diese sehr gut mit unserer Musik vereinen. Wir sind generell Texten aus dieser Epoche angetan und wollen vielleicht auch eine kleine Homage kreieren. Da sich, ebenso wie unsere Musik, natürlich auch unsere Texte weiterentwickeln, wird der Schwerpunkt auf dem zweiten Album vielleicht etwas anders aussehen. Man darf gespannt sein.

Erika:
Mit "Nacht und Stürme werden Licht" habt ihr euer erstes, wenn ich recht informiert bin, selbstproduziertes Album veröffentlicht. Wie seid ihr dabei vorgegangen? Es ist ja eine Sache, gute Musik zu spielen, eine andere, diese auch anspruchsvoll auf einen Tonträger zu bannen.

Sebastian:
In der Tat war auch das eine ziemlich aufregende Sache. Es war natürlich auch sehr zeitaufwendig, da wir noch nicht die Erfahrung eines professionellen Studios haben. Aber wir haben auch von André Hofmann von Fortefortissimo Recordings immer wieder Rat bekommen, wenn wir mal nicht weiter wussten oder einfach ein passendes Mikro fehlte. Auch wenn der Aufwand um einiges größer ist, vom Einspielen bis hin zum finalen Image fürs Presswerk alles selbst zu machen, werden wir unser zweites Album ebenfalls wieder in kompletter Eigenregie erstellen. Man gibt sein Werk einfach ungern mehr oder weniger aus der Hand, da man viele Nuancen im Kopf hat und es schwer ist, anderen alles so zu erklären, dass es im Endprodukt so ist, wie man es sich vorgestellt hat.

Erika:
Ich stelle mir vor, dass es gar nicht so einfach ist, sich mit einer Band dann auch noch selbst zu vermarkten, an Auftritte zu kommen etc. Wie geht ihr dabei vor?

Sebastian:
In der Tat ist die Zeit  - wir arbeiten oder studieren ja trotzdem alle - sehr knapp bemessen. Deswegen sind wir auch sehr auf Mundpropaganda und die Unterstützung unserer Fans angewiesen, die sich super engagieren und uns auch manchmal von sich aus bei Veranstaltern vorstellen, ohne dass wir diese kennen. Das hilft uns neue Kontakte zu knüpfen, die natürlich unerlässlich sind. Man bleibt mit Bands, mit denen man gemeinsame Auftritte hatte, in Kontakt und versucht sich gegenseitig zu unterstützen. Weiterhin schreibt man fleißig Bewerbungen für Festivals oder an Clubbesitzer. Das Ganze ist, wenn man es ernsthaft betreibt - und das machen wir natürlich - ein zweiter Fulltime-Job, der aber trotz allem tierisch Spaß macht.

Erika:
Euer Auftritt auf dem Metalfest Loreley scheint recht erfolgreich gewesen zu sein. Wie habt ihr es selbst dort erlebt?

Sebastian:
Wir waren wirklich überrascht, wie viele Leute bei uns vor der Bühne standen. Wir sind am Abend zuvor mit Flyern von uns auf dem Campingplatz rumspaziert und haben so ziemlich jeden angesprochen, der irgendwie den Eindruck gemacht hat, er könnte was mit unserer Musik anfangen. Das hat ein paar Stunden gedauert, hat aber super Laune gemacht, da wir interessante Gespräche geführt haben und immer gut mit Flüssigem versorgt wurden. Das Schönste daran war, dass am nächsten Tag auch etliche dieser Leute sogar in den ersten Reihen bei uns standen. Das hat uns sehr gefreut. Bis auf den etwas mageren "Backstagebereich“ für die Newcomerbands war die Organisation auch sehr gut und unser Aufbau ging in Rekordzeit von statten. Bei unserer Technik kann das manchmal gut doppelt so lange oder noch länger dauern. Nächstes Ziel ist natürlich von der Newcomerstage auf die Hauptbühnen zu kommen, da diese auf dem Metalfest wirklich eine super Atmosphäre bietet und dieses Amphitheater einfach erstklassig ist.

Erika:
Was verändert sich nach so einem Auftritt? Wie geht es jetzt für euch weiter? Welche Ambitionen habt ihr mit der Band?

Sebastian:
Wir haben dieses Jahr noch bis Ende September Auftritte, auf denen wir auch schon neue Lieder präsentiert werden. Danach geht es wieder ins Studio. Wir werden unser zweites Album aufnehmen und dieses vermutlich April 2015 veröffentlichen. Das ist jetzt aber erst mal geschätzt. Natürlich wollen wir mit diesem Album wieder unseren Bekanntheitsgrad weiter ausbauen und unsere Musik weiterentwickeln. Wir hoffen 2015 wieder auf viele Möglichkeiten das Album live präsentieren zu dürfen. Es wird auf jeden Fall wieder ein genauso spannendes Jahr wie 2014 für unsere Fans und uns. Da sind wir uns sicher.

Redakteur:
Erika Becker
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