NAD SYLVAN über sein persönlichstes Album

19.06.2025 | 18:00

Wir kennen ihn als Sänger des legendären Gitarristen STEVE HACKETT, doch auch als Solo-Künstler hat sich NAD SYLVAN einen großen Namen gemacht. Zwischen progressivem Rock, leichtem Folk und zeitgenössischer Klassik entpuppt sich sein neuestes Album "Monumentata" als sein vielseitigstes, aber auch persönlichstes Werk, das allerlei Genre-Brücken schlägt. Wir baten den Multiinstrumentalisten zum Gespräch und konnten mehr über die Hintergründe seines fünften Soloalbums sowie künftige Pläne erfahren.

Nad, wie geht es dir?
Mir geht es blendend, danke.

Du bist als Sänger des legendären Gitarristen STEVE HACKETT bekannt. Wie hat er auf die Pläne für dein Soloalbum reagiert und was war seine Reaktion, als er die Musik zum ersten Mal hörte?
Nun, dies ist mein fünftes Soloalbum, also kam es für ihn nicht überraschend. Er hat 'Secret Lover' gehört und sagte, er wolle nicht, dass es aufhört! Sehr schöne Reaktion also.

Mir gefällt "Monumentata", dein neues Soloalbum, sehr gut. Es wurde im Vorfeld gesagt, dass es dein persönlichstes und verletzlichstes Album sei - warum? Geht es in den Texten um dein persönliches Leben?
Die meisten Texte beziehen sich auf mein Leben. Meine Beziehung zu meinem Vater, die sehr schlecht war, führte zu der Idee, ein konzeptionelles Gesamtgefühl für das Album zu schaffen. Er war in den 1950er Jahren ein Tennisstar und so ist das Artwork (von Hajo Müller) grafisch ein Tennisplatz. Ich zeige auch mehr von mir selbst: Ich "verstecke" mich nicht mehr hinter der Figur des Vampirs, auch wenn er in meinem nächsten Video einen Gastauftritt hat.

Ich mochte schon "Spiritus Mundi" und "The Regal Bastard" sehr, aber "Monumentata" scheint noch entscheidungsfreudiger ausgefallen zu sein. Was sind deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zum Vorgänger "Spiritus Mundi"?
"Spiritus Mundi" war eine Zusammenarbeit zwischen mir und einem anderen Songschreiber, Andrew Laitres. Die Songs waren im Grunde von ihm, wobei ich sie ausgearbeitet habe, sie hier und da umstrukturiert, arrangiert und produziert habe. Die Texte wurden schon vor vielen Jahren von dem Nobelpreisträger William Butler Yates geschrieben. Es war ein Zwischenalbum, sehr organisch und orchestral, basierend auf Andrews Gitarre und meiner Stimme. Alles wurde während des Lockdowns aufgenommen. Für "Monumentata" habe ich die Idee der akustischen Gitarren beibehalten, aber mit einem viel schwereren Sound kombiniert.

Für mich fühlt sich das Album nicht wie ein reines Musikalbum an, sondern eher wie viele Tagebucheinträge, eine sehr persönliche Sache. Wie lange hast du eigentlich an dem Album gearbeitet, wie weit reichen die Texte zurück?
Ich habe mit der Arbeit an "Monumentata" ungefähr zu der Zeit begonnen, als "Spiritus Mundi" herauskam, aber nur sehr zögerlich. Die ersten paar Songs, die ich zu dieser Zeit schrieb, wurden nie verwendet. 'Wildfire' ist das älteste Stück, das Ende 2021 entstand und das ich ziemlich stark überarbeitet habe. Ich glaube, danach kam 'Monte Carlo Priceless'. Normalerweise fange ich an, Texte zu schreiben, wenn die Melodie feststeht.

Als Appetitanreger hast du 'That's Not Me' veröffentlicht - ein sehr aggressiver Rocker mit einem gewissen Funk. Worum geht es in dem Song und was sagt er genau aus? Hat man dir jemals Eigenschaften unterstellt, die nicht deine waren?
Es geht darum, dass man sich nicht an andere Kulturen und fremde Normen anpassen kann. Nicht verstanden zu werden, woher du kommst. Ja, manche sagen, es sei ein Rip-Off eines GENTLE GIANT-Songs, aber ich habe ihn nie gehört.

Der Titelsong berührt mich sehr, er ist voller Melancholie. Der Song handelt von Verlust, nicht wahr? Was genau bedeutet "Monumentata" und was genau ist für dich monumental?
Es geht um den Verlust von etwas, das ich nie wirklich hatte und was hätte sein können - den Verlust eines Vaters. Er war eine entfernte Figur in meinem Leben und starb 2024 im Alter von 96 Jahren. Meine Mutter starb 2009 im Alter von 68 Jahren. Zu wissen, dass sie beide nicht mehr da sind und ich wahrscheinlich der Nächste bin, der gehen wird, ist ein gewaltiges Gefühl. "Tata" heißt "Papa" auf Ungarisch. Mein Vater war ungarisch/schottisch.

Verstehe. 'Flowerland' hat eine sehr faszinierende Jazz-Nuance, kombiniert mit einfach gutem Pop. Welche Künstler haben dich bei diesem Song - oder dem R&B-lastigen 'Monte Carlo Priceless' - am meisten beeinflusst?
Keiner im Besonderen. Die Musik kommt einfach von nirgendwo her. Wir sprechen hier von 50 Jahren Songwriting, tonnenweise Einflüsse sind in meinem Kopf gespeichert.

Du hattest zahlreiche Kollaborationen auf dem Album. Warum ist Steve nicht zu hören?
Steve war eigentlich dabei, einige Gitarrenparts für das spätere 'Monumentata' zu arrangieren, aber ich war zu diesem Zeitpunkt nicht glücklich darüber, wohin es ging - sehr enttäuschend, weil ich die Grundmelodie schon seit Jahren im Kopf hatte. Also habe ich es umstrukturiert, mit einer neuen Melodie obendrauf (dreistimmiger Harmonie-Refrain) und die Dinge änderten sich.

Was wird nach der Veröffentlichung des Albums passieren? Gibt es irgendwelche Live-Pläne mit "Monumentata"? Oder wirst du danach mit Steve zusammenarbeiten?
Es sind keine Liveshows geplant, da ich im Juli mit Steve und den Jungs für vier Shows nach Japan fahre, dann stehen im Herbst Italien und die USA an.

Ich bin offen und ehrlich, ich finde deine Stimme großartig. Welcher Sänger hat dich in deiner Karriere am meisten beeinflusst oder beeindruckt? Wen hast du dir in der Vergangenheit zum Vorbild genommen?
Ich danke dir. Ich glaube, dass das, was man in seiner Jugend hört, sehr entscheidend ist und in meinem Fall den Weg dafür geebnet hat, wie ich klinge, kombiniert mit einer natürlichen Fähigkeit. Natürlich habe ich GENESIS gehört, aber auch DAVID BOWIE (sehr viel!), GINO VANNELLI und viel Hardrock. GLENN HUGHES ist einer meiner musikalischen Helden, aber auch die meisten souligen Sänger von früher haben mich immer beeinflusst.

Nad, vielen Dank für das Interview! Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Sehr gerne. Ja, verpasst auf keinen Fall mein nächstes Video 'I'm Stepping Out'. Es wird urkomisch sein, hehe.


Fotocredits: Diana Seifert

Redakteur:
Marcel Rapp

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