PALEFACE SWISS: Interview mit Gitarrist Yannick Lehmann
01.01.2025 | 11:59"Viele vergleichen uns auch schon mit SLIPKNOT und das ist für uns auch ein sehr großes Kompliment."
Pünktlich und gut gelaunt erscheint Yannick Lehmann, seines Zeichens Gitarrist von PALEFACE SWISS, kurz vor den Feiertagen zu unserem launigen Interview um über das neue Album und die anstehende Europatour zu reden. Für ihn ist es das letzte Interview eines geschäftigen Vormittags, ich bin gerade erst bei meinem ersten Kakao – beste Voraussetzungen also.
Dabei gibt er uns einen Einblick in den entspannten Songwritingprozess, die Pläne der Schweizer für 2025 und sein (überraschendes) Traumkonzert.
Hallo Yannick, was ist gerade stressiger, die Vorbereitungen auf die Feiertage oder den Release des neuen Albums "Cursed" in die Wege zu leiten und zu promoten?
Also ich mach mir grundsätzlich gar nichts aus Weihnachten. Also ich mach mir da keinen Stress und schenk auch nur meiner Freundin was. Meine Familie ist da komplett raus aus dem Game, daher ist es eigentlich wie jeder andere Monat für mich – außer, dass jetzt ein bisschen mehr läuft mit dem Album und so, aber sonst alles cool und komplett unstressig.
Und Geschenk für die Freundin ist auch schon gekauft?
Ist schon ready!
Perfekt! Kommen wir zur Musik. Wie war der Schreibprozess für das mittlerweile dritte vollwertige Album? Gab es da Unterschiede zu den ersten beiden Alben?
Nee, war komplett gleich. Also wenn ich jetzt die Zeit zusammenrechnen müsste, ist vom ersten Song bis jetzt zum letzten Feinschliff, respektive der Promotion, vielleicht ein halbes Jahr vergangen. Also wirklich komplett entspannt. Das Songwriting war mehr als entspannt, das hat alles komplett natürlich funktioniert und wir haben auch vieles nicht wirklich überdenken, beziehungsweise überarbeiten müssen. Darum war alles stressfrei und mega entspannt.
Was waren denn eure Inspirationen für das neue Album und die einzelnen Songs?
Ich würde mal behaupten, unser Haupteinfluss ist auf jeden Fall SLIPKNOT, obwohl wir uns da nicht wirklich von inspirieren lassen. Das ist mehr so unterschwellig, wo man so die gewissen Einflüsse raushören kann. Wir versuchen wirklich nicht, uns irgendwas "abzuschauen", das ist bei uns einfach so im Blut, würd ich mal behaupten. Ansonsten sind die Einflüsse sehr verschieden, da wir als Quartett aus ganz verschiedenen Subgenres kommen.
Der Zelli [Marc Zellweger, Sänger - d. Red.] ist eher Nu Metal, der Cassi [Cassiano Toma, Drums - d. Red.] ist Death Metal und der Tommy [Tommy Lee, Bass - d. Red.] ist Hardcore, und ich bin mehr Heavy Metal und Thrash Metal. Darum würd ich sagen, Metal im Generellen, aber auch Pop-Strukturen oder Pop-Melodien waren bei uns im Gespräch. Oder sogar so Techno-Songs, die wir uns angehört haben, bevor wir mit dem Songwriting losgelegt haben. Wir sind also aus allen möglichen Sparten der Musik inspiriert worden.
Ich durfte das Album ja bereits vorab hören und einen gewissen SLIPKNOT-Einfluss kann man schon raushören, aber von Kopieren ist es weit weg. Und es ist ja auch nicht der schlechteste Einfluss.
Nein, überhaupt nicht. Also viele vergleichen uns auch schon mit SLIPKNOT und das ist für uns auch ein sehr großes Kompliment. Ich denke, da machen wir also alles richtig, oder?
Absolut! Was war denn die Inspiration für die Texte? Habt ihr euch da von bestimmten Themen leiten lassen?
Also ich schreibe die Texte nicht mit, das ist das Department von unserem Sänger und unserem ehemaligen Schlagzeuger, dem CJ [Colin Hammond - d. Red.], der aus beruflichen Gründen nur noch im Background für uns arbeitet. Aber die schreiben die Texte zusammen und diese Texte sind dann auch sehr, sehr persönlich - von persönlichen Geschichten und Personen, die wir kennen, inspiriert. Jeder Text hat da auf jeden Fall seinen Sinn und seine Geschichte, da ist nichts Erfundenes dabei.
Wo wir beim Thema "beruflich viel zu tun" sind; ich hab mir auch mal angeschaut, was im ersten Halbjahr 2025 bei euch ansteht. Da geht es ja Schlag auf Schlag. Zuerst kommt die Europatour ab Januar – kannst du uns schon verraten, was die Fans da so erwartet?
Das wird auf jeden Fall grandios! Es ist die größte Tour, die wir bisher machen in Europa und auch unsere erste Headliner-Tour. Wir haben uns schon ein paar Goodies überlegt, so dass wir da die ein oder andere Überraschung im Sack haben werden für euch.
Nach welchem Prinzip habt ihr denn die Vorbands (THE ACACIA STRAIN und DESOLATED) ausgesucht?
Wir haben sehr früh sehr viele Bands angeschrieben und bei den beiden hat einfach alles gepasst, da haben alle Faktoren gestimmt und dann hat sich das so ergeben. Musikalisch passen sie sehr gut zu uns, vor allem auch zu unseren früheren Jahren. Ich glaube, da ist auf jeden Fall für jeden was dabei auf dieser Tour.
Und direkt nach Europa geht es dann in die USA mit STICK TO YOUR GUNS und NASTY. Ist es das erste Mal für euch in den USA in dieser Größe?
Nein, im April 2024 waren wir mit THE GHOST INSIDE drüben und da haben wir echt in riesigen Venues gespielt. Verhältnismäßig ist die Headliner-Tour jetzt ein bisschen kleiner mit kleineren Venues, aber auf jeden Fall die größte Headliner-Tour, die wir da bisher gefahren sind.
Wird für euch denn der amerikanische Markt wichtiger als der europäische oder hält sich das die Waage?
Also die Amis sind auf jeden Fall Spitzenreiter bei uns – Amerika ist unser Hauptmarkt, würd ich mal behaupten. Und da wir in Europa noch keine große Headliner-Tour gefahren sind, beziehungsweise grundsätzlich in Europa noch nicht viel getourt haben, ist der Markt zwar da, aber wir wissen noch nicht so ganz, was uns erwartet. Also die Ticketzahlen sind sehr überraschend, wir haben das wirklich deutlich schlechter erwartet. Wir sind da wirklich sehr dankbar und freuen uns riesig auf die erste Europa-Headline-Tour.
Nach den USA sind dann erstmal zwei Wochen Pause, bevor die Festivals und mehrere Supportshows anstehen. Aber fürs zweite Halbjahr 2025 ist noch gar nichts angekündigt. Kannst du uns schon einen kleinen Spoiler geben, was da so ansteht?
Also verraten, was da ansteht, kann ich leider noch nicht, aber da kommt auf jeden Fall noch was. Wir sind da immer noch ein bisschen am deichseln, aber wir werden auf jeden Fall auch in der zweiten Jahreshälfte unterwegs sein.
Klingt auf jeden Fall sehr gut. Wenn du persönlich dein Traumkonzert veranstalten könntest, von Vorbands bis Mainact – welche Bands würde man da sehen?
Muss ich mitspielen?
Du musst nicht, aber du darfst sehr gerne.
Ich würde sagen, würde ich mein eigenes Festival auf die Beine stellen, dann würde ich schon mitspielen. Aber das ist echt eine sehr gute Frage – ich hör so viele Bands und kann mich auch nie entscheiden, was aktuell so meine Lieblingsband ist. Also ich hab so meine All-Time-Favoriten, aber zur Zeit... also ich würde sagen, Opener ist auf jeden Fall UNTO OTHERS, das ist eine Gothic-Metal-Band aus den USA. Die sind sehr geil und kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Dann würd ich sagen COUNTERPARTS im zweiten Slot, dann wir im dritten Slot und als Headliner KREATOR.
Sehr spannende Kombi!
Zum Ende hin würde ich gerne noch mit dir zusammen den Blick aufs große Ganze werfen. 2024 hatten wir ja GOJIRA bei den Olympischen Spielen und KNOCKED LOOSE bei Jimmy Kimmel – man hat so ein bisschen das Gefühl, dass der Metal wieder mehr im Mainstream ankommt, wie das vor 20 Jahren schon mal der Fall war mit Bands wie LINKIN PARK, SLIPKNOT oder KORN. Wo siehst du Metal im Jahr 2024/2025 und wie geht es deiner Meinung nach weiter?
Für mich ist Metal persönlich sehr wichtig, kann aber nicht wirklich sagen, wie es da bei anderen Leuten aussieht. Aber ich glaube, Metal ist sehr präsent, vor allem hier in Deutschland und Europa, und in den USA ist Metal auch sehr präsent. Die Szenen sind sehr groß und der Zusammenhalt ist sehr groß, was sehr, sehr gut ist. Es gibt auf jeden Fall Nachwuchs – ich entdecke fast wöchentlich neue Bands und neue Songs, die mir gefallen. Darum bin ich eigentlich sehr happy, was die Metalszene weltweit betrifft.
Wir waren auch kürzlich in Australien und auch da war ein top Zusammenhalt und ein super Vibe bei den Shows, mit großen, ausverkauften Venues. Also auch "da unten" ist Metal sehr präsent, auch wenn ich da den Mainstream-Einfluss nicht einschätzen kann.
Ich würd aber schon sagen, dass Metal immer präsenter wird und bin super happy. Wir durften auch kürzlich beim größten Schweizer Radio ein Interview geben, daher denk ich schon, dass Metal immer weiter in den Vordergrund kommt.
Hast du zum Abschluss noch einen Tipp zum Start für die ganzen neuen Bands, die gerade auf die Bildfläche kommen?
Macht das, was euch Freude bereitet und versucht einfach zu pushen und versucht euer Social Media Game so spannend wie möglich zu halten, damit ihr die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Leute catchen könnt.
Vielen Dank, Yannick, für das Interview!
PALEFACE SWISS ist im Januar und Februar im deutschsprachigen Raum unterwegs. Das neue Album "Cursed" erscheint am 3. Januar 2025.
Die Live-Fotos stammen vom Summer Breeze Open Air 2024 und wurden von Leon Will gemacht.
- Redakteur:
- Chris Schantzen