PARAGON: Interview mit Jan Bünning und Andreas Babuschkin

01.01.1970 | 01:00

Nachdem ich bei einer für die Musiker mehr oder minder anstrengenden Probe dabei sein durfte, stellten sich Bassist Jan Bünning und Sänger Andreas „Buschi“ Babuschkin in der Rock'n'Roll Kneipe Goldi meinen Fragen.

Herbert:
O.K., dann können wir mal anfangen. Lassen wir sowas unwichtiges wie Band-History mal weg, das ist ja sowieso immer das gleiche. Sprechen wir lieber nochmal über Chalice Of Steel. Die CD ist ja jetzt ein paar Monate alt, also mal im Rückblick: Was fandet ihr gut an der CD und was hätte man vor allen Dingen besser machen können, jetzt mit dem nötigen Abstand?

Jan:
Ja, ich würd sagen wir sind ein bißchen unzufrieden mit dem Sound, wir haben uns im Studio echt ziemlich den Arsch aufgerissen, um die Sachen gut einzuspielen und auch einen echt guten Sound hinzukriegen und das klang im Studio eigentlich soweit schon besser, nur irgendwie ist es dann beim Mix fertig gebracht worden, den Sound zwar nicht schlechter, aber auch nicht besser als auf Final Command zu machen, und das ärgert mich schon so `n bisschen, weil wir uns echt spielerisch verbessert hatten und B: muss ich ganz ehrlich sagen, einige Stücke hätten wir uns sparen können bzw. vielleicht ein bißchen besser arrangieren können, weil wir einige Sachen jetzt ein bißchen anders spielen und die kommen wesentlich geiler. So ein paar Hänger, würd ich sagen und das wollen wir jetzt auch möglichst vermeiden.

Andreas:
Ja, also, viel würd ich gar nicht ändern, man kann nicht viel ändern, das ist immer so, die Stücke von Final Command , die spielen wir jetzt auch viel besser und so eine CD ist immer nur eine Momentaufnahme und insofern waren wir damals sehr zufrieden , ich bin auch jetzt noch sehr zufrieden, ich hör sie mir auch gerne immer wieder an, mehr als Final Command( beide lachen), wirklich, weil sie mir auch besser gefällt und die Erfahrung, die wir da gemacht haben, wir nehmen das Positive mit und die neuen Stücke werden noch besser.

Herbert:
Wie würdest du die Stellung oder den Ruf von Paragon in der Szene abschätzen?

Jan:
Ja, ist natürlich ´ne gute Frage, ich mein, klar, wir sind natürlich nicht so bekannt wie diese Tralala Power Metal Bands oder sogenannte True Metal Bands. Ich finde auch, wir sind eine Power oder Heavy Metal Band und keine True Metal Band, klar sind wir nicht so bekannt wie die, aber wir ziehen unser Ding durch. Martin ( Christian, einer der beiden Gitarristen und einziges Gründungsmitglied heute – Anm. d. Ver.) hat die Band vor ca. 10 Jahren gegründet, wir haben diesen Stil immer schon gehabt und werden das auch weiter durchziehen. Im Underground sind wir ganz gut etabliert, nur die breite Masse ist noch ´n bißchen vorsichtig, weil halt jede Woche auch irgendwelche neuen Sachen rauskommen und da wir auch nur eine kleine Plattenfirma in der Hinterhand haben oder im Moment auch gar keine, je nachdem, ist das natürlich auch schwierig. Wenn man bei einer großen Firma ist, die können wesentlich mehr Alarm machen und haben einen besseren Ruf und die Kritiker geben halt automatisch mehr Punkte, sag ich jetzt mal. Ich finde, wir klingen nicht viel anders als die Bands in den Achtzigern und die labern auch alle, von wegen Reunion usw. Die Reunion-Bands kriegen immer Superkritiken und wir spielen genauso denselben Stil wie die alten U.S. Metal oder deutschen Metal Bands und schneiden in den großen Heften eher durchschnittlich ab, wenn auch nie schlecht. Naja, witzigerweise kommen wir im Ausland von den Kritiken her besser an als in Deutschland.

Andreas:
Ich muss ganz ehrlich sagen, die Stellung von Paragon in der Metal Szene, ich kann das gar nicht so beurteilen, weil wir so wenig Feedback bekommen. Ja, jetzt haben wir eine Internetseite und dann hoffe ich, dass da auch ein bißchen was kommt.

Jan:
Das kommt noch.

Andreas:
Ahh, das kommt noch, ist immer noch in Arbeit( Jan lacht). Aber ich bin immer wieder begeistert von unseren Konzerten, dass da Leute Hunderte von Kilometern fahren, um uns zu sehen, also steigt doch der Kultfaktor langsam und alle Leute, die die Schnauze voll haben von irgendwelchem glattgebügelten Majordeal-Mist, die kommen halt zu uns und das freut mich sehr. Für die sind wir auch immer wieder da und bleiben am Ball.

Jan:
Wir werden deswegen auch nicht den Stil besonders ändern und melodiöser werden; wir sind schon melodiöser geworden, aber nicht in dem Sinne von diesen schön-gelackten „Was weiß ich was“ Refrains die sich bei allen Combos gleich anhören. Eine Band macht es vor , und zehn machens nach und keine Band klingt mal irgendwie eigen, so gut wie nicht, gerade auch in Deutschland!

Herbert:
Ja , Internet und Homepage ist ja schon ein gutes Stichwort, viele Bands machen ja auch viel über ihre Homepage. Jetzt sagt ihr, eine Homepage ist erst in Planung, kommt das vielleicht auch ein bißchen spät?

Jan:
Ja , das Problem ist halt, wir haben immer andere Sachen im Kopf gehabt. Das ist auch manchmal ein Überlebenskampf, neue Stücke schreiben, ins Studio gehen. Wir haben ja jetzt schon wieder Stücke für ´ne neue Platte fertig, obwohl die alte noch gar nicht so lange raus ist. Das Problem war auch, wir hatten niemanden an der Hand, der das hätte machen können und ich hab auch besondere Vorstellungen davon. Ich hab jetzt eine Schulung hinter mir und werde das komplett selber machen, so wie ich mir das auch vorstelle. Klar, an sich hätten wir die schon lange vorher machen müssen, aber besser jetzt als gar nicht.

Herbert:
Sag doch mal ein bißchen was zur Labelsituation und zur neuen CD. Was können die Fans von der neuen CD erwarten, im Vergleich zu Chalice Of Steel?

Jan:
Die Labelsituation sieht folgendermaßen aus: Wir haben eine Promo( CD) aufgenommen mit drei neuen Stücken und damit haben wir uns halt bei ein paar Labels beworben, bis jetzt fast nur Absagen bekommen bzw. so Hinhalte-Dinger, dass wir die Platte erst nächstes Jahr rausbringen könnten. Das wär allerdings auch nicht so schlimm, wenn das ein einigermaßen okayes Label ist. Wir waren ein bißchen unzufrieden mit B.O.( Records, haben C.O.S. veröffentlicht- Anm. d. Verf.). Eigentlich ist das Label ganz o.k., sie haben auch ganz gut Geld reingesteckt, und gut Anzeigen geschaltet, nur sie haben es nicht geschafft, uns auf Tour zu schicken und schaffen es teilweise nicht, pissige Rechnungen zu bezahlen. Ansonsten kommt im Moment auch überhaupt kein Feedback. Wir haben die CD natürlich auch zu denen geschickt, aber es kam bis jetzt nichts zurück. Gut, jetzt sind sie wohl am umziehen, aber irgendwann könnten sie sich trotzdem mal melden. Es ist auch schon lange her, dass wir denen das hingeschickt haben. Was noch war, die Koordination zwischen der Promo und dem Veröffentlichungstermin war total beschissen, weswegen sich die CD sich auch nicht viel besser verkauft hat als Final Command. Das find ich im Endeffekt scheiße, weil ich denke, dass wir uns gesteigert haben, die Stücke sind besser geworden, der Gesang ist besser geworden, eigentlich alles und trotzdem kam nicht mehr rüber. Müssen wir mal gucken, dass wir entweder einen besseren Deal mit B.O. machen oder irgendwo was anderes machen. Das ist alles noch im Unklaren, wir hoffen, dass sich das in den nächsten vier bis fünf Wochen klärt, weil wir eigentlich schon Stücke für die neue Scheibe komplett fertig haben. Zehn Stücke haben wir insgesamt, diesmal keine Coverversion ( Andreas lacht ) und haben uns auch ein bißchen Kritik von den Fans zu Herzen gehen lassen. Einige wollten halt mehr schnellere Stücke, die Hälfte der neuen Sachen ist schnell, sind auch zwei richtig fette Dinger dabei, dann halt auch wieder was langsames. Dann haben wir auch wieder eine Ballade in Angriff genommen, die wir wohl aufnehmen werden und ansonsten haben wir versucht, die Stücke möglichst straight zu machen, wenig Teile drin zu haben, so dass sie schön nach vorne abgehen, schön auch auf den Gesang zugeschnitten, alles kompakter, kürzer und besser( lacht)!

Herbert:
Kommen wir mal zum Thema Konzerte und Festivals. Das können wir mal splitten: Mit wem würdet ihr gerne touren, was ist eure Lieblingstour? Jan ( sofort): Judas Priest!!! ( beide lachen)

Andreas:
Ja natürlich Judas Priest, aber so was ist natürlich utopisch, tja und ansonsten gibt es so einige nette Bands..

Jan:
Jag Panzer wär ganz geil!

Andreas:
Jag Panzer wär ganz geil gewesen, das war auch im Gespräch und Metal Church war im Gespräch und Annihilator war im Gespräch, aber leider leider hat das alles nicht geklappt.

Jan:
Crimson Glory wär auch geil gewesen, war auch kurzzeitig im Gespräch.

Andreas:
Das ist halt der Nachteil einer kleinen Plattenfirma, das wir da nicht so rankommen.

Jan:
Klar, die großen Labels schicken ihre Bands natürlich auf Tour. Jetzt mal angenommen, Hammerfall gehen auf Tour von Nuclear Blast, ist klar, dass die irgendeinen Newcomer wie Brimstone oder so mit denen auf Tour schicken würden, weil die den natürlich aufbauen wollen. Da könne wir natürlich nicht gegen anstinken. Du bezahlst dann halt 30.000 Supportgeld und spielst dann schon um halb neun, wenn die Fans noch gar nicht drin sind. Das bringts dann im Endeffekt auch nicht. Müssen wir schon eher sehen, dass man vielleicht mit ein oder zwei Bands was macht, die vielleicht auch nicht so den Riesenstatus haben und dass man halt dann auf die Bühne kommt, wenn die Fans schon da sind und nicht so viel Kohle dafür bezahlt. Hat alles noch nicht so richtig hingehauen.

Andreas:
Noch mal auf Konzerte bezogen: Wir spielen gerne und wenn es denn Bands gibt, die uns mit uns gerne zusammenspielen möchten und Einzelgigs machen möchten, die dürfen sich gerne bei uns melden!

Jan:
Oder auch Veranstalter, die irgendwelche Bikerfestivals oder was weiß ich machen, scheißegal. Gut, ein bißchen Kohle brauchen wir natürlich auch, aber im Endeffekt haben wir nicht so viel Ansprüche, das wir jetzt großartig Hotels oder sowas haben wollen.

Andreas:
Bier und Fressen( lacht)..Bier Fressen, Spritgeld!!

Jan:
Ja gut ´nen Platz zum Pennen brauchen wir natürlich auch ( Andreas lacht)! Sonst meckert Big M( beide lachen)!! ( Paragon Drummer- Anm. d. Verf.)

Herbert:
Was wäre denn; wenn ihr eine genre-fremde Tour angeboten bekämt, sei es aus dem Thrash Bereich oder auch aus dem Melodic Rock Bereich? Oder nehmen wir mal den unwahrscheinlichen Fall, Metallica würden morgen kommen und sagen, wir nehmen Paragon mit auf Tour. Würdet ihr das machen?

Jan:
Klar, warum nicht? Im Endeffekt kann man ja in dem Sinne nichts verlieren, man kann die Leute höchstens auf seine Seite ziehen. Mit Metallica würde das in dem Sinne sogar noch passen, die haben auch irgendwo harte Gitarren, sind zwar total rockig und poppig schon fast geworden, aber ansonsten haben sie immerhin noch harte Gitarren. Wenn es nun wirklich etwas total genre-fremdes wäre, wär es vielleicht ein bißchen schwieriger.

Andreas:
Wir werden bestimmt nicht mit Roland Kaiser auf Tour gehen( lacht).

Jan:
Aber vielleicht schunkeln die alten Leute dann mit, oder die kriegen gleich einen Herzinfarkt( beide lachen).

Andreas:
Nein, aber Thrash Bereich ist für uns überhaupt kein Problem.

Jan:
Live brezeln wir eigentlich auch ganz gut los, die meisten Leute waren immer sehr erstaunt, wenn wir live losgelegt haben und meinten: Oh, live seid ihr ja fast schon Speed Metal( lacht).

Herbert:
Oder was wäre mit Bands wie Fates Warning oder Dream Theater, ihr spielt ja mehr geradeaus? Denkt ihr, ihr könnt auch die 30 Breaks pro Minute Fraktion überzeugen?

Jan:
Ich denk mal, live schon. Wir sind alle keine Nullen an den Instrumenten und wir sind auch keine Götter, aber das was wir spielen, spielen wir ziemlich ordentlich. Das haben schon einige Leute gesagt, die uns live gesehen haben und waren beeindruckt oder auch überrascht, dass wir auch relativ fit sind. Wir sind alle schon lange dabei. Warum sollte man das nicht machen? Ich hör auch viele verschiedene Sachen, ich hör jetzt auch nicht nur Power Metal. Gut, ich bin schon ein bißchen konservativ, aber ganz so schlimm ist es nicht. Ich hör auch mal ´ne Death Metal Band oder was überhaupt nicht metallisches, kommt auch mal vor.

Andreas:
Es ist überhaupt kein Problem, mit irgendwelchen Progressivbands auf Tour zu gehen, wenn ich mal von uns ausgehe, wir hören sowas ja auch. Das ist ja nicht so, dass uns das anstinken würde, wir hätten ja auch noch Spaß dabei und im Endeffekt könnten wir nur gewinnen. Wenn da zwei Progressivbands sind, dann freuen sich die Leute , auf eine Band, die soliden Power/ Heavy Metal spielt, wo halt mal ein paar Breaks weniger sind.

Herbert:
Mal eine Frage, da Buschi hier gerade auch sitzt. Glaubt ihr, dass der Gesang vielleicht doch ein Nachteil ist, dass viele Leute doch auf diesen hohen, melodischen Gesang stehen, in den man sich leicht reinfinden kann? Ich kann nur für mich sagen, ich musste mich an Buschis Gesang erstmal gewöhnen, er knallt natürlich nachher, aber man braucht zwei, drei Durchläufe, bis man sich da reinfindet.

Andreas:
Jaa, was soll ich dazu sagen. Also, ich weiß nicht, wo diese Probleme herkommen. Es ist natürlich so, dass bei den meisten Power Metal Bands die Sänger alle gleich klingen, muss ich ganz ehrlich sagen.

Jan:
Ja ,was heißt sogenannter Power Metal oder True Metal heutzutage.

Andreas:
Ja, es ist so: Es ist auch alles hübsch, die können auch alle ganz toll singen, aber sie klingen alle gleich. Wir haben doch eine eigene Art, eine eigenen Stil und wenn man ´ne Paragon CD reinschmeißt, dann weiß man, wenn ich anfange zu singen, positiv oder negativ, das ist Paragon und nicht irgendeine andere Band. Ich find das auch wichtig und viele Leute haben mir auch gesagt, so wie du jetzt auch gerade, also zuerst müssen sie sich dran gewöhnen, aber mit jedem Hören wird die CD besser uns sie hören sie öfter als andere CDs. Das finde ich eigentlich sehr positiv!

Jan:
Ich mein, ich war lange kein Stratovarius Fan und find die neue Platte jetzt sehr geil. Stratovarius- Clones gibt es an JEDER Ecke, es gibt bestimmt zehn Bands, die sich fast genauso anhören, ich wird jetzt natürlich keine Namen nennen, weil das natürlich gemein ist. Stratovarius knallen zwar schon ganz gut vom instrumentalen her, sind aber doch irgendwo recht poppig, das kannst du auch jemanden vorspielen, der nicht so auf Metal steht. Ich finde, richtiger Heavy Metal muss weh tun und darf nicht so nett sein. Hör dir doch die ganzen alten Bands an, auf die wir stehen, ob das nun Omen, Nasty Savage oder Breaker sind. Die haben alle kantige Sänger gehabt, die einen abgefahreren Stil hatten und nicht so ein 08/15-Klang, oder Hexx. Die hatten alle rauhe Stimmen gehabt und waren nicht nur total melodiös. Dann kann ich mir auch Pop Musik anhören. Das heißt ja nicht, dass wir total unmelodisch sind, im Heavy Metal Bereich sind wir halt melodisch, aber das ist halt unsere Vorstellung, wie wir Heavy Metal definieren.

Andreas:
Ich muss auch ganz ehrlich sagen, warum teilweise deutsche Zeitschriften mich hier mit Scheiße übergießen, weiß ich auch nicht ganz. Ich hör mir auch gerne Kritik an und versuche auch, Sachen besser zu machen. Teilweise ist das aber so weit hergeholt, was da geschrieben wird, das ist echt fürchterlich. Ich sage immer wieder: Leute, hört in unsere Platten rein, ihr werdet euren Spass haben und ihr werdet auch gut bedient. Basta! Im Ausland gibt es überhaupt keine Kritik am Gesang, überhaupt nicht!

Jan:
So gut wie gar nicht. In Holland hatten wir mal ein oder zwei Kritiken, wo Leute über den Gesang rumgemeckert haben, ansonsten in den südlichen Ländern, im Osten überall; nirgendwo gab es Kritik zu Buschi, null, nada, nix, nur in Deutschland. Diese melodischen Stimmen scheinen sich so festgefahren zu haben , keine Ahnung. Ich finde, es ( Buschis Gesang- Amn. d. Verf.) passt zur Musik.

Andreas:
Und wir sind richtige Metaller( Jan lacht)! Es ist wirklich wahr, wir haben als Fans angefangen vor zig Jahren. Wir machen die Musik, die wir lieben und mit der wir groß geworden sind und die machen wir weiter. Und es interessiert uns nicht, wenn da irgendwelche Leute hübsch und tralalala singen. Haben auch einige Fanzines schon gesagt: Dschingis Khan mit Double-Bass. Das interessiert mich überhaupt nicht! Und es gibt wirklich genug Bands, wo die Sänger so wunderschön singen, und das sind keine Metaller!

Jan:
Dazu fällt mir auch noch mal ein Ding ein, es gibt ja auch so ein paar Bands, die jetzt so als Power Metal oder True Metal verkauft werden, mit Sängern, die halt so Death Metal mäßig klingen. Das passt halt gut zur Musik, die Aggressivität; wenn ich das in Interviews lese, kann ich mich nur totlachen. Die sollen doch zugeben, dass sie überhaupt nicht singen können und sagen, das sie deswegen halt rumkotzen. Das finde ich total Scheiße, da regt sich kein Schwein drüber auf, dass da so ein Sänger rumkotzt. Das passt für mich nicht zusammen, Power Metal und ein Death Metal Sänger, tut mir leid, dass ist für ´nen Arsch! Aber bei uns, nur aus Geschmacksgründen: blablablabla.

Andreas:
Na gut, wir ziehen ja auch unsere positiven Sachen daraus. Wir sagen halt: Jetzt erst recht , jetzt kriegt ihr richtig Geballer und ihr kriegt auch ein paar Chöre, aber wir machen keine Kinderliedchen draus. Und ihr werdet euch noch wundern( lacht).

Herbert:
Ein abschließendes Statement zum Gesang: Glaubt ihr, dass da vielleicht irgendwann so ein Matthew Barlow Effekt auftritt? Ich meine, der Sänger von Iced Earth wurde am Anfang ja auch kritisiert, haben auch alle gesagt, ja ist noch steigerungsfähig und jetzt sagen alle Super-Sänger.

Jan:
Das kann ich überhaupt nicht verstehen, ich fand ihn schon auf der ersten Platte, auf der er gesungen hat, supergeil. Der hat z. B. auch eine total eigene Stimme und daran konnten sich die Leute wahrscheinlich nicht gewöhnen, weil er wie kein anderer klang und sein eigenes Ding durchgezogen hat. Jetzt haben sich die Leute dran gewöhnt und er ist natürlich auch besser geworden, Buschi wird aber auch besser. Auf der nächsten Platte, z.B., wird er auch wesentlich besser sein als auf Chalice Of Steel. Kann natürlich sein, will ich hoffen! Guck mal, Udo Dirkschneider , am Anfang alle: Urrgh, was ist das denn, inzwischen ist Udo Dirkschneider wirklich Gott und ein supergeiler Sänger, abgefahren und eigenständig. Wie Dirkschneider klingt wirklich keiner, gibt es öfter, originelle Sänger werden am Anfang immer erst mal schlecht bewertet. Oder auch Mercyful Fate. Da haben sie auch alle gesagt: Gott, was ist das für ein Sänger, inzwischen ist King Diamond totaler Kult.

Andreas:
Wir werden einen Scheißdreck tun und versuchen, so zu klingen wie alle anderen. Paragon hat einen eigenen Stil und der wird weiterentwickelt, bumms, aus! Das gibt's nicht, dass wir uns anpassen, da fährt man sowieso immer schlecht mit und das ist auch nicht unsere Art.

Herbert:
Wir sind ja jetzt grad beim Stil, es gibt bestimmt auch viele Leute, die das Interview nachher lesen, die die Band überhaupt nicht kennen. Wie würdest du einem Metal Fan, der auf Bands wie Guardian oder Iced Earth, halt auf die Bands, die es geschafft haben, wie würdest du jemanden, der euch noch nicht kennt, Paragon beschreiben? Was kann er erwarten?

Jan:
Gute Frage, Martin war damals, als er die Band gegründet hat, von den alten englischen Sachen inspiriert, Judas Pries, Iron Maiden, Saxon und so `ne Geschichten, aber auch von der zur der Zeit neueren U.S. Sachen, wie ich schon sagte, Omen, Helstar, Hexx, Agent Steel und wie sie halt alle heißen. Und das ist halt so ein Mischmasch daraus. Was jetzt noch dazugekommen ist, ist vielleicht noch ein teutonischer Eischlag, das stampfende von Accept und solchen Combos. Aber im Endeffekt sagen wir , wir machen Heavy Metal. Guck mal, wir haben schnelle Stücke mit Doublebass, wir haben Stampfer, wir haben groovige oder rockige Sachen, wir haben Balladen, wir haben eigentlich alles. Wir versuchen, den gesamten Heavy Metal Bereich abzudecken und nicht nur, wie einige Bands, die zehn schnelle Stücke auf der Platte haben. Du weißt beim letzten Stück gar nicht mehr wie das erste war, weil sich alles von Stück zu Stück gleich anhört.

Andreas:
Also, ich kann garantieren: jeder Heavy Metal Fan wird auf unserer Platte, sei es Chalice Of Steel oder Final Command, jeweils mindestens zwei Stücke finden, die ihn ansprechen, die ihn richtig anmachen. Mindestens zwei Stücke, garantiert! Ganz einfach, weil wir auch verschiedene Sachen machen und insofern ist doch die Vollbedienung garantiert.

Herbert:
Wir haben grad schon über Einflüsse gesprochen; welches waren die Bands, die bei euch für die Initialzündung gesorgt haben, von denen man heute noch die Platte blind kauft?

Jan:
Blind kaufen ist natürlich schwer, aber witzigerweise auf was wir alle stehen, ist Judas Priest, wesentlich mehr als Maiden. Ich hab vorher angefangen mit AC/DC, wie fast jeder irgendwo. Damals, 1980, das ist auch schon lange her, waren AC/DC eine der heftigeren Bands, dann kam aber ganz schnell Priest und Maiden. Maiden fand ich halt am besten mit den ersten beiden Scheiben, mit Paul Di'Anno. Priest ist für mich immer noch mit Abstand DIE Heavy Metal Band, auch wenn Halford weg ist, aber der neue Sänger Ripper macht das genauso gut.

Herbert:
Deine Einflüsse?

Andreas:
Meine Einflüsse? Ja , natürlich gings damals wie bei Jan auch los mit AC/DC und dann kam aber auch die Phase mit Maiden und Priest, ist ganz klar. Und dann '83 gings natürlich los mit Slayer, Metallica, Overkill, Agent Steel, Anthrax( Zustimmung von Jan). Und dann hören die Einflüsse auch langsam auf, weil alles, was danach kam, war für mich nur noch ein Abklatsch. Gut, die U.S. Power Metal Bands, die dann noch kamen, wie Griffin und solche Geschichten. Das sind eigentlich so unsere Einflüsse, wo wir uns auch dran orientieren. Dieser moderne Scheiß, wo das dann mit Rap gemischt wird, das ist nichts für uns.

Jan:
Was mir noch einfällt, witzigerweise bei Martin wundere ich mich so , seine tonalen Einflüsse...Slayer ist eine meiner Lieblingsbands und es hat sich herausgestellt, dass Martin damals bei der Reign In Blood Phase voll Bock auf Slayer hatte und man hört das vom tonalen her so ein bißchen auch raus. Von Slayer würd ich mir auch blind eine Platte kaufen, obwohl ich sie heute auch nicht mehr so gut finde.

Andreas:
Ausserdem gibt es noch ein Unterschied zu dem, was man zu Hause gerne hört. Also ich hör mir ziemlich viel an, auch verschiedene Sachen. Ich höre auch sehr gerne Rage Against The Machine, muss ich ehrlich zugeben.

Jan:
Poser!!( beide lachen)

Andreas:
Das ist halt eine Geschichte, aber wenn es darum geht, Musik selbst zu machen, dann bin ich eigentlich nur glücklich mit Paragon.

Jan:
Ich könnte glaub ich, auch nichts anderes machen, das einzige, was ich noch spielen würde, wären Thrash Geschichten im Slayer-Stil, das könnte ich mir auch noch vorstellen. Die folgende Diskussion über Thrash Platten spare ich mir mal, eine Sache vielleicht noch: Jan schwärmt von der neuen Ritual Carnage( „Die Platte ist Gott“) und er hat vollkommen recht!!!

Andreas:
Ich hab auch schon einiges hinter mir an Bands, Progressiv Metal hab ich gemacht, ich hab ne Deep Purple Coverband gemacht..

Jan:
Uähhrgg( lacht)

Andreas:
....Thrash Metal mit Minotaur..

Herbert:
Also doch noch ein Minotaur Statement, wenn auch nur ein kleines..

Andreas:
Ein kleines? Es war schon ganz gut, wir haben ganz gute Stücke gehabt, aber das Bandfeeling stimmte nicht und im Endeffekt hat das ganze für mich als Gag angefangen. Dann haben wir halt 'ne Mini-CD oder eine Platte gemacht und damit war die Sache halt erledigt. Um dauerhaften Spass an der Musik zu haben, sind wir alle ganz gut bei Paragon aufgehoben.

Herbert:
Wo wir gerade schon am Diskutieren über die Szenen sind, wie seht ihr das? In den Achtzigern war es ja einheitlicher, alles zusammengefasst, und z.B. konnten alle fast alle Metal Fans was mit Metallica anfangen und heutzutage ist die Szenen ja in viele verschiedene Stile gesplittet, Bands wie Limp Bizkit oder R.A.T.M. ziehen auch HipHop Fans und auf einem Metal Festival sieht man heutzutage die verschiedensten Kleidungsstile. Wie seht ihr das? Hättet ihr lieber die Achtziger zurück, wo alles enger gefaßt war und es weniger Bands gab oder seid ihr mit den Neunzigern, wo die Szene zersplitterter und meiner Meinung nach auch intoleranter ist, zufrieden?

Jan:
Ich find das eigentlich ganz gut, dass es relativ gesplittet ist , nur manchmal finde ich, geht es zu weit, wie Buschi das auch schon sagte. Metal und Rap, das war mal ein guter Gag von Anthrax damals, aber es ist dann übertrieben worden, irgendwo sind so die Grenzen gesetzt, es muss noch einen gewissen Rahmen haben. Ansonsten von den Leuten her...man muss nicht ein beinharter Metaller sein, um Metal zu hören, mein Gott, ich lauf auch nicht den ganzen Tag in meinem langen Mantel( schwarz und aus Leder-Anm.d.Ver.) rum, warum auch? Ich hab zwar meistens meine Stiefel und Lederjacke an, aber lauf auch nicht immer so rum, wie man mich z.B. auf der Bühne sieht. Heavy Metal ist ein bißchen Show und soll auch so sein. Insofern find ich das ganz gut, dass viele verschiedene Leute heutzutage zu Metal-Konzerten kommen. Und diese Toleranz, gut o.k.. Ist halt ziemlich albern , wie gesagt, ich kann mir Samael genauso gut anhören wie Grave Digger oder Judas Priest. Was ich eben nicht mag, sind diese Rap-Geschichten, oder wenn es zu genre-fremd oder zu frickelig wird, das hat dann nicht mehr soviel mit Metal zu tun. Metal muss immer so ein bißchen abgehen und auch weh tun, das ist das wichtigste Ding dabei. Dieser Unity-Gedanke....klar war der früher mehr da, da war man auch jünger und auch ein bißchen naiver.

Andreas:
Ich denke ganz einfach, das Bild ist ein bißchen verklärt, in den Achtzigern war es ganz genauso: Poser sind scheiße, wer Bon Jovi und Def Leppard hört, ist ein Wichser usw. Völlig egal, du hörst Slayer und Motörhead und abends, wenn die Freundin da ist, dann hörst du halt Def Leppard. Das war damals genauso wie heute und die haben alle ihre Berechtigung. Nur man muss auch mal unterscheiden: Wir machen Heavy Metal.

Jan:
Man soll einfach nicht sagen, dass R.A.T.M. oder Limp Bizkit Heavy Metal machen. Wenn 'ne Zeitschrift Heavy Metal heißt und die berichten über R.A.T.M., dann haben die da nichts drin zu suchen. Aber das finde ich halt ein bißchen albern.

Herbert:
Ich verkneife mir jetzt die Frage, die mir auf den Lippen liegt.

Jan:
Ich kann mir vorstellen, welche. ( lacht)

Andreas:
Sprich in offenen Worten!

Herbert:
Das ist doch bestimmt eine Anspielung auf die großen Zeitschriften, vor allem auf den Hammer, aber auch auf Rock Hard, die auch verschiedene Sachen abziehen, wo in einem Heft Emperor neben den Toten Hosen stehen.

Jan:
Ja, das stimmt schon. Der Gag ist dabei, klar die müssen auch sehen, dass sie davon überleben. Die leben immerhin davon, insofern müssen sie natürlich ein breites Programm haben, nur manchmal übertreiben sie es auch ein bißchen. Auf der einen Seite sagen sie zu einer Reunion Band: voll geil, die kriegen drei Berichte hintereinander und eine kleine Band wie wir kriegt dann eine Viertelseite; Ja, ihr habt ja so schlecht im Soundcheck abgeschnitten. Zum Beispiel Sacred Blade, supergeile Band, haben eine Platte wiederveröffentlciht, sind noch nicht mal im Soundcheck drin gewesen, kriegen eine Seite Interview. Wir kriegen nur eine Viertelseite, die kam dann auch drei Monate später. Ja , weil ihr so schlecht im Souncheck abgeschnitten habt. Wir waren immerhin trotzdem Platz 26 oder so. Das find ich halt ein bißchen scheiße.

Andreas:
Das ist alles so eine deutsche Krankheit, auch von den Plattenfirmen, es wird alles eingekauft, was groß und berühmt ist, oder Hauptsache, es kommt aus dem Ausland.

Jan:
Und hört sich an wie eine andere erfolgreiche Metal Band!

Andreas:
Ganz genau, und für die deutschen Metal Bands wird eigentlich viel zu wenig getan. Die müssen nur kämpfen, damit sie überhaupt eine Viertelseite bekommen in irgendwelchen Magazinen, außer in Fanzines, da bekommen wir ein bißchen mehr. Im Ausland haben wir nicht so zu kämpfen, eben weil wir aus dem Ausland kommen.

Herbert:
Ist das wieder der Prophet im eigenen Lande, was viele Bands sagen, oder liegt das daran, das die in der deutschen Metal Szenen die großen Bands schon sehr diversifiziert sind? Z.B. Blind Guardian spielen nicht das gleiche wie U.D.O., dan gibt es noch Running Wild, die machen wieder was anderes, Grave Digger hängen mittlerweile dazwischen, und das Fans sagen, die Großen decken alles schon ab?

Jan:
Das ist eine schwere Frage, da kann ich dir auch keine Antwort drauf geben, aber manchmal kommt mir das wirklich so vor, dass halt jeder Bereich, sag ich jetzt mal blöde, von den größeren deutschen Bands abgedeckt ist. Das ist dann kein Platz mehr von der Pressetoleranz her. Ich hab auch mittlerweile das Gefühl, dass eine große Band inzwischen automatisch eine gute Kritik kriegt, auch wenn die Platte sich wie die vorherigen zehn von denen anhört. Es wird dann nicht gesagt, eigentlich ist die Platte voll langweilig. Manchmal kommt denn auch später im Interview, ich glaub bei Running Wild war das. Ja, eure letzte Platte war ja doch nicht so toll, obwohl ich damals 8,5 Punkte gegeben habe. Da merkst du mal, was für einen Bonus solche Bands denn schon haben, während wir um Aufmerksamkeit kämpfen müssen.

Andreas:
Es scheint automatisch so zu sein, dass Bands aus dem Ausland besser sind. Ich weiß nicht, woher, das kommt, es ist halt so. Deutsche Bands haben es einfach schwerer. Das wirklich ein bißchen schade drum. Wenn ich mir so einige deutsche Bands angucke; wir haben wenigstens ein korrektes Englisch in unseren Texten, wenn ich das mal erwähnen darf. Es gibt da auch einige sehr bekannte Bands, also das ist grauenvoll, die sollten dann doch lieber deutsch singen( beide lachen)!

Herbert:
Paragon gibt es ja schon länger, ihr habt es auch angesprochen und ihr habt ja auch mal eine Platte namens World Of Sin rausgebracht. Die ist natürlich schon längst vergriffen, und ihr habt beide darauf nicht gespielt( kam 1995 raus, von der damaligen Besetzung ist nur noch Gitarrist Martin Christian übrig- Anm. d. Ver.).Würdet ihr die Platte gerne noch mal wiederveröffentlichen?

Jan:
Ja klar. Witzgerweise hatten wir den Gedanken auch schon ins Auge gefaßt, wir müssen mal gucken, wir müssen nur mal die rechtliche Situation klären. Wenn wir die geklärt haben, würde ich dafür noch mal ein neues Cover basteln und die remastern. Eventuell würden wir gerne eine Plattenfirma haben, die das machen würde. B.O. haben wir gefragt, die wollten es nicht machen. Obwohl, im Endeffekt wärs nur ein Gag, das neue Cover würd ich sogar umsonst machen. Das Cover drucken, die CD pressen oder remastern, das kostet die gar nichts. Klar würden wir das gerne machen, mal gucken. Könnte möglich sein, dass es geschehen wird, wollen wir mal so sagen. World Of Sin selbst haben wir ja schon bei den Recordings von Chalice Of Steel aufgenommen und hatten das als Bonusstück für Specialversionen aufgespart. Leider konnten wir das nicht veröffentlichen, weil es keine Specialversion gab. Wir spielen World Of Sin auch immer noch, vielleicht werden wir demnächst zwei, drei andere Stücke von World Of Sin in neueren Versionen aufnehmen, weil wir beide waren ja nicht dabei. Die Versionen, die wir jetzt spielen sind auf jeden Fall knackiger und härter und geiler als früher.

Andreas:
Die Stücke davon zu spielen ist o.k., die Platte wieder zu veröffentlichen, ist auch o.k., hab ich kein Problem mit. Aber sie neu aufzunehmen.....Da würde ich doch einige Sachen besser machen und dann wäre es keine Neuauflage, dann würde man sich selbst covern und das ist irgendwie blöde.

Herbert:
Wie läuft Songwriting überhaupt bei euch ab?

Jan:
Martin , unser Gitarrist, setzt sich meistens zuhause hin und sammelt erstmal ein paar Riffs, ideenmäßig. Unser anderer Gitarrist studiert ja in Darmstadt, der ist größtenteils nur zu Auftritten hier bzw. wenn wir fürs Studio proben. Er sammelt dann Riffs und kommt dann meistens mit einem einigermaßen strukturierten Song im Übungsraum an. Big M, unser Schlagzeuger, und ich jammen halt ein bißchen mit ihm und machen dann halt das Arrangement. Wenn das soweit steht, spielen wir das Stück Buschi vor bzw. nehmen das auf. Und dann setzt sich Buschi halt hin und schreibt ein Text dazu ode

Redakteur:
Herbert Chwalek

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