PERZONAL WAR: Interview mit Matthias "Metti" Zimmer

01.01.1970 | 01:00

Wenn man ein Interview mit einer Band macht, die man auch noch privat kennt, dann kann das schnell dazu führen, dass Privates mit "Dienstlichem" vermischt wird. Ruckzuck fällt dem Musiker auf, dass wir schon seit mehr als einer Stunde plaudern, und er just zu diesem Zeitpunkt eigentlich bei den italienischen Kollegen vom "Rock Hard" anrufen müsste. Kurzerhand wird eine 20-minütige Pause eingelegt, bevor man die nächste Dreiviertelstunde am Hörer hängt. Genau so lange gab mir Matthias "Metti" Zimmer Auskunft über die neue Scheibe "Faces", Line-up-Wechsel und weitere interessante Informationen im Zusammenhang mit seiner Band PERZONAL WAR. Eine der wohl heißesten Newcomerbands aus Deutschland, die im Moment an allen Fronten für Furore sorgt.

Chris:
Ihr habt meiner Meinung nach mit eurer letzten Platte "Different But The Same" ein sehr starkes Album vorgelegt. War der Druck diesmal größer?

Metti:
"Different But The Same" ist im Nachhinein betrachtet zwar immer noch ein gutes Album, aber meiner Meinung nach war die Hälfte der Songs sehr stark, die andere Hälfte hatte jedoch eher B-Seiten-Charakter. Wir haben einfach mehr experimentiert und uns grundsätzlich weiter aus dem Fenster gelehnt. Einige Sachen zum Beispiel sind tiefer gestimmt als sonst. Die schnellen Sachen sind noch einen Zacken schneller geworden, wie beispielsweise 'Into The Fire', 'Just Some Pain' oder 'Devil In My Neck' - also richtig am Limit gespielt. Dann sind auch ein paar mehr Sachen drauf, die in Richtung 'Open My World' vom letzten Album gehen, wie 'My Secret' oder auch 'Faces'. Wieder andere Songs gehen überhaupt in eine komplett andere Richtung. 'Divergent' zum Beispiel hat einen kleinen Nu-Metal-Touch bekommen.

Chris:
Den Song finde ich sehr gut.

Metti:
Danke. Am Anfang waren wir uns nicht ganz sicher, ob es eventuell ein bisschen zu viel sein könnte, weil die True-Metaller wieder sagen könnten, "bäh, bei MACHINE HEAD angelehnt und so". Als er fertig war, dachten wir aber: "Der Song ist geil. Basta." Aber du kennst ja die Leute: "Äh, da schmeißt ihr euren Bassisten raus, METALLICA haben das auch gemacht, dann schneidet ihr euch die Haare ab, haben METALLICA auch gemacht" ... Hey, das haben echt einige gesagt. Diesmal haben wir musikalisch versucht, ein bisschen von dieser Schiene wegzukommen.

Chris:
Ich finde aber nicht, dass ihr euch vom Stil her allzu weit von der letzten Platte entfernt habt.

Metti:
Stimmt. Wir haben nicht viel am Stil verändert, es klingt insgesamt aber ausgereifter. Wir haben nur mehr die Extreme ausgelotet. Im letzten Jahr kamen viele neue Bands oder Einflüsse dazu. Für mich so Sachen wie CREED, NICKELBACK oder auch KORN bzw. mehr Nu Metal. Dann haben wir jetzt Sven in der Band, der aus einer ganz anderen Richtung kommt. Er hat zwar an den Songs nicht mehr viel gemacht, aber er ist einfach ein geiler Bassist. Das bringt eine ganz neue Note, wenn du rhythmisch nun mehr machen kannst als vorher.

Chris:
Auf der neuen Scheibe sind viele kommerzielle Sachen drauf, wie zum Beispiel 'My Secret' oder 'Tears' - Wolltet ihr ein bisschen mehr in diese kommerzielle Richtung gehen?

Metti:
Ich stehe total auf geile Balladen. Es ist einfach cool, wenn du die Möglichkeit hast, deine Lieblingsmusik irgendwo zu verbraten. Schade ist, wenn du so limitiert bist, dass du nur eine einzige Sache machen kannst. Jeder hat im Vorfeld hart an sich selbst gearbeitet. Sascha hat sich völlig in die Soli reingekniet, und sie sind viel geiler als auf der letzten Platte geworden. Diesmal werten die Soli die ganze Scheibe noch ein bisschen auf. Das sind so richtige Hinhörer geworden. Ich habe ziemlich viel am Gesang herumgewerkelt und eben auch versucht, jedem Song das zu geben, was er braucht. Das war bei "Different But The Same" auch anders. Im nachhinein finde ich, es ist eigentlich immer nur ein Level ohne viele Höhen und Tiefen. Diesmal hat jeder Song einen bestimmten Charakter. Einige Sachen sind deutlich melodischer, besitzen aber auch gleichzeitig viel mehr Härte, da die Stimme aggressiver ist. Mit 'Open My World' hatten wir schon angedeutet, dass wir auch solche Sachen geil finden.

Chris:
Man denkt nur immer gleich "Ausverkauf", wenn ihr dann auch noch einen solchen Song gleich als Single auskoppelt.

Metti:
Der "Metal Hammer" in Spanien hat zum Beispiel gefragt, ob wir diesmal wieder so einen Trick hätten wie mit 'Open My World'. Es war nämlich so, dass der Song auf einigen Samplern drauf war, die in Spanien oft im Radio gespielt wurden. Daraufhin haben sich viele die Scheibe gekauft und hatten ganz andere Musik erwartet, da der Song nicht so repräsentativ für die Platte ist. Das Problem ist aber doch mittlerweile, wenn du versuchst, mit einem reinrassigen Metalsong ein Video oder eine Single zu machen, dann kannst du davon ausgehen, das Teil wird nicht ein einziges Mal irgendwo laufen. Das ist der 'Dreamer'-Effekt von Ozzy. Viele fanden den Song geil und haben sich die komplette Platte gekauft. Sie waren zwar von der Musik geschockt, fanden sie dann aber irgendwie auch wieder geil. Sie wären nicht drauf gekommen, wenn sie den Song nicht vorher gehört hätten. Ich denke, viele würden auch auf unsere härteren Sachen abfahren, wenn sie einfach die Möglichkeit dazu bekommen würden, sie zu hören. Diese Musik ist einfach nicht populär und wird auch in den Medien nicht gepusht. Wenn die jüngeren Leute einfach die Musik auch hören könnten, würden bestimmt auch einige darauf abfahren.

Chris:
Komponiert ihr eure Songs aus dem Bauch heraus oder geht ihr ganz gezielt ans Werk? Jetzt brauchen wir noch einen Uptempo-Song, jetzt noch eine Ballade ...

Metti:
Es ist aus dem Bauch heraus komponiert. Wir hatten diesmal mehr Songs als im Endeffekt auf die Platte gekommen sind. Da ist unter anderem noch ein ziemlich Schnelles, noch ein recht Kommerzielles und ein Weiteres, das eher in Richtung SLAYER geht. Wir haben alle aufgenommen und uns nachher überlegt, welche Songs passen am besten, um aus dem ganzen Ding ein rundes Album zu machen. Die Songs sind von Härte und Tempo schon sehr unterschiedlich, aber die Kunst dabei ist, sie so zu arrangieren, dass es trotzdem wie aus einem Guss klingt. Das ist uns auf der neuen Platte auch besser gelungen.

Chris:
Wie hat sich das Songwriting über die Jahre hinweg bei euch verändert? Denkt man darüber nach, was andere von euch erwarten?

Metti:
Eigentlich denkt man nicht darüber nach, wie andere darauf reagieren könnten, sondern man hat sich ja selbst in eine solche Richtung entwickelt. Als ich angefangen habe Songs zu komponieren, dachte ich immer, da gehören unendlich viele Parts rein, weil es abwechslungsreich sein muss. Irgendwann kommst du einfach dahinter, dass es gerade die Kunst ist, mit einem recht simplen Songaufbau einen guten Song zu schreiben, der durch die Arrangements interessant bleibt und nicht auf Grund von 100.000 Parts. Die Grundsachen waren diesmal ziemlich schnell eingespielt. Danach haben wir uns wochenlang hingesetzt und überlegt: Wie arrangieren wir jeden einzelnen Song? Machst du es in dieser Form zweistimmig, klingt es melancholisch, machst du es anders, hat es einen "happy touch". Machst du es gar nicht zweistimmig, ist es eher rauer. Bei jedem Song haben wir viel herumexperimentiert, um herauszufinden, was er wirklich braucht. Am Anfang denkt man immer, der Song ist geil und im Nachhinein bemerkst du: Dem Song fehlt noch der richtige Kick, aber du weißt nicht, warum. Umso länger du in der Band spielst, desto mehr merkst du, was funktioniert und was nicht. Wir spielen jetzt schon acht Jahre zusammen (bis auf Sven) und es ist sehr wichtig, dass jeder weiß, wo sein Platz in der Band ist. Gerade unter Gitarristen herrscht immer eine sehr große Rivalität. Dem einen passt nicht, wie der andere spielt und umgekehrt. Kindische Kleinigkeiten ... "ah, jetzt hat er den Rhythmus wieder doppelt eingespielt, oder du denkst das über ihn" ... das ist einfach bescheuert. Mittlerweile hat es sich herauskristallisiert: Ich mache den Großteil der Songs, arbeite sie dann mit Martin aus - was die Drums angeht, das entsteht meistens spontan im Studio -, und Sascha kümmert sich sehr intensiv um die Soli. Sven ist auch ein absoluter Freak am Bass. Meistens hast du nur irgendwelche Gitarristen, die einfach vier Saiten bedienen. Wenn du dann einen wirklich guten Mann in der Band hast, dann kannst du auch sagen, "mach, was du für richtig hältst" und er wird auch am richtigen Eckchen das Richtige spielen. Dazu kommt, dass du dich auch neben der Musik sehr gut verstehst. Es ist natürlich Scheiße, wenn du dich fünf Minuten, nachdem Du von der Bühne kommst, schon gleich wieder ankotzt. So sollte es nicht sein, leider ist das aber heute nicht gerade selten.

Chris:
Meiner Ansicht nach habt ihr von der "New Time Chaos" zur "Different But The Same" einen ganz schönen Quantensprung gemacht. Was hatte sich verändert?

Metti:
Für mich kam der Quantensprung eher von "Different" zu "Faces". "The Inside" war ein gutes Demo, denn da waren einfach Songs drauf, die schon sehr lange existierten. Die hast du auf die Platte gepackt, weil sie einfach dazu gehörten. Die "New Time Chaos" war fast das Gleiche. Die Hälfte der Songs hatten wir als Demo aufgenommen und uns damit bei Labels beworben. Die andere Hälfte haben wir später aufgenommen und sie alle einfach noch mal gemischt. "Different" war die erste Platte, die aus einem Guss entstanden ist. Die Songs sind in einem relativ kurzen Zeitraum geschrieben worden. Vorher lief das Studio neben dem Studium, der Schule oder der Arbeit. Bei "Different" haben wir uns schon einige Wochen am Stück Zeit genommen, um an der Platte zu arbeiten. Dadurch klingt sie auch viel kompakter.

Chris:
Ihr seid damals auch von "B.Mind Records" zu "AFM Records" gewechselt. Wo liegt der größte Unterschied?

Metti:
Mit dem Demo zur "New Time Chaos" hatten wir uns bei einigen Labels beworben und bekamen Angebote von "AFM" und "B.MIND". Von "AFM" hieß es: "Okay, passt auf, ihr seid eine neue Band, die Musik ist ganz gut, allerdings ausbaufähig. Ich kann euch genau sagen, was ich investiere und was nicht, weil ich erst einmal schauen muss, wie es läuft". Da hatten wir eigentlich nicht so richtig Bock drauf. Von "B.Mind" hieß es: "Ich finde die Songs tierisch geil und investiere erst einmal in die Band. Wenn es dann gut läuft, investiere ich noch mehr." Das fanden wir richtig locker und cool. Im Nachhinein hat sich dann herausgestellt, dass diese Lockerheit und Coolness einfach damit zusammenhing, dass es nicht ganz so professionell war. Der Vertrieb war auch nicht so dolle. Wenn dir einer sagt, was er bereit ist zu investieren und was nicht, dann will man das als Band zwar nicht unbedingt hören, aber auf der anderen Seite ist es ein fester Wert, mit dem du arbeiten kannst. Wenn du die Platte im Nachhinein mit nationalen und internationalen Produkten aus dieser Zeit vergleichst, dann war sie auch wirklich nicht so stark. Es ist nicht immer wirklich schlecht, wenn dir einer von außen sagt, was nicht so gut ist, weil es dir auch positiven Input bringen kann. Gerade wenn du selbst produzierst, selbst die Songs schreibst und arrangierst. Einerseits kann es zwar sehr positiv sein, wenn du in deinem stillen Kämmerlein vor dich hin werkelst, weil es dann dein Baby ist, aber auf der anderen Seite kannst du dich auch schwer verzetteln. Da sind neue Inputs meistens gar nicht schlecht. "AFM" haben sich mittlerweile zu einem sehr professionellen Label mit sehr gutem Vertrieb gemausert. Sie machen gute Promotionarbeit und glauben mittlerweile auch an die Band.

Chris:
Denkst du heute, es war richtig bei "B.Mind Records" zu unterschreiben, oder hättet ihr vielleicht doch noch etwas länger warten sollen? Auch auf die Gefahr hin, dass ihr irgendwann gar keinen Deal gehabt hättet?

Metti:
Ein gewisses Heranschnuppern an das Business braucht man. Man sollte es auf jeden Fall wagen, da du auch irgendwo den Einstieg schaffen musst. Ich kann es nicht verstehen, wenn eine Band sagt, ich will kein kleines Label haben, sondern nur direkt bei einem großen Label unterkommen, da ich die Songs nicht verschenken möchte. Das ist für mich genau die falsche Einstellung. Wenn du so an die Sache herangehst, dann gestehst du dir ja selbst ein, dass du dich nicht weiterentwickeln wirst. Eine Platte ist doch immer nur eine Momentaufnahme und die nächste Scheibe wird sie um Längen toppen - so sollte es sein. Früher warst du schon wer, wenn du überhaupt eine Plattenfirma hattest. Das ist heute leider nicht mehr der Fall. Unsere erste Scheibe kam als Eigenproduktion bei unserem eigenen Label heraus. Diese Kiste hatte keinen Vertrieb und nix. Das machte aber schon bei einigen Leuten ziemlichen Eindruck ... haha ... Wir sind dann zwar mit "B.MIND" ziemlich auf die Schnauze gefallen, weil wir auch diesen rechtlichen Streit hatten, weshalb wir auch den Namen wechseln mussten (von PERSONAL WAR in PERZONAL WAR - Anm.), aber trotzdem, wenn du die Möglichkeit dazu hast, solltest du es probieren, alleine um mal aus dem Proberaum herauszukommen.

Chris:
Trotzdem ist nach der "Different" bei "AFM" nicht viel passiert in Sachen Werbung, oder?

Metti:
AFM haben von Anfang an gesagt: "Es ist die erste Platte, die ihr für uns macht. Wir werden zwar Werbung machen, müssen aber auch erst einmal abchecken, wie es läuft. Ihr seid vielleicht im Underground einigermaßen bekannt, aber euch kennen viele Redakteure nicht und vor allem im Ausland kennt euch niemand. Wir müssen erst einmal sehen, dass wir euren Namen überhaupt verbreiten. Erwartet also nicht allzu viel." Genau das ist auch eingetreten. Wenn du über "google" suchst, dann haben viele ausländische Magazine die Platte besprochen. Das war früher gar nicht der Fall. Sie lief mäßig, aber auch nicht wirklich schlecht. Die neue Platte ist meiner Meinung nach nun besser und "AFM" sagen das auch, was unser Glück ist.

Chris:
Im Vorfeld zur neuen Scheibe habt ihr euren Bassisten gewechselt. Jetzt war Frank aber auch gleichzeitig der Bruder von Drummer Martin Buchwalter. Gab es da Stress? Erzähl mal was zum neuen Tieftöner ...

Metti:
Probleme gab es schon seit einiger Zeit. Es hat irgendwann einfach nicht mehr richtig funktioniert. Es ist natürlich schlecht, wenn es auch noch zwischen zwei Brüdern Streit gibt, aber es war eine einstimmige Entscheidung. Frank spielt mittlerweile in einer geilen Death-Metal-Band. Er war eh immer mehr der Death-Metaller von uns. Daher ist das für beide Seiten auch das Beste. Sven hat vorher auch in einer wirklichen krassen Death-Metal-Band gespielt. Dann hat er völlig aufgehört Metal zu machen. Es war eigentlich sehr hart, ihn davon zu überzeugen, bei uns zu spielen. Er hatte einfach keinen Bock mehr auf Metal. Dann haben wir ihn erst einmal davon überzeugen können, dass er zumindest mal die Studiosachen einspielt, haben ihm aber direkt gesagt: "Unser Plan ist, du findest die Sachen so geil und bleibst direkt drin". Hat geklappt - mit offenem Visier ... haha ... Er hat aber noch ein eigenes Projekt, nennt sich Basstank - solltet ihr mal draufgehen.

Chris:
Eigentlich war doch eine Vorabsingle geplant. Was ist eigentlich daraus geworden?

Metti:
Der Vorlauf war leider zu knapp. Das Video sollte mit drauf, ist aber nicht rechtzeitig fertig geworden. Wir haben nach einem richtigen Aufhänger gesucht. Entweder hätte das Video schon richtig laufen müssen oder der Song hätte zu einer Fernsehserie gepasst. Es ist heute wirklich schwierig, eine Single einer unbekannten Metalband überhaupt in die Läden zu bekommen.

Chris:
Wie schon der Vorgänger hat "Faces" einen wirklich fetten Sound. Ein dickes Lob an Martin.

Metti:
Martin hat sich für den Mix und das Mastering lange den Arsch aufgerissen. Bis es so klang, wie es jetzt klingt, hat es aber ziemlich lange gedauert ... haha ... Martin produziert nicht nur uns, sondern auch viele andere Bands aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen. Das sind zum Teil irgendwelche Demo-Punk, Emo-Core, Hardcore, Black-Metal- oder irgendwelche Oldschool-Rock-Sachen. Da bekommt er viele unterschiedliche Impulse. Das ist sein Job. Er hat auf der letzten Platte auch schon einige Songs gemischt, aber nicht alle. Der Sound ist jetzt richtig rund. Man kann sagen, er fällt gegenüber anderen großen Produktionen nicht ab. Das Studio hat sich mittlerweile von einem Demo- zu einem professionellen Studio entwickelt, wo auch mal amtliche Produktionen gefahren werden. So überlegt Victor Smolski (RAGE) zum Beispiel, ob er eventuell seine kommende Soloscheibe dort mischen lassen will. Es ist jedoch noch nicht ganz klar, da er selbst noch nicht genau weiß, ob sie eher klassisch oder rockig werden soll.

Chris:
Worin besteht eure Disziplin im Studio?

Metti:
Die Platte sollte nicht über einen zu großen Zeitraum aufgenommen werden, damit sie wie aus einem Guss klingt. Es wird festgelegt, wann wir beginnen und wann Ende ist. Das ist in der Regel zwar immer noch ein Monat länger als bei anderen Bands, aber es soll dann auch in diesem Rahmen abgehakt sein. Meistens kommen da auch schon andere Bands ins Studio. Ich arbeite viel lieber unter Druck, da du dann den notwendigen Pfeffer im Arsch hast, um eine Sache fertig zu machen. So richtig zufrieden ist man eh nie, und trotzdem musst du irgendwann sagen: Jetzt reicht es.

Chris:
Auch das Layout ist in Eigenregie entstanden. Diesmal hast du das komplette Cover samt Booklet gestaltet. Gab es da irgendwelche Einschränkungen seitens der Plattenfirma?

Metti:
Gar keine. Das Cover stand schon lange, wobei ich nur noch ein bisschen an den Farben herumgebastelt habe und ich finde es sehr gelungen. Im Vorfeld habe ich eine Menge Zeit investiert und es hieß sofort: "cool". Beim letzten Cover kam oft die Kritik, es sei zu gesellschaftskritisch und würde metallisch gesehen eher in die "progressive" Ecke passen. Vielleicht ist da im Nachhinein auch was Wahres dran. Ich stehe überhaupt nicht auf diese Klischee-Cover - gezeichnet und Hauptsache viel Blut. Was ich super finde, sind zum Beispiel das neue Cover von ANNIHILATOR oder die ganzen Travis-Smith-Sachen (u.a. NEVERMORE), die irgendwie heavy, aber nicht klischeehaft sind.

Chris:
Ich weiß, dass es dich nervt, aber du wirst oft mit James Hetfield verglichen. Hast du darauf im Studio geachtet, um ein wenig davon wegzukommen?

Metti:
Es ist ein ultraschmaler Grat. Eigentlich habe ich mir diesmal gesagt: "Komm, versuch mal ein bisschen was anderes zu machen, bevor es immer wieder nur heißt: METALLICA-Kopie und so". Das Problem ist einfach: Wenn ich aggressiv singe, kommt es von alleine. Da sind ein paar Sachen auf der neuen CD, wo es mir selbst aufgefallen ist, aber das musste einfach drauf. Wir haben vor dem Studiotermin auch nicht extra viel METALLICA gehört, weil gerade kurz davor die "St. Anger" herausgekommen ist, und das ist nicht gerade eine Platte, von der wir alle sehr begeistert sind. Es geht mir aber jetzt schon wieder ziemlich auf den Sack, weil es einige Leute gesagt haben. Da werde ich wohl bei der nächsten Platte auf einige Phrasierungen achten und bewusst diese Endungen weglassen. Obwohl es eigentlich spontan aus mir herauskommt.

Chris:
Auf dem neuen Album sind teilweise Gesangsparts drauf, wo ich denke, wenn dich das nervt, hättest du das so nicht einsingen dürfen. Dann darfst du dich im Endeffekt nicht wundern, dass in neunundneunzig Prozent aller Reviews der Name "METALLICA" fällt.

Metti:
Es ist bis zu einem bestimmten Grad schon nervig, weil wir gerade musikalisch diesmal versucht haben, den Absprung zu schaffen. Solange die Leute sagen: "Es ist zwar METALLICA-beeinflusst, hat aber auch eine eigene moderne Note", dann finde ich das in Ordnung. Aber manchmal heißt es auch: "Gebt es doch zu, ihr habt euch nur gegründet, weil ihr original so klingen wollt wie METALLICA". Würg, echt einfallsreich.

Chris:
Du hast jetzt gerade deine erste offizielle Interviewtour hinter dir. Dann auch noch ausgerechnet mit ANNIHILATOR-Boss Jeff Waters. Konntest du noch was von ihm lernen?

Metti:
Haha ... ich habe schon einiges von ihm gelernt zum Beispiel "without nüsse", weil er eine ziemliche Nuss-Allergie hat. Also immer ohne Nüsse und ohne Senf. Er hat auch immer "scheißendreck" oder "scheiße" gesagt. Es war echt cool, weil er ultranett ist. Man denkt ja immer: "Oh Jeff Waters - voll der kleine Banddiktator", war aber nicht so. Wir haben auch einige Interviews zusammen gegeben und sind gemeinsam zu irgendwelchen Redaktionen gefahren. Erst hat er ein Interview gegeben und dann ich. Das war einfach eine lustige Sache. Wäre natürlich schön, mit denen auch in Sachen Tour etwas zu machen. Diese Interviewgeschichte ging insgesamt fünf Tage. Ein Tag Holland, dann Köln und drei Tage in Madrid. Es hat echt Spaß gemacht, das könnte ruhig öfter mal sein.

Chris:
Ich habe in eurem Gästebuch Folgendes gelesen: "Auch wenn ihr nicht mehr ganz so Metal seid" - Bekommt ihr das nun öfter zu hören, und wie denkst du in dieser Hinsicht allgemein über die Metalszene?

Metti:
Dieses Vorurteil kommt natürlich schon öfter. Basser-Wechsel, dann Haare ab, dann Video - genau wie METALLICA. Echt super. Es gibt einfach unglaublich viele Scheuklappenträger in dieser Hinsicht. Ich bin irgendwie immer noch langhaarig, egal, ob ich sie nun habe oder nicht. Eine Zeitlang brauchtest du lange Haare, um überhaupt zur Metalszene gehören zu dürfen. Mittlerweile braucht man es nicht mehr. Als man sich damals die Haare hat wachsen lassen, haben alle gesagt, "Äh, was soll denn der Scheiß" und du warst voll der Außenseiter, jetzt hast du dich metalmäßig etabliert und bist der Arsch, wenn du dir die Haare abschneidest. Früher warst du der Rebell, weil du lange Haare hattest, nun bist du der Rebell, wenn du sie dir abschneidest. Das ist auch irgendwie eine lustige Geschichte. Daran sollte man aber nie eine Band messen. Live siehst du ja einfach, ob eine Band Pfeffer im Arsch hat oder nicht. Ich fühle mich zur Zeit im Bandgefüge stärker denn je, auch durch Sven, und der hat nunmal eine Totalglatze. Er ist einfach ein absolutes Tier.

Chris:
Ihr habt mit sehr professioneller Unterstützung auch ein Video zu "My Secret" gedreht. Wie kam das zustande?

Metti:
Eigentlich war es eine reine Schnapsidee. Sascha arbeitet bei einer Firma, die für "Verbotene Liebe" den Ton macht. Er hat früher bei "Unter uns" und "RTL Aktuell" gearbeitet. Daher kennt er überhaupt eine Menge Leute, die in dieser Filmbranche tätig sind, wie z.B. "Action Konzept", die für RTL diese ganzen Stunts drehen. Sein wohl bester Kumpel kam an und meinte, ob wir nicht mal über ein Video nachdenken wollten. Wir dachten: "Hey, wäre cool, wird aber wahrscheinlich eh nix". Im Endeffekt hat er ein paar Leute mobilisiert und herumgefragt, wer denn darauf Bock hätte. Dann ist die ganze Sache ins Rollen gekommen. Es war wohl auch eine Zeit -Januar/Februar- , wo in der Filmbranche eh nicht viel zu tun ist und da viele selbstständig sind, hatten sie einfach Zeit. Viele fanden auch die Musik klasse und hatten noch nie an einem Musikvideo gearbeitet. Es waren 30 Leute, die komplett zwei Tage umsonst gearbeitet haben. Wir haben uns monatelang vorher zusammengesetzt und überlegt, was realisierbar ist und was nicht. Der Regisseur hat dann eine Story geschrieben. Da steckte unglaublich viel Arbeit drin und es war einfach nur ein Riesenschwein, dass die Leute einfach Bock drauf hatten. Da muss ich tausendmal "Danke" sagen, denn das ist natürlich nicht selbstverständlich. Es war ziemlich aufwändig, weil wir auch an vielen verschiedenen Orten gedreht haben. Viele Sachen vom Filmmaterial wurde gar nicht verwendet, weil die Aufnahmen nicht so toll geworden sind. Es ist sehr professionell - nicht einfach so dahingerotzt.

Chris:
Ist ein Video heute nicht nur für das eigene Ego, oder rechnet ihr euch damit Chancen aus?

Metti:
Ich rechne mir nicht irgendwelche Chancen damit aus. Es könnte uns nur helfen, auch mal Leute über das Fernsehen zu erreichen, an die du sonst nie herankommen würdest. Eben Leute, die sich nicht das "Rock Hard", den "Hammer" kaufen oder eben in der Metalszene sind. Die Chancen, dass es überhaupt läuft, sind zwar ganz gut, aber was dabei herauskommt steht in den Sternen. Aber alleine die Tatsache, dass du nun ein Video hast, beschäftigt eine Menge Leute. Es hebt komischerweise schon das Ansehen und den Status der Band. Wir hatten auch einen sehr guten Draht zu einem sehr großen Kino hier in Siegburg, die uns die Möglichkeit gegeben haben, das Video auf der großen Leinwand zu präsentieren. Das war auch noch im größten Saal, den das Kino zu bieten hat. Zwar natürlich nicht zur Hauptkinozeit um 20 Uhr, aber so 300 Leute waren da - auch viel Presse, die sich das Video einfach angeschaut haben. Das hat schon Eindruck geschunden. Könnte ruhig öfter sein.

Chris:
Ihr geht jetzt Ende Juni mit CIRCLE 2 CIRCLE und BLAZE auf erste richtige Tour. Was sind deine Erwartungen daran?

Metti:
Es sind erst einmal nur acht Tage, zwar ohne Day-off, was für mich sehr anstrengend werden dürfte, aber es ist im Juni - eine coole Jahreszeit, um sich nicht zu erkälten. Es ist ein cooler Start für uns, weil es eine kurze Tour ist und die Leute, die zu den Konzerten kommen werden, einfach Bock auf Metal haben dürften. Dann haben wir als Vorband natürlich auch größere Chancen gesehen zu werden, als wenn du beispielsweise vor JUDAS PRIEST spielst. Da interessiert sich doch niemand für den Opener. Du spielst zwar vor 100.000 Leuten mehr, aber es interessiert keine Sau. Der Schnitt der Tour wird wahrscheinlich bei 200 Leuten liegen, denke ich mal. Wir bekommen die komplette Backline wie CIRCLE 2 CIRCLE und BLAZE, aufgrund des Aufwandes. Wir werden zwar wahrscheinlich keinen Soundcheck haben, aber das wäre eh Blödsinn, wenn alle die gleiche Backline benutzen.

Chris:
Ihr habt bisher sehr viel im Underground gespielt. Wie macht ihr das mit dem typisch deutschen Problem: Urlaub?

Metti:
Bisher ging das eigentlich immer relativ gut. Sascha arbeitet irgendwie pro Tag zehn Stunden und hat dafür immer einen Tag in der Woche frei. Wenn man die Gigs im Vorfeld früh genug weiß, ist das eine gute Gelegenheit, um solche Probleme zu umschiffen. Sven hat mit seinem Arbeitgeber geregelt, wenn größere Auszeiten sind, bekommt er einfach unentgeltlichen Urlaub. Das ist auch eine geile Sache, weil das ja auch nicht selbstverständlich ist. Martin arbeit frei im Studio, kann sich also die Zeit locker einteilen. Ich habe bisher studiert, was daher auch immer sehr unproblematisch war. Wir haben sowieso nicht immer jedes Wochenende gespielt, war also nie so ein großes Problem. Umso mehr man in die Jobs eingebunden ist, desto schwieriger wird es natürlich. Du merkst jetzt aber schon, dass alles etwas professioneller wird, obwohl man aber weiterhin nix dabei verdient.

Chris:
Stichwort: "schneitzel for free tour" (2002 organisierten PERZONAL WAR zusammen mit den Bands COURAGOUS und RED TO GREY eine kleine Undergroundtour) ...

Metti:
(lacht) Geil! Weißt du noch, wie Sascha dem Nüssi in die Hand gebissen hat ? (lacht weiter) Das fällt mir zumindest mal spontan dazu ein. Dann noch der Gig in Amberg, wo es für jeden nur eine Wurst gab, ohne Brot (lacht immer noch) ... So ein Gig wie in Amberg war im Nachhinein schon wieder lustig. Eigentlich war es ein großer Witz, aber daher auch wieder witzig ... hahaha ... nee, war schon richtig cool. Wie war das noch mit Robins Vater? Metall-Musik? Das war geil. Das werden wir doch im Januar wohl wiederholen, oder?

Chris:
Auf jeden Fall! Nächstes Stichwort: Die drei ??? ...

Metti:
Hast du schon wieder neue Daten? Ja, ich sage noch einmal "Danke für den geilen Auftritt in der Stadthalle Langen". Ich habe auch ein Autogramm von Justus Jonas bekommen ... juhu. Ich bin immer noch ein großer Fan und höre die Sachen weiterhin sehr gerne, obwohl ich sagen muss, dass die Sachen eigentlich immer schlechter werden. Die ganze Kiste hat durch diese Livetour einen ziemlichen Kommerzschub bekommen. Da muss jetzt in regelmäßigen Abständen immer eine neue Folge erscheinen. Leider werden sie dadurch aber auch immer schwächer.

Chris:
So, Metti, deine letzten Worte ...

Metti:
Erst einmal vielen Dank. Auf die Tour kommen wir zurück, da werden wir uns schon ein paar "schneitzels" gemeinsam reinpfeifen. Ich kann nur allen sagen, bitte schreibt ganz viele E-Mails an LEFAY, damit sie sich schnell wieder reformieren, denn so langsam geht es mir wirklich auf den Sack. Ich hatte gehofft, sie kommen wieder aus dem Quark, aber war wohl nix. Und hört einfach mal in die neue Platte rein. Ihr könnt euch unter perzonalwar.de auch neue Songs herunterladen. Ich hoffe, wir sehen uns auf Tour.

Redakteur:
Chris Staubach

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