PINK CREAM 69: Interview mit Alfred Koffler

01.01.1970 | 01:00

Die Geschichte von PINK CREAM 69 beginnt im Jahre 1987, als sich vier junge Männer aus dem Raum Karlsruhe zusammentun und beschließen mit ihrem frischen Hard Rock fortan die Welt zu rocken. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Schon ein Jahr nach der Gründung können Andi Deris (v), Alfred Koffler (g), Dennis Ward (b) und Kosta Zafiriou (dr) den vom Metal Hammer ausgeschriebenen Nachwuchswettbewerb in der Ludwigsburger Rockfabrik gewinnen. Was zur Folge hatte, dass sich zahlreiche Major-Companies für die Karlsruher interessierten, von denen CBS (heute Sony) letztendlich den Zuschlag erhielt.

Seitdem ist natürlich viel passiert. Nach drei starken Alben entschließt sich Sänger Andi Deris im Jahre 1994 dem Ruf des Geldes zu folgen und fortan bei HELLOWEEN seine Brötchen zu verdienen. Als Ersatz verpflichten PINK CREAM 69 den Engländer David Readman. Ein solcher Wechsel lässt sich natürlich nicht reibungslos vollziehen und viele sprechen voreilig vom Ende der Band, was sich glücklicherweise nicht bestätigte. Vielmehr ist David heute als absoluter Glücksfall zu bezeichnen. Der Brite passt nicht nur menschlich, sondern auch gesangstechnisch hervorragend zu den Badenern und eröffnet den Pinkies dank seines facettenreichen Gesanges neue Möglichkeiten.

Nachdem man sich mit dem ersten gemeinsamen Album "Change" neu orientierte, ging es ab dann von Album zu Album kontinuierlich bergauf. Den letzten Schicksalsschlag ereilte die Band, als bei Gitarrist Alfred Koffler im Vorfeld der "Endangered"-Tour im Jahre 2001 ein sog. Musikerkrampf (Fokale Dystonie) in der linken (Greif-)Hand diagnostiziert wird. Dies hatte zur Folge, dass Koffl nicht mehr wie gewohnt in die Saiten greifen konnte und sein Spiel dadurch sehr stark beeinträchtigt wurde. PINK CREAM 69 standen mehr denn je vor dem Aus! Nur der eiserne Wille von Koffl und der Zusammenhalt innerhalb der Band, ließen das Feuer nicht erlöschen und führten zu einem bärenstarken Comebackalbum in Form von "Thunderdome".

Anlässlich der gemeinsamen Tour mit AXXIS nutzten wir die Gunst der Stunde, beim Stopp in Karlruhe mit dem gutgelaunten Alfred Koffler ein kleines Schwätzchen zu halten. Nachdem wir es uns im geräumigen Tourbus gemütlich gemacht hatten, stand einem unterhaltsamen Talk nichts mehr im Wege


Frank:
Hallo Koffl, wie geht es dir?

Alfred:
Gut! Ich kann nicht klagen.

Frank:
Ihr seid ja seit ein paar Tagen erneut gemeinsam mit AXXIS im Doppel-Headliner-Package und den Schweizern CRYSTAL BALL auf Tour. Diese Konstellation - AXXIS und PINK CREAM 69 - hat sich bereits im Jahr 2000 als erfolgreich bewiesen. Es ist - glaube ich - das dritte Konzert heute Abend. Wie ist es bisher gelaufen?

Alfred:
Richtig, heute ist unsere dritte Show und es läuft wirklich gut. Die ersten beiden Shows waren sehr gut besucht. Klar muss sich am Anfang der Tour erst einmal alles so richtig einspielen, da kann man noch so viel proben. Wenn man dann auf der Bühne steht und vor Leuten spielt, ist es schon etwas anderes.

Frank:
Die Tour führt euch ja auch ins umliegende Ausland.

Alfred:
Joah, da sind noch so einige Auslands-Dates mit dabei. Wir werden auch noch in Österreich, Schweiz, Frankreich und Spanien spielen. Dann ist noch eine Show in Budapest/Ungarn geplant.

Frank:
Wie sieht es mit Festivals aus?

Alfred:
Da gibt es auch ein paar Aktivitäten. In der Tschechei ist da etwas, dann das Sweden Rock, was gerade kürzlich hinzugekommen ist. In Deutschland ist bis auf das Rock Hard Festival noch nichts bestätigt, wobei auch da immer wieder das ein oder andere Angebot in Haus flattert.

Frank:
Wie läuft es für euch im Ausland?

Alfred:
Nun gut, aktuelle Verkaufszahlen haben wir bislang noch nicht vorliegen. Unsere neue Plattenfirma SPV ist aber dafür bekannt auch im Ausland einen guten Job zu machen. Wir haben da auch sehr viel Promoarbeit gemacht und die Reaktionen der Pressevertreter waren durchwegs positiv. Wir werden mit Sicherheit auch auf der Tour ein wenig ein Feedback kriegen.

Frank:
AXXIS wollen ja im Herbst nochmals auf eine eigene Headliner-Tour gehen. Kommen bei euch auch noch ein paar Konzerte im Spätjahr hinzu?

Alfred:
Mal schauen wie es so läuft. Ich denke schon, dass wir da noch einmal etwas machen werden. Genau geplant ist aber derzeit noch nichts.

Frank:
Fein, kommen wir zu den etwas weniger erfreulichen Dingen. Wie geht es deiner Verletzung, sofern man hier von einer Verletzung sprechen kann?

Alfred:
Nun gut, die Sache an für sich ist eigentlich unverändert. Da wird es wohl auch so schnell keine Besserung geben, da es sich bei dieser Geschichte um eine nahezu unheilbare Krankheit handelt. Es ist eigentlich keine schmerzhafte Angelegenheit, viel mehr ist es eine Behinderung, da die Bewegungsabläufe in der Hand eingeschränkt sind. In der derzeitigen Konstellation mit Uwe Reitenauer als zweiten Gitarristen funktioniert das Ganze aber sehr gut und man arrangiert sich soweit, dass es irgendwie passt.

Frank:
Wie oft hast du daran gedacht die Brocken hinzuwerfen?

Alfred:
Mit Sicherheit schon sehr oft! Der Gedanke kam schon ein paar Mal auf, das ist klar. Anfangs war es eine Phase, da wusste ich noch gar nicht, was ich habe, weil es auch eine relativ unbekannte Sache ist. Irgendwie war ich da auch schon ziemlich frustriert. Dann versucht man natürlich auch immer wieder krampfhaft die Sachen zu spielen, die einem Probleme bereiten. Man versucht so wie früher zu spielen und es geht einfach nicht mehr. Wenn man jedoch irgendwann einmal einsieht, dass es halt nicht mehr so geht, muss man sich eben einen anderen Spielstil aneignen. Was mir auch sehr geholfen hat, war der Rückhalt der Band. Es half ja nichts frustriert durch die Gegend zu laufen. Ich sagte mir dann "Geh damit um und lerne damit zu leben, oder lass die ganze Sache einfach sein". Seither geht es mir auch selbst viel besser. Mir war auch bewusst, dass mein Ausstieg wohl das Ende von PINK CREAM 69 bedeutet hätte.

Frank:
Wird Uwe nur auf Tour mit dabei sein oder sogar demnächst auch als festes Bandmitglied bei euch einsteigen?

Alfred:
Momentan ist er jetzt nur mal live mit von der Partie. Auf der neuen Scheibe "Thunderdome" hat er nicht mitgespielt. Ich gehe allerdings davon aus, dass er fließend zum festen Bandmitglied werden wird. Wir sind ja alle auch sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Wir haben da echt Glück gehabt, so einen Gitarristen zu finden, der gerade auch menschlich bestens mit uns harmoniert. Uwe ist ein total netter Typ und er passt super zu uns.

Frank:
Ich habe Uwe das erste Mal bei euch im Jahre 2002 auf dem Bang Your Head-Festival gesehen. Kannst du mir etwas über ihn erzählen? Wie seid auf ihn gestoßen?

Alfred:
Sicher. Uwe ist von Beruf Gitarrenlehrer und unterrichtet auch noch. Er spielte bei einigen Bands hier in der Region, wobei da bekanntere nicht dabei waren, mehr so lokale Geschichten halt. Als wir uns damals auf der Suche nach einem zweiten Gitarristen befanden, sind wir hier in Karlsruhe in den Rockshop reinmarschiert und haben einfach mal ein paar Leute gefragt, ob sie jemanden für uns wüssten. Dann haben wir halt irgendwie seine Telefonnummer bekommen. Wir haben ihn dann angerufen und ein wenig miteinander geplaudert. Er hat uns dann ein Tape mit ein paar Jam-Aufnahmen aus dem Proberaum geschickt, was uns sehr gut gefallen hat. Daraufhin haben wir ihn zu uns eingeladen und ein paar Bierchen mit ihm zusammen getrunken, um zu testen, ob es auch menschlich harmoniert. Besonders wichtig war auch, dass er mit mir in spielerischer Hinsicht harmoniert.

Frank:
Wird Uwe dann zukünftig alle schwierigeren Leadparts übernehmen und du beschränkst dich lediglich auf die Rhythmusarbeit?

Alfred:
Nee, das ist ziemlich ausgeglichen. Ein paar Sachen die mir extreme Schwierigkeiten machen, übernimmt dann er natürlich. Ich habe da auch überhaupt keine Egoprobleme. Es funktioniert einfach geil und es ist eine gute Kombination. Viele Stücke klingen gerade live mit zwei Gitarren viel besser.

Frank:
Es war ja die zweite Krise in der Bandgeschichte. Die erste war sicherlich im Jahre 1994 der Ausstieg von Andi Deris. Kommen wir doch mal zu David Readman, der ja mittlerweile auch schon seit zehn Jahren bei euch ist. Ich halte David für einen wahren Glücksgriff für euch, wie siehst du das mit ein wenig Abstand? Wie seid ihr damals an David rangekommen?

Alfred:
Ja, er ist auf jeden Fall ein Glücksgriff! Im Vergleich zu der Suche nach einem weiteren Gitarristen, hat sich die Suche nach einem neuen Sänger als sehr langwierig herausgestellt. Wir hatten damals in den einschlägigen Fachmagazinen Inserate geschaltet, auch im Ausland wie z.B. in England im "Melodiemaker". Wir haben daraufhin so um die 300 Tapes geschickt bekommen, wo neben viel Schrott auch ein paar gute Leute dabei waren. Jedes einzelne Tape haben wir durchgehört und uns nach und nach so durch gearbeitet. Doch irgendwie war der richtige Mann nicht dabei. Eigentlich eines der letzten Tapes, was bei uns rein kam, war das von David. Das dargebotene Material hat uns dann auch sehr gut gefallen. Wir haben ihn daraufhin zu uns eingeladen und mit ihm gemeinsam gejammt. Dort ist dann der Funke übergesprungen.

Frank:
Wie siehst du im Nachhinein das Album "Change", was ja das erste mit Dave ist? Mir persönlich war der Stilbruch zu groß!

Alfred:
Sagen wir es mal so, es war zu diesem Zeitpunkt eine Findungsphase, eine Experimentierphase innerhalb der Band. Wir hatten uns vorher eigentlich nie so richtig Gedanken darüber gemacht, welchen Stil wir spielen wollen. Es waren einfach die Songs, die zu dieser Zeit so dabei herausgekommen sind. Wobei man jetzt sagen kann, dass die Produktion ein Witz war! Damit waren wir im Nachhinein überhaupt nicht zufrieden. Irgendwie sind wir damals so reingeschliddert. Es war aber auch eine wichtige Phase für uns um dann zu erkennen, wo wirklich unsere Stärken liegen und dorthin zurückzukehren. "Food For Thought" war da noch sein ein Mittelding, während wir bei "Electrified" back to the roots gegangen sind. Zu diesem Zeitpunkt haben wir am Besten erkannt, wo wir zu Hause sind und was wir am Besten können.

Frank:
Welches gehört zu deinen Lieblingsalben?

Alfred:
Ahhh, das ist schwierig! Man hat natürlich zu jedem Album einen Bezug, das ist wie bei einem Kind. Sagen wir mal so, zu Andy's Zeiten fand ich die "Games People Play"-Scheibe wirklich sehr stark. Was zum einen an der guten und fetten Gitarrenarbeit liegen dürfte. Da sind Sachen drauf, mit denen ich heute auch noch sehr zufrieden bin. Von den neueren Sachen gehört mit Sicherheit "Electrified" und das neue Album "Thunderdome" dazu. Wir haben mit "Thunderdome" auch durch die Bank weg nur gute Reviews gelesen, da waren keine schlechten Kritiken dabei. Vielleicht hat uns da auch die Zwangspause einfach gut getan, so dass einfach die Ideen wieder da waren.

Frank:
Ich habe gerade vorhin beim Soundcheck mitbekommen, dass ihr 'One Step Into Paradise' von eurem Debüt unplugged spielt?

Alfred:
Richtig, das haben wir jetzt auf dieser Tour das erste Mal so mit rein genommen. Gerade dieses Stück ist ja ein typischer Deris-Song und in dieser Fassung kommt Davids Stimme am besten zur Entfaltung. Es bietet auch in so einem Konzert mal eine kurze Ruhepause und Abwechslung.

Frank:
Ist auf alle Fälle mal was anderes. Wie siehst du eure Entwicklung? Seid ihr schon auf dem kreativen Höhepunkt angekommen bzw. wie schwer fällt es euch neue Stücke zu schreiben und neue Ideen aufzugreifen?

Alfred:
Das ist schwer. Der kreative Höhepunkt liegt hoffentlich noch vor uns, haha. Wie bereits erwähnt hat uns die Zwangspause auch gut getan, weil dann jeder wieder heiß darauf ist neue Songs zu machen. Das dürfte man der neuen Platte auch anmerken. Die Ideen gehen eigentlich immer lockerer von der Hand. Man ist natürlich auch ein eingespieltes Team. Und auch mit Dennis, der für die Produktion verantwortlich war, läuft es wie aus einem Guss. Jeder weiß, wofür er steht in der Band. Von daher ist eigentlich der ganze Arbeitsprozess leichter denn je.

Frank:
Ihr verfügt ja mit dir, Dennis und David über drei kreative Köpfe in der Band, wenn ich das mal so sagen darf. Wer hat bei euch in Sachen Songwriting das Heft in der Hand?

Alfred:
Och ja gut, wer halt so gerade die Ideen bringt. Der Dennis hat sich dieses Mal auch wieder mehr in das Songwriting eingebracht. Was vorher bei ihm immer ein Zeitproblem war, da er auch noch viele andere Bands produziert. Gott sei Dank hat er auch die Zeit gefunden, ein paar Songs beizusteuern. Man merkt es der Platte auch an, dass ein weiterer kreativer Kopf am Mitwirken ist. Dadurch haben wir eine größere Bandbreite und der Songpool recht groß ausfällt, aus dem man dann die Stücke für das Album auswählen kann.

Frank:
Wie verliefen die Aufnahmen zu "Thunderdome", auch gerade in Anbetracht deines Handicaps?

Alfred:
Gut, da sind wir dieses Mal wirklich andere Wege gegangen! Im Prinzip geht man ja immer als Band ins Studio und spielt gemeinsam die Sachen ein. Oder in der Regel fängt der Schlagzeuger an und der Rest kommt dann nach und nach drauf. Dieses Mal war es bei uns so, dass ich mit den Gitarren angefangen habe. Vorab habe ich in meinem kleinen Heimstudio vorproduziert und auch ein wenig mit einem Drumcomputer Vorarbeit geleistet. Wir haben uns nicht im klassischen Stil im Proberaum getroffen und Songs geschrieben, sondern das Songwriting und die Aufnahmen ineinander fließen lassen. Für uns war es von Vorteil, dass man hier und da noch etwas ändern kann. Dank der heutigen Technik ist dies ja alles kein Problem mehr.

Frank:
Dennis hat ja auch die letzten Alben produziert. War das für euch schwierig? Hattet ihr keine Bedenken ob das funktioniert, da ja Externe oft auch noch frischen Wind in die Produktion einfließen lassen können.

Alfred:
Für Dennis ist das mit Sicherheit ein stressiger Job. Er ist natürlich voll involviert. Er muss Bass spielen, Songs schreiben und noch produzieren. Zusätzlich soll er das außenstehende Ohr darstellen, was kritisch die Stücke bewertet. Dadurch, dass wir als Band aber wissen was wir wollen und wie es klingen soll, ist es eigentlich eine super Konstellation. Auch in finanzieller Hinsicht.

Frank:
Ich halte "Thunderdome" für sehr abwechslungsreich. Wie zufrieden seid ihr?

Alfred:
Zufrieden, ja. Wobei ich glaube, den Musiker der nach einer Produktion hundertprozentig zufrieden ist mit seinem Album, den gibt es gar nicht, haha.

Frank:
Och, ich habe schon von vielen Bands gehört, dass sie das beste Album überhaupt geschrieben haben, haha!

Alfred:
Sagen sie meistens, ja. Aber davon wirklich überzeugt sind die wenigsten, haha. Wir sind schon sehr zufrieden mit "Thunderdome"! Wenn man immer noch etwas Verbesserungswürdiges auf dem Album findet, hat man wenigstens noch den Ansporn es bei der nächsten Scheibe besser zu machen.

Frank:
Worin siehst du einen Unterschied im Vergleich zu seinen Vorgängern "Endangered" oder "Sonic Dynamite"?

Alfred:
Hmm, hauptsächlich mal die Bandbreite der Stücke. Es bleibt vom ersten bis zum letzten Song interessant. Ich steh da besonders drauf. Es gibt viele Bands, da hat man drei Songs von der Scheibe gehört und man kennt das ganze Album, weil jeder Song irgendwie gleich klingt. Die Stücke sprechen für sich selbst. Unsere Stärke liegt in der musikalischen Ausgeglichenheit innerhalb der Band. Bei uns steht niemand irgendwie im Vordergrund und lebt sein Ego aus. Wir sind viel mehr eine Gemeinschaft. Alles was wir machen, sollte nur dem Song zuträglich sein.

Frank:
An welchem Stück hängt dein Herz besonders?

Alfred:
Auch das ist schwer zu sagen! Natürlich in erster Linie die eigenen Songs, die man geschrieben hat. Da kann ich jetzt mal 'Gods Come Together' nennen, aber auch 'Carnaby Road' finde ich sehr stark. Gerade der letztgenannte hat mit seinem gelungenen Mittelpart und seiner Dynamik mein Herz erobert. Auch die Ballade ' That Was Yesterday' ist einer meiner Favoriten, obwohl ich eigentlich nicht so der Balladentyp bin. Das Stück wurde von David geschrieben und gefällt mit sehr gut.

Frank:
Wer hat sich das Coverartwork zu "Thunderdome" einfallen lassen. Es ist ja sehr futuristisch ausgefallen. Wolltet Ihr damit noch etwas Besonderes zum Ausdruck bringen?

Alfred:
Der Song 'Thunderdome' stammt von Dennis und handelt inhaltlich von den ganzen Castingshows, die momentan bei uns überall im Fernsehen gezeigt werden. Letztendlich zählt da doch nur die Show und weniger die Qualität des dargebotenen Materials. Dem Verriss der Jury wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt als dem Künstler. Die Thematik erstreckt sich mehr oder weniger durch das ganze Album. Das Artwork wurde von Martin Häußler entworfen, mit dem wir schon sehr lange zusammenarbeiten. Der hat den Titel gehört und hat uns ganz spontan eine Idee dazu geliefert. Es ist mal etwas anderes. Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass wir eine Band sind, der jeder Ton auf dem Album wichtig ist. Aber bei der Covergestaltung sind wir die letzten Heuler, hahaha. Das ist meistens so eine Last-Minute-Geschichte, weil es auch nicht so wichtig für uns ist.

Frank:
Gerade das letzte Cover zu "Endangered" fand ich wenig gelungen. Es lag meiner Meinung nach wie ein Frosch im Regal und wirkte mit seinem giftigen Grün wenig einladend.

Alfred:
Damit waren wir auch nicht so zufrieden. Das Neue ist da ganz anders und kommt auch auf Postern, Shirts etc. sehr geil rüber! Es lenkt viel mehr die Blicke auf sich.

Frank:
In 'Retro Lullaby' und 'Here I Am' verteilt ihr ja auch kräftige Seitenhiebe auf die ganze Casting-Show-Thematik. Wie siehst du die Entwicklung und was stört dich daran?

Alfred:
Was der ganzen Sache abgeht ist, dass es keine Bands mehr gibt, die aufgrund ihrer Leistung hochkommen. Im Vordergrund steht nur noch das Aussehen und Image. Es gibt niemanden mehr, der einen eigenen Stil entwickelt. Es ist alles nur noch auf die schnelle Mark ausgelegt. All diese Künstler sind jederzeit austauschbar. Alles nur Notnägel der Labels, die versuchen noch Geld zu verdienen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis diese Shows von den Leuten nicht mehr angenommen werden, weil der Hörer einfach nach Bands oder Künstlern verlangt, die etwas zu sagen haben. Der Trend von der Fast-Food-Musik wird wieder weggehen. Rockmusik ist da eher zeitlos und man kann sich diese auch noch in ein paar Jahren anhören.

Frank:
Welche Ziele wollt ihr - gerade in Hinblick auf eure neue Scheibe - erreichen?

Alfred:
Wir haben da natürlich schon Ziele. In erster Linie soll es aber Spaß machen. Sicherlich hofft man ein paar Platten zu verkaufen, um die Möglichkeit zu haben, sich weiterhin musikalisch zu verwirklichen. Wir sind da guter Dinge mit der neuen Plattenfirma SPV noch eine Schippe drauflegen zu können. Die Vorzeichen sind bisher positiv. Es geht wieder in langsamen Schritten nach oben. Wir haben aber ja Durchhaltevermögen und sind schon so lange mit dabei, haha. Da wird man schon zäher.

Frank:
Ihr seid ja erst vor Kurzem von Massacre Records zu SPV gewechselt. Was war für euch der Grund des Wechsels?

Alfred:
Wir waren eigentlich nicht unzufrieden mit Massacre. Wir hatten einfach nur das Angebot von SPV auf dem Tisch liegen. Nicht unbedingt in finanzieller Hinsicht, die hatten uns jetzt nicht zwei Nullen hinten drangehängt, haha. Sondern einfach die Ideen die man uns unterbreitet hat und der gute Ruf gerade in Hinblick auf die Arbeit im Ausland, was bei uns in der Vergangenheit leider immer so ein Schwachpunkt war. Du kriegst im Ausland immer gute Kritiken und Reviews, die dann aber nichts nützen, wenn du die Platte nirgends bekommen kannst. Gerade da versprechen wir uns eine Verbesserung.

Frank:
Ok, dann wären wir soweit durch! Hast du noch etwas, was du loswerden möchtest?

Alfred:
Oh weh, was soll ich da jetzt sagen? Jetzt hast du mich auf dem falschen Fuß erwischt, hahaha.

Frank:
Kein Problem. Dann bedanke ich mich recht herzlich für das Interview und wünsche weiterhin viel Erfolg und Gesundheit!

Alfred:
Ebenfalls vielen Dank für dein Interesse und ich wünsche noch einen schönen Abend!

Redakteur:
Frank Hameister

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