PINK CREAM 69: Interview mit Kosta Zafiriou
01.01.1970 | 01:00Während Balance of Power gerade ihren Auftritt hatten, unterhielt ich mich im Tourbus mit Kosta Zafiriou, dem Drummer von Pink Cream 69. Diese sind gerade mit ihrem Album "Sonic Dynamite" auf einer Double-Headliner-Tournee mit Axxis.
Christian:
Hi Kosta, kannst du mir etwas über den bisherigen Verlauf von der Tour sagen ?
Kosta:
Sehr geil, also es lässt sich wirklich sehr geil abtouren. Wir verstehen uns mit Axxis supergut, die Zuschauerzahlen sind sehr, sehr gut, also wirklich besser, als man hoffen durfte. Wir haben Ulm ausverkauft, wir haben Bochum ausverkauft, wir haben sogar ein paar Leute heimschicken müssen. Bisher haben wir so 700-800 Leute im Schnitt und damit hat eigentlich keiner gerechnet. Daß wir zwei, speziell Pink Cream und Axxis ein interessantes Package für diese Art von Musik sind, haben wir schon gewusst und uns auch gedacht und das war natürlich auch der Gedanke, als man die Planung zu dieser Tour gemacht hat. Aber das es so geil läuft haben nicht einmal wir erwartet, von daher sind wir schon sehr happy momentan.
Christian:
Wie ist denn das Zusammenleben mit Balance of Power ?
Kosta:
Also mit Balance of Power leben wir nicht zusammen, die haben ihren eigenen Bus, aber das sind auch nette Jungs, man kommt sehr gut miteinander aus. Nach dem Gig waren wir schon ein paar Mal in irgendwelchen Läden zusammen und ein paar getrunken, das sind also ganz nette Jungs, da gibt es keine Probleme.
Christian:
Was können die Fans von eurem Wacken-Auftritt dieses Jahr erwarten ?
Kosta:
Es ist das erste Mal, daß wir überhaupt in Wacken spielen. Ich war letztes Jahr das erste Mal dort und hab mir das angeguckt und es ist natürlich schon ein sehr, sehr geiles Festival. Speziell weil es das erste Mal ist werden wir uns natürlich den Arsch aufreissen, so daß man natürlich eine ordentliche Visitenkarte hinterlässt, denn man muss natürlich versuchen, sich unter der großen Anzahl an Bands dort abzusetzen. Letztes Jahr ist es uns auf dem Balinger Festival sehr gut geglückt, von unserem Gig dort haben die Leute sehr hoch geredet, was natürlich auch tierisch Spaß macht und dann umso mehr anspornt.
Christian:
Wie war es denn, auf einem Festival mit Bands wie Motörhead oder Deep Purple zu spielen ?
Kosta:
Ja, Motörhead haben wir nicht gesehen weil wir erst am zweiten Tag gekommen sind und Deep Purple laufen da auch nicht einfach so rum. Die kamen irgendwann abends, die Bühne wurde abgesperrt, die gehen hoch und spielen ihren Gig runter. Wir waren mehr mit Bands, die wir auch kennen zusammen, wie zum Beispiel den Pretty Maids, Grave Digger oder Gamma Ray. Da ist eigentlich schon eine gute Clique entstanden. Und es macht auch Spaß, wenn soviele Presseleute, die man auch kennt dort unterwegs sind, aber Bands wie Deep Purple sind da reingefahren, hoch auf die Bühne und nach dem Gig gleich wieder zurück ins Hotel, da kriegt man nicht soviel mit, es gibt da schon noch Unterschiede.
Christian:
Wie kam es zu dem Coverartwork und dem Fotoshooting für "Sonic Dynamite" ?
Kosta:
Das Frontcover hat ein befreudeter Fotograph und Grafiker von uns gemacht, der das zusammengestellt hat und die Fotosession an sich, also diese Bilder, die waren gar nicht so geplant, sondern wir haben den ganzen Tag Fotosession gemacht wegen den Pressebildern und so weiter. Gegen Schluß wollte der Fotograph noch was geiles, abgefahrenes machen. Wir wussten gar nicht, ob das so gut kommt und haben es ganz zum Schluß abends noch gemacht. Als wir die Fotos dann gesehen haben, haben wir gesagt "Geil !", denn es strahlt schon eine gewisse Energie aus und es hat uns sehr gut gefallen. Am Anfang waren wir skeptisch, ob das nicht zu kindisch kommt, aber wir haben es durchgezogen, und wenns nichts geworden wäre, hätten wir es einfach nicht benutzt. Letztendlich liegt es an unserer Hand, ob wir diese Fotos einsetzen oder nicht. Wir haben sie aber so geil gefunden, daß wir sie gleich mit ins Cover genommen haben.
Christian:
Habt ihr den Stilwechsel auch, oder gerade weil die Fans diesen Change-Kram nicht mochten, durchgenommen ?
Kosta:
Das Change-Album war ein extremer Schritt, mit dem wir selbst auch nicht happy waren. Meiner Meinung nach sind wesentlich bessere Songs auf der Scheibe, als es die Produktion vermuten lässt. "Change" ist einfach absolut untypisch produziert für Pink Cream, sondern, wie es damals eben modern war, sehr garagenmäßig klingt. Danach haben wir die "Food for thought" gemacht, wo wir uns die Freiheit genommen haben, sehr viel rumzuexperimentieren, es sind einige melodische Sachen dabei, aber auch ein paar ganz abgefahrene Geschichten. Nach diesen Wechseln haben wir uns gesagt "OK, jetzt sind wir rechts und links geirrt und müssen uns irgendwie definieren." Und anhand des Songmaterials, das Koffler und David damals geschrieben haben und anhand der Stärken, die man an sich selbst im Laufe der Jahre merkt, war das mehr oder weniger ein automatisches Schliessen den Kreises. Wir sind also nicht ans Reißbrett gegangen und haben uns die Richtung der Songs vorgegeben, sondern es war mehr ein schönes und angenehmes Gefühl musikalisch zu Hause zu sein und das zu machen, was man am besten kann. Als dann die Erfolge der "Electrified" wieder kamen war es eigentlich schon klar, daß "Sonic Dynamite" in ähnlichem Stil einschlagen wird, obwohl wir nie darüber geredet hatten, wobei die Scheiben sich natürlich auch in sich unterscheiden, denn wir haben schon den Anspruch zu sagen, daß wir immer ein paar Sachen anders zu machen. Es gibt ja einige Bands, die sich seit 15 Jahren selbst kopieren und das wär dann auch zu langweilig für uns. Aber momentan denke ich schon, daß wir mit dem Stil sehr happy sind.
Christian:
Habt ihr zur Zeit noch Kontakt zu Andi Deris ?
Kosta:
Nein, überhaupt keinen und noch nie gehabt seit damals. Wobei ich sagen muss, daß sich die Position oder die Perspektive von unserer Sicht aus so geändert, daß man keine Wut mehr spürt oder verärgert ist. Damals ist es ja recht unschön auseinandergegangen. Ich für meinen Teil bin nicht mehr sauer, sondern er hat seine Entscheidung getroffen, er ist immer noch bei Helloween, daraus folgere ich, daß er happy ist und wir sind mehr als happy mit dem David. Von daher war es ja letztendlich die beste Entscheidung für alle. Aber wie gesagt: Die Art und Weise, wie das damals war, da waren wir schon ziemlich sauer, aber inzwischen sind soviel Jahre vergangen, daß weder er noch wir daran denken. Es ist einfach, wie wenn man eine Ex-Freundin hat. Manchmal ist man noch befreundet mit ihr, aber manchmal zieht sie dann woanders hin und dann verliert man sich ganz aus dem Leben. Das heisst: Jeder lebt sein eigenes Leben, hat seine eigenen Pläne und ich würde fast soweit gehen und sagen, daß es den einen recht wenig interessiert, was der andere macht. Also ich kauf mir jetzt auch nicht seine Scheiben oder renn jedes Mal in den Laden, wenn eine neue Helloween-CD rauskommt und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß der Deris das anders macht. Weil wie gesagt: Jeder zieht sein eigenes Ding durch und versucht das so gut wie möglich zu machen.
Christian:
Was ist nach deiner Meinung das beste Pink Cream-Album ?
Kosta:
DAS ist eine sehr schwere Frage. Natürlich ist immer das jüngste Baby das süßeste und das hübscheste. Das heisst: Momentan würd ich jetzt noch tendieren, "Sonic Dynamite" zu sagen, weil es noch viel zu frisch ist und wir sind mit der Scheibe zur Zeit auf Tour. In einem Jahr oder so werde ich wohl den nötigen Abstand haben, daß ich da eine genaue Scheibe nennen kann. Für meine Begriffe waren "Electrified" und "One size fits all" sehr starke Alben vom Songmaterial her. Von der Produktion her würde ich die "Games people play" ganz nach oben heben, weil wir damals mit sehr viel Zeit und Liebe zum Detail gearbeitet. Die "Sonic Dynamite" muss ich ausklammern, weil ich da noch nicht objektiv genug sein kann.
Christian:
Was ist denn deine aktuelle Lieblingsband ?
Kosta:
Die gibt es derzeit wahrscheinlich gar nicht. Es gibt immer nur Bands, die momentan gute Scheiben machen und das kann speziell bei mir alles mögliche sein. Ich finde zum Beispiel die neue AC/DC ziemlich geil, die neue Stratovarius, aber auf der anderen Seite find ich auch die neue "Red Hot Chili Peppers" geil. Was den Musikgeschmack angeht bin ich schon ziemlich variabel. Ich bin eigentlich kein "Fan" mehr seit einigen Jahren. Früher, als ich klein war, war ich wirklich Fan von Kiss, Rainbow und so, dann lange Zeit Queensryche gewesen. Cult war meine Lieblingsband für eine lange Zeit. Aber momentan mach ich das nicht mehr an Bands fest, sondern hab eben aktuelle Lieblingsscheiben.
Christian:
Wie und wann bist du überhaupt zum Metal gekommen ?
Kosta:
Gute Frage. Wenn ich mich so recht erinnere durch meinen Bruder, der 2-3 Jahre älter ist als ich, der schon eher angefangen hat. Ich selbst habe mir 1976 oder 1977 die "Rainbow - Live on stage" geholt, als sie grade rauskam. Das war also im Alter von 11 Jahren, als ich mit HardRock angefangen habe. Das geht also weit zurück. Ich kann mich nur erinnern, wie ich als kleines Kind von 6 oder 7 Jahren Abba-Singles gekauft habe. Alles, was damals aktuell war hat man sich eben auf Singles gekauft, weil die auch billiger waren. Nach einiger Zeit haben sich die ersten Sweet-Singles untergemischt und somit war es wohl ein nahtloser Übergang über Sweet dann zu Kiss. Ich war bestimmt 10 Jahre lang extremer Kiss-Fan, habe alles von ihnen gehabt und sie auch mehrmals Live gesehen. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, daß ich jemals eine andere Musikrichtung bewusst gehört habe, bis auf die Kindertage eben, wo man das hört, was gerade im Radio kommt und angesagt ist.
Christian:
Würdest du auch deine Einflüsse bei Kiss festlegen ?
Kosta:
Also vom Drumming her nicht. Vom Schlagzeug her beeinflusst hat mich sehr die New Wave of British Heavy Metal mit Bands wie Iron Maiden, Def Leppard, Saxon und allem, was damals rauskam. Da war ich schon in dem Alter, wo ich Interesse hatte, Musik zu machen. Ich habe erst mit 16 angefangen, Schlagzeug zu spielen, das muss so 1982 gewesen sein und da war eben diese Musik groß. Schlagzeuger, die mich beeinflusst haben waren auf jeden Fall Scott Rottenfield von Queensryche, der für meine Begriffe sehr intelligent Schlagzeug spielt und auf der anderen Seite hat mich schon immer die Kraft den Einfachen fasziniert. Ich war also Lange Zeit großer Motley Crue-Fan und Tommy Lee und auch Phil Rudd von AC/DC haben gezeigt wie effektiv und geil ein wirklich sehr straightes Schlagzeug sein kann. Sowas hat mich schon sehr fasziniert. Und bei mir, beim Song "Seas of madness" zum Beispiel gebe ich dann ein bißchen mehr Gas vom Tempo her natürlich, aber es gibt auch andere Songs, die ich bewusst straight halte, weil ich weiss, daß es die Leute so am besten zum Grooven bringt. Ich muss nicht unbedingt in jedem Song zeigen, was ich kann und wie schnell ich die Drums runterrödeln kann und so. Ich versuche da eher songorientiert zu arbeiten.
Christian:
Wie siehst du vom jetzigen Zeitpunkt aus die Entwicklung von Pink Cream ?
Kosta:
Du, wir sind bester Dinge, wir sind mit der "Sonic Dynamite" wieder in die Charts gekommen, zum ersten Mal seit einigen Jahren, mit "Electrified" haben wir einige Sachen wieder geschafft, die für uns lange Zeit in großer Ferne lagen. Wir haben wieder in Japan getourt, Ende des letzten Jahres waren wir zum ersten Mal in Brasilien und haben dort ein paar Gigs gespielt und sind auch sehr, sehr gut angekommen und es ist ein schönes Gefühl, durch die Zeit, die du vorher auch angesprochen hast, zu wissen, daß man die Talsohle durchschritten hat. 1994- 1996 waren sehr harte Jahre für die Band und ich wage einmal zu behaupten, daß sich die meisten Bands in der Phase, wenn man sieht, was Pink Cream am Anfang ihrer Karriere hatten, aufgelöst, wenn sie durch die Scheisse hätten gehen müssen, durch die wir gegangen sind. Aber dennoch hat uns die Freundschaft der Bandmitglieder untereinander und der Bock auf das gemeinsame Musikmachen zusammengehalten. Von daher ist ein Blick in die Zukunft momentan sehr rosig für uns. Es geht stetig bergauf, die Tour ist gut besucht, die Scheibe verkauft sich ordentlich, war sowohl in Deutschland, als auch in Japan in den Charts. Zum ersten Mal verkaufen wir gut Platten in Frankreich, Spanien und Italien. Überall geht es hoch. Ich kann zwar nicht sagen, was in 10 Jahren oder so sein wird, denn dafür hängt es zu sehr von dem generellen Musikstil ab, der leider momentan in der großen, breiten Masse out ist. Wir sind zufrieden, wenn es weiter wie bis jetzt nach vorne und nicht nur nach vorne, sondern auch bergauf geht. Dieses Gefühl hatten wir die letzten zwei Jahre und das befriedigt natürlich ungemein und macht auch tierisch Spaß mit der Band unterwegs zu sein und zu spielen. Ich denke auch, daß es so weitergehen wird, weil wir genügen Motivation haben, richtig geile Shows zu machen und auch wenn wir das nächste Mal ins Studio gehen um die nächste Scheibe zu machen.
Christian:
Gibt es denn schon Pläne für eine nächste Scheibe ?
Kosta:
Nein, jetzt ist ja noch nicht mal die Tour rum, bisher waren wir damit beschäftigt, über die Liveumsetzung der Songs zu reden. Wir haben natürlich auch die Promotion zu der Scheibe in den einzelnen Ländern gemacht, es war also nicht allzu viel Zeit dafür. Wir haben aber ganz grob Ende des Jahres das Studio angepeilt, einfach um nicht wieder in einem 2- oder 2,5-Jahres Rhythmus zu verfallen, weil man dann auch zu leicht von den Fans vergessen wird. Den 15-18-monatigen Rhythmus halte ich für den besten.
Christian:
Wie wäre es denn mal mit einem Live-Album, grad nach "Electrified" und "Sonic Dynamite" ?
Kosta:
Wir haben ja das 97er Live-Album gemacht, was mehr oder weniger eine Überbrückung war für uns, weil wir neues Material sammeln wollten. Zu dem Zeitpunkt haben wir gemerkt, daß "Electrified" kommen muss. Dafür haben wir uns aber viel Zeit gelassen und deshalb das Live-Album reingeschoben. Ich persönlich bin eigentlich kein großer Fan von Live-Alben muss ich sagen. Ich gehe lieber auf das Konzert, guck es mir live an und höre daheim die Studioscheibe, weil die eben doch noch besser klingt. Aber natürlich hast du Recht, daß man mit "Electrified" und "Sonic Dynamite" Songs in petto hat, die man früher oder später dann natürlich verewigen muss. Aber es gibt heutzutage natürlich unendlich viele Möglichkeiten. Vielleicht könnten wir einmal eine EP machen, ein paar B-Seiten oder Bonustracks. Ein Livealbum ist aber konkret nicht geplant und ich kann mir es auch nicht vorstellen, daß in den nächsten 3 bis 4 Jahren so etwas passiert. Vielleicht ändern wir unsere Meinung aus irgendeinem Grund, aber momentan ist es nicht anvisiert.
Christian:
Was sind die Hintergründe eurer Lyrics ?
Kosta:
Das solltest du am besten David und Dennis fragen, die die Sachen auch schreiben, aber ich kann dir aus den Gesprächen mit den Bandmitgliedern kann ich dir sagen, daß wir weder die Fantasy-Band sind, die mit ihren Märchentexten rüberkommen, noch sind wir die politische Band. Wir versuchen eigentlich Gedanken aufzugreifen, die uns auch beschäftigen und mit denen wir uns befassen. Das können ganz alltägliche Sachen sein oder auch weltpolitische Geschichten sein, die man irgendwo im Fernsehen gesehen hat. Nehmen wir zum Beispiel den Song "Sonic Dynamite". Das banalste Thema überhaupt: Die Gänsehaut und den Adrenalinschub, den du bekommst, wenn du ins Konzert gehst und auf einmal rotzt die Bands los und das hat so eine Power, wobei es in "Sonic Dynamite" nicht beschrieben ist, ob wir als Band auf die Bühne gehen, oder ob man als Zuschauer hingeht, das wollten wir bewusst offen lassen. Diese Energie, die man bekommt, dieses Excitement, wie die Amis sagen wollten wir eben auffangen, auch wenn es schon 10.000 Titel darüber gibt, aber diese Gänsehaut, die kriegen wir immer noch und das war uns wichtig, diesen Punkt darzulegen. "The Spirit" handelt zum Beispiel von genau der Sache, von der ich grade gesprochen habe. "The Spirit goes on" und da sind wir sehr froh drüber, weil eben durch diese harten Zeiten, durch die wir gegangen sind und dann durch den Erfolg von der "Electrified" gemerkt hatten, daß das Image wieder hochkam. Pink Cream waren, wenn man es blöd ausdrücken will, im Marktwert bei den Fans gestiegen, daß heisst, die fanden uns geiler, als ein, zwei Jahre vorher. Wir wollten einfach zeigen: Unser Geist geht immer durch und das war der Geist des Musizierens und Zusammenseins und der Freundschaft. "Speed of light" hingegen handelt von den neuen Technologien, also internetmäßig weil wir bis auf den Gitarristen, begeisterte und häufige Nutzer sind. Es sagt einfach, was man heutzutage mit einem anonymen Ich machen kann, während man in seinem Wohnzimmer sitzt und sich durch die ganze Welt rumtreibt, jemand anders sein kann und ohne Ende verschiedene Sachen machen kann. Alles was die Band beschäftigt, was man sieht wird in den Lyrics irgendwie verarbeitet. Der Song "Electriefied" auf der letzten Scheibe ging zum Beispiel über Computerspiele, weil wir damals eben alle sehr, sehr viel gezockt haben und das geil fanden. Wir haben da sogar Sounds von Quake und Duke Nukem verbraten, weil wir diese 3D-Ego-Shooter eben so geil fanden. Seit vielen Jahren spiele ich diese Sachen, in letzter Zeit weniger und das war einfach eine Sache, die uns beschäftigt hat und die wir geil finden und dann haben wir eben einfach darüber geschrieben. Man muss aber natürlich davon ausgehen, daß nicht jeder Fan und jeder Leser genauso auf diese Spiele steht. Deshalb haben wir bei "Electrified" also mehr die Spannung, die es bei uns erzeugt aufgegriffen und verarbeitet, als die Geilheit des Spiels. Es war ja kein Werbelied für Quake oder sonstwas, sondern einfach "Wie gehe ich durch die Gänge, wann kommt der nächste Feind" und so weiter. Was uns also im Kopf umhergeht, was uns beschäftigt, was es unserer Meinung nach wert ist, drüber geredet zu werden. Oft zum Beispiel machen wir eine Pause im Proberaum und labern über das, was man gestern im Fernsehen gesehen hat oder was in der Zeitung steht. Man redet also drüber und plötzlich entsteht so eine kurze Diskussion im Proberaum. Wenn wir denken, daß es dann interessant ist, schreiben wir ein paar Sachen dazu auf. Somit hat man beim Texteschreiben ein paar Leitfäden, die einem gut helfen können. Dadurch bekommt man so eine Art Ansatz und Hilfe für die ganze Geschichte.
Christian:
Du hast von "Speed of light" und dem Internet gesprochen. Wie nutzt du es denn persönlich ?
Kosta:
Sehr viel geschäftlich, ich bin ja auch seit einigen Jahren in der Combi eingestiegen, die Pink Cream, Axxis, D.C. Cooper, Vanden Plas und Gotthard managen. Von daher ist es vom täglichen Büroablauf, wenn ich zum Beispiel meine Arbeit als Bandmanager mache, dann ist dieser Job heutzutage ohne Internet undenkbar. Speziell e-mail ist eben sehr schnell, sehr günstig und sehr effektiv, zum Beispiel beim Rundschreiben. Das kannst du dann gleich an alle schicken, anstatt manuell tausend Sachen zu machen. Da bin ich also ein sehr starker Nutzer. Privat habe ich auch sehr früh angefangen, das zu nutzen. Ich habe mich also mal vor Ewigkeiten bei AOL und finde das auch so sehr geil, einfach mal rumzusurfen. Auch meine große Spielleidenschaft war ein Ausschlag dafür, denn so konnte ich mir Patches, Updates und sonstiges runterladen. Ich war der erste in meinem Bekanntenkreis, der Homebanking gemacht hat, was ich sehr geil finde. So kann man seine Strafzettel bezahlen, ohne den Arsch lüften zu müssen. Früher hast du irgendwie zur Bank rennen müssen und ausfüllen. Ich versuche also schon, dem ganzen die praktischen Seiten abzugewinnen. Privat checke ich meinen e-mail-Account alle zwei Wochen oder so, weil ich eben auch im Büro sehr viel damit zu tun habe und sehr viel damit arbeite. Ich würde mich aber nicht als Online-Junkie bezeichen. Dafür bin ich zu wenig dabei, obwohl ich es sehr positiv finde.
Christian:
Ok, was denkst du denn über den derzeitigen "True-Metal-Boom" durch Bands wie zum Beispiel Hammerfall ?
Kosta:
Um ehrlich zu sein kann ich den Erfolg von Hammerfall nicht nachvollziehen. Es sollen sehr nette Jungs sein, deswegen ist es da immer sehr kritisch, sich zu äußern. Aber die Band ist für mich schlichtweg nicht gut. Natürlich kann man die Frage, wie gut oder wie schlecht eine Band ist nicht an den musikalischen oder handwerklichen Fähigkeiten festmachen, aber wenn ich True-Metal hören will, dann zieh ich mir Primal Fear rein, die ich sehr, sehr geil finde aus der Ecke. Ich kenne sie natürlich auch, dadurch ist man immer ein bißchen befangen. Aber eine Band, die ich persönlich nicht kenne aber sehr geil finde ist zum Beispiel Stratovarius, die ihre Sache auch sehr gut machen. Bei Hammerfall war es aber eine Sache, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, weil ich Bands wie eben Stratovarius oder Edguy, für meine Begriffe eine sehr gute und talentierte Band, alle besser finde. Ich denke, daß Hammerfall das Glück gehabt haben zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, sonst hätten sie es wesentlich schwerer gehabt. Sie sind auch schnell wieder untergegangen. Die letzte Scheibe hat nicht die Wellen geschlagen, die die erste gemacht hat und ich denke, daß man langfristig von Bands wie Primal Fear, Stratovarius oder Edguy wesentlich mehr erwarten kann als von Hammerfall.
Christian:
Ok, vorhin hast du angesprochen, daß ihr in den Lyrics auch das Gefühl beschreibt, auf Konzerte zu gehen. Was waren denn deine letzten Konzerte, die du besucht hast ?
Kosta:
Die letzten 8 Tage Pink Cream und Axxis
Christian (lacht):
Privat, mein ich...
Kosta:
Ich muss sagen, daß meine privaten Konzertbesuche ein bißchen weniger geworden sind, denn durch die Arbeit als Musiker und Manager muss man ja schon zu vielen Konzerten hin. Aus freien Stücken, obwohl ich damit nichts zu tun hatte bin ich zu Queensryche gegangen. Das war mein letztes Konzert. Als alter Queensryche-Fan musste ich mir das natürlich geben. Es war mit einem lachenden und einem weinenden Auge, weil ich mit den letzten drei Scheiben leider nichts anfangen kann. Damals, Ende der Achtziger, als die "Warning" rausgekommen ist, bin ich total ausgeflippt und hab sie Tag und Nacht gehört. Und bis zur "Empire" kann ich mich wirklich mit Haut und Haaren als Queensryche-Fan titulieren, der bin ich jedoch inzwischen leider nicht mehr. Das heisst: Auf dem Konzert waren natürlich auch oft Songs von den neueren Scheiben dabei, mit denen ich recht wenig anfangen konnte, da wurde es auch komischerweise sehr still im Publikum. Dann kam "Operation Mindcrime" und schon gehen die Fäuste wieder alle nach oben. Es war also ein bißchen zwiespältig, die Band hat ein wenig gefrustet ausgesehen, acuh wenn sie musikalisch mal wieder, man erwartet von Queensryche ja nichts anderes, erste Sahne waren. Der Sound war gut, die Band hat eine sehr gute Leistung geliefert, aber die neuen Songs sind wie gesagt nicht mein Ding. Ich würde mir wünschen, daß sie eine ähnliche Entwicklung machen wie wir, daß sie also wieder "back to the roots" gehen, weil ich es da als Fan absolut nachvollziehen könnte. So eine Platte würde ich mir dann blind kaufen. Wobei Queensryche es in Interviews ja gesagt haben, daß die neue Scheibe wieder wesentlich mehr "back to the roots" geht, aber ich merk davon leider nicht viel.
Christian:
Ok, damit wäre ich fertig. Willst du abschliessend unseren Lesern noch etwas sagen ?
Kosta:
Es würde mich natürlich freuen, wenn die einen oder anderen recht zahlreich bei den Shows vorbeikommen, es macht tierisch Spaß. Ich denke, wir haben mit Balance of Power, Axxis und Pink Cream ein sehr geiles Package zusammengestellt, was die Freunde melodischen HardRocks absolut zufriedenstellen dürfte. Ansonsten sehen wir uns in Wacken, wo wohl die meisten Metal-Fans hinpilgern werden, so daß wir uns Live sehen können.
Christian:
Danke für das Interview.
- Redakteur:
- Christian Debes