POISONBLACK: Interview mit Ville Laihiala

07.10.2006 | 17:55

Es ist noch nicht lange her, da mussten SENTENCED-Fans ganz stark sein, denn die finnischen Rock-Götter beschlossen, die Band auf Eis zu legen. Doch es gibt auch Licht im Dunkeln, denn die Fans müssen auf Sänger Ville Laihiala nicht verzichten. Mit POISONBLACK kreierte er bereits vor einigen Jahren ein weiteres Rock-Projekt, damal allerdings stand noch J-P von CHARON am Mikro. Mit dem zweiten Album hat Ville selbst die Vocals übernommen und die nordischen Mannen touren gerade soviel wie es geht. Ein perfekter Anlass, um Ville ein wenig mehr auszufragen. Dieser stand in Tampere auch bereitwillig Rede und Antwort.

Ricarda:
Wann hattest du die Idee zu POISONBLACK? Wie hast du deine Mitmusiker gefunden?

Ville:
Die Idee hatte ich bereits vor einigen Jahren, weil ich viele Lieder geschrieben hatte, die einfach nicht für SENTENCED geeignet waren. So kam die Idee auf, ein anderes Projekt zu machen, bei dem ich nur Gitarre spielen wollte. Und natürlich die Songs schreiben. Die anderen Musiker stammen alle aus meiner Heimatstadt Oulu, da haben wir uns gefunden.

Ricarda:
Nach der Auflösung von SENTENCED, würdest du sagen, dass POISONBLACK nun deine Hauptband ist? Oder hast du noch etwas anderes am Köcheln?

Ville:
(lacht) Nein, hab ich nicht. POISONBLACK ist meine Hauptband. Und es war auch von Anfang an klar, dass POISONBLACK nicht nur ein Projekt sein würde, sondern eben eine richtige ernsthafte Band.

Ricarda:
Warum hat J-P die Band verlassen? Ich habe gelesen, er sollte eh nur auf dem ersten Album singen...

Ville:
Eigentlich sollte er nur auf dem Demo singen (lacht). Aber dann hat das Demo so eine gute Resonanz bekommen, und uns wurde ein Plattenvertrag angeboten. Also habe ich J-P gebeten, auch den Gesang auf dem Album zu übernehmen, und er sagte zu. Jetzt ist er allerdings wieder vollständig mit CHARON beschäftigt. Aber das war von vornherein klar, da gab es keinen Streit oder so.

Ricarda:
Nach J-Ps Ausstieg, war es da sofort klar, dass du der neue Sänger wirst?

Ville:
Nein, ganz und gar nicht. Wir haben auf unsere Webseite nach einem neuen Sänger gesucht. Es kamen auch eine ganze Reihe Bewerbungen, manche davon echt abgefahren. Die krasseste kam von einem 8jährigen Mädchen aus Japan, die unbefingt J-Ps Platz einnehmen wollte (lacht). Es gab auch einen Typen aus Australien, der war richtig gut. Aber die Distamz war dann einfach zu groß, und so ist die Aufgabe dann an mir hängengeblieben (lacht lauter).

Ricarda:
Wie ist der Songwriting-Prozess in der Band? Bist nur du verantwortlich oder ist es ein wenig demokratischer?

Ville:
Nun ja, hauptsächlich schreibe ich die Lieder und die Texte, aber die anderen Jungs können sich natürlich auch in die Musik einbringen. Manchmal improvisiert einer ein Riff, das einfach viel besser passt, dann wird das natürlich übernommen.

Ricarda:
Woher nimmst du deine Inspiration?

Ville:
Von eigentlich allem, was mich irgendwie beschäftigt. Meistens geht es dabei um persönliche Sachen, aber auch ein Film oder ein Buch kann inspirieren.

Ricarda:
Über welches Thema würdest du nie ein Lied schreiben?

Ville:
Ich würde nie eine politische Meinung in einem Lied verpacken. Ich bin kein Politiker oder einer, der den Leuten sagt, was sie denken sollen. Ich finde, Musik sollte Entertainment sein, vielleicht sogar eine Art Fluchtmöglichkeit, um die ganze Scheiße in der Welt für eine Weile zu vergessen.

Ricarda:
Euer neues Album heisst "Lust Stained Despair". Wie kamt ihr auf den Titel?

Ville:
Das ist wieder so eine Art Wortspiel, wie bereits bei unserem ersten Album "Escapextacy". Wenn man die Anfangsbuchstaben der Wörter "Lust Stained Despair" nimmt, erhält man LSD (lacht). Ich schreibe sehr gerne über Abhängigkeiten, daher ist das sowas wie ein interner Witz.

Ricarda:
Der Albumtitel passt aber auch sehr gut zu den Themen, die POISONBLACK gerne aufgreifen. Diese etwas düstere Erotik...

Ville:
Ja, genau. Ich schreibe gerne über Sex, weil man davon eben auch abhänging werden kann. POISONBLACK hat sich von Anfang an sehr mit dieser Thematik beschäftigt, und das haben wir nun auf dem zweiten Album fortgesetzt.

Ricarda:
Ihr habt auch eine Single ausgekoppelt, 'Rush'. Warum habt ihr euch für dieses Lied entschieden?

Ville:
Wir alle fanden, dass das Lied nicht nur radiotauglich ist, sondern vor allem auch POISONBLACK sehr gut wiederspiegelt. Und es geht schnell ins Ohr. Außerdem kann man sich den Titel gut merken, weil er so kurz ist (lacht).

Ricarda:
Ja, das stimmt wohl. Ihr habt zu der Single auch ein Video gedreht. Kannst du darüber etwas erzählen?

Ville:
Ja, das Video haben wir in der Nähe von Oulu gedreht. Wir hatten überhaupt kein Geld, und daher haben dort auch sehr viele Leute ohne Bezahlung mitgeholfen, das war wirklich sehr toll. Es gibt keine Story in dem Video, es sind eher schöne Bilder.

Ricarda:
Was sind die Hauptunterschiede zwischen diesem Album und dem Vorgängeralbum?

Ville:
Zuerst mal offensichtlich der Sänger (lacht). Ansonsten würde ich sagen, dass die Gitarren mehr in den Vordergrund gerückt sind. Wir haben zwar noch immer schöne Keyboard-Melodien in den Liedern, aber es gibt defintiv mehr Gitarrensoli. Dadurch klingt die Musik härter. Ja, ich denke, wir sind härter geworden.

Ricarda:
Das sehe ich auch so. Habt ihr vielleicht Pläne, eine DVD herauszubringen?

Ville:
Nein, bisher nicht. Vielleicht irgendwann einmal, wenn wir mehr als nur zwei Alben haben (lacht). Im Moment konzentrieren wir uns aufs Touren und so etwas wie eine DVD ist nicht geplant.

Ricarda:
Touren ist es gutes Stichwort. Gibt es konkrete Pläne? Ihr tourt ja jetzt erstmal als Vorband von LACUNA COIL, oder?

Ville:
Ja, genau. Mit LACUNA COIL werden wir einigen Wochen touren und ich glaube 13 Länder oder so besuchen. Ich muss gestehen, ich habe ein wenig Angst vor der Tour. Es ist stressig, und der Alkohol schmeckt gut (lacht). Es ist ziemlich einfach, sich gehen zu lassen. Aber wir wollen uns darauf konzentrieren, gute Shows zu spielen und viele neue Fans zu gewinnen, hoffentlich klappt das. Aber jedenfalls ist die Tour mit LACUNA COIL die einzige, die bis jetzt außerhalb von Finnland geplant ist.

Ricarda:
Ok, und dann noch meine alberne Lieblingsfrage zum Schluss: Wen wolltest du heiraten, als du ein Kind warst?

Ville:
Die finnische Sängerin Jonna Tervomaa.

Ricarda:
Ach Quatsch, die ist doch noch voll jung!

Ville:
Nein, sie ist so alt wie ich (lacht). Aber sie war schon ein Kinderstar. Ich hatte ein Poster von ihr im Zimmer hängen, das habe ich jeden Abend Gute-Nacht-geküsst.

Ricarda:
Wie süß. Gut, das war es dann auch. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

Ville:
Kein Problem, war mir ein Vergnügen.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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