POWERMETAL.de - The Essentials: Platz 50 - 41

18.11.2016 | 12:34

Ab sofort wird das Gaspedal durchgedrückt: der sechste Teil der POWERMETAL.de-Essentials darf jetzt von euch verschlungen werden und bereits am nächsten Wochenende geht Teil sieben online. Wie immer dürft ihr staunen, diskutieren, zustimmen oder euch freuen. Gerne auch mit uns im Forum. Die Alben werden wie immer kommentiert von Redaktionslegende Holger Andrae. Und nun hinein ins Vergnügen.

Peter Kubaschk
- Chefredakteur -

Die älteren Ausgaben dieser Reihe findet ihr hier:

100 - 91

90 - 81

80 - 71

70 - 61

60 - 51

 

Die erste Scheibe in unseren Top 50 ist das sechste Album einer deutschen Band, die über drei Dekaden bis in die Jetztzeit sehr erfolgreich unterwegs ist. Die Rede ist von BLIND GUARDIAN und ihrem Tolkien-Konzeptalbum "Nightfall In Middle-Earth". Hier verarbeitet das Quartett aus Krefeld die Geschichte des "Silmariliion" in 22 Titeln, von denen etliche nur kurze Intros und Überleitungen sind. Es ist das erste Album, auf dem Hansi Kürsch nur noch singt und den Bass an einen (Dauer-)Gast übergibt. Der Grund dafür könnte in den deutlich komplexeren Songstrukturen zu suchen sein. Denn davon gibt es auf "Nightfall In Middle-Earth" ausreichend viele zu hören. Mit dem ehemaligen SIEGES EVEN-Tieftöner Oliver Holzwarth hat man hier natürlich eine erstklassige Besetzung gefunden. Aber es ist nicht nur die Komplexität, die auf diesem (und späteren) Album deutlich höher ist. Noch auffälliger ist der heftig angestiegene Bombast-Faktor. So wird man in sämtlichen Songs von Chören beinahe erschlagen. Nicht umsonst hat die Band das Album in monatelanger Kleinarbeit in drei verschiedenen Studios aufgenommen. So ist "Nightfall In Middle-Earth" ein Album, mit dem man sich enorm viele neue Fans erspielen kann, was sicherlich auch am Zusammenspiel der genannten musikalischen Veränderungen und der sehr beliebten lyrischen Thematik liegen wird. Auf der anderen Seite verliert man einige Freunde der früheren Gangart, die hier und da ein bisschen Power vermissen. Unbestritten bleibt natürlich die Evergreen-Qualität von 'Mirror, Mirror', einem Song, der lange Zeit als Zugabe gespielt wird. Man kann das Album aber nicht auf diese Nummer reduzieren, denn dann würde man den treibenden Uptempo-Progger 'Nightfall' oder das düstere 'When Sorrow Sang' oder das hymnische 'Time Stands Still (At The Iron Hill)' unterschlagen. Diesen Frevel könnten mir meine Kollegen Hanne, Frank, Rüdiger und Christian sicher nicht verzeihen.


Auf dem nächsten Platz finden wir eine Band, die den einen oder anderen überraschen wird. So haben Sebastian, Michael, Tobias und Jule das erste Album der Band SKID ROW auf Platz 49 unserer Bestenliste gewählt. Das fünffach mit Platin ausgezeichnete Album hat mit 'Youth Gone Wild', '18 And Life', sowie der großartigen Ballade 'I Remember You' gleich drei hoch platzierte Singles an Bord, die bis heute jeden Freund von kraftvollem Hairspray-Metal begeistern können  Kein Wunder, ist Sänger Sebastian Bach doch mit einer exzellenten Stimme ausgestattet. Dies hat damals auch Bandgründer Dave Sabo, der vor SKID ROW mit John Bongiovi in etlichen Bands zusammen gespielt hat, so gesehen als er Sebastian Bach auf einer Hochzeit in einer All-Star-Truppe zu hören bekam. Der gute Bon Jovi ist dann auch maßgeblich am Erfolg von SKID ROW beteiligt, so verschafft er der Band einen Publishing Deal und nimmt die Band später auch mit auf Tour. Das Album schießt auf Platz 6 in die US Charts und landet auf Platz 22 bei uns in Deutschland.  Auch wenn die drei genannten Nummern in Nachhinein das lauteste Echo hinterlassen können,  stehen auf dem Album noch weitere mitreißende Songs. Allen voran das krachende Eröffnungsstück 'Big Guns' und das treibende 'Rattlesnake Shake'. Die teils punkig wirkende Attitüde, die in paradoxem Kontrast zu den wehenden Mähnen der Musiker stand, dürfte etliche Mädchenherzen erobert haben. Ein Phänomen, welches andere Bands dieses Metiers bereits erfolgreich vorgemacht hatten. Der Unterschied zu vielen Artgenossen war allerdings der deutlich höhere Härtegrad ihrer Musik. Die brachialen Riffs vom Hit 'Youth Gone Wild' beispielsweise haben damals auch die Fäuste der ganz harten Freaks zum Ballen gebracht und tun es heute noch. Von daher geht mein Dank an die vier wohl wissenden Mitstreiter, die "Skid Row" mal wieder in Erinnerung gerufen haben. Chapeau!


Platz 48 haben wir einer Truppe aus New York reserviert, der es bis heute gelingt jede Konzerthalle in ein Tollhaus zu verwandeln. Dabei spielt es absolut keine Rolle, ob man ein mehr oder weniger überzeugendes aktuelles Album am Start hat, denn jeder Auftritt dieser Band ist so energisch wie ein Blitzschlag. Vielleicht resultiert aus diesem Selbstbewusstsein der Spitzname des Sängers. Man weiß es nicht. Ihr habt natürlich längst erraten, um wen es sich handeln muss: Die Rede ist natürlich von OVERKILL, deren 1985er Debütalbum "Feel The Fire" hier platziert ist. Ein Album, das trotz seines Alters noch immer in der Lage ist, mit jedem Auflegen komplett zu begeistern. Der ungestüme Charme, die kraftvolle Mischung aus Punk und Heavy Metal und der äußerst originelle Gesang von Bobby "Blitz" Ellsworth ergeben ein Gesamtergebnis, zu welchem der Albumtitel passt, wie die berühmte Faust auf das ebenso berühmte Sehorgan. Das gleichnamige 3-Song-Demo ist damals in der kochenden Undergroundszene eingeschlagen wie eine Bombe und wenn ich mir anschaue, wie viele Livetapes ich im Tapetradingrausch von dieser Band angesammelt habe, war ich offensichtlich sehr angetan von ihr. Der Gitarrensound von Bobby Gustafson im alles zerfetzenden Titelsong hat uns damals schlaflose Nächte gekostet und wenn die Nummer heute läuft, renne ich tagelang "Higher! Higher! Feel the Fire" -singend durch die Gegend.  Ebenso grandios ist das schlicht 'Overkill' betitelte Stück Musik, welches inhaltlich mit dem  Film "Der Exorzist" liebäugelt und genau wie der Film, kalte Schauer über den Rücken laufen lasst. Neben diesen beiden Überfliegern haben wir mit 'Raise The Dead', 'The Second Son' und der heimlichen Bandhymne 'Blood And Iron' weitere Hochkaräter am Start. Nicht umsonst nennt die Band ihre Musik gern mal Blood Metal.  Schon in dieser frühen Phase ihrer Karriere weiß die Band, worauf man neben erstklassiger Musik achten muss. Nicht umsonst gibt es ein ikonisches Logo samt Maskottchen und eine spektakuläre Bühnenshow. Man hört und sieht es dem Debüt dieser vier jungen Wilden schnell an, dass sie wissen, was sie wollen. Wer ein bisschen detaillierter über die Entstehungsgeschichte der Band informiert werden möchte, sollte unbedingt die vom damaligen Schlagzeuger Rat Skates gedrehte Dokumentation "Born In The Basement" anschauen. Allen anderen empfehle ich, mal wieder das Feuer zu fühlen, welches Alex, Chris, Walter, Marcel und Holger offensichtlich auch nach über 30 Jahren noch immer so gern entflammen.


Auf Platz 47 haben wir mal wieder ein Konzeptalbum. Dieses Mal von einer Band, die es hier bereits mit einem zweiten Album in unsere Liste schafft. "The Crimson Idol' heißt das Album, W.A.S.P. die Band. Wobei die Bezeichnung Band bei diesem Album etwas irreführend ist, hat Blackie Lawless die Scheibe doch beinahe im Alleingang eingespielt. So hört man neben ihm lediglich Frankie Banalie und Stet Howland an den Drums. Des Weiteren gibt es Soli von Doug Aldritch und Bob Kulick. Die teils autobiographische Story ist düster, melancholisch und teilweise harsch und brutal. Dazu gibt es die passende musikalische Untermalung. Nicht umsonst gilt "The Crimson Idol" als das ambitionierteste Album von Mister Lawless und auch als sein Bestes. Die Scheibe entführt den Hörer in eine völlige eigene Welt. Die Storyline fesselt ebenso wie die Musik. Das markante Organ von Blackie sorgt für die nötige Emotionalität, so lebt man die von ihm authentisch erzählte Geschichte mit all' ihren Höhen und Tiefen quasi hautnah mit. Obendrein hat der gute Mann einfach ein Händchen für extrem griffige Melodien und Riffs. Während man anfänglich mit solchen Gassenhauern wie 'Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)' noch gradlinigen Heavy Metal mit Ohrwurmcharakter zelebriert, werden die Nummern mit zunehmender Spieldauer immer tiefgründiger und epischer. Die beiden Übersongs 'The Idol' und 'The Great Misconception Of Me' sind Kompositionen, die man als Leser dieser Seiten mindestens einmal gehört haben sollte. Melancholisch und aus heutiger Sicht vielleicht sogar auto-prophetisch, gehen hier Musik und Texte Hand in Hand und werden kaum einen Hörer kalt lassen.  Die Kollegen Staubach, Dahs, Rapp und Meyer haben diese, gerne übersehene Perle für Euch hier hinein gewählt. Well done!


Platz 46 dürfte nicht nur für den Schreiber dieser Zeilen eine handfeste Überraschung sein, ist das gewählte Album nämlich ein handfester Klassiker, ein genredefinierendes Überalbum, ein Album, welches ich auch schon auf der Pole Position solcher Listen gesehen habe. In unserer Redaktion wird diese Scheibe lediglich von Yvonne, Peter, Chris, Ben und Holger genannt und ist somit nicht einmal das bestplatzierte Album seines Genres. Aber es wäre ja auch langweilig, wenn in solchen Auswertungen immer die gleichen Alben gewinnen würden. Und nichts ist schlimmer als Langeweile, oder? Daher ist "Reign In Blood" von SLAYER bei uns auf einem respektablen Platz 46 und wirft sicherlich bei nicht wenigen Lesern die Frage auf, welche andere Thrash-Scheibe denn weiter oben in unsere Liste stehen wird. Vielleicht sogar noch ein anderes Album der Totschläger? Um diese Fragen beantwortet zu bekommen, müsst ihr wohl weiter diese Artikelreihe lesen. Zu dem Album an sich muss ich wohl nicht viel schreiben, denn ihr alle wisst, dass die Band während dieser gut 27 Minuten Spielzeit so ziemlich alles in Grund und Boden thrasht und dass der Opener 'Angel Of Death' aufgrund seines neutral erzählenden Textes zum Thema Josef Mengele in aller Munde war. Also halte ich jetzt einfach meine Finger still und lasse Euch ein bisschen Zeit, damit Ihr Euch ein wenig über das vermeintlich schlechte Abschneiden dieses Klassikers auslassen könnt und darüber philosophieren, wieso diese Scheibe beim letzten Mal noch auf Platz 12 der damaligen Gesamtliste zu finden war. Gern in unserem Forum.


Konzeptalben haben es unserer Redaktion offensichtlich angetan. So finden wir auch auf Platz 45 eine Scheibe, die sich textlich mit einer durchgängigen Thematik beschäftigt. "The Dark Saga", das vierte Album des Florida-Fünfers ICED EARTH, verarbeitet die Geschichte der Spawn-Comics. Entsprechend ist die grafische Umsetzung im Booklet des Albums.  Textlich wird aus der Sicht der relevanten Story-Charaktere erzählt. Es geht um Rache, Betrug und natürlich um den Kampf Gut gegen Böse. Entsprechend abwechslungsreich ist die Musik auf diesem Silberling. So finden wir im hochmelodischen 'I Died For You' wohl DIE Hymne des ICED EARTH-Kataloges wieder. Die ausgewogene Mischung aus Härte und Melodie, vorgetragen von einer derart kraftvollen Stimme, muss jeden Zuhörer überzeugen. Da ist es auch egal, wenn man manchmal literweise Pathos und Kitsch aus den Boxen gießt. Dagegen hat man mit Genickbrechern der Marke 'Violate' auch Futter für die ganz harten Fans am Start.  Des Weiteren haben wir mit dem melancholischen 'The Hunter', in welchem es um die himmlische Kopfgeldjägerin Angela geht, einen weiteren extrem melodischen Song am Start, der aber mit weitaus bissigeren Riffs um die Ecke kommt als das oben genannte 'I Died For You' und so einen wunderbaren Spagat zwischen beiden Stilistiken hinlegt. Die großartigen Chöre in dieser Nummer – ich hatte eben schon den Begriff "Pathos" verwendet – addieren weitere Pfunde in die Ohrwurmwaage. Zum Ende hin tackert Riffrakete Jon Schaffer auch wieder einige messerscharfe Kanten raus, so dass die hier ab und an geäußerte Kritik über mangelnde Härte nicht wirklich zutrifft. Man höre nur 'Vengeance Is Mine'  und alles ist gut. Oder den alles resümierenden Abschlusskracher 'A Question Of Heaven', welcher auch musikalisch alles zusammenfasst. Grandioses Finale, einer formidablen Scheiblette, welche Yvonne, Peter, Marius, Marcel und Tom gewählt haben.

Nach mitreißendem Heavy Metal folgt auf Platz 44 ein britischer Trauerkloß, der musikalische Melancholie in Perfektion zelebriert. Die Jungs von ANATHEMA entfernen sich mit "Alternative 4" zwar von ihren schwarzen Wurzeln, zaubern aber wohl die perfekte "Grau-In-Grau"-Tristesse aufs Tonband.  Inspiriert von Leslie Watkins' Buch "Alternative 3", in dem es um Vertrauensmissbrauch und Verschwörungstheorien geht, geht es in den Texten zu diesem Album um eben jene Themen. Das hierbei kaum fröhliche Musik als Untermalung dient, ergibt sich aus der thematischen Vorgabe. Wenn man dann auch den musikalischen Werdegang der Briten bis dahin betrachtet, ist es umso schlüssiger, dass "Alternative 4" so klingt, wie es klingt. Die Band hat ihre Wurzeln im britischen Todesdoom und so klingt die Band um die Cavanagh-Brüder und ihre Mitstreiter so wie das britische Herbstwetter. Fans der alten Stunde suchen hier natürlich vergeblich nach Todesblei und Hustengesang, denn auf "Alternative 4" dominieren zwar schleppende Rhythmen, aber die Saitenfraktion agiert eher spartanisch und offen, der offensive Einsatz der Violine unterstreicht die Melancholie des Musik und Vincents' zerbrechlich-anklagender Klargesang haucht nicht nur einmal Kerben in des Zuhörers Seele. Vor ein paar Wochen schrieb ich etwas über FEAR OF GODs "Within The Veil". Dieses ANATHEMA-Album hat auf mich einen ähnlichen emotionalen Effekt. Auch heute packt es mich noch genau so wie beim ersten Anhören. Noch immer werde ich beim unvermittelt einsetzenden Wutausbruch in der zweiten Hälfte von 'Re-Connect' komplett aus dem Melancholie-Schlund heraus geschleudert und balle meine Faust. So funktioniert Musik: Man versinkt in ihr, wird von der Einheit aus Noten und Worten verschlungen und geht nach dem Verzehr beinahe gereinigt aus ihr neu hervor. Dies sehen Peter, Alex, Stephan und Holger offenbar ähnlich, denn nicht ohne Grund haben sie dieses Werk in ihren Listen stehen.  Müsste ich einen Song nennen, den dieses Album beschreibt, wäre es unweigerlich 'Regret'. Die emotionale Achterbahnfahrt während dieser acht Minuten lassen sich nur schwer in Worte fassen. Das muss man einfach einmal gehört haben.


Wir verweilen in England und wenden uns einer Band zu, die bereits mit einem anderen Sänger in dieser Liste stand. Dieses Mal ist es Album Nummer Fünf, welches Hanne, Juliane, Walter, Martin Van Der Laan, Sebastian, Marius und Simon gewählt haben. Die Rede ist natürlich von "Powerslave", dem ägyptischen Album der Eisernen Jungfrauen, die auf Rang 43 landen. Dieses Album zeichnet eine Besonderheit aus, denn es ist die erste Scheibe der Briten, welches in der gleichen Besetzung wie sein Vorgänger eingespielt wurde. Vielleicht ist diesem Umstand auch die Waghalsigkeit der Kompositionen auf diesem Album zuzuschreiben, denn haben wir hier mit 'Losfer Words(Big 'Orra)' nicht nur das letzte Instrumental auf einem MAIDEN-Album, sondern im knapp vierzehn Minuten langen 'Rime Of The Ancient Mariner' auch den bis 2015 längsten Song der Band am Start. Diese Nummer basiert auf einer Ballade von Samuel Talyor Coleridge, die nach traditioneller Auffassung die englische Romantik begründete. Komponist Steve Harris bedient sich im Text sogar zweier direkter Zitate aus dem Original, was seine Detailverliebtheit erneut unterstreicht. Diese Mammutnummer ist bis heute ein Kernstück im Programm der Briten. Aber auch die restlichen sechs Stücke des Albums sind nicht von schlechten Eltern. So haben wir im rasanten Auftakt 'Aces High' mal wieder diese prägnanten Galopprhythmen, die jeden Freund solcher Musik zum sofortigen Adrenalinkick verhelfen. Nicht umsonst wird der Song als Single ausgekoppelt und landet auf Platz 20 der britischen Charts. Die andere Single hört auf den Namen '2 Minutes To Midnight' und wandert sogar bis auf Nummer 11 in Great Britain. Im kraftvollen 'Back In The Village' greift die Band erneut ihre Vorliebe zur TV-Serie 'Nummer 6' auf, welche bereits in 'The Prisoner' ein paar Jahre zuvor thematisiert worden war. Verbleiben noch zwei Titel: 'Flash Of The Blade' handelt programmatisch von Bruces' Liebe zum Fechten und der rattenscharfe Titelsong ist für den Schreiber dieser Zeilen das absolute Highlight des Albums. Die orientalisch geführte Gitarrenmelodie verzaubert mich jedes Mal aufs Neue und die treibende Rhythmik unter dieser wundervollen Notenfolge sorgt dafür, dass ich jedes Mal Luftbass spiele. Da muss man die Gesangsmeisterleistung von Bruce Dickinson eigentlich nicht noch gesondert hervor heben. Ich tue dies trotzdem: Er singt auf diesem Album wie ein junger Gott. Und weil das gerade so schön war kommen wir nun an einen Punkt in unserer Liste, der einzigartig ist.

Denn: Für Platz 42 muss ich keine Band neu vorstellen, weil es sich noch einmal um IRON MAIDEN handelt. Das im gleichen Jahr wie "Powerslave" veröffentlichte Livedoppelalbum "Live After Death" gilt bis zum heutigen Tag zu den besten Livetonkonserven im Heavy Metal. Aufgenommen ohne die so verhassten Overdubs werden die Songs der ersten drei Vinylseiten in Long Beach,Kalifornien, die Songs der vierten Seite stammen aus Hammersmith Odeon in London. Schon die grandiose Covergestaltung ist ein wahrer Augenschmaus, vor allem, wenn man die Vinylversion in Händen hält. Der obligatorische Eddie klettert aus einem Grab und der Hintergrund ist erneut mit sehr vielen Details versehen. Klappt man das Doppelvinyl nun auf, sieht man die prachtvoll monumentale Bühne der Powerslave-Tour und großartige Livephotos der Musiker. Solche Cover waren für uns damals wunderbares Futter fürs Kopfkino und wurden gern bei lustigen Luftgitarrenabenden aufgeklappt als Kulisse aufgestellt. Dies aber nur am Rande, denn es geht ja schließlich um die Musik. Viele, weniger gute Songs hat die Band bis zu diesem Zeitpunkt nicht veröffentlicht, von daher kann so eine Setlist nur ordentlich ausfallen. Das ist natürlich auch der Fall, wenn der eingefleischte Fan auch gern ein Livedokument aus der Zeit mit Paul Di'Anno gehabt hätte. Man kann aber  nicht alles haben und so singt Bruce eben 'Running Free', 'Iron Maiden', 'Wrathchild' und 'Phantom Of The Opera'. Dadurch bekommen die Nummern einen etwas polierteren Anstrich. Gewöhnungsbedürftig, aber im mitreißenden Fluss des Albums nicht störend. Herausragende Momente sind aber das phänomenal gesungene 'Hallowed Be Thy Name', das noch kraftvollere 'Powerslave' (s. Kommentar beim Album zuvor) und 'Revelations'. Hier zeigt Bruce sein ganzes Können, hier brennt die Hütte.  Apropos brennende Hütte: Das Publikum dreht bei allen Nummern komplett am Rad und der messerscharfe Klang des Albums transportiert die Liveatmosphäre herrlich authentisch in die Wohnstube. Dies sehen wohl auch unsere Redakteure Hanne, Chris, Alex, Walter und Tobias so, denn sie haben dieses mitreißende Livedokument, welches in England bis aus Platz 2 der Charts geschafft hat, in unsere Auswahl gewählt.


Satte 20 Plätze seit unserer letzten Liste ist das nachfolgende Album gepurzelt und landet so auf Rang 41. Trotzdem ist es "Chaos A.D." dank Yvonne, Stefan Lang, Tobias und Ben erneut gelungen in den Top 50 zu landen.  Auf ihrem fünften Album verarbeiten die Jungs von SEPULTURA verstärkt ihre brasilianischen Wurzeln, was sich in erster Linie in den Tribal-Drums nachhören lässt. Obendrein gibt es erneut extrem sozialkritische Texte, die teilweise sogar von "legendären" Gästen verfasst werden. So stammen die Lyrics zu 'Biotech Is Godzilla' von Jello Biafra, den man unter anderem von den DEAD KENNEDYS her kennen darf. Schon das Intro des Albums ist eine kleine Besonderheit, hören wir hier nämlich den Herzschlag des ungeborenen Sohnes von Sänger Max Cavalera. Ein weiterer Gast ist Evan Seinfeld von BIOHAZARD, der der Nummer 'Slave New World' seine brutale Zweitstimme gönnt. Die Zeichen stehen bei diesem Album also auf Sturm für SEPULTURA, was sich in einem sehr respektablen elften Platz in den deutschen Charts wiederspiegelt. Das Video zu 'Territory' wird mit dem Titel "bestes Video aus Südamerika" ausgezeichnet und die Erfolgskurve der Band geht steil nach oben. Kein Wunder, kombiniert die Band wuchtigen Groove mit harten Riffs und punktet obendrein noch mit aggressivem Stageacting und textlichen Inhalten, mit denen man sich identifizieren kann. Eine Band mit Aussage, zu deren Musik man aber auch ganz wundervoll abgehen kann. Alles richtig gemacht bis dahin.

Ich hoffe, es ist die eine oder anderer Kauf- oder Höranregung dabei gewesen und wünsche viel Spaß bei den neu entdeckten Klassikern.

Redakteur:
Holger Andrae
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