POWERWOLF: Interview mit Matthew Greywolf

24.05.2007 | 12:52

Wer ein dermaßen starkes Power-Metal-Scheibchen in die Menge feuert wie POWERWOLF mit ihrem Zweitling "Lupus Dei", muss natürlich sofort für ein paar Fragen verhaftet werden. Gitarren-Leitwolf Matthew Greywolf verriet uns einiges über die Entstehung des neuen Albums, Metal und Religion, Zeugen Jehovas und den Satan ... und einen Tiger, der in Wirklichkeit ein Wolf war.


Martin:
Hallo Matthew, euer neues Album "Lupus Dei" schlägt ein wie eine Bombe und klingt wie ein Konzeptalbum. Worum geht es genau?

Matthew:
Der Wolf hadert auf "Lupus Dei" mit Gott. Er fällt vom Glauben ab, verfällt dem Bösen, wird gierig ('We Take It From The Living'), gerät in einen Blutrausch ('In Blood We Trust'), und erfährt schließlich im Laufe des Albums das Wunder, und findet letztlich im finalen Titelsong zu Gott zurück. Wir sind eine sehr spirituelle Band und es war uns wichtig, ein Album zu schreiben, das religiöse Themen und Gleichnisse der Bibel mit Heavy Metal in Verbindung bringt, denn Metal und Religion haben viel gemeinsam. Sieh dir nur mal all die Metalfans an, oder sieh dir uns an: Unsere Lieblingsalben waren und sind für uns Metalfans doch wie die Bibel, oder?

Martin:
Kommt zumindest nahe dran. Wer ist der 'Tiger Of Sabrod', dem ihr offenbar in großer Verehrung die gleichnamige Hymne gewidmet habt?

Matthew:
Der letzte in Deutschland frei lebende Wolf, der in den 1920er Jahren erschossen wurde, wurde "Tiger von Sabrod" genannt, nach der Gegend, in der er erschossen wurde. In unserem Song ersteht der Wolf nachts von den Toten auf und nimmt schreckliche Rache an seinen Jägern. Im Albumkonzept steht dieser Song für das Wunder der Auferstehung.

Martin:
'Saturday Satan' lässt die katholische Kirche (und nicht nur diese) erschüttern. Seid ihr Satanisten? Zieht ihr demnächst nach Norwegen und habt schon ganz viele Streichhölzer gekauft? ;-)

Matthew:
Gott bewahre, nein! Wie schon gesagt, wir sind eine spirituelle Band, aber jeder von uns hat seine eigene Religiösität. Das ist auch eine sehr wichtige Seite von POWERWOLF, denn für uns geht die Band weit darüber hinaus, nur Musik zu machen. Gerade als wir an das Songwriting für "Lupus Dei" gingen, war es für uns als Band eine wichtige Erfahrung, unsere religiösen Horizonte zusammen zubringen. Attila (Sänger der Band - der Verf.) zum Beispiel ist in einem orthodoxen Umfeld aufgewachsen und praktiziert noch immer viele Bräuche, die uns anderen recht fremd sind. Charles (Bassist der Truppe - der Verf.) und ich sind katholisch aufgewachsen, unser Keyboarder Falk ist ein religiöser Freigeist, und unser Drummer Stefane der konsequenteste Atheist, den ich kenne – wir sind also eine Versammlung verschiedenster religiöser Sichten. Aber mit Sicherheit keine Satanisten, denn mal ehrlich: Was ist denn schon ein Satanist?!
'Saturday Satan' ist trotz allem aber ein eher ironischer Song: Eines Tages fanden wir ein Flugblatt der Zeugen Jehovas, auf denen sie davor warnten, dass der Teufel jedes Wochenende tausende Seelen raubt, wenn die Jugendlichen in die Disco fahren. Wir fanden das so grandios, dass wir spontan einen Song daraus machen mussten – und zwei Stunden später stand 'Saturday Satan'.

Martin:
Was sind jetzt eure realen weiteren Pläne? Wird man euch zum Beispiel auch in diesem Jahr wieder auf den großen Sommerfestivals zu sehen kriegen?

Matthew:
Ja, wir sind z.B. schon für das Summer Breeze bestätigt – weitere Festivals werden folgen. Im Herbst wird dann eine Tour folgen, allerdings sind wir da derzeit noch diverse Optionen am checken, so dass ich noch keine definitiven Daten oder Namen bekannt geben kann. Fest steht aber, dass wir "Lupus Dei" ausgiebig live promoten werden, denn die Songs sind für die Bühne geschrieben!

Martin:
Nochmal zurück zum neuen Album. Wie habt ihr euren Keyboarder Falk dazu bringen können, das gesamte Album konsequent im verstaubt-düsteren Kirchenorgel-Sound einzuspielen? Habt ihr ihm mit Tageslicht gedroht? ;-)

Matthew:
Haha! Nein, im Gegenteil! Falk kam von sich aus mit der Idee, und wir fanden sie von vorn herein sehr passend, denn die Kirchenorgel ist ein verdammt mächtiges Instrument. Keine E-Gitarre kann jemals so brachial klingen wie eine große Kirchenorgel in einer Kathedrale! Wir haben dann schnell gemerkt, dass der Sound der Kirchenorgel das textliche Konzept sehr gut rüberbringt, so dass wir letztendlich bei fast allen Songs Kirchenorgelparts benutzt haben.

Martin:
Apropos Kirchenorgel: Ein Teil der Aufnahmen zu "Lupus Dei" ist tatsächlich in einer mittelalterlichen Kapelle entstanden. Da erzähl uns doch mal bitte Näheres. Klammheimlich nachts ist das wohl nicht passiert... ;-)

Matthew:
Nein, natürlich nicht – auch wenn die Kirche fernab jeder Zivilisation steht. Als das Konzept für das Album stand kam die Idee auf, ein Teil des Albums in einer Kirche aufzunehmen, und wir wollten das unbedingt realisieren. Allerdings war es sehr schwer, eine Kirche zu finden, in der man das auch machen konnte, weil die meisten Pfarreien natürlich bei dem Stichwort "Heavy Metal" abwinken. Wir fanden dann diese Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die mal zu einem großen Gehöft gehörte und mitten im Wald nahe der französischen Grenze steht. Perfekt! Wir führten also viele Telefonate, und letztendlich klappte alles. Wir schafften es sogar, einen Kirchenchor in diese Kirche zu schaffen, der unsere Songs sang – auch wenn ein paar der Chormitglieder unter Protest die Kirche verließen, als sie die Partituren mit den Texten ausgeteilt bekamen, haha...

Martin:
Matt, danke erstmal soweit für das Interview. Ich hoffe wir treffen uns mal auf Tour und POWERMETAL.de bleibt euch mit Sicherheit auf den Fersen.

Matthew:
Haha! Es ist schwer einem Wolf auf den Fersen zu bleiben... ;-)

Redakteur:
Martin Rudolph

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