PRESIDENT EVIL: Interview mit James Lars
25.03.2006 | 20:01PRESIDENT EVIL ist die Bezeichnung für einen Bremer Haufen, der exquisit in der Schnittmenge aus Stoner Rock und Thrash Metal herumlärmt und deren neues Album den passenden Titel "Trash'n'Roll Asshole Show" trägt. Der Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, dass die energiegeladenen Abgeh-Nummern schön räudig und heavy durch das Unterholz knattern. Was es sonst noch über die Truppe zu wissen gibt, lest ihr hier...
Stephan:
Habt ihr euch für den Bandnamen PRESIDENT EVIL nur deshalb entschieden, weil er richtig cool klingt, oder steckt da auch noch eine beabsichtigte Bedeutung dahinter. Ist mit PRESIDENT EVIL eventuell sogar Mr. Bush gemeint? Immerhin habt ihr euch 2002 gegründet, das würde "zeithistorisch" also passen...
James Lars:
Wir brauchten für unseren ersten Gig einen Bandnamen und unser Sänger kam mit der Idee PRESIDENT EVIL an. Wir fanden erstmal, dass er gut klingt und außerdem sehr gut zur Musik passt. Wir beziehen uns dabei nicht konkret auf Mr. George War Bush. Es ist eher so, dass der Name sich auf Unterdrückung allgemein bezieht. Vom "tiny dictator" in deinen vier Wänden bis zum Weltherrscher. Es geht um die Freiheit, das zu machen, was einem wichtig erscheint und sich nicht verbiegen zu lassen. Nicht hochpolitisch, sondern die kleine private Revolution.
Stephan:
Wie alt sind die Songs auf der "Trash'n'Roll Asshole Show"? Es hat ja immerhin auch euer erstes Demo "The Electromagnetic Superstorm" auf dem Album Berücksichtigung gefunden...
James:
Wie gut, dass wir zeitlose Musik machen! :-) Die Stücke haben wir im April 2003 bei Andy Classen im Stage1-Studio aufgenommen. Also fast drei Jahre kann man sagen. Wie die Zeit vergeht. Aber man muss ja auch sehen, dass wir komplett am Anfang standen. Also Stücke geschrieben, Demo, weitergeschrieben, EP, Gigs, Gigs, Gigs, Gespräche mit Plattenfirmen. Das macht man nicht so an einem Tag, das dauert ein bisschen.
Stephan:
Wie schnell wollt ihr euer Zweitwerk hinterher schieben und wird es da leichte musikalische Veränderungen geben oder bleibt alles beim Alten?
James:
Wir haben schon 5-6 Stücke fertig, die wir auch schon live zum Besten gegeben haben. Ich denke, wir werden in die Richtung Freejazz gehen. Nein, es wird gerockt. Da wir unsere Stücke immer in Sessions schreiben und keiner weiß, was nachher genau rauskommt, kann ich dir keine konkrete Antwort darauf geben. Zielrichtung ist aber nach wie vor: Trash'n Roll asshole, Baby. Wann das sein wird, muss man sehen. Wie lange man live unterwegs ist und wie das überhaupt alles läuft. Alles kann, nichts muss. Wir genießen jetzt erstmal die Tour und alles andere sehen wir dann.
Stephan:
Wie würdest du eure musikalische Entwicklung von 2002 bis 2006 beschreiben?
James:
Wir können besoffen immer besser live spielen. :-) Übung macht den Meister. So kann man das sehen, aber ich denke, wir haben durch kontinuierliches Rocken viel dazugelernt und sind vor allem auch als Band zusammengewachsen. Mal sehen, was noch so mit uns passiert.
Stephan:
Ist euer Line-up seit der Bandgründung das gleiche geblieben? Welche Bedeutung misst du einem über viele Jahre hinweg stabilem Line-up bei?
James:
Fünf Freunde, das sind wir - das war doch mal so 'ne Fernsehserie, oder? Uns gibt es jetzt drei Jahre und ein bisschen. Das Line-up hat sich nicht geändert. Es sind immer die selben Nasen anwesend. Und das ist gut so. Bei uns geht das gar nicht anders. Zwar fährt die Tour eine Aushilfsnase namens Töpfer für mich mit, aber irgendwie gehört der eh dazu. Ansonsten ist ein konstantes Line-up die beste Basis, um kontinuierlich gute Musik zu machen und sich zu entwickeln.
Stephan:
Fühlt ihr euch eher dem Rock- oder dem Metal-Bereich zugehörig?
James:
Fünf Köpfe - fünf Meinungen. Ich denke, wir sind ein Bastard. Ich persönlich bin musikalisch mehr Metalatze und Attitüden-mäßig eher Rotz Rock'n Roll. Die Band sehe ich tatsächlich in vielen Musikgefilden gut aufgehoben. Aber jeder hat in der Band seine Vorlieben, die er ausleben kann.
Stephan:
Ihr habt schon mit einigen namhaften Acts die Stage geteilt. Welche Show/Tour ist dabei besonders positiv in Erinnerung geblieben und warum?
James:
Die Show auf dem Dong Open Air war eine der besten, weil das Gefühl auf der Bühne einfach der Hammer war. Das ging von den Leuten aus. Das war irgendwie alles sehr geil dort.
Stephan:
Wie ist es euch gelungen, so schnell Fuß zu fassen? Immerhin habt ihr einen Plattendeal, bereits im Stage One mit Andy Classen aufgenommen und u.a. zusammen mit SMOKE BLOW, MNEMIC und EKTOMORF gespielt. Davon können die meisten Newcomer-Bands nur träumen...
James:
Wir auch. Wenn du eine ehrliche Antwort willst: Keine Ahnung. Na gut, EKTOMORF haben schon bei mir gepennt als sie in Bremen gespielt haben und sie noch kein Arsch kannte. Der Rest hat sich irgendwie ergeben. Wir haben immer gesehen, das wir alles live spielen was geht. Das mit Andy Classen war auch Zufall. Ein Freund von uns ist, wie sich rausgestellt hat, der ehemalige Nachbar von Andy und mittlerweile mit ihm befreundet. Er nahm ein Demo von uns mit und Andy hat es gefallen. Punkt.
Stephan:
Wart ihr von Vornherein überzeugt davon, dass ihr so schnell einen Fuß in die Tür kriegen würdet und wohin soll die Reise noch führen, wenn es nach euch geht?
James:
PRESIDENT EVIL ist als ein Nebenprojekt gegründet worden. Wir spielten alle in andern Bands und kannten uns daher. Da wir mit den anderen Kombos nahe der Grenze am Schwuchtelrock oder Hip Hop/Crossover angekommen waren bzw. einige keine Band mehr am Start hatten, war das Ziel mal wieder richtig zu rocken. Also kauften wir ordentlich Bier, gingen in den Proberaum und probten bis morgens um 9:00. Und das regelmäßig einmal die Woche. Damit war unser Ziel erfüllt. Es gab keine Ideen über eine Zukunft oder ähnliches. Wir waren damit zufrieden. Nur aus Spaß haben wir dann mit unserem Livemischer ein Livedemo im Proberaum aufgenommen, um an dem Wettbewerb "Live in Bremen" teilzunehmen. Den gewannen wir überraschend und so ging das weiter. Eine Überraschung nach der anderen. Jeden Tag Weihnachten sozusagen.
Wo uns das hinführt, werden wir sehen. Das lassen wir mal auf uns zukommen. Das Motto ist: Alles kann, nichts muss.
Stephan:
Seht ihr euer musikalisches Schaffen als akustischen Stinkefinger in Richtung "Weichspül-Mainstream" der Charts und Castingshows an oder läuft das bei euch eher nach dem Prinzip "just have fun" oder ist es von beidem etwas?
James:
Die Castingshows oder Mainstream-Radio- und MTV-Programm interessiert mich nicht. Egal wann mal ich das Radio anmache oder welcher Sender läuft, es ist immer Juli und zwar irgendwann im November. Dieses Jahreszeitendurcheinander irritiert mich. Wir haben Spaß an der Musik, die wir machen und freuen uns über jeden, den wir damit überzeugen können, ein Teil der Trash'n Roll-Gemeinde zu werden. Je mehr Leute das werden, um so mehr wird es Musik geben, die mir am Herzen liegt.
Stephan:
Ich nehme mal an, eure Liveshows sind recht schweißtreibende Angelegenheiten. Erzähl doch mal...
James:
Stinkende, schwitzende Männer, die auf elektrischen Instrumenten Krach machen und ein tätowierter kleiner Mann, der versucht dagegen anzuschreien. Ein variierende Menge an Menschen, die am Anfang meist nicht so recht weiß, was sie machen oder wie sie sich bewegen sollen. Nach 20 Minuten Konzert schreien, singen, tanzen die meisten Leute, während sie wie wild die Hand in Form von Teufelshörnern in die Luft strecken. Wenn alle im Arsch genug sind, geht die Band und gönnt sich einen Jägermeister und ein Bier.
Stephan:
Worum drehen sich eure Texte? Such dir doch mal einen Song von "Trash'n'Roll Asshole Show" als Beispiel aus und geh etwas näher auf ihn ein.
James:
Ich nehme mal den 'Deathcar Racer'. Eine Story über eine Adrenalin geschwängerte Gruppe von Männern, die mit schnellen aufgemotzten Autos unterwegs sind. Testosteron liegt in der Luft und vermischt sich mit Benzingeruch... I'm not afraid to die. Der Rest bleibt der Fantasie überlassen.
Stephan:
Welche Bedeutung misst du den Lyrics im Vergleich zur musikalischen "Untermalung" bei?
James:
Das sollte eigentlich unser Sänger beantworten, aber ich versuch es mal in seinen Worten: "Texte müssen ja sein, wenn man singen will".
Stephan:
Welche Bands haben während deinen ersten musikalischen Gehversuchen den größten Eindruck auf dich hinterlassen und in dir den Wunsch geweckt, selbst in einer Band zu zocken?
James:
METALLICA. Ich habe damals fast nur METALLICA gehört. Ich hatte eine Explorer und habe versucht, soviel zu trinken wie James Hetfield.
Stephan:
Was würde der PRESIDENT EVIL als erstes ändern, wenn er in Deutschland was zu sagen hätte?
James:
Ich würde Frisuren, die man von hinten nach vorne kämmt, verbieten und Leute mit Kohle normal Steuern bezahlen lassen.
Stephan:
Letzte Worte? (außer dem üblichen "Kauft unser Album!")
James:
You're welcome to the Trash'n Roll Asshole Show... und danke für deine Unterstützung.
Stephan:
Viel Erfolg für die Zukunft und ein fettes "Rock on, dudes"!
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer