PROCESSION: Interview mit Felipe Kutzbach
09.12.2010 | 08:23PROCESSION dürften bislang nur Doom-Insidern bekannt gewesen sein. Das wird sich hoffentlich mit der Veröffentlichung von "Destroyers Of The Faith" ändern, das eine Lehrstunde des Doom Metal geworden ist. Grund genug, um euch die Chilenen um Bandkopf Felipe näher zu bringen.
Standesgemäß wird das Gespräch mit der Überbringung des hervorragenden dritten Platzes im Soundcheck eröffnet. "Um ganz ehrlich zu sein, waren wir schon überrascht solch überragendes Feedback bei POWERMETAL.de - aber auch anderen Webzines und Magazinen - zu bekommen. Immer wieder wird da von einem der essentiellen Doom-Alben des Jahres gesprochen. Das ist natürlich sehr schön und sehr inspirierend und zeigt, dass wir einiges richtig machen. Aber im Grunde ist das auch gar nicht weiter wichtig, denn wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit, unsere Pläne und darauf, dass wir zufrieden sind. Dieses Album wurde von uns Dreien kreiert und wir sind nun mal Metal-süchtige, Bier trinkende, Fleisch liebende und Frauen jagende Typen, die keine anderen Ambitionen haben als von genau dieser Sorte Headbanger auch gehört zu werden. Aber natürlich hoffen wir, dass uns solche Ergebnisse dabei helfen eine Tour in Europa Anfang nächsten Jahres auf die Beine zu stellen.", erklärt ein gut gelaunter Felipe.
Es folgt ein kurzer Abriss der Bandhistorie, da die meisten von euch wahrscheinlich noch nie von PROCESSION gehört haben. "PROCESSION wurden im Jahr 2006 von mir und Daniel am Bass gegründet. Wir haben dann im Jahr 2008 ein Demo namens "Burn" aufgenommen, einen Drummer gefunden und etwas später schon unsere erste EP "The Cult Of Disease" (die ebenfalls großartig ist - PK) aufgenommen, die 2009 über Iron Kodex veröffentlicht wurde. Im April 2009 haben wir dann unsere erste Europatour gespielt, was uns die Chance gegeben hat beim "Doom Shall Rise" und beim "Keep It True" aufzutreten. Außerdem waren wir auch in Irland, Frankreich etc. unterwegs. Dann gab es ein paar Label- und Besetzungswechsel und wir haben unser erstes Album "Destroyers Of The Faith" aufgenommen und warten jetzt darauf, dass es auf die Menschheit losgelassen wird.", fasst Felipe kurz zusammen.
Das Vinyl wurde mittlerweile via High Roller Records veröffentlicht. Die CD folgt in Kürze und beinhaltet zudem eine Bonus-DVD über die Felipe Folgendes zu berichten weiß: "So richtig speziell ist die DVD jetzt nicht.", lacht der Frontmann, "Sie beinhaltet eine Aufnahme eines Gigs in Chile im Mai 2010. Die Playlist beinhaltet das, was wir in der Regel gespielt haben und repräsentiert, was man von einem PROCESSION-Gig erwarten kann. Es ist eine nette Zugabe zur CD." Und auf diese Gigs muss man auch gar nicht allzu lange warten, denn schon im Februar werden PROCESSION wieder in Deutschland sein. "Ja, meine chilenischen Kameraden und ich sind bereit zum Angriff. Wir arbeiten gerade an der "Tour Of Doom MMXI", die im Januar in Finnland starten wird. Bisher sind sieben Gigs bestätigt und wir arbeiten jetzt daran, auch Termine in Deutschland, Holland, Belgien, Österreich etc. zu bekommen. Beim letzten Mal waren die Gigs in Nürnberg, Oberhausen und vor allem beim "Keep It True" wirklich fantastisch. Nur der Hangover war schrecklich, hahaha. Wer uns helfen kann bei den Terminen, kann uns einfach eine e-Mail an processiondoom@gmail.com schicken."
Kommen wir zurück zu Felipe und seiner persönlichen Geschichte wie er zum Doom-Süchtigen geworden ist. "Ich kann wohl von mir sagen, dass das bei mir ganz klassisch angefangen hat. Ich bin jetzt 27 Jahre alt und höre seit der Mitte der 90er Metal. Da war ich also noch ein Kid. Ich war besessen von Bands wie BLACK SABBATH, METALLICA, SLAYER, IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST. Es dürfte 1997 gewesen sein als ich ein paar Tapes mit selbstgemachen Kompilationen bekommen habe mit Bands wie CATHEDRAL, ANATHEMA, PARADISE LOST etc. und was auch immer die engstirnigen True-Doom-Typen sagen, liebe ich die Anfänge der britischen Doom/Death-Szene.". Die Frage wäre damit auch geklärt. Doch weiter im Text: "Wie dem auch sei, zu der Zeit hat mir ein Kumpel auch ein Tape mit "Tales Of Creation" und "Epicus Doomicus Metallicus" von CANDLEMASS gegeben. Ich habe zuerst "Tales Of Creation gehört und ich konnte einfach nicht glauben wie heavy, mittelschnell und düster Musik sein konnte. Und du kannst dir sicher vorstellen, wie es mir erst ging, als ich ein paar Tage später "Epicus Doomicus Metallicus" gehört habe.", lacht Felipe. "Und von da an war es dann um mich geschehen. Ich habe mir dann Alben von SOLITUDE AETURNUS und SOLSTICE besorgt, habe COUNT RAVEN, REVELATION, PENTAGRAM & ST. VITUS entdeckt. Ich schätze, da wurde irgendein Schalter in mir umgelegt. Aber ich habe auch immer noch eine Menge von dem Kram gehört, der zu der Zeit erschienen ist: MOONSPELL, frühe THERION, THE GATHERING und viele andere mehr, dazu kamen noch ein paar chilenische Bands, die man zu der Zeit einfach hören musste wie POEMA ARCANVS mit "Arcade XIII" oder BITTERDUSK mit "Pantheon...". Du merkst schon, ich bin niemand, der nur Doom Metal hört, aber es ist seit dieser Zeit meine Leidenschaft. Es ist auch einfach heavier und düsterer als alles andere sonst."
Da Felipe die chilenische Szene schon angesprochen hat, wollen wir auch diese zum Abschluss noch ein wenig beleuchten. "Ein Teil der Headbanger hier in Chile ist wirklich verrückt. Wir haben eine Menge Leute, die kleine Label betreiben, Gigs veranstalten und wirklich gute Alben veröffentlichen. Zudem kommen auch immer mehr internationale Bands nach Chile und wer mal eine in Chile aufgezeichnete Show gesehen hat, weiß, dass die Leute da komplett verrückt spielen. Bei MOTÖRHEAD habe ich 2007 sogar mal einen Tritt im Gesicht abbekommen, da geht es also wirklich wild zu.", erzählt Felipe. Für all die, die sich mal mit Metal aus Chile näher beschäftigen wollen, hat Felipe dann auch gleich ein paar Tips parat. "Ja, da gibt es natürlich viele Bands, die ich empfehlen kann. Vor allem CAPILLA ARDIENTE, ATTACKER BLOODY AXE, FORCE OF DARKNESS, DEMONIC RAGE, COMMUNION, HADES ARCHER, MAGNANIMVS, AXE BATTLER und CONDENADOS. Diese Bands sind auch alle in unserer Dankesliste auf dem Album, denn auch wenn wir unterschiedliche Stile spielen, sind wir alle für das selbe Ziel unterwegs. Außerdem solltet ihr noch das Label Proselitysm im Auge behalten, die eine ganze Menge tolle chilenische Bands veröffentlichen." Diesen Rat solltet ihr befolgen wie der Verfasser bereits bestätigen kann.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk