PSYCHOPUNCH: Interview mit JM & Joey

01.01.1970 | 01:00

Was lange währt, wird endlich gut ? ja, endlich ist es soweit, das vor ewigen Zeiten von mir angekündigte Interview mit den schwedischen Kick-Ass-Rock´n´Rollern von PSYCHOPUNCH ist nun nach langer Wartezeit am Start. Darum will ich auch nicht allzu lange um den heißen Brei herumschreiben und überlasse JM und Joey von PSYCHOPUNCH das Wort.

Oliver: Ende letzten Jahres wart Ihr ja tourtechnisch auch in unseren Breitengraden unterwegs. Wie lief die Europa-Tour aus Eurer Sicht so? Den Gig den ich in München sa, war ja nicht unbedingt gut besucht ? leider, da Ihr den wenigen Anwesenden doch mächtig eins vor den Latz geknallt habt.

JM: Danke. Nun, die Tour lief wirklich verdammt gut, aber speziell über die Show in München waren wir doch recht enttäuscht. Das letzte Mal in München hatten wir eine verdammt gute Zeit und es waren auch eine Menge Leute bei dem Gig. Trotzdem es hat auch dieses mal Spaß gemacht und ich hoffe mal den Leuten die vor Ort waren, erging es ähnlich. Auf der anderen Seite gab's auf dieser Tour auch Konzerte, die einfach nur der Hammer waren und die Leute total durchgedreht sind.

Oliver: Bei dem Gig hatte ich den Eindruck, dass Ihr erst ein paar Songs braucht um warm zu werden, aber wenn der Motor einmal läuft, gebt Ihr ordentlich Gas. Sehe ich das richtig?

JM: Jau, da muss ich Dir zustimmen. Manchmal sind wir wirkliche Spätzünder, die einfach ein paar Songs brauchen um aus der Hüfte zu kommen. Allerdings gibt es auch Tage, da starten wir schon vom ersten Song an voll durch.
Joey: Andererseits ist es aber so, dass du 4 - 5 Shows am Stück gespielt hast und du einfach nur am Sack bist und es so eben ein paar Songs dauert, bis du wieder voll auf dem Damm bist.

Oliver: Wie sind denn die Reaktionen auf das erst kürzlich erschienene Mischlingswerke (halb Studio, halb Live-Konzert) "Original Scandinavian Superdudes" so ausgefallen?

JM: Erstaunlicherweise ist das Feedback wirklich gut, obwohl wir nicht allzu viel Zeit im Studio hatten, die Songs rauer und dreckiger als auf "Bursting ?" ausgefallen sind, einfach um sie den Live-Songs anzupassen und zu guter letzt hatten wir auch überhaupt nichts mit dem Mix zu tun. Wir waren nämlich gerade auf Tour in Spanien, als "Original ?" gemixt wurde. Trotz all der Umstände fahren wir voll auf die neue Scheibe ab.

Oliver: Wo genau in Berlin habt Ihr die Livetracks fürs aktuelle Album mitgeschnitten?

JM: Im WILD AT HEART. An dem Abend waren wir Support für die TURBO AC'S. Der Laden ist echt geil und auch die Betreiber sind verdammt gut drauf.

Oliver: Warum eigentlich "? Scandinavian ?" und nicht " ? Swedisch Superdudes"? Hat das einen besonderen Grund, Ihr seit doch schließlich aus Schweden?

JM: Das ist eigentlich ganz einfach: wir sind zwar alle in Schweden geboren, aber nur zwei von uns haben auch schwedische Eltern. Die anderen beiden haben finnische Eltern. Deshalb " ? Scandinavian ?" und nicht "? Swedish Superdudes".

Oliver: Eure zweite Studioscheibe heißt ja bekanntlich "Bursting Out Of Chucky's Town". Wer ist dieser Chucky?

JM: Das ist so: Joey, hat schon immer der Titel "Seven Days In Sammys Town" von einem WALL OF VOODOO Album gefallen und er dachte, es wäre cool einen ähnlichen Titel für eine von unseren Scheiben zu verwenden. So kam es zu dem Titel "Bursting Out Of Chucky's Town" ? Chucky ist übrigens ein kleiner Tribute an CHUCK BERRY.

Oliver: Im Booklet zur "Bursting ?" Scheibe gibt's ein nettes Bild von Euch Jungs, dass Euch inmitten eines Rotlichtbezirks zeigt. Ein Ort an dem man Euch auf Tour öfter findet?

JM: In der Tat, das Photo ist echt cool. Es wurde unmittelbar nach unserer ersten Show in Paris im Rotlichtbezirk aufgenommen. Nun, die meisten Läden in der wir "on tour" so spielen liegen meistens in den einschlägigen Gegenden der jeweiligen Städte. Somit ist es schwer nicht dort abzuhängen ?

Oliver: Es scheint, Ihr fahrt ziemlich auf Eure Heimatstadt Västerås ab oder warum benutzt ihr so oft die Abkürzung VST (offizielle Abkürzung Västerås) auf den ganzen CD Covers, T-Shirts ??

JM: Verdammt ja, wir lieben unsere Heimatstadt und VST sollte auf allen Landkarten abgedruckt sein!

Oliver: Vor kurzem habe ich Micke Svanberg von DARK FUNERAL, ein Landsmann von Euch, nach Snus gefragt. Er ist regelrecht "abhängig" von dem Zeug. Wie steht's da mit Euch?

JM: Yeah, Peppe (Schlagzeug) und Mumbles (Bass) fahren auch voll auf das Zeug ab. Joey und ich pfeifen uns das Zeug lediglich im Studio rein, da man dort für gewöhnlich nicht rauchen darf. In Schweden ist das Zeug jedenfalls weit verbreitet.
In Deutschland hatten wir diesbezüglich schon zweimal Probleme mit der Polizei, die nicht wusste worum es sich bei dem Zeug handelt. Sie waren jedenfalls sehr misstrauisch als sie unseren Taschen durchsuchten und die Dosen fanden.

Oliver: Worum geht es in Euren Texten?

JM: In manchen Songs geht's um das wirklich Leben, andere Songs sind einfach nur Fiktion. Es geht einfach um Sex, Drogen, Frauen, Saufen, Lügen, Frustration, Enttäuschungen, Spaß haben, Freunde etc. etc.
Ich glaube man kann sagen, in unseren Songs geht's darum wie es ist zu leben und das Leben im allgemeinen, allerdings bestehend aus einer Mixtur aus Fiktion und Realität. Einige Leute behaupten unsere Lyrics hätten eine äußerst depressiven Touch, aber dem kann ich nicht zustimmen. Vielleicht in manchen Songs, o.k., aber gleich darauf geht's wieder um Party, Saufen und Spaß zu haben.
Joey: Wir wollen einfach nicht so enden wie die meisten Bands, die über Liebe und ähnlichen Kram singen.

Oliver: Wie viele Konzerte spielt Ihr so im Schnitt jährlich?

JM: Oh, das ist wirklich verdammt schwer zu sagen, da wir in diesem Jahr verdammt viel live gespielt haben. Ich glaube dieses Jahr haben wir so ca. 50 Shows gespielt. Wir lieben es einfach auf der Bühne zu stehen und lassen uns mal überraschen wie viele es nächstes Jahr werden ? wir wollen jedenfalls so oft als möglich spielen.

Oliver: Vor nicht allzu langer Zeit ist Euer alter Drummer Hojan ausgestiegen. Wieso eigentlich und war es schwer Ersatz für ihn zu finden?

JM: Er hat uns aus persönlichen Gründen verlassen. Er hatte einfach nicht mehr die Zeit zu proben und mit auf Tour zu gehen und um uns nicht im Weg zu stehen hat er uns schließlich und endlich verlassen.
Nein, es war nicht sonderlich schwer Ersatz zu finden. Über gemeinsame Freunde haben wir den Kontakt zu Peppe hergestellt. Wir haben gewusst, dass er der alte Drummer der Deathmetal Band MOURNING SIGN war. Nach ein paar Proben hatten wir dann das richtige Feeling und mittlerweile läuft alles echt rund. Er ist einfach ein verdammt guter Schlagzeuger.

Oliver: Sicher, das neue Album ist noch nicht allzu lange auf dem Markt, aber wie sieht's mit einem kompletten Studioalbum aus? Ist da zufällig was in Planung?

JM: Sicher, sicher. Wir haben vor im März 2002 ins Studio zu gehen um die Scheibe einzuspielen. Veröffentlichung sollte dann im September ´02 sein ? hoffentlich. Wir haben mittlerweile wieder etliche neue Songs, da wir permanent am Schreiben sind.

Oliver: Wie muss ich mir die Entstehung eines PSYCHOPUNCH Songs vorstellen? Wo schreibt Ihr die Stücke ? auf Tour, im Studio, in Euren eigenen vier Wänden oder alle zusammen im Proberaum?

JM: Hauptsächlich schreiben wir die Songs in unseren eigenen vier Wänden. Für gewöhnlich hängen Joey und ich in dessen Wohnung bei ein paar Pullen Bier oder Whiskey ab, um so die richtige Inspiration zu bekommen. Irgendwann kommt dann einer von uns beiden mit einem kompletten Song daher, für den wir dann hinterher gemeinsam die Lyrics verfassen. Ab und an passiert es auch, dass jemand mit einem coolen Riff ankommt. Dieses versuchen wir dann in einem Song unterzubringen.
Jedenfalls entstehen bei uns keine Songs auf Tour, dafür haben wir keine Zeit. Die meisten Stücke entstehen bei uns im Proberaum oder zu hause.

Oliver: Wie hast Du den 11. September erlebt? Was war Dein erster Gedanke, als Du davon hörtest?

JM: Ich war gerade bei der Arbeit, als jemand vorbeikam und mir sagte, da wäre gerade ein Flugzeug in ein Hochhaus gecrasht. Meine erste Reaktion darauf war, verdammt, wie kann so etwas bloß passieren.
Als wir dann das Radio andrehten und hörten, dass auch noch ein zweites Flugzeug in den anderen Turm gerauscht ist, wussten wir, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Alle dachten zu dem Zeitpunkt, wie kann so etwas passieren, wer und warum machen Menschen so was???

Oliver: Ich stehe ziemlich auf Eure Coverartworks. Wer zeichnet die Dinger für Euch und stimmst Du mir zu, wenn ich sage, die Artworks sind eine Art Markenzeichen von PSYCHOPUNCH?

JM: Der Typ heißt Henrik Walse und er macht wirklich einen verdammt guten Job. Er hat auch schon Cover für die HELLACOPTERS, THE NOMADS, TURPENTINES, SATANIC SURFERS, FIRESIDE etc. etc. gemacht.
Sicher, die Art von Covers ist mittlerweile zu einem Trademark von uns geworden, aber lassen wir uns mal überraschen was beim nächsten Album passiert. Vielleicht überraschen wir Euch ja mit einem komplett anderen Artwork ? who knows!?!?

Oliver: Seit Ihr Jungs eigentlich Workaholics? Entweder Ihr seit auf Tour oder bastelt an einer neuen Scheibe. "Bursting ?" kam Anfang 2001 raus und ein gutes halbes Jahr später steht schon die nächste Langrille in den Startlöchern. Wie schafft Ihr das bloß alles?

JM: Wir schreiben ständig neue Songs und lieben es einfach auf Tour zu sein ? von dem Gesichtspunkt her sind wir wohl Workaholics. Das ist es nun mal worauf wir stehen und wir beschweren uns ja auch nicht, wenn wir nie eine Pause bekommen. Wenn Du die Möglichkeit hast, Alben aufzunehmen, diese zu veröffentlichen und anschließend auf Tour zu gehen ? tu es!!! Welche Band würde das nicht!?!?

Oliver: Was hältst Du von MP3 Tauschbörsen und dem Internet im Allgemeinen?

JM: Die Tauschbörsen können eine gute Sache sein, wir jedoch haben damit nichts am Hut, kenne die Teile aber. Wir glauben, Leute die auf einen bestimmten Song einer Band abfahren wollen auch die original Scheibe und nicht irgendwelche zweifelhaften Downloads.
Das Net im Allgemeinen ist cool. Es ist eine gute Informationsquelle um Infos über Bands, Musik und sonstiges zu bekommen.

Oliver: Welche drei Dinge würdest Du nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen?

JM: Du meinst wirklich "nicht"? In diesem Fall: Soft Drinks, BON JOVI Scheiben und Gefühle. Für den anderen Fall: Alkohol, Zigaretten und Zyanid. Warum Zyanid? Ganz einfach, wenn der Alk und die Zigaretten alle sind, gibt es keinen Grund mehr auf einer einsamen Insel zu leben.

Oliver: Angenommen, Du könntest für einen Tag in die Rolle einer anderen Person schlüpfen. Wer wäre diese Person und warum?

Joey: Dann wäre ich gern Bill Clinton gewesen und zwar an dem Tag, als Monica Levinsky ihm einen geblasen hat und er auf ihr Kleid abgespritzt hat.

Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Habt Ihr schon einmal Probleme mit der Presse wg. eines negativen Reviews usw. gehabt?

JM: Glaube es oder nicht, wir hatten bis dato eigentlich noch nie Stress mit der Presse. Meistens bekommen wir gute Reviews. Positive Resonanzen sind was starkes, Du fühlst Dich einfach großartig dabei ? und sind doch mal schlechte mit dabei, na und was soll's, nicht jeder kann auf deine Mucke abfahren.

Oliver: An welchem Punkt seht ihr PSYCHOPUNCH in 10 Jahren?

Joey: Wie schon jemand vor mir sagte "It's better to burn out than fade away." Deshalb vermute ich mal, dass es uns in 10 Jahren nicht mehr gibt ? but who knows! Man kann sich nie sicher sein ?

Oliver: Eine etwas makabere Frage kurz vor dem Ende: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor die Möglichkeit gehabt, Deine eigene Todesanzeige zu verfassen, wie würde diese lauten?

Joey: Hier ruht ein ehemals hart arbeitender Mann!

Oliver: Das wär's soweit Jungs. Danke fürs Interview und macht in jedem Fall so weiter. PSYCHOPUNCH fuckin' rocks!

Joey: Keine Ursache ?
JM: ? und danke! Wir lieben den Sound den wir machen und die Chance, dass wir etwas an unserer Mucke ändern werden ist verdammt gering.

Redakteur:
Oliver Kast

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