RAM: Interview mit Oscar Carlsquist

28.01.2012 | 15:57

Die Schweden von RAM haben mit "Death" einmal mehr eine beeindruckende Entwicklung hingelegt und ein exzellentes, eingenständiges und sehr abwechslungsreiches Heavy-Metal-Album aufgenommen, das bei uns verdient zum "Album des Monats" gekürt wurde. Wir sprachen mit Sänger und Bandleader Oscar Carlsquist.


Wir erwischen Oscar zu Hause, wo er sich gerade Essen zubereitet und ansonsten natürlich allerbester Laune ist, da die Reaktionen auf "Death" sehr euphorisch sind. "Ja, das hat uns wirklich umgehauen. Ich meine, wir haben mit RAM immer sehr gute Rezensionen bekommen, aber das übertrifft dieses Mal alles. Es ist schön zu wissen, dass die eigene Arbeit geschätzt wird." Das ist auch deshalb erstaunlich, weil bei RAM Entwicklung groß geschrieben wird, obwohl jedes Werk nach RAM klingt, aber dennoch nicht im Ansatz so wie der Vorgänger. "Das ist schon etwas, was uns sehr wichtig ist und auch kein Zufall, sondern eher Teil des Plans. Wir haben schon vor Jahren darüber gesprochen wie unsere Alben sich entwickeln würden und Grundgerüste besprochen. So sollte "Forced Entry" sehr geradlinig sein, den Hörer direkt ansprechen und uns in der Szene positionieren, während wir mit "Lightbringer" zeigen wollten, dass wir auch anspruchsvoller sein können und auch Songs schreiben können, die sich die Hörer erarbeiten müssen. Mit "Death" gehen wir jetzt noch eine Stufe weiter. Wo "Lightbringer" immer noch purer Heavy Metal war, ist "Death" noch abwechslungsreicher und beinhaltet auch Doom- oder Hardrock-Elemente. Wir kommen jetzt zu dem Zeitpunkt, wo wir uns richtig entfalten können." Ein erfrischendes Statement, fernab vom üblichen 'natürliche Entwicklung'-Gerede, welches man sonst zu hören bekommt.


Dass "Death" aber ein Konzeptalbum über den Tod ist, wird an dieser Stelle von Oscar teilweise korrigiert. "Nun, bis zum Song 'Release Me' ist es eine Art Suite über den Tod. Deshalb endet der Song auch mit dem befreienden Ton des Herzstillstands. Aber die anderen Nummern haben nicht mehr vordergründig mit dem Tod zu tun. Nun, vielleicht noch 'Under The Scythe', denn der Song handelt von meiner Jugend. Einer Zeit, in der ich zusammen mit einem Kumpel unglaublich viel Mist gebaut habe. Wir haben verschiedene Drogen ausprobiert und haben einmal eine Geisterfahrt gemacht. Gott, das war völlig verrückt! Wir haben also mit unserem Leben bzw. mit unserem Tod gespielt. Mein Freund von damals ist vor einigen Jahren bei einem Motorradunfall gestorben, so bin ich auch auf die Textzeile 'Riding next to death - under the scythe' gekommen, denn ich saß ja tatsächlich neben dem Tod.", erzählt Oscar, während er offensichtlich etwas klenschneidet. Doch auch zu den anderen Texten hat Oscar etwas zu sagen. "Das Outro '1 7 7 1' habe ich eigentlich als Song für meine Beerdigung geschrieben. Aber der hat so gut zur ganzen Stimmung auf dem Album gepasst, dass er letztendlich darauf gelandet ist. 'Hypnos' hingegen ist für RAM-Verhältnisse ein politischer Song, der auf die Scheinheiligkeit der Regierungen hinweist, denen man nicht wie Lemminge folgen darf. Und 'Frozen' ist eine Art Gedicht, das ich selbst auch überhaupt nicht verstehe. Ich habe einfach drauflos geschrieben und das ist, was dabei heraus kam. Das hatte ich schon öfter und es sind dann manchmal Jahre vergangen bis ich mir erklären konnte, was ich denn da überhaupt ausdrücken wollte."


Neben der musikalischen Veränderung, sind auch Label und Bassist neu. Vor allem vom neuen Mann am Bass, Tobias Petterson, ist Oscar hörbar begeistert: "Der Bass war ja bisher eine problematische Position in der Band (Leif Larsson hat das Debüt eingespielt, "The Unknown" war auf "Lightbringer" zu hören - PK) und das hat man auch live gemerkt, denn Tobias' Vorgänger mochte zwar die Arbeit im Studio, aber auf der Bühne zu stehen, war seine Sache nicht. Tobias hingegen macht nicht nur im Studio einen fabelhaften Job, sondern hat den gleichen Spirit, den wir haben und gibt uns so auf der Bühne den richtigen Kick. Ich denke, dass wir in Zukunft live so noch viel stärker sein können als bisher." Eine erste Kostprobe gaben die Herren jüngst beim "Metal Assault 2" ab, das zum Zeitpunkt des Interviews aber noch in weiter Ferne lag.

Nicht minder begeistert, ist Oscar bislang von der Arbeit mit dem neuen Label MetalBlade. "MetalBlade ist eines der renommiertesten Heavy-Metal-Label in der Welt und wir sind sehr glücklich, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten können. Ich denke, sie können uns sehr weit bringen. Mit ihnen im Rücken haben wir keine Grenzen mehr." Das mag etwas größenwahnsinnig klingen, aber wenn man Oscar nach den Zielen mit der Band fragt, relativiert sich das sehr schnell: "Eigentlich möchte ich nur, dass wir von der Musik leben können, ohne noch einem Job nachgehen zu müssen. Mir geht es finanziell von Hause aus gut, so dass ich gerade an der Schwelle bin, ganz von der Musik leben zu können. Und viel mehr möchte ich gar nicht. Wir können uns nicht hinstellen und erzählen, wir wollen die zweiten METALLICA werden, das ist absolut utopisch. Wir wollen, ohne Druck Platten aufnehmen und Konzerte spielen können. Wenn wir dann einmal alleine 1.000 Leute ziehen würden, wäre das ein absoluter Traum für uns. Ich bin da sehr bescheiden, ich brauche nur ein Dach über den Kopf, etwas Essen im Kühlschrank und die Möglichkeit zu spielen. Wenn ich sehe wie Dave Mustaine in dem Film "Some Kind Of Monster" rumheult, weil er mit MEGADETH nicht so groß wie METALLICA geworden ist, ist das eine verdammte Beleidigung für jeden hart arbeitenden Musiker. Der Mann hat 80 Millionen Platten verkauft! Was gibt es da zu jammern?". Wo er Recht hat, hat er Recht.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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