REVENGE: Interview mit J. Read

11.01.2005 | 14:27

Das kanadische Knüppelkommando REVENGE und dessen Bandgründer J. Read fällt in erster Linie durch infernalischen Black Metal der BLASPHEMY-Schule, martialisches Auftreten und sehr kontroverse Ansichten auf. Ich bin zwar tolerant, aber ob man wirklich mit der besonderen Gewalttätigkeit der eigenen Fans bei den Konzerten "werben" muss, finde ich dann doch fraglich. Das Menschenbild der düstren Gesellen aus Kanada ist auch nicht gerade humanistisch. Ein großer Fan von Interviews scheint J. Read auch nicht zu sein. Zwar gab er bereitwillig auf alle Fragen Antwort, aber meistens so kurz und bündig, dass die Fragen oft länger sind als die Antworten.

Rüdiger:
Was führte im Jahre 2000 zum Aus von CONQUEROR und zur Gründung von REVENGE?

J. Read:
CONQUEROR hörten auf zu existieren, weil wir das so beschlossen haben. Einen anderen Grund gibt es nicht.

Rüdiger:
Erstaunlich. Was kannst du uns über AXIS OF ADVANCE erzählen?

J. Read:
Militanter Black Death Metal mit schizophrenen Gitarren und Texten.

Rüdiger:
Klingt interessant. Hast du noch weitere Nebenprojekte?

J. Read:
Ich bin Sessionmitglied von AXIS OF ADVANCE.

Rüdiger:
Demzufolge ist aber richtig, dass REVENGE für dich aller erste Priorität hat?

J. Read:
Ja.

Rüdiger:
Du bist atemberaubend schnell am Schlagzeug! Wie viel muss man üben, um solche Blastspeeds rauszuhauen?

J. Read:
Ich übe nicht, ich mache es einfach.

Rüdiger:
Welche Schlagzeuger haben dich beeinflusst und wer ist heutzutage der beste?

J. Read:
D.D. Crazy.

Rüdiger:
Was ist aus den früheren Mitgliedern von REVENGE geworden?

J. Read:
Pete Helmkamp und ich sind die einzigen ständigen Mitglieder, alle anderen waren nur Sessionmusiker.

Rüdiger:
Vor dem ersten vollständigen Album ist Pete zur Band gestoßen. Wie seid ihr in Kontakt gekommen?

J. Read:
Pete und ich sind seit vielen Jahren in Kontakt.

Rüdiger:
Pete spielt(e) in vielen anderen Bands, die bekanntesten davon sind ANGELCORPSE und ORDER FROM CHAOS. In welchen Gruppen ist er zur Zeit aktiv, und wie liegen seine Prioritäten?

J. Read:
Er hat ein neues Projekt namens FELDGRAU. Die spielen Atomic Noise Metal.

Rüdiger:
Die nächste Frage ist eher für Pete, aber wenn du Bescheid weißt: Der Symbolismus auf den ORDER FROM CHAOS-EPs erinnert an die deutschen Truppen und Insignien im zweiten Weltkrieg. Ist das reines historisches Interesse oder steckt mehr dahinter?

J. Read:
ORDER FROM CHAOS war eine militante Band mit militantem Image. Sie verehrte den Übermenschen und spürte keine Regung für die falschen Schafe, welche die Welt verunreinigen.

Rüdiger:
Zurück zu REVENGE. Siehst du die Band als Black-Metal-Band, oder magst du keine solchen Schubladen?

J. Read:
REVENGE marschiert alleine. Wir haben keinerlei Interesse daran irgendwelche bekannten Schubladen zu benutzen um unsere Attacken zu beschreiben.

Rüdiger:
Ihr klingt anders als das, was heute üblicherweise unter Black Metal verstanden wird. Ihr habt wenig mit dem atmosphärischen Ansatz eines großen Teils der norwegischen und schwedischen Bands gemein. Euer Sound ist chaotischer, brutaler und lärmender - was nicht abwertend gemeint ist. Welche Philosophie steckt dahinter?

J. Read:
Das Ziel ist es, immer REVENGE in ihrer extremsten Form zu präsentieren.

Rüdiger:
Ist es richtig, dass BLASPHEMY und BEHERIT zu euren wichtigsten Einflüssen zählen?

J. Read:
REVENGE verehren die kanadische Tradition des extremistischen Metal, die von BLASPHEMY begonnen wurde.

Rüdiger:
Was meinst du, warum der Black-Metal-Stil, für den diese Bands standen, heute nicht mehr so verbreitet ist, wie die norwegische Schule?

J. Read:
BLASPHEMY waren früher da, als all jene anderen Bands. Sie wurden 1984 gegründet. Ich finde es besser nur wenige Bands zu haben, die diesem Stil huldigen als 1000 billige Kopien.

Rüdiger:
Sind REVENGE stilistisch das nächste zu BLASPHEMY, das man heutzutage bekommen kann?

J. Read:
REVENGE setzen den Weg von CONQUEROR fort, die auch der kanadischen Tradition extremistischen Metals verbunden waren.

Rüdiger:
Magst du irgendwelche norwegischen oder schwedischen Black-Metal-Bands? Wenn ja, was sind deine Lieblingsalben aus diesem Bereich?

J. Read:
"Deathcrush" (MAYHEM).

Rüdiger:
Andere Favoriten?

J. Read:
"Fallen Angel Of Doom" (BLASPHEMY).

Rüdiger:
Würdest du sagen, dass REVENGE eine Art Entwicklung durchgemacht haben, nachdem "Victory - Intolerance - Mastery" bereits euer zweites komplettes Album und eure fünfte Veröffentlichung insgesamt ist? Oder habt ihr euch vollständig auf einen Stil festgelegt?

J. Read:
REVENGE wird immer ausschließlich für extreme, zerstörerische Alben stehen.

Rüdiger:
Ihr habt eine Split-EP mit ARKHON INFAUSTUS gemacht. Eure Idee, oder ein Einfall des gemeinsamen Labels OSMOSE? Was hältst du von ARKHON INFAUSTUS?

J. Read:
Das war eine Idee der Bands. Alles was mit ARKHON INFAUSTUS zu tun hat, ist krank und abgedreht.

Rüdiger:
Eure Band hat einen sehr brutalen und martialischen Sound, die Texte und der Symbolismus eurer Cover befassen sich mit Krieg. Was fasziniert dich am Krieg?

J. Read:
Niemand kann den natürlichen Instinkt des Menschen zum Angriff, die Lust auf Rache und den Durst nach Blut leugnen.

Rüdiger:
Eure Texte handeln von "Superion". Was ist das? Hat es was mit Nietzsche zu tun?

J. Read:
REVENGE huldigt ausschließlich dem Erscheinen von Superion, dem überlegenen Banner des Antichristen.

Rüdiger:
Seid ihr privat auch so martialisch, oder ist das nur eure musikalische Seite?

J. Read:
Das Streben nach Superion ist allgegenwärtig.

Rüdiger:
Euer Label wirbt damit, dass sich normale Leute bei euren Gigs nicht nach vorne trauen, weil eure richtigen Fans so gewalttätig seien. Sollte man da nichts dagegen unternehmen? Oder findet ihr das gut und meint, dass schwache Leute einfach zu Hause bleiben sollten?

J. Read:
Revenge live = Chaos. Punkt.

Rüdiger:
Wie war die Tour mit DEICIDE?

J. Read:
Wir haben die ganzen USA heimgesucht und jede Halle vernichtet, die wir betreten haben.

Rüdiger:
Muss ein schwerer Schlag für die Clubszene der USA gewesen sein. Hättet ihr Lust, das selbe auch mal in der alten Welt anzurichten?

J. Read:
Unglücklicherweise fürchten sich die meisten Promoter davor uns einzuladen. Aber das könnte sich 2005 ändern, weil großes Interesse daran besteht, REVENGE nach Europa zu holen.

Rüdiger:
Danke für das Interview.

Redakteur:
Rüdiger Stehle

Login

Neu registrieren