SADUS: Interview mit Steve DiGiorgio

01.01.1970 | 01:00

SADUS sind zurück. Genau, diese geniale Thrash-Band, die göttliche Alben wie "Swallowed In Black" aufgenommen hat. Beim Inferno-Festival in Oslo, das unter anderem von powermetal.de präsentiert wird, spielen die Amis ihren ersten Gig seit Jahren in Europa. Wenn das kein Grund ist, dem Bass-Monster Steve DiGiorgio eine lange Mail zu schreiben...

Henri:
Hallo Steve, wie geht's dir?

Steve:
Gut. Dem Rest der Band geht es ähnlich. Hinter uns liegen schlechte Zeiten. Aber wir sind sehr gespannt auf all die Möglichkeiten, die uns dieses Jahr bietet.

Henri:
Bis ich sah, dass ihr auf dem Inferno-Festival spielt, dachte ich, ihr hättet euch aufgelöst. Was habt ihr seit "Elements Of Anger" gemacht? Immerhin erschien die Scheibe schon 1997.

Steve:
SADUS war niemals völlig aufgelöst, sondern nur auf einem Nebengleis abgestellt. Ich kam dann bei TESTAMENT unter und spielte das "The Gathering"-Album mit ein und tourte mit den Jungs. Während dieser Zeit war ich eben der Manager von SADUS und unser Drummer Jon Allen machte ja auch mit bei TESTAMENT. Also waren wir die ganze Zeit zusammen, aber wir konzentrierten uns eben nicht auf SADUS.

Henri:
Seid ihr schon dabei ein neues Album aufzunehmen?

Steve:
Wir sind noch nicht im Studio. Dafür haben wir schon ein bisschen im Proberaum mit Vorproduktions-Ideen experimentiert und ein paar Demo-Stücke aufgenommen. Wir haben nicht geplant vor Mai ins Studio zu gehen, dann machen wir im Juni Pause und fahren im Juli mit der Aufnahme-Session fort.

Henri:
Wie wird das Baby heißen?

Steve:
Wir haben bis jetzt keine Titel. Das kommt bei uns immer zuletzt. Das ist immer eine Summe aus den lyrischen Ideen und der generellen Einstellung des Albums. Wir haben für einige neue Songs ein paar Arbeitstitel, aber nichts hat uns bisher einem Albumtitel näher gebracht.

Henri:
Kannst du schon etwas über den Stil des Albums erzählen - ist es mehr "Swallowed In Black" oder mehr "Elements Of Anger"?

Steve:
Da wirst du zwei verschiedene Antworten erhalten, wenn du erst mich fragst und danach einen Außenstehenden. Es ist wohl eine offensichtliche Entwicklung nach dem letzten Album und hat Elemente davon. Aber es hat wohl eine etwas fettere und thrashigere Ausstrahlung. Es wird weniger experimentelle Stellen besitzen. Es wird immer diese Höhen und Tiefen geben, die SADUS die Vielfalt geben, die den Stil unserer Musik ausmachen. Aber insgesamt wird es wohl eher etwas von einem "Crush'n'Kill"-Album besitzen.

Henri:
Ihr schreibt auf eurer Homepage , dass ihr Grunge und Black Metal überlebt habt. Kannst du das näher erklären. Mögt ihr diese Musikrichtungen nicht?

Steve:
Es bezieht sich mehr auf die Vergangenheit, als Thrash Metal populärer war. Damals waren wir Teil dieser Bewegung. Dann zerstreuten sich die Leute in Richtung Grunge und zum Teil zu dem Black-Metal-Trend. Aber wir sind immer noch da, spielen immer noch unseren Thrash- und Speed-Metal-Stil, wie auch immer du das nennen willst.

Henri:
Du hast die anderen SADUS-Musiker in der Highschool kennen gelernt. Kannst du dich noch daran erinnern? Gibt es aus dieser Zeit noch ein paar lustige Geschichten?

Steve:
Wir fanden in der Band zusammen, als alle anderen Musiker in der Schule noch glücklich waren Coversongs zu spielen. Das war noch um 1984 herum, wir alle waren Teenager und gingen zur selben Schule. Wir bereiteten für den Schul-Talent-Wettbewerb einige Songs vor und waren bereit, die Leute mit einem neuen Ding namens "Thrash Metal" wegzublasen - wir reden hier über 1984 und 1985! Aber einige wenige Tage vor der Talent-Show wurden zwei Leute aus der Band in einzelne Kämpfe in der Schule verwickelt und flogen raus. Das kostete uns die Show. So konnten wir die Studenten nie schocken, bis wir dann Erfolg hatten und sie über uns in internationalen Musikmagazinen lesen konnten!

Henri:
Was ist eigentlich wichtiger für dich - SADUS oder deine Nebenprojekte wie TESTAMENT. In welchen anderen Bands spielst du eigentlich zur Zeit?

Steve:
Für mich ist alles wichtig, wo ich spiele. Ich habe eigentlich überall Spaß, weil ich das schon mein ganzes Leben lang mache. Es wäre Zeitverschwendung etwas zu machen, was ich nicht in ernsthafter Weise angehe. In jedem musikalischen Projekt ist mein Rolle anders und damit wechselt auch der Grad meiner Einbindung. Gerade bei SADUS schreibe ich viele Stücke und habe als einer der Gründer eine wichtige Position in der Band.

Henri:
Wie haben eigentlich die anderen Leute bei SADUS reagiert, als du ihnen erzählt hast, dass du während der Aufnahmen zum neuen Album erst einmal mit TESTAMENT auf Tour musst?

Steve:
Letztes Jahr passierte dasselbe Ding. Und nichts wurde fertig. Aber wir hatten auch nur ein paar Songs geschrieben. Aber dieses Jahr haben wir unsere Pläne um die Zeit darum gemacht. Wir werden alle Songs bis zu der Zeit fast fertig haben und wir planen die Studiozeit zusammen mit den Plänen von TESTAMENT, so dass wir unseren Faden nicht verlieren.

Henri:
Was würdest du als dein bestes musikalisches Projekt bezeichnen und warum?

Steve:
Ohne Zweifel meine Jazz/Rock/Fusion-Band DARK HALL. Es ist total andere Musik. Es hat auch nichts mit Metal zu tun. Aber es ist das Zeug, mit dem ich aufwuchs und was ich damals hörte und was ich immer schon einmal kreieren wollte. Ich hatte viel Spaß daran eine Band mit talentierten Musikern aufzumachen und zusammenzuführen: Und dann instrumentelle Musik in meinen eigenartigen Stil zu spielen. Ich habe jede Note von diesem Zeug geschrieben, die Jungs bekamen dann ihren Teil und perfektionierten ihr Stück weiter und machten es zu ihrem Eigenen. Aber alles fing in meinem Gehirn an und wurde von niemand anderem geleitet als meinem inneren Sinn für etwas Originelles.

Henri:
Etwas zu DEATH - du hast auch dort Bass gespielt. Wie war es eigentlich mit Chuck zu arbeiten?

Steve:
Es war sehr schön mit ihm zu arbeiten, denn wir waren auch neben der Band her Freunde. Wir konnten zusammen rumhängen und Sachen machen, die nichts mit mit einem neuen Album oder einer Tour zu tun hatten. Deshalb klang es immer auch sehr natürlich, wenn wir zusammen gejammt haben. Er fand einen Weg, dass innere kranke Biest eines Bassspielers hervorzulocken - ich wusste bis dahin gar nicht, dass ich so etwas besitze. Ich war immer dankbar über die Art, wie er mich getrieben hat, etwas außerhalb meines natürlichen Bassspieler-Gefühls zu spielen.

Henri:
Kannst du Chuck in einem Satz beschreiben?

Steve:
Ich kann niemanden in einem Satz charakterisieren. Er war weder sonderbar noch übermenschlich noch sonst etwas. Er war einfach ein Typ, der seine Musik liebte und sich sehr von seinen Hobbys und Interessen inspirieren ließ.

Henri:
Wie fühltest du dich, als du von seinem Tod hörtest?

Steve:
Muss ich das wirklich beantworten. Ich war natürlich innerlich verwüstet. Ich vermisse den Kerl immer noch.

Henri:
Du hast auch bei AUTOPSY gezockt. Kennst du die neue Band von deren Drummer Christ Reifert, die THE RAVENOUS heißt?

Steve:
Ich kenne alle Jungs, die dort mitspielen. Allerdings habe ich nicht viel davon gehört, an dem sie seit einer Weile arbeiten. Wir sehen einander nur gelegentlich.

Henri:
Wie kommt es nun, dass ihr dieses Jahr auf dem Inferno-Festival spielt?

Steve:
Gerade wo wir jetzt mittendrin sind mit Vollgas das neue Album zu schreiben, wollte ich rausgehen und einige Shows spielen. Ich kenne dort einen Typen, der wiederum die Hintergrund-Sachen des Festivals kennt. Ihn fragte ich nach einem Kontakt zum Organisator. Und dort fragte ich einfach nach, ob sie uns dieses Jahr haben möchten. Wir waren sehr aufgeregt, als sie uns die Show zusagten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie heiß wir sind nach all den Jahren das erste Mal in Norwegen zu spielen und dann noch bei einer so angesehenen Show. Das hat uns inspiriert, gleich noch Konzerte in anderen Ländern zu buchen, in die wir uns noch nie gewagt haben, einfach um zu wissen, dass wir dort eine starke Fanbasis haben. Wie in Italien, Griechenland oder Schweden.

Henri:
Was erwartest du von der Inferno-Show? Können die Fans sich auf etwas Besonderes einstellen? Kannst du vielleicht schon ein paar Songtitel verraten?

Steve:
Wir denken, dass jeder sagen wird: "Huh... Wer zur Hölle ist das denn...??? Diese Typen sind alt... und... sie malen sich noch nicht einmal die Gesichter an...!!!"
Im Ernst, wir wissen nicht, was uns dort erwartet. Wir wollen einfach unsere Songs gut spielen. Das ist hauptsächlich deshalb so, weil wir zum ersten Mal in Norwegen spielen und viele Leute dort vielleicht noch nicht einmal etwas von uns gehört haben. Die Titel-Liste kann ich wirklich nicht verraten. Aber es fällt mir leicht zu sagen, dass wir etwas spielen werden von JEDER Platte, die wir jemals herausgebracht haben. Das bezieht unsere frühen Demos mit ein. Und wir können auch schon etwas vom kommenden Album spielen, um zu gucken, wie das neue Zeug bei den jungen Fans ankommt. Die Setlist wird also die kompletten 18 Jahre SADUS umspannen. Wir können es uns leisten, von jedem Album und Demo einen Song zu spielen, ich hoffe nur, dass dann um Mitternacht und am frühen Morgen noch genug Leute dort sind, um das alles zu hören...

Henri:
Habt ihr noch andere Live-Pläne, kommt ihr mal wieder nach Deutschland?

Steve:
Nicht auf dieser Reise, da sind wir nur in den Ländern, die ich vorhin erwähnt habe. Aber wir arbeiten bereits an einer anderen Europa-Tour im Dezember mit ein paar Gigs in Deutschland, Holland und Belgien. Der Rest wird mehr in Mitteleuropa sein. Der Trip jetzt führt uns mehr an den Rand.

Henri:
Was waren deine Favoriten-Alben 2003?

Steve:
SOILWORK's "Figure Number Five", DEVIN TOWNSEND, STAR ONE, DEAD SOUL TRIBE... Fuck, es waren so viele, ich kann das nicht genau sagen.

Henri:
Noch ein paar letzte Worte...

Steve:
Danke für die Chance SADUS wieder zurück ins Gedächtnis der Musikwelt zu holen. Wir sind wirklich dankbar über die lieben Worte von Jedem für die Band und auch für Jon's Tochter. Ich hoffe, dass jeder daran denkt, seinem Kumpel oder seinen fünf Freunden über die Shows und das neue Album dieses Jahr zu erzählen. Raus aus dem Winterschlaf, einmal mehr!!!

Original-Mailer

Henri:
Hello, how are you?

Steve:
Good, the whole band is doing really well again. There's been some dark times behind us. But we're all really excited about all the possibilities for this year.

Henri:
Until I saw, that you are plying on Inferno-Festival, i thaught SADUS is liquidated. What did the Band do since the 1997-album "Elements of Anger"?

Steve:
We never fully disbanded, just got side-tracked. The fact that I got
involved with Testament for the recording and touring of their album, The Gathering had a lot to do with it. During these years I got Sadus' manager and drummer, Jon Allen hired on as well. So we were always still together, but not a lot of time was being focused on Sadus.

Henri:
Did you already start recording the new record?

Steve:
Not in the studio yet. We've been experimenting with preproduction ideas in the rehearsal room, recording demo versions of the songs. But we're not scheduled to go in and record until May and after taking June off we will resume recording in July.

Henri:
What will be the name of the baby?

Steve:
We don't have any title ideas yet. That always comes last for us. It's always a sum of the lyrical ideas and overall vibe of the attitude of the album. We have a couple working titles for some of the new songs, but nothing getting us close to an album title.

Henri:
Can you explain the musical style - is the sound more like "Swallowed In Black" or "Elements Of Anger"

Steve:
If you ask me, and then ask an outsider you might get two different answers. It's obviously going to be a logical progression from the last album, Elements...But we are really going for a thicker/thrashier vibe on this one. Less experimental parts. There will always be the peaks and valleys that give Sadus our variety within our own scope of Sadus-style stuff. But I think overall, maybe more of a crush n'kill album.

Henri:
You write on the Sadus-Homepage, that the Band survived Grunge and Black Metal. Can you explain this? Didn't you like these musical styles?

Steve:
It's more of a way of saying that back when thrash was more popular we were part of that movement. And as the crowds dissapated to the grunge and eventually to the black metal trends. We are still here, still playing our style of thrash or speed metal - whatever you want to call it.

Henri:
You got to know the other SADUS-guys on highschool - can you still remember how? Can you tell a funny story from this time?

Steve:
We got the band together to write originals during a time when all the other musicians in the school were happy playing covers. This was when we were all teenagers in 1984, going to the same school. We prepared some songs for the school talent show and were ready to blow people away with a new thing called "thrash metal" - we are talking 1984/1985 here! But a few days before the talent show, two of the guys in the band got in separate fights during school and got suspended, thus eleminating us from the show. So we never got to shock the students until they all grew up and started reading about us in international music magazines...!

Henri:
What is more important for you personally - SADUS or your side projects like TESTAMENT. In which other bands do you play actually?

Steve:
Everything I play is important to me. I like to have fun above all, but this is something I've been doing my whole life, and it'd be a waste of time to take involvement in anything I do in a non-serious manner. My roles are different in each musical project I do, so my level of involvement differs. Obviously with Sadus, I write a lot of the material and have a more
important position in the band being one of the founding and original members.

Henri:
How did the other guys in SADUS react, when you told them about the forthcoming TESTAMENT-tour during the recording-process of the new album?

Steve:
Last year the same thing happened. And nothing got done. But we only had a few songs written. So this year we made plans around it. We have all the songs close to being written this time, and we're planning the studio time to flow with the plans of Testament so we don't lose our momentum.

Henri:
What was your best musical side-project and why?

Steve:
Without a doubt my jazz/rock/fusion band - Dark Hall. It's totally different music. It's not even metal-related. It's what I grew up listening to, and what I've always wanted to create. I had a lot of fun putting together a band of talented musicians to play my weird style of instrumental music. I write every note of that stuff, I mean when the guys get their parts they perfect the stuff and make it their own. But it all starts in my brain and is directed by nothing more than a inner sense of something original.

Henri:
Something about DEATH. Can you tell the readers of www.powermetal.de how it was working with Chuck?

Steve:
Working with him was fine for me, because inbetween band stuff we were still friends. We could hang out and do stuff not related to writing an album or touring. So when we got together to jam, it was very natural. He found a way to bring out some inner sick beast of a bass player I never knew I had. I always appreciated the way he pushed me to play something outside of what I felt natural as a bassist.

Henri:
Can you characterise Chuck in one sentence?

Steve:
I can't characterise anyone in one sentence. He wasn't weird or super-human or anything. Just a guy who loved music and was very inspired by his hobbies and interests

Henri:
What did you feel when you heard about his death?

Steve:
Do I need to really answer this? I was devastated, of course. I still miss the guy.

Henri:
You've also played at AUTOPSY - did you know the new chris reifert-band
THE RAVENOUS?

Steve:
I know all those guys, but I haven't really heard much of what they've been working on in quite a while. We only see each other occasionally.

Henri:
What is the reason now that you are going to play on INFERNO-Festival this year?

Steve:
With the band back in full speed writing for a new album, I wanted to get out and play some shows. I know one of the guys associated with some of the behind the scenes stuff of the festival and asked for a contact to the promoter. I simply asked if they would have us this year. We were very excited when they agreed to book us on the show, and you can't imagine how stoked we all are that we get to play Norway for the first time after all these years in such a respectible show. It inspired us to book shows in other countries Sadus has never ventured into that we know we have a strong fan base in. Such as Italy, Greece and Sweden.

Henri:
What do you expect from the show at the INFERNO? Is there anything special that the fans can expect from you? Can you tell some songs?

Steve:
We expect everyone to go..."huh...??? Who the hell is this...??? These guys are old...and...they don't paint their faces...!!!" Seriously, we don't know what to expect. We just want to play the songs well. Mainly because like I said it's our first time in Norway and many people probably have never even heard of us. I can't really let out the song list, but I can easily tell you there will be something from EVERY release we've put out. That includes the early demos too! And we MIGHT play something from the forth-coming album to see how the new stuff goes over on the young crowds. So there'll be stuff spanning 18 years of Sadus. Going on last we can afford to play a lot of songs off each album and demo, I just hope there are a few people left that late into the night/early morning to hear all of that...!!!

Henri:
Are there any other plans to play live, probably in germany?

Steve:
Not this trip, besides the countries I mentioned before. But we are already working on another Euro tour in December maybe with a few German, Dutch and Belgian shows...and the rest of the more interior of Europe actually. This trip is more the stuff on the fringe.

Henri:
What have been your favourite records in 2003?

Steve:
Soilwork - Figure V...Devin Townsend...Star One...Dead Soul Tribe...Fuck, there's so many, I can't think straight.

Henri:
Any last words?

Steve:
Thank you for the chance to get Sadus on the minds of the music population again! We really appreciate the kind words for the band and Jon's daughter from everyone. I hope everyone remembers to tell a friend, or five, about the shows and the new album this year. Out of hibernation once again...!!!

Redakteur:
Henri Kramer

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