SERENITY (A): Interview mit Georg Neuhauser

25.04.2007 | 17:13

Kaum ein Album einer österreichischen Band hat in den letzten Jahren für dermaßen positive Resonanz gesorgt, wie das aktuelle Debüt der Tiroler SERENITY. "Words Untold & Dreams Unlived" hat sich aber die überaus wohlwollenden Resonanzen durchaus verdient, kann es doch mit einer sehr delikaten Melange aus unterschiedlichen Zutaten aus dem Power, Progressive und Melodic Metal punkten und weiß über die gesamte Spielzeit zu beeindrucken.
Grund genug also, mit der Band ein Wörtchen zu wechseln, was Sänger Georg Neuhauser trotz anstehendem Tourstress nur zu gerne tat.

Walter:
Zunächst einmal Gratulation zu eurer Scheiblette. Habt ihr mit einem derartigen Übermaß an positiver Kritik gerechnet?

Georg:
Danke für die lobenden Worte. Bisher scheint es wirklich so zu sein, als ob alles bestens für uns laufen würde. Allerdings ist noch ein wenig Vorsicht geboten, da noch nicht allzu viel an Rückmeldungen eingetroffen ist. Der Anfang stimmt mich aber sehr zuversichtlich. Damit gerechnet haben wir nicht, aber insgeheim davon geträumt schon.

Walter:
Keine falsche Bescheidenheit. Schon euer letztes Demo "Engraved Within" wurde mit Lob geradezu überschüttet und da ihr qualitativ ja nicht unbedingt abgebaut habt, wäre alles andere als positives Feedback schon sehr verwunderlich.

Georg:
Es stimmt, dass wir nie im Leben mit derlei Kritiken gerechnet hätten. "Engraved Within" hat wahnsinnig gut abgeschnitten, keine Frage. Aber es war wohl doch schon immer so, dass manche Demobands in jenem Stadium regelrecht abgefeiert wurden, danach aber kaum noch etwas für diese Bands unternommen wurde. Außerdem muss ich auch zugeben, dass die Presse auch nur einen Teil des Erfolges ausmacht. Hinsichtlich der Fans, die wir aber natürlich in erster Linie einmal in unserer Heimat haben, blieb der große Run auf das Demo nämlich leider dennoch aus.

Walter:
Es ist wohl auch nicht mehr üblich, sich als Fan Demos und Eigenproduktionen zuzulegen. Aber vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass gleichzeitig zu viele Pflichtkäufe erscheinen.

Georg:
Da könnte auch was dran sein. Jetzt sind wir zumindest ebenfalls bei einem Label unter Vertrag und brauchen diesbezüglich nicht mehr weiter darüber nachzudenken.

Walter:
Womit wir auch schon beim Thema wären. Habt ihr denn keine Bedenken mit derlei Klängen bei Napalm Records irgendwie ganz und gar nicht ins Konzept zu passen?

Georg:
Nein, überhaupt nicht. Wir sehen das eher andersrum. Da es kaum eine Band im Artist-Rooster von Napalm gibt, die ähnliche Musik wie SERENITY machen, ist es mit Sicherheit ein Vorteil für uns, da uns das gesamte Interesse und die gesamte Promotion diesbezüglich zu Gute kommt. Und hinsichtlich dieser Tätigkeiten haben Napalm bislang immerzu beste Arbeit verrichtet, das haben mir unzählige unserer Labelmates bestätigt.

Walter:
Kein Zweifel, die wissen worauf es ankommt. Hattet ihr denn auch andere Labels zur Auswahl?

Georg:
Ja, wobei von den namhaften auch Century Media an uns interessiert waren. Allerdings haben wir uns definitiv für Napalm entschieden, da wir bei Century Media ja doch nur eine ganz kleine Nummer gewesen wären.

Walter:
Es scheint aber doch euren Demos anzurechnen zu sein, dass die Industrie international auf SERENITY aufmerksam geworden ist. Wie aber sieht es mit Feedback in der Heimat aus. Zählt der Prophet im eigenen Land etwas?

Georg:
Ich weiß was du meinst, aber damit sind ehrlich gesagt niemals konfrontiert worden. Hier in Tirol war das bislang überhaupt kein Thema und auch seitens der österreichischen Presse, sofern sich diese mit Musik wie unserer beschäftigt, war man an SERENITY interessiert.

Walter:
Was Konzerte betrifft, scheint es ja vor allem euer "zweites Wohnzimmer", das "Komma" in Wörgl zu sein, wo man euch häufig zu Gesicht bekommt.

Georg:
Dort haben wir zumindest bislang unsere bestbesuchten Gigs absolvieren dürfen. Aber wie du mitbekommen hast, bin ich schon ein wenig im Stress um die letzten Vorbereitungen für die erste durchgehende Tournee von SERENITY abzuschließen.

Walter:
Es geht demnächst zusammen mit MORGANA LEFAY und SACRED STEEL auf Tour. Wie kam diese Konstellation zustande?

Georg:
Wir haben bei unserem Gig zusammen mit METAL CHURCH im "Komma" deren damaligen Tourleiter Ronnie kennen gelernt und sind mit dem Kerl in Kontakt geblieben. Da er mittlerweile der Liebe wegen zum Tiroler geworden ist, haben wir uns mittlerweile darüber hinaus auch mit ihm angefreundet. Über ihn kam der Kontakt zu MORGANA LEFAY zustande und als wir das Angebot erhielten, gaben uns auch noch Napalm ihren Segen um es einfach zu probieren.

Walter:
Aber ist denn nicht noch zu früh für eine Tour, zumal das Album ja noch gar nicht offiziell erschienen ist?

Georg:
Nein, denn zum einen sind wir ja ohnehin nur als Support-Act mit eingeschränkter Spielzeit mit von der Partie und auf der anderen Seite sehen wir diese Reise als eine Chance an um in Regionen zu spielen, wo wir bislang noch nie spielen konnten. Von daher macht das Ganze – Veröffentlichung hin oder her – in jedem Fall Sinn.

Walter:
Weil wir gerade wieder auf das Album zu sprechen gekommen sind: Es scheint, als ob ihr dafür weder Kosten noch Mühen gescheut hättet.

Georg:
Das ist korrekt. Es geht mir ja auch selber so, dass ich, wenn ich die Chance habe, mir neue Scheiben anzuhören, erst einmal genau schaue, womit ich es zu tun habe und ob auf dem Cover "Hinweise" enthalten sind. Das werden wohl auch sehr viel Fans so handhaben. Wenn man dann als Band Gastmusiker zu bieten hat, stehen die Chancen eine Spur besser. Zudem wollen die Fans im Vorfeld auch wissen, was soundtechnisch auf sie zukommt. Metal-Fans beschäftigen sich eben nicht nur mit der Musik, sondern auch mit dem Drumherum. Sie wissen, was es zu bedeuten hat, wenn, wie bei uns, auf einem Album vermerkt ist, dass dieses im Finnvox gemastert wurde. Obwohl die eigentliche Produktion in München im Dreamscape Studio schon gut gelaufen ist, hat sich danach per Zufall die Chance mit dem Finnvox ergeben und wir diese wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Walter:
Keine Angst, SERENITY werden auch so ihre Fans gewinnen, mit oder ohne Finnvox. Für das Endergebnis ist dieser Mix aber bestimmt eine gute Wahl gewesen. Als Newcomerband, oder zumindest veröffentlichungstechnisch gesehener "Debütant" hat man es ja verhältnismäßig leichter als mit den weiteren Alben, die man dann in relativ kurzen Abständen nachreichen muss um nicht in Vergessenheit zu geraten. Wie werdet ihr diese Sache angehen?

Georg:
Erste Ideen für weitere Songs gibt es schon und wenn wir von der Tournee zurück sind, werden wir uns intensiv damit beschäftigen. Es stimmt nämlich sehr wohl, dass so manche Band, so schnell diese mit ihrem Debüt an die Spitze geschossen ist, ebenso schnell wieder in den Underground gedrängt wurde. Wenn alles nach unseren Plänen klappt, sollte zu Beginn des nächsten Jahres mit der Produktion begonnen werden und das zweite SERENITY-Album sollte im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2008 erscheinen.

Walter:
Das wohl hoffentlich auch weiterhin euren Stil enthalten wird und auf dem auch die Progressivität im wahrsten Sinnes des Wortes beibehalten wird. Zumal ja bei euren Kompositionen eine Weiterentwicklung auch auf "Words Untold & Dreams Unlived" deutlich nachzuvollziehen ist, da die dafür neu geschrieben Nummern noch eine Spur stärker ausgefallen sind, als jene, die, wenn auch in überarbeiteter Form, bereits auf den Demos enthalten waren. Die Inspirationsquellen werden wohl ebenfalls die gleichen bleiben, oder?

Georg:
Ich bin mir jetzt zwar nicht ganz sicher, wen du konkret damit meinst, aber unser Musikgeschmack ist ziemlich breit gefächert, so dass man eindeutig ein "Ja" hier als Antwort geben kann, haha.

Walter:
Unter anderem kommen mir die Namen BLIND GUARDIAN, KAMELOT, SYMPHONY X, EVERGREY oder SAVATAGE in den Sinn, wenn ich mir "Words Untold & Dreams Unlived" zu Gemüte führe.

Georg:
Damit triffst du den Kern der Sache ziemlich genau. So unterschiedlich diese Bands auch klingen, als Einfluss sind diese mit Sicherheit vorhanden. Danke übrigens für den Vergleich zu SYMPHONY X, dadurch fühle ich mich geradezu geehrt, denn mit einer solchen Spitzenband wird man nicht alle Tage verglichen.

Walter:
Dennoch ist es aber die Eigenständigkeit, die SERENITY ausmacht. Bevor uns ein zweites Album ins Haus steht, wird es aber wohl einige Male die Chance geben SERENITY auf den Brettern, die bekanntlich die Welt bedeuten, zu erleben.

Georg:
Genau. Wie gesagt, jetzt geht es erst einmal zusammen mit SACRED STEEL und MORGANA LEFAY "on the road" in Mitteleuropa. Dann stehen einige Festival-Gigs in Österreich (u.a. "Summer Nights Festival" in Strasswalchen am 22.06. und das "Souls Of Metal" am 29.06. in Hargelsberg/Enns) auf dem Programm, und im Herbst könnte es zu einer weiteren Tournee als Opener einer bekannteren Band kommen, aber diesbezüglich darf ich aus vertraglichen Gründen noch nichts verlauten lassen.

Walter:
Egal mit wem auch immer SERENITY unterwegs sein werden, man muss jener Band raten allabendlich das Beste zu geben, denn ansonsten könnte es passieren, dass SERENITY als Gewinner die Halle verlassen werden. Durch ihre bisher gewonnene Erfahrung auf Gigs und ihren saustarken Songs an sich ist es aber wohl für kaum eine Band einfach hinterher auf die Bühne zu müssen. Mir persönlich fällt aber dennoch etwas negativ auf. Im Osten Österreichs sind SERENITY nicht unbedingt sehr "häufig" zu sehen...

Georg:
Es gibt bei uns dieses "Ost / West"-Gefälle in aller Deutlichkeit. Bands, die hier bei uns im "Komma" spielen und deren Gigs gut besucht sind, machen in Wien teilweise noch nicht einmal Station, während andere extremere Metal-Bands wiederum einen Bogen um Österreich machen, mit Ausnahme der Hauptstadt. Es ist wohl so, dass man in Wien im Moment nur mit sehr heftigen Klängen, welcher Art auch immer, für Furore sorgen kann, während der traditionelle Metal offenbar dort nicht wirklich hochgeschätzt wird.

Walter:
Ja, leider. Aber mit einem Aushängeschild wie SERENITY sollte sich doch ein Umdenkprozess auch im Osten unserer Heimat einläuten lassen. Ich bin der Letzte, der sich dagegen wehren würde und seit STYGMA IV gab es keine Formation, die sich dem eher traditionell veranlagten Metal hingegeben hat und damit auch internationale für Furore sorgen konnte.

Redakteur:
Walter Scheurer

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