SERENITY: Interview mit Christian Hermsdörfer

25.10.2023 | 13:50

Ein Hoch auf Albrecht Dürer. Er war nicht nur ein bedeutender Künstler der Renaissance, sondern auch Inspirationsquelle für das neue SERENITY-Album, das neben symphonisch-melodischen auch kraftvolle Highlights in Hülle und Fülle zu bieten hat. Weshalb unser Albrecht für diese Songs so prädestiniert ist, was Roy Khan damit zu tun hat und wie weit künftig das Orchestrale verfolgt wird, erfahrt ihr in unserem Gespräch mit Gitarrist Chris.

Hallo Chris und viele Grüße ins wunderschöne Tirol. Wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei SERENITY?
Vielen Dank der Nachfrage! Sehr gut und natürlich in extremer Vorfreude auf den Release von "Nemesis A.D."

Seit dem letzten Album "The Last Knight" sind mehr als dreieinhalb Jahre ins Land gezogen. Und ihr habt mit Marco einen neuen Gitarristen. Wie kam die Kollaboration zustande?
Da muss man fast etwas weit ausholen - im Vorfeld zu "The Last Knight" hatte Georg bereits mit Marco begonnen, an Songs für SERENITY und u.a. für das Nebenprojekt FALLEN SANCTUARY zu schreiben. Das hat damals für uns so schon sehr gut funktioniert. Da sich meine Anwesenheit auf der Bühne bedingt durch BEYOND THE BLACK inzwischen doch etwas schwieriger gestaltet, musste für SERENITY einfach zudem eine fixe Gitarristen-Lösung gefunden werden. Also hat man Marco gefragt, ob er sich neben der Songwriting-Zuarbeit eine fixe Position bei uns vorstellen kann, damit man nicht immer mit unterschiedlichen Live-Gitarristen spielen muss. Er sagte zu und so hatten wir eine – wie sagt man so schön – Win-Win-Situation für beide Seiten, hehe.

Euer neues Album "Nemesis A.D." steht in den Startlöchern – und ihr entführt uns in die Welt der Renaissance. Warum und was ist für euch das Faszinierende an dieser schillernden Epoche?
Es ging uns tatsächlich gar nicht so sehr um die Epoche, sondern viel mehr um Albrecht Dürer selbst. Eine der kunsthistorischsten Personen überhaupt, der nicht nur bekannte Werke erschaffen hatte, sondern auch viel "Neues" in die Welt gebracht hat. Da gab es einfach sehr viel Potential, ein Album darauf aufzubauen.

Mit 'Ritter, Tod und Teufel' wird sogar ein Song nach einem seiner Werke betitelt. Was hebt den guten Albrecht von anderen Künstlern dieser Zeit ab? Wie weit hat euch Dürers Kunst geprägt?
Die Werke gaben schon ein sehr gutes inspiratives Spektrum, um diese nicht nur in Songtitel umzuformen, sondern darüber hinaus wahrheitsgemäße oder fiktive Geschichten zu schreiben. Auch das gesamte Artwork ist eine Huldigung seiner Arbeiten! Einfach wundervolle Werke!

Verrate mir doch gerne einmal die Verbindung zwischen Artwork und den Songs dieses Renaissance-Konzeptalbums, was möchte uns der Künstler mit dem Cover sagen?
Wir haben letztendlich wirklich eine große Menge unglaublich genialer Interpretationen von Dürers Werken von unserer Artwork Company "Credo Qui Absurdum" erhalten, was es uns sehr schwer gemacht hatte, ein Werk auszuwählen, welches am Ende das Cover schmücken darf. Da wir uns aber mit "Nemesis A.D." eh schon auf einen Titel geeinigt hatten, sollte es dann eben auch ein passender Engel werden - Nemesis, der Gott bzw. Engel der Rache usw. Zwar trägt das Cover auch sehr viele Elemente des 'Son Of Justice', also des Engels der Gerechtigkeit - aber hey: Kunst ist Interpretationssache, nicht wahr? Hehe.

Bei 'The Fall Of Man' bekommt ihr prominente Unterstützung von Roy Khan. Wie kam die Kooperation mit ihm zustande?
Ein Duett mit Roy war ja mit ganz oben auf Georgs Bucket-Liste und da man ja eine gemeinsame Geschichte mit KAMELOT zu erzählen hat, war klar, lass da mal anfragen. Roy war auch sofort im Boot, 'Fall Of Man' mit uns zu machen, und wie er das am Ende umgesetzt hat, ist natürlich magisch! Das macht diesen Song definitiv zu einem der Highlights auf dem Album - ok es gibt ja eigentlich nur Highlights, haha.

Und – das knüpft direkt an: Wie weit haben die Bands CONCEPTION und KAMELOT denn den SERENITY-Stil damals wie heute geprägt?
Puh, das ist schwer für mich zu beantworten. Ich glaube, dass die ersten Tage von SERENITY sehr von diesen Bands geprägt waren. Inzwischen hat man aber doch eher zu sich gefunden und ich für meinen Teil muss sagen, dass ich mich grundsätzlich eher wenig von anderen Bands beeinflussen lasse, was Musik angeht, sondern auf die eigenen Stärken und Ideen vertraue, um hoffentlich frische Ansätze zu finden!

Aus deiner Sicht, worin liegen die musikalischen Unterschiede zwischen "The Last Knight" und dem neuen Album, wie hat sich SERENITY in dieser Zeit musikalisch entwickelt? 
Ich denke da gibt es gar nicht so viele. Mit "The Last Knight" war eher die Richtung noch deutlicher gesetzt. Wir haben viele Peaks in unserer Karriere ausprobiert und wissen aber eben inzwischen, wo man sich am wohlsten fühlt. Und das ist eben ehrlicher symphonischer Power Metal, mit gut ausgewählten cineastischen Spitzen ohne aber wieder zu sehr "Orchester-Band" zu werden. Auch sind wir eben keine klassischen "Progger" und versuchen eher, das alles in ausgewogenen Verhältnissen in unsere Songs einzubauen.

Klär mich auch gerne einmal auf, was es mit dem Titel "Nemesis AD" auf sich hat und weshalb ihr ihn gewählt habt.
Dürer hatte ja neben vieler Kunst eine Sache erstmalig in der Welt berühmt gemacht: seine Werke mit seinen Initialen zu signieren. Das AD auf den Werken ist das Markenzeichen und hat im Grunde unsere heutigen Signing-Sessions überhaupt ermöglicht. Da wir den Titel "Nemesis" grundsätzlich als Favoriten hatten, dachte ich mir, da muss man noch mehr Dürer-Style hinbekommen - also ein AD im Dürer-Style dahinter und schon hatte es den Look, den es gebraucht hat!

Am Ende des Albums wartet eine Orchester-Version von 'The Fall Of Man'. Bestehen eurerseits auch Pläne, das Thema Orchester-Album anzugehen oder wird es eher bei vereinzelten Kostproben bleiben? 
Aktuell nein. Wenn es sich mal anbietet, kann man da gerne drüber nachdenken, sicherlich auch ein Bucket-List-Projekt, aber konkrete Pläne nicht.

Das Album erscheint am 27. Oktober – was halten die darauffolgenden Wochen und Monate denn für SERENITY noch bereit? Ist eventuell eine Tour in Planung? 
Der Herbst und auch das Frühjahr werden auf jeden Fall sehr spannend. Drei Release Shows in Österreich jetzt im Oktober. Danach eine fette Tour mit POWERWOLF. Danach ab nach Japan und im Januar auf die "70.000 Tons Of Metal" und danach im Februar endlich wieder eine eigene Headline-Tour durch Europa. Ich denke, das kann sich sehen lassen und wir freuen uns tierisch drauf!

Ich muss sagen, dass ich von "Memoria" noch immer sehr beeindruckt bin. Gibt es eurerseits eine Band, von der ihr euch ein ähnliches Projekt, welches Songs neu interpretiert, wünschen würdet? 
Vielen Dank - wir sind da auch immer noch unendlich stolz darauf, dass wir das mit unseren Mitteln so groß umsetzen konnten. Ich denke es gibt viele Bands, die immer wie wir Spaß daran haben, ihre Musik und Songs neu zu erfinden. Im Grunde kann man das eigentlich nur jeder Band empfehlen, das mal gemacht zu haben, es ist eine tolle, musikalische Erfahrung für sich selbst und natürlich die Fans, hehe.

Chris, was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben? 
Unendlichen Dank für euren Support, genießt das neue Album "Nemesis A.D.", welches ihr euch unbedingt auch in physischer Form holen solltet, denn das Artwort ist einfach unendlich schön und es wäre schade, wenn man es nur digital betrachten würde. Wir hoffen wir sehen euch alle auf Tour! Bleibt gesund und bis ganz bald!

Fotocredit: Matthias Schwaighofer

Redakteur:
Marcel Rapp

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