SKITLIV: Interview mit Maniac

23.10.2009 | 13:50

"Skandinavisk Misantropi" ist der Titel des neuen Albums von SKITLIV, der aktuellen Band des norwegischen Extremkünstlers Maniac. Ihn assoziiert man immer noch gerne mit seiner Ex-Band MAYHEM, die ihrerseits als Kultband der frühen Stunde des norwegischen Black Metals gilt. SKITLIV kommt mir eher zahm vor, und ich bin beim ersten Hören etwas überrascht, dass es auf der Scheibe nicht heftiger zugeht. Und so versuche ich im Interview mit Maniac herauszufinden, wie er selbst seine Arbeit sieht, was ihn bei der Komposition seiner Musik bewegt hat und ob dieser Künstler auch eine bürgerliche Seite in sich trägt.

Erika:
Bevor ich mich mit dem neuen SKITLIV-Album "Skandinavisk Misantropi" befasst habe, habe ich einige ältere Reviews über eure erste EP "Amfetamin" gelesen. Sie gilt als extreme Scheibe für Liebhaber extremer Musik. Von "Skandinavisk Misatropi" bin ich in dieser Hinsicht ein bisschen enttäuscht. Ich habe ein ähnlich extremes Werk erwartet. Aber ich finde, das ist es nicht. Was denkst du? Ist das aktuelle Album deiner Auffassung nach genauso extrem wie "Amfetamin"?



Maniac:
Hmmm. Wenn du enttäuscht bist, ist das dein Problem. Ich finde das Album viel extremer als "Amfetamin" und ich finde, es ist viel besser. Es enthält einige der gleichen Songs und wenn du genau hinhörst, bemerkst du, das 'ScrumDrug' eine Weiterentwicklung des Songs 'Amfetamin' ist. Ich habe meine Gitarre anders eingesetzt und es sind viel mehr Soundvarianten enthalten. Aber ich finde, dass ich mich bei niemandem für irgendwas auf diesem Album entschuldigen muss. Es ist, wie ich es haben wollte.

Erika:
Ist es für dich überhaupt wichtig, "extrem" zu sein? Was war deine eigene Intention beim Komponieren von "Skandinavisk Misantropi"?

Maniac:
Es ist überhaupt nicht wichtig. Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit und damit muss ich leben. Das ist nicht inszeniert. Meine Intention bezüglich des Albums war es, diesen ganzen Shit auf eine Weise, die zu mir passt, zu verarbeiten. Ich mache keine Musik für andere Leute. Ich mache das, weil ich es muss.

Erika:
Wie würdest du deine Kompositionen beschreiben? Ist das Black Metal oder irgendwas anderes? Kannst du deine Musik überhaupt kategorisieren?

Maniac:
Ganz einfach: finster. Klar sind da Elemente des Black Metals enthalten. Aber ich hasse es, Musik zu etikettieren. Ich benutze die Elemente, die ich brauche. Ob das eine Gitarre oder eine Flöte ist, ist nicht wirklich wichtig. Ich kategorisiere nicht. Es ist einfach Musik.

Erika:
Nebenbei bemerkt: Hast du eine Beziehung zu anderen Formen der Kunst, zum Beispiel Malerei oder bildende Kunst? Oder zu anderen Musikgenres wie Jazz oder Klassik?

Maniac:
Ich mag die Bilder von Edvard Munch. Ich habe viele Gedichte gelesen und Philosophie studiert. Ich mag jede Art von Musik, solange sie real ist. Und ich liebe Filme.

Erika:
Du hast dich für eine Zusammenarbeit mit Niklas Kvarforth, einer anderen bedeutenden und auch extremen Persönlichkeit der skandinavischen Black-Metal-Szene entschieden. Warum hast du ihn ausgewählt. Gibt es zwischen euch so eine Art geistige Verbundenheit?


Maniac:
Er ist mein bester Freund geworden. Wir arbeiten sehr gut zusammen und teilen eine Menge gemeinsamer Ideen weit über die Musik hinaus.


Erika:
Nicht nur Kvarforth wirkt auf dem Album mit, sondern auch Attila Csihar von deiner früheren Band MAYHEM und Gaahl, eine andere spektakuläre Persönlichkeit aus der Szene. Warum hast du die beiden ausgewählt und wie bewertest du eure Zusammenarbeit rückblickend?


Maniac:
Ich habe sie ausgewählt, weil es exzellente Musiker sind und gute Freunde. Mit Attila ist die Zusammenarbeit immer einfach und sehr professionell. Gaahl ist kraftvoll.

Erika:
Ich finde, eure Songs klingen avantgardistisch, eher wie Klanginstallationen. Ich assoziiere damit die Vorstellung, Musik als Methode zu nutzen, eine Botschaft zu transportieren. Was ist die Botschaft von "Skandinavisk Misantropi"?


Maniac:
Keine spezielle Botschaft. Muss ich so was haben? Ich beschreibe die Welt einfach aus meiner Perspektive.


Erika:
Ein misanthropisches Album, gemacht von Leuten, die sich mit den dunklen Seiten des Lebens befassen und die man von der Bühne eher als destruktive Charaktere kennt. Wie verbindest du diese Attitüden mit deiner bürgerlichen Existenz? Und ich unterstelle dabei, dass du auch eine bürgerliche Seite hast, wenn ich bedenke, dass du Vater von zwei Kindern bist.


Maniac:
Das ist der Grund, warum mir Musik wichtig ist, um meinen Verstand zu behalten.


Erika:
Welche Werte haben für dich als Privatperson eine Bedeutung? Gibt es eine besondere Sicht auf die Welt, die du deinen Kindern vermitteln möchtest?


Maniac:
Immer hinter die Kulissen zu schauen, hinter die formbaren Menschen in der Welt. Immer authentisch zu bleiben und dass es mehr im Leben gibt, als shoppen zu gehen.


Erika:
Noch mal zur Musik: Was können die Fans von SKITLIV erwarten? Ist das nur ein Projekt oder eine langfristig angelegte Band?


Maniac:
SKITLIV ist eine richtige Band und wir werden weiter Alben aufnehmen und auf Tour gehen.


Erika:
Gibt es Konkretes im kommenden Jahr? Festivals?


Maniac:
Es gibt ein paar Sachen, die wir ansteuern und ich habe auch ein paar Ideen für einige spektakuläre Shows.


Erika:
Hast du im Moment noch andere Band oder Projekte?

Maniac:
Ich möchte ein Album mit SEHNSUCHT umsetzen, einer Band, die neben mir aus Andrew Liles, Ingvar and Vivian Slaughter besteht. Und ich möchte auch noch ein weiteres Album mit Liles und Czar machen.


Erika:
Gibt es noch etwas, das du den POWERMETAL.de-Lesern mitgeben möchtest?

Maniac:
Bleibt ehrlich und lasst euch vom Leben nicht für dumm verkaufen.

Erika:
Wenn ich insgesamt dem Album "Skandinavisk Misantropi" auch skeptisch gegenüberstehe, wünsche ich dir dennoch Erfolg damit und dass du die Ziele erreichst, die du dir selbst gesteckt hast.

Maniac:
Danke für das Interview.

Redakteur:
Erika Becker

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