SONATA ARCTICA: Interview mit Tony Kakko

10.11.2007 | 14:53

"Unia", der sechste Longplayer von SONATA ARCTICA, ist ein sehr mutiges Album, pirscht es doch stilistisch gesehen mit Sieben-Meilen-Stiefeln in eine neue Ära der bisher deutlich einfacher gestrickten Melodic Metaller. Und ein sehr wichtiges Album ist es noch dazu, denn schenkt man den Worten von Bandchef Tony Kakko Glauben, hätte eine musikalische Stagnation das vorzeitige Aus für die Band bedeutet. Selbst wenn ich immer noch nicht hundertprozentig mit der neuen, bombastischeren Ausrichtung der Finnen warm geworden bin, so wächst der Silberling im Laufe der Zeit immer mehr. Auch live funktionieren die Songs erstaunlich gut, und zusammen mit den alten "Happy Metal"-Krachern bekommen die Fans derzeit die wohl abwechslungsreichste SONATA ARCTICA-Setlist überhaupt geboten. Ich traf den sichtlich erkälteten Sänger sowie den äußerst schweigsamen Schlagzeuger Tommy Portimo vor der Show in New York, USA, um mit ihnen über die letzte Platte, den Rausschmiss von Gitarrist Jani Liimatainen, Neuzugang Elias Viljanen, Tonys Ambitionen als Komponist und natürlich die laufende Tour zu plaudern.

Elke:
Auf der ersten Seite des Booklets zum neuen Album "Unia" zitierst du den amerikanischen Historiker Henry Adams (1838 - 1918), der gesagt hat: "I firmly believe, that before many centuries more, science will be the master of man. The engines he will have invented, will be beyond his strength to control. Some day science shall have the existance of mankind in it's power, and the humanrace commit suicide by blowing up the world." [Die Schreibweise hab ich aus dem Booklet übernommen, ist wohl antiquiertes Englisch ;-) - die Verfasserin] Steht das in irgendeinem Zusammenhang zum Album?

Tony:
In gewisser Weise könnte man das Zitat auf den Song 'The Worlds Forgotten, The Words Forbidden' beziehen. Darin geht es um die Fragestellung, wohin wir gehen und ob ich wirklich Kinder in diese kaputte Welt setzen möchte, die mir selbst nicht mehr besonders gut gefällt. Denn das, was Adams vorhergesagt hat, ist bereits eingetroffen, alles ist völlig außer Kontrolle geraten.

Elke:
"Unia" ist das finnische Wort für "Traum". Auf den Bildern im Booklet werden alle Bandmitglieder in verschiedenen Lebens-Situationen dargestellt. Sind das Dinge, von denen ihr träumt oder die bereits eingetroffen sind?

Tony:
Es sind im Wesentlichen Dinge, von denen wir träumen, wobei ich eines der Bilder nicht wirklich verstehe, nämlich Janis.

Elke:
Nun, er schaut sich halt eine schöne Frau an, die in einem hell erleuchteten Fenster steht.

Tony:
Ja, schon. Er hat uns auch eine wirre Geschichte dazu erzählt, aber so richtig erklären konnte er das Motiv nicht. Was mein Thema betrifft [Tony sitzt eng umschlungen mit einer Frau vor einer Landschaft - die Verfasserin], so genieße ich die Einsamkeit, am liebsten mit einem Menschen, der mir sehr nahe steht, irgendwo in der Natur, weit entfernt von jeglicher Zivilisation. Bei Tommy sieht man ein Familien-Motiv mit Frau und Kindern, eine Tochter und einen Sohn, die er bereits hat. Henrik posiert vor "Lanceland", seiner Ranch, die er aber noch nicht besitzt (lacht).

Elke:
Und Marko ließ sich ganz bodenständig vor einem Haus mit Garten darstellen. Bei dir war der Wolf, den man in deinem Bild sieht, vermutlich Pflicht.

Tony:
Ja, der gehört schon dazu.

Elke:
"Unia" hat eine sehr viel bombastischere Prägung als eure bisherigen Werke. War es ein Traum, der in Erfüllung geht, ein solches Album überhaupt machen zu können? Ich nehme an, dass euch mit zunehmendem Erfolg auch ein größeres Studio-Budget zugestanden wird.

Tony:
Ich denke, das Album hat immer noch sehr viel weniger finanzielle Mittel verschlungen als jedes NIGHTWISH-Album. Wir können mit Geld einfach besser umgehen (lacht). Wir haben tatsächlich sehr viel mehr Zeit auf die Vorproduktionen verwendet als für die eigentliche Studio-Arbeit. Alles war von Anfang an bereits sehr gut durchdacht.

Elke:
Ich muss zugeben, dass ich mit der Scheibe anfangs nicht so recht warm geworden bin. Es war doch ein sehr großer Schritt von "Reckoning Night" zu "Unia", und meiner Meinung nach hätten ein oder zwei Alben dazwischen, die quasi den Weg bereiten, das neue Song-Material leichter nachvollziehbar erscheinen lassen. Warum hattet ihr das Bedürfnis, euren Stil mit einem Schlag recht drastisch zu verändern?

Tony:
Ich habe wenig Sinn darin gesehen, weiterhin Doublebass-lastige Songs zu schreiben. Ich mache diese Art von Musik seit 1999, also eine verdammt lange Zeit, und inzwischen ist die Band auch ein Vollzeit-Job geworden. Wir alle fanden es besser, das Tempo zurück zu nehmen und größeren Wert auf die Arrangements zu legen, mehr auf Details zu achten, was immer zu kurz kommt, wenn man das Tempo auf 170 bpm hochschraubt. Es ist unmöglich, Melodien fließen zu lassen, wenn man schnell spielt. Mir war eine differenzierte Herangehensweise an die Musik schon immer wichtig, und für dieses Album wollte ich einfach keine Songs mehr schreiben, die ich schreiben muss, sondern solche, die mir am Herzen liegen. Wir sind alle sehr glücklich mit dem Ergebnis und gewinnen auch viele neue Fans unter den Leuten, die SONATA ARCTICA zuvor gerade wegen unserer schnellen Songs hassten.

Elke:
Das kann ich bestätigen. Auch einer meiner Freunde, der sich zuvor nie für euch interessierte, wurde neugierig, als ich ihm von den neuen Songs erzählte.

Tony:
Genau. Es war ein notwendiger Schritt für uns, und ich denke, wir werden in Zukunft in dieser Richtung weitermachen. Ich persönlich hatte schon den Gedanken, wenn wir auf der alten Schiene weitermachen, dann veröffentlichen wir vielleicht noch ein oder zwei Alben und dann schmeiße ich das Handtuch, weil ich das Interesse verliere. Aber jetzt haben wir wieder Spaß an der Sache, der Funke ist erneut entfacht.

Elke:
Wie schwierig sind die neuen Songs live umzusetzen? Gerade angesichts der detailverliebten Arrangements stelle ich mir vor, dass eine fünfköpfige Band schnell an ihre Grenzen stößt.

Tony:
Es ist immer ein kleiner Balanceakt. Manche Stücke nimmt man auf eine gewisse Weise im Studio auf, aber die Live-Situation ist dann eine völlig andere. Man lässt vieles weg und improvisiert. Bei den opulenten Chor-Gesängen arbeiten wir mit Click-Track und Backing-Vocals vom Band. Es gehört einfach dazu, denn es sind schließlich keine Punk-Songs. Eine Live-Umsetzung ohne solche Hilfsmittel funktioniert bei uns nicht immer.

Elke:
Auf "Unia" vernimmt man auch zahlreiche Gastmusiker, z. B. einen Bouzouki-Spieler oder ein Streichquartett. Gibt es Überlegungen, vielleicht im Rahmen eines speziellen Auftritts all diese Menschen einzubeziehen?

Tony:
Ich denke, das ist unmöglich. Wir haben beispielsweise mit einem echten Chor gearbeitet, und es würde zu viel Zeit und Geld verschlingen, das live umzusetzen. Natürlich wäre es traumhaft, dies eines Tages tun zu können, aber ich weiß nicht wie realistisch dieser Traum ist.

Elke:
Ihr könnt euch das ja schon mal für euer zehnjähriges Jubiläum auf den Wunschzettel schreiben.

Tony:
(lacht) Ja, vielleicht. Das Problem ist, dass man ein Streichquartett und dergleichen brauchen würde, das aus Menschen besteht, die sich wirklich für diese Art von Musik interessieren und eigenständig arbeiten, zum Beispiel proben, ohne dass wir dabei sind.

Elke:
Habt ihr bereits einen Song auf "Unia" identifiziert, der sich live gar nicht umsetzen lässt?

Tony:
Ich vermute, 'Good Enough Is Good Enough' wird niemals funktionieren. Das Stück ist zu zart für eine Live-Umsetzung.

Elke:
Dabei ist es noch eines der einfacheren Stücke der Scheibe.

Tony:
Das schon. Aber ich singe so leise darin ... Selbst wenn wir es ein wenig abändern würden, wäre es immer noch schwierig zu spielen. Wir haben ehrlich gesagt noch nicht alle Songs live ausprobiert, auch wenn wir die Setliste hier und da ein wenig verändern.

Elke:
"Unia", also "Traum", ist ein eher positives Wort. Zieht man jedoch die Texte hinzu, führt der Titel ein wenig in die Irre, denn die meisten behandeln doch eher traurige Liebesgeschichten oder haben einen anderweitig depressiven Tenor. Ist dieser Gegensatz beabsichtigt?

Tony:
Unsere Albumtitel und die damit verbundene Musik haben nie wirklich gut zusammen gepasst. Zum Beispiel auf "Silence" gab es nur winzige stille Momente (lacht). Der Titel spiegelt sich eher im Artwork wider.

Elke:
Warum fallen die Texte eigentlich so negativ aus?

Tony:
Sie waren schon immer so. Wir werden oft als "Happy Metal" kategorisiert, aber die Texte waren stets eher düster. Vielleicht vermitteln die Melodien diesen "Happy Metal"-Eindruck, und auch auf den Shows geht es meist recht fröhlich zu.

Elke:
Möglicherweise fallen die Texte auf "Unia" stärker auf, weil die Musik darauf nicht immer so "happy" klingt.

Tony:
Kann sein. Ich war schon immer sehr negativ in meinen Texten, mir gefallen Tragik und Traurigkeit besser als einen Song zu schreiben in Richtung (singt) "Hey, let the sun shine".

Elke:
Ich möchte jetzt nicht bei allen Texten ins Detail gehen, aber einige Dinge sind mir derart ins Auge gesprungen, dass sie gerne geklärt haben möchte. Zum einen scheint ihr den Titel eurer Live-DVD "For The Sake Of Revenge" so toll gefunden zu haben, dass ihr ihn nochmals für einen der Songs verwenden musstet.

Tony:
Nun, das Stück 'For The Sake Of Revenge' entwickelte sich von der ersten Note hin zur Vervollständigung der Texte. Während dieses Entstehungsprozesses brauchte ich irgendwelche Worte, die ich an dieser bestimmten Stelle einsetzen konnte, und diese Zeile passte einfach perfekt. Als ich fast fertig war, habe ich mich schließlich gefragt, ob ich diese Worte und somit den Titel ein wenig ändern sollte oder nicht. Aber dann dachte ich mir, warum eigentlich - nur weil wir bereits eine DVD gleichen Namens haben?! Mir war allerdings klar, dass mir viele Fragen dazu gestellt würden, also vielen Dank (lacht).

Elke:
Steht der Titel 'Caleb' in Verbindung mit der biblischen Figur gleichen Namens?

Tony:
Nein, ich glaube, ich habe ihn einer TV-Serie entliehen.

Elke:
Im Booklet finden sich bei 'The Vice' Sekundenangaben über den einzelnen Textabschnitten, die genau mit der verstrichen Zeit des Songs übereinstimmen. Was steckt dahinter?

Tony:
Das war einfach etwas, was wir noch nie zuvor gemacht haben.

Elke:
Das macht es jedenfalls leichter mitzusingen, weil man nicht so schnell den Faden verliert.

Tony:
Ja, stimmt. Für mich ist es ein wichtiges Hilfsmittel. Ich schreibe die Zeitangaben meistens über die Textabschnitte der einzelnen Stücke, damit ich schneller die richtige Stelle finde, wenn ich mit der Demo-Version arbeite. Bei 'The Vice' haben wir es dann einfach stehen lassen.

Elke:
Es ist ziemlich ungewöhnlich, den Bonus-Track im hinteren Drittel des Albums zu platzieren, statt ihn ans Ende zu stellen. Was hat euch dazu bewogen?

Tony:
Eigentlich ist 'To Create A Warlike Feel' ein vollwertiger Bestandteil des Albums, die Ausgaben ohne dieses Stück sind also unvollständig. Zumindest wollten wir es so haben, aber wir können nicht überall die gleiche Version veröffentlichen, also mussten wir einen Song opfern. Es ist also nicht wirklich ein Bonus-Track, zumindest für mich. Die "Bonus-Variante" ist die, die ich besitze und mir anhöre.

Elke:
Wer ist der finnische Gastsänger in diesem Song?

Tony:
Jarkko Martikainen, ein guter Freund von mir. Du kennst ihn sicher nicht, denn er singt nur auf Finnisch, und in Finnland ist er sehr bekannt. Er gab eine Show in unserer Heimatstadt, und ich sprach ihn dort an, ob er diese Zeile auf unserem Album singen wollte. Es passt denke ich sehr gut zu dem Stück, denn er singt eine völlig andere Melodie auf finnisch als ich auf englisch, aber es harmoniert trotzdem. Meines Wissens hat das noch niemand zuvor gemacht. Wenn du Finnisch sprechen würdest, würdest du einen Knoten im Gehirn bekommen, denn du kannst nicht auf beide Sprachen gleichzeitig achten. Man muss sich entweder auf den englischen oder den finnischen Text konzentrieren.

Elke:
Lass uns noch einmal auf 'Good Enough Is Good Enough' zu sprechen kommen. Ich habe gelesen, dass du dieses Lied ursprünglich für das Finale der finnischen "Idols"-Castingshow vor zwei Jahren geschrieben hast, es dann jedoch keine Verwendung fand. Wie stark wurde es für eure Zwecke verändert?

Tony:
Es war ursprünglich ein Rock-Song, und jetzt ist es eine Ballade (lacht). Sie fanden das Stück zu "progressiv", das sagt schon viel. Jetzt ist es überhaupt nicht mehr "progressiv".

Elke:
Jetzt würden sie es vermutlich nehmen.

Tony:
Vermutlich (lacht).

Elke:
Hast du noch andere Stücke für andere Anlässe komponiert?

Tony:
Noch einen für einen anderen "Idols"-Star, Ari Koivunen, und das Album hat in Finnland glaube ich Doppel-Platin eingeheimst. Er war das "Heavy-Metal-Idol" zwischen all den Schlafliefern.

Elke:
Könntest du dir vorstellen, das Komponieren für andere in Zukunft stärker zu betreiben?

Tony:
Natürlich, denn ich bin Komponist. Nicht unbedingt für "Idols", aber ich schreibe gerne Songs für andere, wenn ich die Zeit dazu finde oder wenn mir etwas einfällt, das nicht zu SONATA ARCTICA passt.

Elke:
Gibt es Genres, an die du dich nicht herantrauen würdest?

Tony:
Nein - von Klassik zu Black Metal kann ich alles komponieren, denn ich höre mir sehr viele verschiedene Genres an.

Elke:
Ein lustiger Hidden Track gehört inzwischen zu den Standards eines SONATA ARCTICA-Albums. Was ist das dieses Mal für ein merkwürdiges Geräusch?

Tony:
Ich weiß es, aber ich sag es nicht (lacht). Es ist ein Geheimnis, zumal es für eine gewisse Person peinlich ist.

Elke:
Ich glaube gehört zu haben, dass dort jemand schnarcht?

Tony:
Mist, du weißt es also schon. Es klingt aber nicht wirklich danach. Ich wurde schon gefragt, was das für ein Auto sei.

Elke:
Ihr habt wie gewohnt bereits zwei Cover-Versionen aufgenommen. Die eine ist GARY MOOREs 'Out In The Fields', die auf einer Single erscheint. Was ist die zweite?

Tony:
Das ist ebenfalls ein Geheimnis. Wir haben sie auch noch nicht fertiggestellt, das passiert nächstes Jahr irgendwann.

Elke:
Wo wird sie veröffentlicht - auf einer weiteren Single?

Tony:
Vielleicht. Oder wir veröffentlichen sie separat. Oder verkaufen sie auf Ebay (lacht). Dieses Cover ist richtig cool, es wäre wirklich eine würdige Single.

Elke:
Jetzt wo eure Musik noch abwechslungsreicher geworden ist, habt ihr euer Logo vereinfacht. Warum?

Tony:
Das alte Logo sprach eine andere Sprache, bezogen auf die Musik. Es war zu sehr Power Metal. Wir verwenden es allerdings weiterhin, z. B. auf einem Teil unseres Merchandises. Bezüglich unseren alten Artworks bekamen wir häufig Rückmeldungen, dass sich einige Menschen unsere Alben nicht kauften, weil sie anhand des Covers eine völlig andere Musik darauf vermuteten, und dann entsprechend überrascht waren, wenn sie die Songs doch irgendwo zu hören bekamen. Das Artwork und die Musik haben bei uns nie wirklich zusammen gepasst. Wie du sagst, jetzt wo die Musik komplexer geworden ist, fällt das ganze Artwork schlichter aus, und es gefällt uns so. Auf der neuen Platte findest du eine Art Tribal, welches das Wort "Unia" umrandet. Das sieht mystisch aus, zumindest für mich, aber ich bin kein echter Experte auf diesem Gebiet.

Elke:
Genug zum neuen Album. Etwas, was viele eurer Fans überrascht haben dürfte, ist, dass Gitarrist Jani SONATA ARCTICA verlassen hat.

Tony:
(nachdrücklich) Er hat uns nicht verlassen, er wurde gefeuert.

Elke:
Es hatte glaube ich mit dem finnischen Militärdienst zu tun, der für jeden dort verpflichtend ist. Was genau war das Problem?

Tony:
Jani unternahm einfach nichts diesbezüglich. Man muss in Finnland eines der folgenden Dinge tun: Zur Armee gehen, Zivildienst leisten, ins Gefängnis gehen oder einen Psychiater aufsuchen, der einem bescheinigt, dass man zu keinem der anderen Dinge fähig ist. Jani tat nichts davon und bekam eine Menge Ärger deswegen. Er wurde schließlich für einen Monat inhaftiert, und an diesem Punkt wurde es ziemlich kritisch für uns. Die ganze Geschichte zog sich etwa über ein halbes Jahr hin. Wir wussten, dass er in Schwierigkeiten ist und versuchten ihm auf viele verschiedene Arten zu helfen. Er hat uns, wenn ich das mal so ausdrücken darf, durch sein Verhalten beleidigt, sogar als wir ihm zu helfen versuchten, so dass wir letztendlich keine andere Wahl hatten als ihn rauszuschmeißen.
Wir haben bessere Dinge zu tun als ihm in den Hintern zu treten. Die Show muss weitergehen, und offenbar hatte er auch kein Interesse mehr daran, Teil der Band zu sein. Es ist so ähnlich wie in einer Beziehung, wenn er oder sie am liebsten Schluss machen würde, aber nicht Mann oder Frau genug ist, dies kund zu tun. Dann fangen die Dinge an, völlig aus dem Ruder zu geraten, bis schließlich die andere Person die Beziehung beendet. Auf mich wirkte es so, als hätte er Angst vor dem finalen Schritt gehabt. Aber wenn du seine Sichtweise wissen willst, musst du wohl Jani interviewen.

Elke:
Weißt du, was er inzwischen tut?

Tommy:
Er hat ein paar "Projekte" laufen.

Tony:
Genau weiß ich es nicht. Das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er bei der Werbung eines XBox-Spieles namens "Halo 3" mitwirkte. Ansonsten keine Ahnung. Ich habe auch nicht wirklich die Zeit dafür mich zu informieren, was er so treibt. Alles ist besser, seitdem er nicht mehr in der Band ist, und ich denke sogar, ihm geht es jetzt besser.

Elke:
Wo habt ihr seinen Nachfolger, Elias Viljanen, aufgetrieben?

Tony:
Seine Band EVIL SPIRIT eröffnete für uns anlässlich von drei Shows in Finnland. Er ist uns gleich aufgefallen, weil er ein unglaublich talentierter Gitarrist ist. Er war auch der erste, den wir fragten, als wir einen neuen Sechssaiter suchten. Wir haben zunächst einige Shows zusammen gespielt, und er kann alles, was Jani kann, und noch mehr. Die ersten gemeinsamen Auftritte hatten wir im April, seitdem hat er sich gut etabliert. Der letzte Schritt wird sein, ihn auf dem nächsten Album zu involvieren.

Elke:
Seit Juli diesen Jahres seid ihr mehr oder weniger konstant auf Tour. Nach Finnland, Japan und Mexiko sind jetzt die Vereinigten Staaten und Kanada an der Reihe. Was waren die Höhepunkte bisher?

Tony:
Alle Auftritte, bevor ich krank wurde. Im Moment fühle ich mich scheiße, aber davor war alles toll.

Tommy:
Der Sommer in Finnland war gut für uns.

Tony:
Diesen Sommer waren wir überwiegend in Japan und in Mexiko (lacht).

Tommy:
Ah, stimmt ja - sorry. Mexiko war großartig, das war unser erstes Mal dort.

Tony:
Wir hatten gerade eine ausverkaufte Show in Hollywood, das war cool. Okay, die Halle war nicht sooo groß, aber "ausverkauft" ist "ausverkauft", und in Finnland waren alle beeindruckt (lacht).

Elke:
Ihr scheint in den USA grundsätzlich in kleineren Hallen zu spielen als in Europa.

Tony:
Kommt drauf an. Einige Locations sind sehr klein, andere sind aber ähnlich groß wie in Europa. Aber da wir in Europa immer bekannter werden, werden dort auch die Hallen immer größer.

Elke:
Nächstes Wochenende spielt ihr auf dem ProgPower-Festival in Atlanta. Ich weiß von der europäischen Ausgabe dieses Festivals, dass die Veranstalter jede Band sehr sorgfältig auswählen, um die Veranstaltung "besonders" zu machen, und nehme an, dass es hier ähnlich ist. Weißt du, warum man euch verpflichtet hat?

Tony:
Die Veranstalter hier wollten uns schon seit einigen Jahren rüberholen, aber es ließ sich bisher nie realisieren. Es kostet einfach sehr viel Geld, von Finnland aus in die Staaten zu fliegen. Ich kann mich noch erinnern, dass wir uns früher manchmal nicht einmal die Fahrt von unserem Heimatort nach Helsinki leisten konnten, wo wir ja erst in ein Flugzeug steigen können. Wir versuchen immer, bei einer Tour zumindest nichts draufzuzahlen. Aber jetzt, wo wir endlich wieder in den Staaten sind, lieben wir es.

Elke:
Wie sehen eure Pläne für nach der Tour aus?

Tony:
Wir haben drei Wochen frei, bevor es für vier Wochen in Europa weitergeht. Dann touren wir nach einer kurzen Pause durch Finnland, bevor wir im Februar zurück in die Staaten kommen. Dazu kommen noch die Sommer-Festivals. Ich denke, wir verbringen derzeit mehr Zeit "on the road" als zu Hause.

Redakteur:
Elke Huber

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