STONE SOUR: Interview mit Josh Rand

02.10.2006 | 18:13

Geile Platte "Come What(ever) May" am Start (siehe Rezension) und eine Menge Termine im Kalender. Die Tage für die Jungs von STONE SOUR sind in den letzten Wochen seit Veröffentlichung der Scheibe ziemlich stressig. Trotzdem fand man Zeit für mich, einen der Rocker mit meiner Fragerei zu quälen. Mit recht viel Nervösität, aber auch mit viel Freude ging ich in dieses Interview. Ich meine, wann hat man mal die Chance seine Stars zu interviewen? STONE SOUR höre ich seit dem Debüt im Jahre 2002 und SLIPKNOT's Weg habe ich ebenfalls mit allen Alben und jeder kleinen News oder jedem winzigen Interview mitverfolgt. Ursprünglich sollte ich Mr. James Root, den ersten Gitarristen der Band, ans Telefon bekommen. Leider war der im Moment nicht da, wie mir Tourmanager Gary verriet. Tja, so ist das eben mit den Stars. Also durfte ich meine Fragen auf den zweiten Klampfer Josh Rand niederprasseln lassen. Was mir ebenfalls eine große Ehre war, ich aber eine dicke Kastrierung in meinem Fragekatalog vornehmen musste. Macht aber nix, da Josh nicht nur ein genialer Gitarrist, sondern auch ein sympathischer Gesprächspartner ist.


Daniel:
Hallo Josh! Gratulation zur neuen Langrille "Come What(ever) May". Ein echt grandioses Album, ich habe selten so ein Stück Musikgeschichte gehört. Unglaublich! Was ihr da stimmlich und musikalisch auf die Beine gestellt habt, ist schier grandios. Schon seit vielen Jahren verfolge ich deine und Corey's Karriere und habe jede Platte in Besitz. Ich denke, man kann mich als echten Fan von euren beiden Projekten bezeichnen. Von daher entschuldige auch meine Nervosität, man hat ja nicht jeden Tag seinen Helden an der Strippe. ;-)

Nun gut, fangen wir an. Die Scheibe hört sich so an, als ob jede Menge Schweiß, Blut, Herz und vor allem Zeit drinsteckt. Wie lange hat die Produktion inklusive Planungsphase gedauert? Und von wann bis wann habt ihr aufgenommen? Oder gab es da keine zeitlichen Grenzen?

Josh:
Also, es ist so passiert, dass wir mit dem Abschluss des letzten Albums ("Stone Sour" - Anm. d. Red.), uns sofort aufgemacht haben, neue Texte für das aktuelle Album zu schreiben. Im letzten Dezember haben wir uns dann wieder im Proberaum zusammengefunden, um in eineinhalb Monaten herauszufiltern, welche Songs wir mit ins Studio nehmen. Zwei Monate hat es dann in Anspruch genommen, das Album einzuspielen. Und als wir uns dann im "6O6", dem Studio von Dave Grohl (Ex-NIRVANA, FOO FIGHTERS - Anm. d. Red.) befanden, wussten wir genau, was und wie wir es machen wollen. Also haben wir es einfach so getan!

Daniel:
Was wollt ihr mit dem Albumtitel "Come What(ever) May" aussagen? Ich persönlich verbinde damit Zusammenhalt, geht das in die Richtung?

Josh:
Ich denke, das empfindet jeder einzelne anders. Wir wollten in den Albumtitel vor allem die Thematik Leben und etwas Allgemeingültiges einbauen, im besonderen Leben. Wir kamen damit sehr in Bedrängnis, weil wir einigen Leuten bewiesen haben, dass sie völlig falsch lagen. Also, komme was wolle in der Zukunft, wir werden mit allen Hindernissen fertig - darum geht es.

Daniel:
Ich hab mir viele Lyrics des aktuellen Albums angesehen und muss zugeben, dass ich dort nicht so ganz durchsteige, allerdings kann das auch an mir liegen. ;-) Was wollt ihr genau in euren Texten ausdrücken? Spezialisiert ihr euch auf ein textliches Gebiet?

Josh:
Also nach Lyrics kannst du mich nicht fragen, dabei hatte ich keine Beteiligung. Die Texte musst du immer versuchen in irgendeiner Weise auf dich zu beziehen. Meine Aufgabe ist es ein Gitarren-Riff zu machen. Lyrics sind Corey's (Sänger von STONE SOUR - Anm. d. Red.) Gebiet.

Daniel:
Was bedeutet die Zahlenfolge "30/30-150" beim gleichnamigen Lied?

Josh:
Ja, also, wir wollen eigentlich offen lassen, was das bedeuten kann. Jeder soll für sich selbst entscheiden, was es ist.

Daniel:
'Through Glass' klingt so, als ob ihr euren Frust und eure Unmut über Hollywood und falsche Freunde, die besonders euch als Superstars vielleicht begegnen, ablassen wollt? Woher stammt diese Wut? Gab es ein spezielles Ereignis, was euch auf diese Idee gebracht hat?

Josh:
Das ist noch so eine Corey-Frage. Er arbeitet so was mit seinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen aus. Ich möchte diesbezüglich keine Antwort für ihn geben, zumal ich da wahrscheinlich völlig daneben liegen würde.

Daniel:
Wie kamt ihr auf den Namen STONE SOUR? Es hört sich ein wenig bekloppt an, wenn du es ins Deutsche übersetzt. ;-)

Josh:
STONE SOUR heißt ein Getränk, eigentlich heißt es Amaretto Stone Sour. Wir haben lediglich Amaretto wegfallen lassen. (Das Getränk besteht aus Orangensaft mit Amaretto und einer süß-sauren Gewürzmischung. - Anm. d. Red.). Daher haben wir den Namen.

Daniel:
Oft ließ Corey verlauten, dass es keine musikalischen Grenzen auf der Platte gab. Man hört modernen Metal, alternativen Rock und Hard Rock aus "Come What(ever) May" heraus. Was waren hierfür eure größten Einflüsse?

Josh:
Wir hatten recht viele Schreiber und wir sind alle sehr unterschiedlich. Wir haben uns viele Richtungen offen gelassen und glauben eher an gute, als schlechte Musik. Wir sind eine sehr selbstbewusste Band, wir interessieren uns nicht dafür was andere tun, sondern schreiben für uns selbst. Wir haben ein '30/30-150', 'Through Glass' und 'Sillyworld' auf einem Album. Ich denke, dass sind tolle Songs und alle bestehen nicht aus einem bestimmten Stil oder stammen aus einem speziellen Genre. Wie gesagt, es waren individuelle Texter da, die für sich geschrieben haben und uns so eine große Bandbreite liefern konnten. Es gab also verschiedene Einflüsse. Ich selbst zum Beispiel bevorzuge mehr die härte Richtung der Band und verkörpere diese auch innerhalb der Gruppe, wie '30/30-150', 'Reborn', 'Hell & Consequenzes' oder '1st Person'. Corey ist mehr der Radiorock-Typ wie bei 'Through Glass' oder 'ZZYXZ Road'.

Daniel:
Was hast du für Träume? Was willst du unbedingt noch erreichen?

Josh:
Ich habe so ziemlich alles erreicht. Auf jeden Fall will ich mit dieser neuen Scheibe das letzte Album hinter mir lassen - wenn man das ein Ziel nennen kann.

Daniel:
Mein Traum ist es jedenfalls euch einmal wenigstens live zu erleben. Wann darf man das in Deutschland tun? Eure Welttournee begann ja in unserem Land, kehrt ihr noch mal zurück? Und welche Verbindung hast du zu Deutschland?

Josh:
Wir werden bald zurückkommen! Daran arbeiten wir im Moment. Wird wohl Oktober/November werden. Fünf Shows vielleicht... hoffentlich... aber jetzt leg mich nicht darauf fest, vielleicht drei bis fünf Auftritte. Da wird uns dann auch ein Support zur Seite stehen. Ich freue mich schon darauf. Ich denke, Deutschland war gut zu uns.

Anmerkung der Redaktion: Inzwischen wurde bekannt, dass STONE SOUR insgesamt sechs Shows in Chemnitz (20.10.2006/AJZ Talschock), München (21.10.2006/Backstage), Köln (23.10.2006/Live Music Hall), Wiesbaden (24.10.2006/Schlachthof), Hamburg (25.10.2006/Markthalle) und Berlin (26.10.2006/Postbahnhof) spielen. Der versprochene Support wird übrigens die aufstrebende NuMetal-Kombo FLYLEAF werden. STONE SOUR und FLYLEAF an einem Abend, wenn das mal nichts ist!

Daniel:
Ich bin gerade dabei eine Band mit ein paar Kumpels zu gründen. Du hast bestimmt auch im Kleinen angefangen. Welche Tipps kannst du uns zu Beginn geben? Was muss man anfangs dringend beachten? Wie wäre es mal mit einer gemeinsamen Single? ;-)

Josh (lachend):
Das Wichtigste ist man selbst zu bleiben und nicht darauf zu achten, was andere tun. Das ist das Vordergründigste und das wird es auch sein, was euch von anderen Bands abhebt. Wir sind immer unseren Weg gegangen und das ist wichtig genug. Wenn du das nicht tust, wird dir am Ende vorgeschrieben, welchen Song du zu spielen hast oder welche Klamotten du tragen musst. Also, bleib immer du selbst!

Daniel:
Josh, im Verlauf zum neuen STONE SOUR-Album kam hervor, dass weitaus mehr als 30 Songs aufgenommen wurden. Auf der Platte sind zwölf Songs. Entsteht aus den verbleibenden 18 Liedern ein neues Album, eine Bonus-Edition oder Ähnliches?

Josh:
Eigentlich haben wir nur 16 Lieder aufgenommen. Was wir mit den übrigen machen, ist noch offen. Sie werden wieder auftauchen - einige sind ja schon aufgetaucht: 'Suffer' ist in Japan rausgekommen, 'The Frozen' ist in I-Tunes zu finden. Ende des Jahres oder im nächsten Jahr werden sie alle raus sein. Na ja, und der Rest ist zum großen Teil höchstens in einem ganz groben Demo-Mode. Mal sehen. Aber ich will jetzt nicht im Archiv kramen. Ich hoffe einfach, mit der Band und mit meiner Musik weitermachen zu können.

Daniel:
Vier Jahre seit STONE SOURs letztem selbst benannten Album mussten ich und die gesamte Fangemeinde jetzt warten. Leider hat in dieser Zeit der alte Drummer Joel Ekman aus persönlichen Gründen das Handtuch geschmissen. Was waren denn genau diese persönlichen Gründe und hat er noch etwas zur Aufnahme beigetragen? Die Arbeit am Album war ja schon im vollen Gange, als der Rücktritt bekannt wurde.

Josh:
Ja, das war eine echte harte Entscheidung. Er hatte selbst diesen Weg gewählt und er hatte die Entscheidung getroffen. Es gab verschiedene Möglichkeiten. Er wollte es so - wir wollen eigentlich im Augenblick nicht darüber reden, zumal da noch rechtliche Auseinandersetzungen im Gange sind.

Daniel:
Wegen der Familie ist er ausgestiegen?

Josh:
Nein! Es hat nichts mit seiner Familie zu tun. Er trinkt ohne Kontrolle. Er konnte deswegen nicht spielen. Wir haben ihm mehr als nur eine Chance gegeben, um wieder auf die Beine zu kommen. Wir waren mehr als nachsichtig mit ihm. Aber der Alkohol war ihm wohl wichtiger als die Band.

Daniel:
Was bedeutet dir eine Band wie STONE SOUR? Ich meine jetzt, einfach nur aus Spaß, Geld oder etwas ganz anderem?

Josh:
Für mich bedeutet es, meinen Traum zu leben. Es ist Wahnsinn seine eigenen Songs spielen zu können. Ich schreibe die Songs zu Hause auf meiner Couch und dann sechs oder acht Monate später kennen die Leute alle Texte. Es ist ganz einfach der Adrenalinstoß, den ich bekomme.

Daniel:
Ich habe gelesen, dass euer Bassist Shawn Economaki jeden Tag zum Studio gelaufen ist, um sich so mental auf die Arbeit vorzubereiten. Habt ihr vor einem Auftritt bestimmte Rituale die ihr abhaltet?

Josh:
Was soll er gemacht haben?

Daniel:
Hier, in einem deutschen Magazin, habe ich gelesen, dass Shawn täglich zum Studio gelaufen sein soll.

Josh:
Zu Fuß?

Daniel:
Ja! Zu Fuß! Ist es falsch?

Josh:
Nein, ich bin der Sport-Freak. Ich denke, er hat da jemanden verarscht. Ich mache jeden Tag Workout, bevor es ins Studio geht. Ich möchte dafür klar im Kopf sein. Ich habe das Rauchen aufgegeben, trinke nicht oder nehme sonst irgendwelche Drogen, nicht mal Zigaretten. Ich lebe wie ein echter Gesundheitsfanatiker.

Daniel:
Und ich meinte auch eine Art Ritual, bevor ihr die Bühne betretet...

Josh:
Nein, wir machen die üblichen Dehnübungen vor der Perfomance, sonst nichts. Das ist alles.

Daniel:
Welches Stück ist dein absolutes Lieblingslied? Was war deine erste Platte? Auf welche Platte freust du dich am meisten?

Josh:
Och, nichts Besonderes. Im Moment hör ich viel DREAM THEATER, das ganze "Octavarium"-Album. Das höre ich mir so ziemlich alles an.

Daniel:
Was ist das Kurioseste, was dir bisher mit den Bands passiert ist?

Josh:
Puh, die kurioseste Sache? Hm. Keine Ahnung. Vielleicht, dass wir so wahnsinnig schnell einen Plattenvertrag bekommen haben, weil wir es auch eigentlich gar nicht darauf angelegt hatten.

Daniel:
Welche Verbindung habt ihr zu den Fans?

Josh:
Ich will zu ihnen so nah sein, wie nur möglich. Ich würde niemanden stehen lassen, wenn er etwas unterschrieben haben will. Ich höre zu, was sie sagen und ich nehme es mir zu Herzen - ganz bestimmt. Ich denke, dass ich ihnen näher bin als die meisten anderen.

Daniel:
Wie hast du die Musik für dich entdeckt? Wann hast du angefangen Gitarre zu spielen und wann hast du in deiner ersten Band gespielt?

Josh:
Das war 2000 mit STONE SOUR.

Daniel:
Josh, vielen Dank für das Interview! Ich hoffe, mir hat man meine Über-Nervösität nicht zu sehr angemerkt. Vielleicht spricht man sich ja noch ein zweites Mal, ich würde mich darüber sehr freuen. Zum Schluss sei noch gesagt, dass STONE SOUR einer der geilsten Bands auf Erden ist und ich euch über alles liebe. ;-). Hast du noch ein paar abschließende Worte für die Leser von Powermetal.de? Dann lass ich dich auch endlich wieder in Ruhe. ;-)

Josh:
Danke an die Fans! Danke für eure Geduld während der drei Jahre Pause bis zum zweiten Album und man sieht sich diesen Herbst.

Daniel:
Dankeschön!

Josh:
Cool, danke. Bye!

Redakteur:
Daniel Schmidt

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