STORM: Von stürmischen Zeiten bis zu bescheidenen Wünschen

21.08.2025 | 13:06

Wenn MICHAEL JACKSON auf FALLING IN REVERSE und BILLIE EILISH auf BRING ME THE HORIZON trifft, kann das eine recht explosive Mischung sein. Nun, bei diesem Künstler stehen nach wie vor die Rock- und Metalanteile an oberster Stelle, aber einen gewissen extrovertrierten, besonderen Hang kann man STORM definitiv nicht absprechen. Mit "Join The Storm" hat der gerade einmal 16-jährige Künstler ein sehr verheißungsvolles Album in der Pipeline, dem wir im Gespräch mit ihm persönlich auf den Grund gehen.

Lieber STORM, wie geht es dir?

Mir geht es wirklich gut, ich habe gerade eine lange Studio-Session hinter mir. Ich arbeite zur Zeit ständig an Musik; es fühlt sich an, als würde ich im Studio leben und ich liebe es.

Es ist kaum zu glauben, aber du wirst bereits im Alter von 16 Jahren "Join The Storm" veröffentlichen, über das wir gleich sprechen werden. Wie bist du in einem so frühen Alter zur Musik gekommen? War das etwas, mit dem du geboren wurdest?

Ja, wirklich, das wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Mein Vater war in einer norwegischen Folk-Rock-Band namens GÅTE, also bin ich damit aufgewachsen, sie auf der Bühne zu sehen, und durfte sogar selbst ans Mikrofon, als ich klein war. Mütterlicherseits sind es Flamenco-Vibes, mein Großvater ist ein Sinti-und-Roma-Gitarrist, der sein ganzes Leben lang gespielt hat. Dieser Mix der Kulturen hat mich schon früh geprägt.

Ich habe meine erste Band gegründet, als ich acht Jahre alt war, einfach so zum Spaß, weißt du? Aber schon damals wusste ich, dass es mehr als ein Hobby war. Ich wusste nicht genau, welche Art von Künstler ich werden wollte, aber ich wusste, dass ich Musik machen musste. Dieses Gefühl hat mich nie verlassen. Als ich 11 Jahre alt war, habe ich dieses STORM-Projekt gestartet und da wusste ich, was ich werden wollte. Ein Künstler, der macht, was er will, ohne sich um die Regeln der Genres zu scheren.

Warum ist dein Künstlername STORM? Hast du ein stürmisches Gemüt oder was ist die Absicht dahinter?

Haha, ja, ich meine, ich werfe nicht mit Stühlen oder so. Aber STORM fühlte sich einfach wie das Wort an, das alles erklärt, was ich in mir trage, die Energie, das Chaos, die Emotionen. Meine Gedanken bewegen sich mit hundert Meilen pro Stunde und meine Live-Shows auch. Es ist laut, es ist real, und es trifft dich. Das ist es, was ein Sturm macht.

Man kann dich grob der alternativen Szene zuordnen, obwohl du oft über den Tellerrand hinausschaust. Wie würdest du deinen Stil beschreiben und welche Bands haben dich am meisten beeinflusst, als du noch jung warst?

Ich wollte mich nie wirklich auf eine Sache festlegen. Ich würde sagen, mein Sound ist emotional, genreübergreifend, manchmal düster, manchmal hell  je nachdem, in welcher Stimmung ich mich befinde. Ich höre Alt-Rock, Hip-Hop, Trap, Metal, Shoegaze und sogar Drum & Bass. Ich liebe Kontraste.

Als ich aufwuchs, war MICHAEL JACKSON mein erstes Idol  seine Präsenz, seine Emotionen, die Art und Weise, wie er einen etwas fühlen ließ. Später war ich besessen von Bands wie FALLING IN REVERSE und BRING ME THE HORIZON. Das Metal-Genre entdeckte ich eigentlich durch ein Videospiel, Tekken vs. Street Fighter. Darin gab es einen Titel, den ich immer wieder spielen musste, und mein Vater half mir, ihn auf Spotify zu finden. Der Titel war 'Honest Eyes' von BLACK TIDE. Das öffnete mir die Tür zu all dem schweren Zeug. Jetzt werde ich auch von Künstlern wie BILLIE EILISH, JUTES und POST MALONE inspiriert.

Dein neues Album kommt bald heraus. Erzähl uns, wie der Aufnahmeprozess für dich verlief ich kann mir vorstellen, dass es extrem aufregend war, besonders in deinem jungen Alter.

Ja, Mann, es war verrückt. Ich und mein Produzent Erlend Torheim haben uns im Studio eingeschlossen und es einfach laufen lassen. Keine Regeln, kein Druck, nur pure Kreativität. Ich wohnte etwa zwei Wochen lang bei ihm in Oslo, und wir haben fast jeden Tag einen neuen Track gemacht. Als ich nach Hause kam, um mein Studium zu beenden, hatten wir über 20 Songs, und ich dachte mir: Warum nicht ein ganzes Album daraus machen?

Dieser Prozess hat mich so viel darüber gelehrt, wer ich als Künstler bin. Wir jagten nicht nach Trends, sondern nach dem, was sich gerade richtig anfühlte.

Folgt die Platte einem konzeptionellen roten Faden? Gibt es eine zusammenhängende Geschichte, die "Join The Storm" erzählt?

Es ist nicht wie eine Geschichte mit Charakteren, aber ja, es gibt einen echten emotionalen Faden, der sich durch das Album zieht. Jeder Song ist ein Stück meiner Gedanken zu dieser Zeit, und es läuft alles auf Folgendes hinaus: Sei du selbst. Egal, wie seltsam, anders, laut oder leise du bist. Solange du niemandem weh tust, solltest du dich von niemandem unterkriegen lassen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, herauszustechen. In der siebten Klasse war ich dieser eine Typ, der Eyeliner trug und von allen angeguckt wurde. Aber genau diese "Seltsamkeit" ist es, die dich stark macht, und das ist es, was dieses Album feiert. Auch klanglich es war mir egal, in welches Genre ich passen sollte. Ich habe einfach das gemacht, was sich echt anfühlte.

Zusammen mit der genreübergreifenden Band FIXATION hast du 'Suffocation' am Start. Wie kam es überhaupt zu dieser Zusammenarbeit, was verbindest du mit FIXATION? Arbeitest du schon mit ihnen zusammen, seit du 11 Jahre alt bist?

Ich liebe FIXATION. Sie waren wie große Brüder für mich in diesem Spiel. Martin und Tobias (die Gitarristen) waren die ersten Produzenten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, als ich 11 Jahre alt war und mit STORM anfing. Sie haben meine erste EP mitgestaltet, und Martin hat seitdem meine Tracks gemischt. Jonas, ihr Sänger, hat mir viel über Gesang, Auftritte und wie man sich auf der Bühne behauptet beigebracht.

Die haben immer an mich geglaubt und mich nie wie "das Kind" behandelt. Und ich habe ein paar Gigs mit ihnen gespielt  ich bleibe immer danach, um mir ihr Set anzusehen. Das sind echte Kerle.

In dem Song singst du 'I'm A Demon' aber ich nehme an, es geht nicht darum, dämonisch zu sein, oder? Worum geht es genau, auch in Bezug auf die heutige Gesellschaft?

Nein, ich rede nicht von Hörnern und Höllenfeuer. Wenn ich sage, ich bin ein Dämon, dann geht es eher darum, dass ich mich wie einer fühle. Zum Beispiel, wenn die Gesellschaft einem sagt, man sei zu anders, zu emotional, zu sehr... was auch immer. Viele Menschen wachsen mit dem Gefühl auf, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, nur weil sie nicht in das System passen. Das ist der Dämon, von dem ich spreche. Die Art und Weise, wie man abgestempelt wird, wenn man nur versucht, man selbst zu sein.

Auch ’Alien Perspective’ ist ein sehr cooler Song. Was denkst du, wie würden Aliens dich beschreiben, wenn sie dich auf ihrem Planeten beschreiben müssten?

Haha, das ist verrückt. Ich schätze, wenn Aliens mich von ihrem Raumschiff aus beobachten würden, würden sie wahrscheinlich sagen: "Dieser Erdling hat zu viel Energie für einen Körper." Ich glaube, sie würden mich entweder faszinierend oder völlig verwirrend finden.

Auch 'Fame' gefällt mir. Du hast bereits Millionen von Views auf TikTok gesammelt aber hat das Berühmtsein auch entscheidende Nachteile, derer du dir jetzt schon bewusst wirst?

Danke, das weiß ich zu schätzen. Ja, es hat definitiv eine Kehrseite. Je mehr Reichweite man hat, desto mehr Hass bringt es mit sich. Die Leute kennen dich nicht einmal, aber sie reden, als würden sie dich kennen. Am Anfang hat mich das geärgert, aber jetzt? Ich schüttle es einfach ab. Wenn ich gehasst werde, weil ich so bin, wie ich bin, bedeutet das wahrscheinlich, dass ich etwas richtig mache. Die Leute versuchen nicht, etwas Unsichtbares zu zerstören. Und der meiste Hass kommt von 40-jährigen Vätern in Amerika, also... wen interessiert's?

Das Album wird Ende August veröffentlicht was steht danach auf deiner Agenda? Wie werden die folgenden Monate aussehen?

Im Moment bin ich dabei, Pläne zu schmieden. Ich habe einen Haufen Songs aufgestapelt, fast zu viele, um zu wissen, was ich damit machen soll. Ich kann noch nicht zu viel verraten, aber es ist mit Sicherheit mehr Musik auf dem Weg, Videos, Shows, vielleicht sogar ein paar Überraschungen. Ich gehe einfach einen Schritt nach dem anderen, aber der Sturm wird immer stärker.

Du stehst noch ganz am Anfang deiner Karriere. Wo siehst du dich in, sagen wir, fünf oder zehn Jahren? Was sind deine kurzfristigen Ziele?

In fünf Jahren? Ich hoffe, dass ich von der Musik leben kann, auf Tournee bin und mit den Leuten von Angesicht zu Angesicht in Kontakt komme. Ich würde gerne Shows auf der ganzen Welt spielen, mehr Alben herausbringen und einfach weiter wachsen. Einer meiner größten Träume ist es, für FALLING IN REVERSE zu eröffnen. Damit würde sich der Kreis für mich schließen. Es würde mir auch nichts ausmachen, tiefer ins Songwriting einzusteigen und für andere zu produzieren  ich liebe den ganzen kreativen Prozess, nicht nur vor dem Mikrofon zu stehen.

Lieber STORM, was möchtest du noch loswerden?

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, wirklich. Ich möchte allen Lesern nur eines sagen: Bleibt euch selbst treu. Lasst nicht zu, dass die Welt euch zu etwas formt, das ihr nicht seid. Du bist nicht zu viel, du bist nicht zu seltsam, du bist genau so, wie du sein sollst. Jage weiter dem nach, was dich antreibt, und lass dir das von niemandem ausreden.

Und... hör dir das Album an. "Join The Storm" hat vielleicht etwas für dich dabei. Join the Storm!

 

Fotocredits: Elisabeth Jakobsen

Redakteur:
Marcel Rapp

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